Entführungen

Kapitel 1

Janeway, Seven und Icheb standen in der Astrometrie. Seven hatte mit den Sensoren ein Asteroidenfeld geortet, in dem es reichlich Dilithium zu finden gab. Janeway stand direkt vor dem großen Wandmonitor, der das Asteroidenfeld zeigte, auf dem Podest. Seven bediente unten die Kontrollen und wurde dabei von Icheb beobachtet. "Seven, wie wirkt sich ein kleiner Abstecher auf unseren Heimweg aus?" fragte Janeway. Seven tippte auf einige Sensorflächen und die Ansicht wechselte in eine Darstellung der Voyager in Relation zum Heimweg und Asteroidenfeld. Auf der Darstellung sah der alternative Kurs zur Erde lediglich wie ein kleiner Umweg aus. "Wir würden eine Woche länger brauchen." antwortete Seven. "Nun, ich glaube, dieser Abstecher würde sich lohnen. Seven, transferieren Sie die Koordinaten zu Mr. Paris auf die Conn." "Verstanden." "Janeway an Paris." "Ja Captain?" "Tom, Sie werden jeden Moment neue Koordinaten empfangen. Setzten Sie einen Kurs mit Warp 4." "Aye Captain." "Captain!" sagte Icheb auf einmal. "Die Sensoren orten ein Raumschiff direkt hinter dem Asteroidengürtel." "Kannst Du es näher heranholen?" hakte Janeway nach. "Ich glaube schon." antwortete Icheb und seine Finger glitten schnell über die Schalttafel. "Ich habe es." sagte er und im nächsten Moment sahen sie ein mindestens ebenso großes Schiff wie die Voyager, allerdings fehlte ihm bei weitem die Eleganz. Es sah eher eckig und kantig aus und farbtechnisch hatten die Erbauer wohl auch nicht viel auf das Äußere gehalten, denn das Schiff hatte sowohl braune, schwarze, olivgrüne als auch weiße Teile. "Chakotay an Janeway." ertönte es aus Kathryns Communicator. "Janeway hier." "Captain, wir werden von einem Schiff gerufen." "Danke Commander, legen Sie das Gespräch bitte in die Astrometrie." "Verstanden." Die Ansicht des Schiffes im Weltall verschwand und wurde durch das Gesicht eines älteren Mannes und einer jungen Frau ersetzt. Beide sahen menschlich aus. "Willkommen, Fremde. Ich bin Roman Tel und das ist meine Tochter Arenna. Im Namen des Volkes Renda möchte ich Sie herzlichst begrüßen." Kathryn lächelte. *Vielleicht wird das ja mal ein friedliches Treffen.* dachte sie. "Vielen Dank für die freundliche Begrüßung. Ich bin Captain Kathryn Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager. Dies hier..." sie deutete auf Seven und Icheb "sind Seven of Nine und Icheb." "Ah, Captain Janeway, ein eindrucksvoller Titel und ein sehr hübscher Name...Kathryn Janeway..." Roman Tel schwärmte schon fast. Seine Tochter hatte währenddessen ihren Blick nicht mehr von Icheb abwenden können. "Danke, Mr. Tel." antwortet Janeway und fühlte sich in der Tat geschmeichelt. "Captain, bitte nennen Sie mich doch Roman. Können wir Ihnen behilflich sein?" Nun, eigentlich wollten wir in diesem Asteroidenfeld einige Dilithiumkristalle abbauen, gehört das Feld zu ihrem Territorium?" fragte Kathryn. "Ja, das tut es." grinste Roman. "Wären Sie eventuell bereit mit uns ein Tauschgeschäft auszuhandeln? Wir bräuchten die Kristalle wirklich dringend." "Ich sehe da absolut kein Problem. Wenn Sie wollen, können Sie schon mal anfangen, während ich den Hohen Rat informiere." Roman überschlug sich fast. "Vielen Dank, Roman, aber ich möchte doch lieber erst auf die Zustimmung Ihrer Regierung warten." bremste Kathryn ihn ein etwas. Roman wirkte ein wenig enttäuscht, verlor aber nichts von seinem Lächeln. "Das verstehe ich, Captain. Ich werde mich sofort melden, wenn ich die Zustimmung habe." "Vielleicht möchten Sie und Ihre Tochter dann gleich unser Schiff kennenlernen?" fragte Janeway. Das Lächeln auf Tels Gesicht ging ins unermeßliche. "Es wäre uns eine Ehre Captain. Bis später dann." Damit verschwand sein Abbild und wurde wieder durch sein Schiff ersetzt. Seven zog eine Augenbraue hoch und sah ihren Captain an. "Dieses Individuum war sehr überschwenglich." bemerkte sie trocken. Janeway lächelte Seven an und sagte: "Ich gebe zu, etwas suspekt kam mir Mr. Tel auch vor aber ich hoffe, mein Gefühl trügt. Trotzdem - machen Sie zur Sicherheit einige unauffällige Scans von seinem Schiff. Ich will wissen, mit wem wir es zu tun haben." "Aye Captain." Seven und Icheb wandten sich ihren Kontrollen zu und Janeway begab sich auf die Brücke um ihre Offiziere zu informieren.

