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Philipp Andreae
(1530-1567)
Prediger in Giengen

Hier nach Giengen: Einhorn.jpg

Philipp Andreae, Lutherischer Theologe
* 1530, Waiblingen
+ 27. September 1567, Giengen

Vater: Johann Endris, Schmied, aus Möckenlohe b. Eichstätt stammend (~1498-1566). Mutter: Anna Weißkopf aus Gundelfingen (~1500-vor1566). Bruder des Tübinger Kanzles Jakob Andreae.

Wie sein zwei Jahre älterer Bruder Jakob studierte er Theologie an der Universität Tübingen. Dort erlangte er das Bakkalaureat und den Magistergrad. Daran anschließend begann er seine theologische Laufbahn 1554 als Diakon in Göppingen. Dort war sein Bruder Jakob Andreae bereits seit zwei Jahren Pfarrer. Genau in diesem Jahr 1554 war er vom Herzog zu einem der vier Generalsuperintendenten Württembergs ernannt worden. Philipp wurde jedoch schon im Folgejahr 1555 als Pfarrer nach Ebersbach versetzt, und ab 1562 finden wir ihn in Neuenhaus. Zwei weitere Jahre später, im Jahr 1564, kam er für kurze Zeit als Diakon nach Heidenheim. Dort übte er auch das Amt des lateinischen Schullehrers aus. Noch im selben Jahr wird er allerdings Prediger in der benachbarten Freien Reichsstadt Giengen an der Brenz. Dort war bereits 1528 erstmals lutherisch gepredigt worden.
Er hat sich wohl bald darauf mit Katharina Moll verheiratet. Sie stammte aus der benachbarten pfalz-neuburgischen Stadt Lauingen, und war die Tochter des dortigen Stadtarztes Dr. Wolfgang Moll. Von Kindern ist uns nur die Tochter Katharina bekannt, die um 1565 das Licht der Welt erblickte. Sie ehelichte 1585 den „weit und wohlbekandt Ulrich Roggenburger, Gastgeb zur güldenen gans in Gyengen“, und gab 1633, kurz vor ihrem Tod, zu der, von ihrem Sohn Hans Martin eingerichteten, „Roggenburger Stiftung“ 300 Gulden hinzu. (Roggenburger Wappen)

Philipp Andreae übte in Giengen die Tätigkeit als Prediger aus. Dies ist neben dem Stadtpfarrer die 2. Pfarrstelle, über deren Besetzung ausschließlich der Rat der Stadt zu entscheiden hatte. Diese Predigerstelle war bereits 1420 gestiftet worden. Es muß eine der ersten Predigtstiftungen in Württemberg gewesen sein. Der Stifter war Johannes von Riedlingen, Stadtarzt zu Nürnberg, Magister artium und Lehrer der Arznei. In seinem Stiftungsbrief heißt es: „Da unter den geistlichen Werken die Predigt und das Gotteswort viel mehr nützen und notdürftiger sind denn wie die andern geistlichen Werke, darum auch unser lieber Herr Jesus Christus in menschlicher Natur dasselbe Werk hier auf Erden allermeist, viel mehr denn kein ander Werk vollbracht hat, um das, daß er die Seelen von des Teufels Gewalt damit möchte erledigen, darum, daß er auch zum allerletzten an dem Tag und Stunde seiner Auffahrt seinen lieben Jüngern und durch sie allen ihren Nachkommen geboten, das Evangelium aller Kreatur zu predigen und zu lernen. Darum habe ich ... gedacht, voran Gott zu Lob und Ehr, und danch mir und meinem Vordern und all denen, denen ich das allermeist sonderlich schuldig bin und dazu allen gläubigen Seelen zuhilf und zu Trost, von der Hab, die Gott mir von seiner Gnaden mildiglich verliehen, ein ewig Predigtamt zu stiften ... Die Predigten soll der Prediger allezeit mit sein selbs Leib und Person treulich tun, fleißiglich, nach seinem besten Können und Vermögen und soll die Wahrheit nicht sparen noch verschweigen ... Daß er die Predigten desto besser und leichter tun möge, des Studierens wegen, das er tun muß, soll er chorfrei sein und nicht mehr gebunden zu lesen, denn vier Messen in der Wochen.“

Seine Amtszeit währte jedoch nur kurz, denn er starb bereits 1567, möglicherweise an der zu dieser Zeit im Lande grassierenden Pest. (Im gleichen Jahr wurde übrigens sein Bruder Jakob, gerade wegen der Pest in Tübingen, samt der ganzen Universität auf ein Jahr nach Esslingen versetzt.) Allerdings wird auch berichtet, daß in den Jahren 1567/68 die Franzosen-Krankheit (Syphilis) in Giengen auftrat, an der ein Schullehrer und ein Ratsherr starben (der Prediger wird hierbei nicht erwähnt).

