![]() |
![]() |
![]() |
Als revolutionäre Kommunistinnen gehen wir davon aus, dass die Stellung der Menschen in der Gesellschaft von den wirtschaftlichen und politischen Bedingungen abhängt. Marx, als Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus hat nachgewiesen, dass in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit die wirtschaftliche Entwicklung und die jeweilige Wirtschaftsordnung die Basis, die grundlegende Struktur in der Gesellschaft ist. Es gibt biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen, aber entscheidend ist seit vielen Jahrhunderten die wirtschaftlich und politisch unterdrückte Stellung der großen Mehrheit der Frauen. Das war so in der Sklavenhalter-Gesellschaft, im Feudalismus und ist so im heutigen Kapitalismus. Die gesellschaftspolitische Unterdrückung der Mehrheit der Frauen hängt eng mit ihrer Klassenunterdrückung zusammen. Wenn wir im heutigen Österreich die bestehenden Klassen analysieren, sehen wir, dass sich 2 Hauptklassen gegenüberstehen: Die Kapitalistenklasse und die Arbeiter/innenklasse - die einen besitzen die Produktionsmittel (die Industrie, die Banken, die Transportmittel, den Grund und Boden), die anderen arbeiten damit und werden ausgebeutet. Zwischen den beiden Hauptklassen gibt es noch die Produzent/innen, die in sehr kleinem Ausmaß Produktionsmittel besitzen, mit denen sie vor allem selber arbeiten. Sie haben z.B. eine kleine Werkstatt, ein kleines Geschäft, ein Büro mit Computer usw. – das ist das Kleinbürgertum, das zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat politisch hin und her schwankt. Auch in der Frauenbewegung gibt es unterschiedliche Strömungen, die im Wesentlichen diesen Klassen entsprechen: bürgerliche, kleinbürgerliche und proletarische, jede davon mit jeweils wieder unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Ausrichtungen. Zunächst zwei Thesen zur bürgerlichen Frauenbewegung (in Europa): "Die Frauenbewegung ist als eigene Strömung zusammen mit dem politischen Kampf der Bourgeoisie um Menschenrechte und den bürgerlichen Revolutionen im 18. Jahrhundert entstanden. Die Hauptforderung der bürgerlichen Frauenbewegung ist die Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Schon in der französischen Revolution gab es aber auch erste Ansätze zu einer eigenen Strömung der werktätigen Frauen, die mit radikaleren Forderungen auftraten. Sie stellten das Jahrtausendealte Patriarchat, die gesellschaftliche Vormachtstellung der Männer, und zwar nicht nur der Adeligen, in Frage. (These 7) Die Hauptforderungen der bürgerlichen Frauenbewegung sind heute in Europa weitgehend durchgesetzt. Die formale Gleichberechtigung der Frauen ist gesetzlich vorgeschrieben und in Österreich einklagbar, oft aber schwer durchsetzbar. In der gesellschaftlichen Realität sieht es aber außerdem so aus, dass Frauen diese Rechte aufgrund der patriarchalen und ökonomischen Unterdrückungsstrukturen nicht genügend einfordern und sie ihnen daher vorenthalten werden. (These 9) Die Frauen aus der herrschenden Klasse sind zwar auch mit der männlichen Gewalt und patriarchalen Zwängen in bestimmter Hinsicht konfrontiert, aber ganz anders als die Arbeiterin und mit anderen Auswirkungen: Die Bourgeois-Frau hat auch die "Verantwortung für den Haushalt", aber sie schafft der Küchenhilfe, der Putzfrau und dem Kindermädl an, was sie tun sollen. Sie wird kaum – mitunter eher aus steuertechnischen Gründen - einen Firmenanteil überschrieben bekommen (weniger als 10% des Kapitals sind in weiblichem Besitz), aber sie kann sich notfalls mit Hilfe eines Rechtsanwalts einen luxuriösen Lebensunterhalt sichern, ohne je erwerbstätig gewesen zu sein. Bourgeois-Frauen haben was davon, wenn Löhne, Sozialbudget und Kapitalsteuern gesenkt werden, sie haben was davon, wenn Ausbeutung, Unterdrückung und Profite erhöht werden. Der größte Teil der bürgerlichen Frauenbewegung wurde seit den 1980er-Jahren von staatlichen Stellen integriert. Gender Mainstreaming, und Genderberatung für Konzern-Vorstände sind heute Teil des kapitalistischen Unterdrückungsapparats. Wenn du bei Siemens gekündigt wirst, weil du als Frau meist als erste dran bist, wird der Personalchef eine geschlechtsneutrale Erklärung finden, warum du nicht mehr gebraucht wirst. Unter dem Motto: „Schwarz, stark, weiblich“ hat die ÖVP seinerzeit eine ganze Reihe von reaktionären weiblichen