Kapitel 2

Roman Tel hatte sich unterdessen sofort mit dem Hohen Rat in Verbindung gesetzt. Ein Ältester des Rates sprach gerade mit Tel. "Geben Sie der Voyager die Erlaubnis und unsere besten Grüße, die Kristalle können sie ohne Gegenleistung bekommen. Laden Sie sie auch nach Renda ein." "Ich habe verstanden." sagte Tel und beendete die Verbindung. Seine Tochter trat an ihn heran. "Vater, ich finde, eine kleine Gegenleistung haben wir aber verdient." sagte sie etwas säuerlich. "Du hast völlig recht Arenna, was möchtest Du denn haben?" fragte er. Arenna lächelte. "Icheb." sagte sie. "Er ist ja so süß, ich habe mich in ihn verliebt und will ihn haben." "Nun, ich denke, das läßt sich machen." antwortete Tel. "Oh Danke, Vati!" Arenna umarmte ihren Vater stürmisch und fragte dann: "Und was willst Du von der Voyager haben?" Roman Tel grinste seine Tochter an, bevor er antwortete: "Kathryn Janeway. Die Frau hat's mir angetan." Sehnsüchtig rief er sich noch mal ihr Gesicht ins Gedächtnis und seufzte dann voller Leidenschaft. *Kathryn, bald wirst Du mir gehören!* "Abgemacht, Icheb und Kathryn im Austausch gegen Dilithium. Das ist doch nur fair, oder Arenna?" Tel fing nun an zu lachen und Arenna sagte: "Wie immer hast Du völlig recht." Sie stimmte nun auch in sein Lachen ein.
Als sie sich beruhigt hatten, sagte Tel: "Wir sagen vorerst nichts, laß sie Dilithium sammeln, dann können sie uns nichts mehr abschlagen." "Natürlich." "Arenna, ruf die Voyager wieder. Zeit für Verhandlungen!" Tel setzte sich wieder auf seinen Sessel, während Arenna erneut die Voyager rief.