Fundstellen über Philipp Andreae:

1) „Am Sontag vor Michali Anno 1567 Ist der Ehrwirdig wohlgelehrt herr M. Philippus Andreae, Prediger alhie zu Giengen im hern Seeliglich verschieden. Den 11. Octobris Anno 1621 ist sein hinterlaßne wittib, die Ehren tugentsame Fraw Catharina Mollin Jres alters 90 Jar seelig im hern Christo abgeschieden und haben eine dochter Catharina Rockhenburgerin hinderlaßen. Gedachte fraw wittib hat sich gleichwoll in Anno 1569 Im Aprilen wider mit hern M. Daniel Walliser pfarrer zu Geislingen verheurat und ins 51. Jar mit einander gehauset aber er hat sein leben fertig in Anno 1619 im Decembris beschloße und daselbst begrabe worde unser her-Gott verleihe und allen ein seelige nachfahrt und durch Christum Inen und uns ein fröhliche auferstehung.“ [Grabplatte im Chor der Stadtkirche zu Giengen an der Brenz]

2) Philipp Andreae, Prediger, gestorben 1567, des großen Jakobi Andreae Bruder. [Chronik Donaueschingen Seite 11-18, in Meck: Giengen a.d.Br. 1927, S.148]

3) Philipp Andreae, ein Bruder des berühmten Jacob Andreae, wurde 1564 als Prediger mit 110 fl. Geld, 8 Malt. Korn und 6 fl. für Holz, wie Schempp auch hatte, angestellt. (Genannter Wendel Schempp, nimmt 1557 die Prädicatur an, und bekommt 1 Kl. Holz ins Haus geschenkt, war zu Neenstetten im Ulmischen geboren und starb 1567 28. Febr. Es war ein Mitschüler des berühmten Martin Crusius. Dieser (Annalen, II.p.271. Mosersche Übersetzung) erzählt von ihm, er seye den Ulmischen, auf Carl V. Befehl in Ketten weggeführten Geistlichen [darunter Martin Rauber] nachgelaufen, und habe ihnen in ihrer Gefangenschaft treue Dienste geleistet. Er gab eine Schrift über das Leben der Apostel im Druck heraus. Von Giengen kam er nach Ravensburg.) [Magenau: Beschreibung der Stadt Giengen an der Brenz, 1830, S.81]

4) „Nach einem in der Form der ausklingenden Renaissance gehaltenen schlichten Chorgestühl finden wir vier .. aus Jurakalk gearbeitete Grabplatten. Die hinterste als die älteste ist für den 1567 verstorbenen Prediger Magister Philippus Andreae, einem Bruder des Tübinger Kanzlers Jakob Andreae, der das Einigungswerk der lutherischen Kirchen betrieben hat, und seine 1621 verstorbene Frau Catharina Mollin errichtet. Die vorderen sind für die Tochter Catharina, die mit dem „weit und wohlbekandt Ulrich Roggenburger, Gastgeb zur güldenen gans in Gyengen“, verheiratet war, wie für Maria und Hans Martin Roggenburger. All´ diese Grabplatten zeigen stark in erhabener Arbeit aus dem Stein herausgeholt die Gestalten der Verstorbenen - bei den verheirateten mit ihrer Familie - in Anbetung des Gekreuzigten. Bei den beiden mittleren Steinen ist Moses mit der erhöhten Schlange zum Kreuz hinzugetreten. Der Aufbau der beiden äußeren wie andererseits auch der beiden inneren Grabsteine ist gleich.“ [Die evangelische Stadtkirche zu Giengen a.Br., o.J., S.18]

5) [Die Reihe der Portraitgemälde in der Sakristei] beginnt mit dem uns nun schon durch sein steinernes Grabdenkmal bekannten Prediger Magister Philipp Andreae, der 1567 heimgehen durfte.“ [Die evangelische Stadtkirche zu Giengen a.Br., o.J., S.23]

6) Dann seien die beiden Brüder, der Giengener Prediger Philipp Andreae und sein bedeutenderer Bruder, der Tübinger Kanzler Jacob Andreae, genannt. [Stadtkirche Giengen a.Br., Festschrift zur 300-Jahr-Feier, 1955, S.23]

7) Andreae, Philipp, Bruder des Tübinger Kanzlers Jacob A., Pfarrer in Ebersbach, in Neuenhaus 1562-1564, Diakonus und lat. Schulmeister in Heidenheim 1564, aber nur kurze Zeit, dann in Giengen 1564-1567 (1569). Nach dem steinernen Grabstein in der Kirche gestorben 1569 [Anm.: dort steht jedoch 1567, s.o.], nach der Beschriftung des Bildes in der Sakristei 1567. [Stadtkirche Giengen a.Br., Festschrift zur 300-Jahr-Feier, 1955, S.77]


Einhorn.jpg

Erstellt von Ulrich Stark , der hiermit seinen 11xUrgroßvater vorstellt.
Erstelt am 16.02.1998, letzte Aktualisierung am 05.09.1999.