Ministerinnen in den Vordergrund geschoben, die alle das Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsystem mitverschlechterten. Damit gingen sie als Regierungsmitglieder direkt gegen die Interessen der weiblichen Arbeiter/innen vor - denn bekanntlich sind werktätige Frauen von Sozialabbau wesentlich stärker betroffen als männliche. Zum Verhältnis zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Frauenbewegung lautet unsere These 8: Die frühe, stark männlich dominierte, Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts (1. Internationale) hat der proletarischen Frauenbewegung einen schweren Stand bereitet. Gegen tief verankerte patriarchale, männerchauvinistische Haltungen innerhalb der Arbeiter/innenbewegung musste ein harter Kampf geführt werden (z.B. für die Anerkennung des Rechts auf Erwerbsarbeit, für die Zulassung von Frauen als Delegierte auf Kongresse). Diese „Kinderkrankheiten“ hat die Arbeiter/innenbewegung bis heute nicht vollständig überwunden. (These 8) Am Beginn des 20. Jahrhunderts hat die proletarische Frauenbewegung einen großen Aufschwung genommen. Sie war bis in die 1930er Jahre ein wichtiger Teil der revolutionären Bewegung der Arbeiter/innenklasse. Erst der Faschismus hat der proletarischen Frauenbewegung und ihrem revolutionär-kommunistischen Flügel den Schwung genommen. Zusammen mit der antifaschistisch-demokratischen Orientierung der Arbeiter/innenbewegung ist auch die revolutionäre proletarische Frauenbewegung weitgehend zugrunde gegangen. Wenn wir heute feststellen müssen, dass die proletarische Frauenbewegung in Österreich sehr schwach (und ihr revolutionärer Teil kaum sichtbar) ist, steht das in direktem Zusammenhang mit der extremen Schwäche der radikalen Arbeiter/innenbewegung überhaupt. Aus diesem Grund gewinnt die kleinbürgerliche Frauenbewegung verhältnismäßig größeren Einfluss. Die kleinbürgerliche Frauenbewegung erkennt, dass die bürgerliche Frauenbewegung seit längerem keine vorwärtstreibende, keine gesellschaftsverändernde Kraft mehr darstellt. Gleichzeitig sieht sie, dass die Arbeiter/innenbewegung bei uns heute unter Führung prokapitalistischer, systemerhaltender Arbeiteraristokraten steht, und dass von der SPÖ und dem ÖGB keine Kampfschritte zur Frauenbefreiung erhofft werden können. Aus diesen beiden Tatsachen zieht die kleinbürgerliche Frauenbewegung den Schluss, dass nur eine völlig eigenständige, von Bourgeoisie und Proletariat getrennte Frauenbewegung Aussicht auf Erfolg haben könnte. In der Praxis, beim Kampf um Reformen, wenden sich viele Frauengruppen aber immer wieder als Bittstellerinnen entweder an die Bourgeoisie oder an die mit ihnen verbandelte Arbeiteraristokratie. Sie sehen in der Mehrheit keine andere Möglichkeit, ihre Reformwünsche umzusetzen, als das bürgerliche Parlament oder andere Institutionen der HERRschenden Klasse. Ein Beispiel war vor gut 10 Jahren das Frauenvolksbegehren, das von vielen nicht nur als gute propagandistische Aktion, sondern als reale Möglichkeit eingeschätzt wurde, die Lage der werktätigen Frauen in Österreich zu verbessern. Wir gehen als Kommunst/innen davon aus, dass weder das Kleinbürgertum insgesamt, noch das weibliche Kleinbürgertum irgendeine realistische gesellschaftliche Perspektive hat, die über den Monopolkapitalismus hinausweist. Solange die Herrschaft des Kapitals nicht gestürzt wird, können zwar einzelne Reformen erkämpft werden, aber die wirtschaftlich-gesellschaftliche Grundlage, der Kapitalismus, bleibt bestehen – und mit ihm die Vorherrschaft der männlichen Besitzer an Produktionsmitteln. Die proletarische Frauenbewegung setzt direkt an den wirtschaftlichen Wurzeln der Frauenunterdrückung in unserer bestehenden Gesellschaft an. Das sind die kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse. Die wirtschaftliche Macht der Kapitalisten ist die Grundlage für die besondere, doppelte und mehrfache Unterdrückung der weiblichen Angehörigen der Arbeiter/innenklasse – und darüber hinaus auch die Grundlage für die Unterdrückung der Frauen aus anderen Klassen und Schichten, insbesondere des Kleinbürgertums. In unseren Thesen haben wir das so formuliert: Die proletarische Frauenbewegung geht im Unterschied zur bürgerlichen davon aus, dass die Gesellschaft in soziale Klassen gespalten ist und die ökonomischen Verhältnisse den gesamten gesellschaftlichen Überbau hervorbringen und