Kapitel 3

Kathryn hatte, nachdem Roman Tel sich wieder gemeldet und verkündet hatte, das Tauschgeschäft gehe in Ordnung, ihn und Arenna auf die Voyager eingeladen. Wenig später begrüßten Janeway, Chakotay und Tuvok die beiden im Transporterraum. "Willkommen an Bord der Voyager." sagte Janeway. "Vielen Dank für die Einladung, Captain." erwiderte Roman. "Chakotay," wandte sich Janeway an ihren ersten Offizier "bitte führen Sie Mr. Tel und Arenna ein wenig durch's Schiff, ich komme gleich nach." "Gerne Captain. Wenn Sie mir dann bitte folgen würden." Chakotay deutete zur Tür, doch Roman sagte: "Captain, es wäre mir lieb, wenn wir erst das geschäftliche erledigen könnten, dann macht so eine Besichtigung doch gleich noch mehr Spaß. Wäre das machbar?" Janeway war etwas verblüfft, erwiderte aber: "Natürlich, wie Sie möchten." "Das ist sehr nett von Ihnen, vielen Dank." Alle machten sich, unter Janeways Führung auf den Weg zum Konferenzraum. Sie hatten gerade den Transporterraum verlassen, als Tel stehen blieb und mit Fingern schnipste, da er offensichtlich etwas vergessen hatte. "Ach Captain, ich hätte da noch eine Bitte." sprach er Janeway etwas verlegen an. Janeway hatte sich zu Tel umgedreht und sagte: "Nur zu, Roman, was kann ich noch für Sie tun?" Chakotay zuckte unmerklich zusammen, als er Kathryns Worte hörte. *Roman? Wieso nennt sie ihn schon beim Vornamen?* Chakotay fand diesen Tel auf einmal sehr unsympathisch und blickte säuerlich drein, doch die anderen bemerkten es nicht. Tel sagte gerade: "Ich glaube, meine Tochter muß nicht unbedingt an der Verhandlung teilnehmen, wäre es vielleicht möglich, daß sie sich schon das Schiff ansehen darf?" Tel machte eine kurze Atempause und flüsterte dann zu Janeway: "Wissen Sie, sie langweilt sich immer so bei Gesprächen, sie ist eben noch ein Kind." Tel zwinkerte Janeway zu, diese lächelte. "Tuvok, würden Sie unseren jungen Gast bitte schon durch's Schiff führen?" "Oh Captain!" warf Arenna ein. "Das ist wirklich nett von Ihnen. Ich möchte gewiß nicht unhöflich erscheinen, doch ist es möglich, daß Icheb mir das Schiff zeigt?" fragte sie bittend und sah Janeway mit großen, erwartungs- und hoffnungsvollen Augen an. Janeway hob die Augenbrauen und sah Tuvok verblüfft an. "Ich denke," sagte sie zu Arenna, "das ließe sich einrichten." "Oh vielen Dank, Captain. Das weiß ich wirklich zu schätzen." Arenna strahlte voller Glück. "Janeway an Icheb." sagte Janeway, als sie ihren Communicator berührt hatte. "Sprechen Sie." "Icheb, würde es Dir etwas ausmachen, einem Gast die Voyager zu zeigen?" Icheb, der immer noch in der Astrometrie mit Seven arbeitete, sah Seven verwirrt an, sagte aber: "Natürlich nicht." "Danke, dann komme doch bitte zum Transporterraum zwei und hole Arenna ab." "Verstanden." Janeway sah zu Arenna und Tuvok. "Mr. Tuvok, Sie warten mit Arenna auf Icheb und kommen dann nach." "Ja Captain." Janeway, Chakotay und Tel machten sich schon auf den Weg zum Konferenzraum. Es dauerte gar nicht lange, da kam Icheb. Arenna ging sofort auf Icheb zu und streckte ihm ihre Hand entgegen. "Hallo Icheb, ich bin Arenna. Danke, daß Du mich durch's Schiff führst." Icheb begrüßte Arenna und sagte: "Das mache ich doch gerne." Tuvok sah noch einmal Icheb und Arenna an und sagte dann: "Wir sehen uns später." und ließ die beiden allein. Icheb und Arenna gingen los. Als erstes führte er sie in den Maschinenraum. B'Elanna war zwar nicht sehr glücklich, denn sie hatte viel zu tun, wandte sich aber doch einige Minuten ihrem Gast zu. Icheb stellte Arenna und B'Elanna einander vor und Arenna fragte: "Ist das ihr Antriebssystem?" und deutete auf den Warpkern. "Ja, das ist richtig." erwiderte B'Elanna. Icheb erklärte Arenna kurz den Antrieb, dann fragte Arenna auch schon weiter: "Und woran arbeiten Sie gerade?" Sie trat an eine Konsole heran und legte ihre Hand auf den Monitor. B'Elanna war mit einem Satz bei ihr und drängte sich sanft aber bestimmt zwischen Arenna und die Konsole. "Es tut mir leid, aber bitte faß' die Konsolen nicht an. Wir arbeiten gerade an der Schildabstimmung." "Oh, das tut mir leid," hauchte Arenna "das wußte ich nicht." Betreten sah sie B'Elanna an. "Schon gut," sagte diese "es ist ja nichts passiert." *Oh doch, aber zum Glück hast Du es nicht bemerkt!* Arenna mußte innerlich grinsen, denn sie hatte mit ihrem Ring, den sie am Finger trug, gerade lange genug Zeit gehabt, die Zugangsdaten der Schildabstimmung zu transferieren. Ihr Ring war ein kleiner Sensor und Transmitter zum Schiff. *Auftrag erledigt, jetzt hängt es von Vater ab.* dachte sie. Icheb war die Situation etwas unangenehm, wußte er doch, daß B'Elanna, wenn es um den Maschinenraum ging, keinen Spaß verstand. Deshalb sagte er rasch: "Wir sollten jetzt weitergehen, Arenna." und nahm sanft ihren Arm. Arenna lief es heiß und kalt den Rücken runter. Sie begehrte Icheb so sehr, daß sie sich in diesem Moment nur mit Mühe beherrschen konnte ihn nicht zu küssen. Sie ließ sich von ihm aus dem Maschinenraum geleiten und beide setzten ihre Besichtigungstour fort.

