Vor zweieinhalb Jahren
durften wir in Half-Life am nervenaufreibenden Leben des
Forschungsassistenten Gordon Freeman teilhaben. Das Spiel
verband hervorragend die Einfachheit eines 3D-Shooters
mit komplexen Puzzles, klaustrophobischen
Schock-Elementen und vor allem einer hervorragenden
Story. Gut ein Jahr später standen wir in Opposing Force
auf der anderen Seite der Gewehrmündung: Dabei spielten
wir die Story aus der Sicht des Marine Adrian Shepherd
nach -- dieses Mal galt es, Gordon Freeman unschädlich
zu machen. Mit dem (ohne Half-Life spielbaren) Addon Blue
Shift sehen Sie die Ereignisse im Forschungskomplex Black
Mesa aus den Augen einer dritten Partei. Nämlich der in
Blau gewandeten, bislang namenlosen Sicherheitsleute, die
bisher nur Türen öffneten, Feuerschutz gaben und
schnell starben. |
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Sie spielen den jungen
Schutzmann Barney Calhoun, der etwas verspätet am
Arbeitsplatz eintrifft. Eine angelegte Schutzweste samt
aufmunitionierter Pistole später können Sie erst mal
ein paar Runden lang am Schießstand Ihre Zielsicherheit
trainieren. Danach werden Sie bereits von
Wissenschaftlern im Aufzug erwartet, die Sie in den
Forschungskomplex begleiten sollen. Mitten in der Fahrt
geht das berüchtigte Teleportations-Experiment schief,
Energie-Entladungen knocken die Forscher aus, und der
Fahrstuhl rast unkontrollierbar nach unten -- es gibt
bessere Möglichkeiten, einen Tag zu beginnen.
Die Story knüpft im späteren Verlauf locker an die
Geschehnisse im Hauptprogramm an, entwickelt aber genug
Selbstständigkeit. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, eine
Energiezelle zu finden, um mit einer Hand voll Forscher
per Teleportation aus Black Mesa zu verschwinden. Der
Komplex ist nämlich mittlerweile von Aliens und Marines
überschwemmt, die Ihnen allesamt an den Kragen wollen.
Auf dem Weg zur Erfüllung Ihrer Missionen besuchen Sie
viele Bereiche der Basis, die in den Vorgängern nicht zu
erreichen waren. Später folgen auch kurze Ausflüge zum
Heimatplaneten der Aliens, Xen.
Grafische
Sparflamme |
Die mittlerweile
in die Jahre gekommene Half-Life-Engine wird
mithilfe des "High Definition"-Packs
stark aufgewertet. So bestehen nun sämtliche
Akteure und die Waffen aus wesentlich mehr
Polygonen und feineren Texturen -- das betrifft
auch das originale Half-Life und Opposing Force.
Dadurch sehen nun gerade die Wissenschaftler
natürlicher und nicht mehr so blockhaft aus wie
einst. Die Umgebungen bleiben von den Änderungen
unberührt -- das bedeutet niedrig aufgelöste
Texturen sowie arg grobe Levelbauten. Und
abgesehen von den Xen-Abschnitten dominieren
meist Grau-Töne das Design: Die unteren Etagen
des Forschungskomplexes scheinen die Fantasie der
Innenarchitekten nicht gerade beflügelt zu
haben.
Genau wie das Hauptprogramm besteht Blue Shift
nicht nur aus Ballereien, sondern auch aus
Puzzles: Sie müssen Maschinen bedienen, simpel
gestrickte Rätsel lösen und viele Kisten oder
Fässer verschieben, um zum Ziel zu gelangen.
Auch haben die Entwickler dieses Mal eine starke
Betonung auf die Dialoge gelegt: Die deutsch
sprechenden Wissenschaftler quasseln Sie teils
sehr ausführlich zu, geben Ihnen neue Aufgaben
oder verlangen allgemein nach Hilfe. |
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Kurzes Vergnügen |
Action wird in
Blue Shift groß geschrieben. Leider gibt es
keinerlei neue Waffen, auch bislang unbekannte
Gegner sucht man vergeblich. Dafür verfügen die
wenigen Widersacher über die gewohnt
erstklassige KI, versuchen Sie in die Falle zu
locken, geben sich gegenseitig Feuerschutz,
suchen Deckung und so weiter. Ein ganz großer
Knackpunkt ist allerdings die Spieldauer: Selbst
unerfahrene Spieler dürften auf dem mittleren
Schwierigkeitsgrad kaum mehr als fünf Stunden
brauchen, um alles gesehen zu haben. Opposing
Force war in dieser Hinsicht wesentlich
gehaltvoller - man merkt deutlich, dass Blue
Shift ursprünglich nur als Bonus-Kampagne für
die Dreamcast-Version von Half-Life geplant war.
An der Steuerung hat sich nichts geändert, die
bewährte Mischung aus Maus- und Tastatur gibt
keinen Grund zur Klage. Auch die Akustik blieb
unberührt, die Soundeffekte dröhnen
(entsprechendes Equipment) vorausgesetzt, in
schönstem EAX- oder Direct3D-Sound. Und trotz
der Grafikverbesserungen läuft das Spiel selbst
im Softwaremodus auf kleineren Systemen noch gut
(ein Direct3D- beziehungsweise
OpenGL-Beschleuniger ist dennoch zu empfehlen).
In der deutschen Version bekommen Sie wie üblich
kein Blut oder Splatterelemente, sondern Roboter
statt menschlicher Gegner zu Gesicht (PK)
Die erweiterte Fassung des Artikels sowie
Screenshots finden Sie in GameStar 7/2001.
Außerdem:
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