reproduzieren. Die proletarische Frauenbewegung geht davon aus, dass die herrschende Klasse aus den bestehenden Verhältnissen (einschließlich Patriarchat) Nutzen zieht und daher in der proletarischen Revolution gestürzt werden muss. (Thesen 30+33) Mit der Senkung des Lebensniveaus der Arbeiter/innenklasse durch Flexibilisierung, Lohnsenkungen und Sozialabbau nimmt die notwendige Hausarbeit wieder zu und wird zunehmend wieder den Frauen aufgezwungen. Die Bourgeoisie ist auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen daran interessiert, Frauen je nach Konjunkturlage in die Produktion einzubeziehen oder „zurück an den Herd“ zu schicken, sie sind ein wichtiger und ständiger Teil der industriellen Reservearmee. (These 14) Und als Aufgabenstellung an uns selbst sagen wir: Die proletarische Frauenbewegung soll Forderungen von werktätigen Frauen aufgreifen, die auf Verbesserungen innerhalb des Systems abzielen. Sie soll an vorderster Front für die wirkliche Umsetzung von gesetzlichen Bestimmungen für die Gleichstellung der Frauen auftreten. Die Kommunist/innen haben dabei die Aufgabe, diese Forderungen und Reformen mit der Perspektive des Sozialismus zu verbinden, indem sie die beschränkte Möglichkeit der Umsetzung im Kapitalismus aufzeigen. (These 35) Wir fördern die eigenständige Organisierung von Frauen, andererseits ist uns bewusst, dass der Kampf gegen die besondere Unterdrückung und für Frauenbefreiung eine Aufgabe der Gesamtorganisation sein muss. (These 42) Die Klassengesellschaft ist die Grundlage des Patriarchats, das Kapital ist hauptsächlich männlich. Heute sind die Produktivkräfte so weit entwickelt, dass sie in Widerspruch zu den Produktionsverhältnissen geraten sind. Der Kapitalismus hemmt die gesellschaftlich nützliche Weiterentwicklung der Wirtschaft. Die kapitalistische Ausbeuterordnung macht auch die Überwindung des Patriarchats, des Systems der Frauenunterdrückung unmöglich. Es gibt keine andere Begründung für die unterschiedliche Stellung von Mann und Frau in Österreich – außer die Interessen des Kapitals und der herrschenden Klasse. 40% weniger Lohn als die Männer; zwei Drittel aller jugendlichen Arbeitslosen; spezielle Niedriglohnbranchen, spezielle Niedriglohngruppen in fast allen Wirtschaftsbereichen; weniger oder keine Arbeitslosenunterstützung, Notstands- oder Sozialhilfe; extrem hoher Anteil an sogenannter „flexibler“ Lohnarbeit und besonders ungesicherter Arbeitsverhältnisse; sexuelle Ausbeutung; sehr hohe Bedrohung durch Arbeitslosigkeit und Abschiebung: extrem niedrige Pension und hohe Armutsgefährdung usw. – alle diese schreienden Missstände nutzen nur der Kapitalistenklasse. Nur durch den Sturz dieser Ausbeuterklasse in der proletarischen Revolution können gesellschaftliche Bedingungen geschaffen werden, wo schrittweise eine wirkliche und dauerhafte Beseitigung der Frauenunterdrückung und aller patriarchalen Strukturen erkämpft werden kann. Nur im Sozialismus ist eine wirkliche Frauenbefreiung möglich! Im Mai 2004 haben wir 42 "Thesen zur Frauenbefreiung" beschlossen, in denen unsere Positionen zu Patriarchat, Sexismus und Kampf für Frauenbefreiung festgehalten. (8.3.2008) weiter zu Frauenthesen... IA.RKP Initiative für den Aufbau einer Revolutionär Kommunistischen Partei (vormals komak-ml) Wir verbreiten seit 1995 Flugblätter, mit denen wir uns vor allem an klassenbewusste Arbeiter/innen wenden, und geben seit 2001 eine Zeitung, jetzt ‚Proletarische Revolution’, heraus. Unser Ziel ist eine Gesellschaftsordnung ohne Klassen, ohne Unterdrückung und Ausbeutung. Dazu muss die Klasse der Arbeiterinnen und Arbeiter eine eigene Kampfpartei aufbauen, die Macht erobern, die Besitzer der Produktionsmittel enteignen und den Klassenkampf fortsetzen, bis alle Reste der bürgerlichen Ordnung verschwunden sind. Wir stellen uns in die Tradition der internationalen revolutionär-kommunistischen Bewegung, die Mitte der 1960er Jahre in Auseinandersetzung mit den Fehlern der KPdSU und in scharfem Kampf gegen die Wegbereiter des bürokratischen Staatskapitalismus in der Sowjetunion eine marxistisch-leninistische Generallinie verteidigt hat und zur Gründung neuer kommunistischer Parteien führte. Wir sind revolutionäre Kommunist/innen und deshalb nicht in der KPÖ organisiert. IA.RKP Stiftg. 8, A-1070 Wien, ia.rkp2017@yahoo.com, www.oocities.org/ia.rkp2017, www.komak-ml.tk |