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Im Konferenzraum war man sich unterdessen schnell einig geworden. Es war jetzt nur noch die Frage, was Roman Tel im Austausch haben wollte. "Oh Captain, ich weiß noch gar nicht, was wir brauchen könnten. Vielleicht fällt mir beim Rundgang durch Ihr Schiff etwas ein. Lassen Sie uns solange warten, einverstanden?" "Na gut Roman, vielen Dank. Ich bin sicher, wir finden für Sie etwas geeignetes." sagte Kathryn lächelnd. In Chakotay stieg die Eifersucht. Dieser Tel wurde ihm immer unsympathischer. "Chakotay." wandte sich Janeway auf einmal an ihn. "Bitte kümmern Sie sich um den Abbau des Dilithiums." "Natürlich. Wenn sie mich dann bitte entschuldigen würden." Ohne eine Antwort abzuwarten oder Kathryn noch einmal anzusehen stand er auf und ging auf die Brücke. Kathryn war etwas verwirrt über Chakotays Reaktion, ließ sich aber nichts anmerken und beschloß, ihn später unter vier Augen darauf anzusprechen. "So Roman, dann wollen wir mal sehen, wo Arenna und Icheb abgeblieben sind." sagte Kathryn und begann die versprochene Führung mit Roman. Sie hatte unterwegs mit Icheb gesprochen, der mit Arenna im Holodeck hängengeblieben war, denn Arenna war vom Holodeck so begeistert, daß sie den Rest des Schiffes völlig vergaß. Kathryn sagte Icheb, er solle einfach auf sie warten, dann könne Arenna das Programm noch etwas länger genießen. Icheb war zwar nicht sonderlich begeistert, zumal er erstens die Verabredung mit Naomi absagen mußte und zweitens hatte Arenna ein recht romantisches Programm gewählt, wovon Icheb nicht besonders angetan war.
Nach einer Stunde waren alle Beteiligten wieder im Transporterraum angekommen. "Arenna, bist Du fertig?" frage ihr Vater. "Oh ja." antwortete sie und Tel verstand. "Also Captain, dann danke ich Ihnen recht herzlich für die nette Begrüßung und die Führung und ich würde mich sehr freuen, Sie und Ihre Offiziere auf unserem Schiff einmal begrüßen zu können." sagte Roman und ging sogar soweit, daß er sich von Kathryn mit einem Handkuß verabschiedete. "Vielen Dank, Roman. Wir werden gerne kommen. Außerdem haben Sie mir noch gar nicht gesagt, was Sie denn für die Kristalle haben möchten." erwiderte Kathryn geschmeichelt. "Ach richtig, wir werden uns etwas überlegen. Arenna, komm jetzt." rief er seiner Tochter zu, der es schwer fiel, sich von Icheb zu trennen. "Vielen Dank für die Führung, Icheb." wandte sie sich an ihn. "Ich hoffe, Du wirst auch unsere Einladung annehmen?" Icheb schaute unschlüssig seinen Captain an. Diese lachte bei dem Anblick, der sich ihr bot und antwortete dann für Icheb: "Ich bin sicher, wir können das arrangieren, Arenna." "Danke Captain, Sie sind so nett zu uns!" "Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Wir sehen uns dann. Auf Wiedersehen." Arenna trat neben ihren Vater auf die Transporterplattform und warf Icheb noch mal einen sehnsüchtigen Blick zu. Icheb lächelte zurück. "Energie." hörte er Janeways Stimme und Arenna und Roman lösten sich in einer bläulich schimmernden Säule auf. Dann fühlte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um. Kathryn stand hinter ihm. "Nun Icheb, ich glaube fast, Du hast es Arenna mächtig angetan." sagte sie lächelnd und klopfte ihm auf die Schulter. "Ich sage Dir Bescheid, wenn wir auf ihr Schiff beamen." damit verließ Janeway den Transporterraum gefolgt von Tuvok und ließ einen verdutzten Icheb zurück.

Kapitel 4

"Captain's Log, Nachtrag: Der Dilithiumabbau verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. B'Elanna meint, der Vorrat reiche für die nächsten 2 Jahre. Roman Tel hat sich seit seinem Besuch auf der Voyager von drei Tagen einmal gemeldet um zu fragen, ob alles in Ordnung ist. Für heute Abend hat er uns auf sein Schiff eingeladen." Kathryn machte ein kurze Pause, beendete dann den Logbucheintrag und öffnete ihr eigenes. "Persönliches Logbuch Kathryn Janeway: Roman Tel scheint mir ein wirklich netter Mann zu sein. Dennoch habe ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Vielleicht reagiere ich durch die ständigen Konflikte und Probleme etwas übersensibel aber dennoch, mein Gefühl hat mich bisher nur selten getrügt. Vielleicht liegt es auch daran, daß Mr. Tel noch immer nicht entschieden hat, was er von der Voyager will. Chakotay ist von ihm auch nicht sonderlich überzeugt aber ich glaube, er hat noch ein anderes Problem, das er mir verschweigt." Kathryn lehnte sich in ihrem Sessel zurück. *Ach Chakotay, was ist nur los mit Dir?* fragte sie sich nun schon zum etlichen Male. Sie hatte ihn damals zum Gespräch gebeten, aber er sagte nur, daß er Tel nicht ganz vertrauen würde. Sie merkte, daß dies nicht der einzige Grund war, beschloß aber, ihn nicht zu drängen. Früher oder später würde sie es doch erfahren. "Chakotay an Janeway." ertönte es auf einmal aus ihrem Communicator. "Ja Commander, was gibt's?" "Wir sind mit dem Abbau fertig." "Oh, das ist gut. Ist alles gut verlaufen?" "Ja." Kathryn wartete, denn eigentlich hatte sie sich eine kleine Ausführung erhofft, aber Chakotay schwieg. "Danke Commander. Wir werden dann in Kürze auf Tel's Schiff beamen." "Verstanden. Chakotay Ende." *Himmel, was hat er bloß? Er ist doch sonst nicht so kurz angebunden!* überlegt Kathryn, doch lange konnte sie nicht mehr über das merkwürdige Verhalten ihres ersten Offiziers nachdenken. Jetzt hieß es, sich fertig zu machen.

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Chakotay war in seinem Quartier angekommen und in schlechter Stimmung. Zum hundertsten Male überlegte er, Kathryn zu bitten ihn für diesen Abend freizustellen, entschied sich dann aber wieder dagegen. Schließlich war er der erste Offizier des Schiffes, seine persönlichen Gefühle mußten da eben zurückstehen. Seufzend bereitete er sich auf den Besuch vor.

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20 Minuten später hatten sich Kathryn, Chakotay, Icheb und schließlich auch Tom im Transporterraum eingefunden. Sie bestiegen die Plattform und nachdem Kathryn "Energie" gesagt hatte, fand sich die Gruppe in einem Raum wieder, in dem schon Roman Tel und seine Tochter warteten. "Ah, Captain Janeway! Ich freue mich, daß sie unsere Einladung angenommen haben." "Vielen Dank Roman. Chakotay und Icheb kennen Sie ja bereits, ich möchte Ihnen noch Tom Paris vorstellen." Tom trat vor und begrüßte Tel. "Mr. Paris ist unser Pilot und vertritt Mr. Tuvok, der ein paar unaufschiebbare Dinge zu erledigen hat." fuhr Kathryn fort. "Freut mich sehr, Mr. Paris. Darf ich Ihnen meine Tochter Arenna vorstellen?" Tom begrüßte auch Arenna. "Also Captain, möchten Sie zuerst das Schiff besichtigen und dann etwas essen oder lieber umgekehrt?" fragte Tel. "Wir richten uns da ganz nach Ihnen, Roman." sagte Kathryn. "Gut, dann lassen sie uns doch mit dem Rundgang anfangen und danach das Abendbrot einnehmen." Tel ging voraus und die kleine Gruppe folgte ihm. "Wie sie sehen können ist unser Schiff nicht so modern eingerichtet, wie die Voyager, aber für uns reicht es. Unsere Crew besteht nur aus 10 weiteren Mann, da über 70% des Schiffes nur aus Lagereinrichtung besteht. Wir sind nur drei Personen auf der Brücke, die anderen sind im Wechsel für den Maschinenraum und die Instandsetzung der Lagerräume zuständig." erzählte Tel. "Und was transportieren Sie so?" fragte Tom. "Och, mal dies, mal das. Gestein, Metalle, Einrichtungsgegenstände, Mineralien, was wir eben irgendwo auf unserem Weg finden und verwerten können oder was uns aufgetragen wird. Die meiste Zeit jedoch patrouillieren wir an den Grenzen unseres Gebietes und haben somit keine Fracht." Tel hatte die Gruppe nun in den Maschinenraum geführt, in dem vier Leute arbeiteten. Arenna war nicht von Ichebs Seite gewichen und flüsterte ihm nun zu: "Das ist unser Maschinenraum. Er ist zwar wesentlich kleiner als eurer, aber ausreichend." Icheb nickte und betrachtete die große Kugel, die in der Mitte stand und unentwegt in Rot aufleuchtete. Tel erzählte den anderen wohl auch gerade dasselbe und schon ging es auch wieder weiter vorbei an Lagerräumen bis zu einem kleinen Raum, in dem schon ein gedeckter Tisch mit sechs Stühlen stand. "Das ist unser Speiseraum. Ich schlage vor, wir legen jetzt eine kleine Essenspause ein und danach zeige ich ihnen die Brücke." Alle suchten sich einen Platz und Arenna brachte das Essen herein. Es sah etwas sonderbar aus, lila mit braun gemischt, aber wie die Offiziere feststellten, schmeckt es vorzüglich. Sie unterhielten sich beim Essen, bis Kathryn feststellte, daß sie sonderbar müde wurde. Sie musterte ihre Gefährten unauffällig und stellte fest, daß es ihnen scheinbar nicht besser ging. Kathryns Herz schlug schneller, als sie begriff, was los war. Tom und Icheb rutschten in diesem Moment von ihren Stühlen und waren eingeschlafen. Chakotay versuchte, dagegen anzukämpfen, verlor aber den Kampf und sein Kopf sank auf den Tisch. Kathryn sah Tel an, der zufrieden lächelte und brachte noch: "Warum?" heraus, dann schlief auch sie ein. Tel und Arenna standen auf. "Sehr gut, das hat funktioniert. Schnell, nimm die Communicatoren von Kathryn und Icheb und laß die anderen beiden samt Communicatoren ins Shuttle verfrachten. Sollen sie da sterben. Ich kümmere mich um die Voyager." Arenna rief zwei Crewmitglieder, die Chakotay und Tom in ein Shuttle bringen sollten, während Tel zur Brücke lief. Durch Arennas Daten, die sie von der Voyager übertragen hatte, wußte er genau wohin er zielen mußte, um die Voyager lahm zu legen. Er mußte nur noch auf Arennas Zeichen warten, dann...
Arenna ließ Chakotay und Tom in ein schrottreifes Shuttle bringen, das über keinen Antrieb und keine Lebenserhaltung mehr verfügte. *Die beiden werden in diesem Schrotthaufen maximal 2 Stunden überleben.* dachte Arenna zufrieden. Jetzt kam es nur noch auf das perfekte Timing an. "Arenna an Roman, Du kannst anfangen!" meldete sie ihm. "Verstanden, halte Dich bereit." Und Tel deaktivierte die Schilde der Voyager.

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"Kim an Torres, was ist mit den Schilden los?" "Ich weiß nicht, irgend jemand hat sie deaktiviert! Ich kann sie nicht reaktivieren!" Im nächsten Moment wurde die Voyager heftig durchgeschüttelt. "Roter Alarm, Tuvok auf die Brücke!" bellte Kim. "Bericht!" "Wir werden von Tel's Schiff beschossen, Phaser und Photonentorpedos sind off-line, Schilde immer noch unten." Eine zweite Salve traf die Voyager. "Kim an Transporterraum, erfassen Sie das Außenteam und beamen Sie sie zurück!" "Geht nicht Sir, der Transporter wurde soeben zerstört!" meldete Lieutenant Nicoletti. "Verdammt. Ausweichmanöver, Mr. Culhane!" Culhane drehte das Schiff, doch er konnte nicht verhindern, daß die Voyager ein drittes Mal getroffen wurde. "Der Antrieb ist ausgefallen!" Tuvok betrat in diesem Moment die Brücke. "Bericht." "Waffen, Transporter, Schilde und Antrieb ausgefallen Sir." berichtete Kim. "Die wußten genau, wo sie uns treffen mußten." "Das Außenteam?" fragte Tuvok. "Befindet sich noch auf Tel's Schiff, kein Kontakt mehr." "Sir," meldete sich Culhane zu Wort "Tel's Schiff dreht ab! Wir können ihm nicht folgen." "Tuvok an Maschinenraum." "Torres hier." "Wie lange brauchen Sie um den Antrieb wieder zu reparieren?" "Mindestens 2 Stunden. Wir arbeiten schon daran." Tuvok hob eine Augenbraue. In 2 Stunden konnte Tel's Schiff praktisch überall hin gelangen, die Chance das Außenteam zu finden sank von Minute zu Minute. "Miß Torres, die Reparatur des Antriebs hat höchste Priorität. Ohne Antrieb habe wir keine Chance, Tel's Schiff einzuholen." "Verstanden. Torres Ende." Tuvok setzte sich. Obwohl er es sich nicht eingestehen wollte aber - er haßte es, in diesem Augenblick warten zu müssen. Doch er war nicht der Einzigste.

Kapitel 5

Tom schlug langsam wieder die Augen auf. Sein Kopf dröhnte, er fühlte sich wie nach einer durchzechten Nacht. Allmählich fiel ihm wieder ein, was passiert war und aus Sorge um seine Kameraden versuchte er schnell wieder auf die Beine zu kommen. Er sah sich suchend um, neben ihm lag Chakotay, doch von dem Captain und Icheb war weit und breit nichts zu sehen. Tom stemmte sich auf die Knie und nach einem kurzen Durchatmen krabbelte er zu Chakotay. "Hey Chakotay! Wach auf!" Tom patschte dem Commander vorsichtig auf die Wangen und rüttelte ihn. Er hatte Erfolg, auch Chakotay wachte auf. "Uh, Tom, was ist los?" "Dein Prinz hat Dich wachgeküßt, Dornröschen." meinte er trocken und half Chakotay in eine sitzende Position. "Wo ist der Captain und Icheb?" war seine zweite Frage. "Hier anschienend nicht." antwortete Tom und stand auf. "Dieser Tel hat uns betäubt." fuhr er fort. Chakotay rappelte sich nun auch auf. "Wieso?" fragte er mehr sich selbst als Tom und sah sich um. Es stand außer Frage, daß sie sich in einem Shuttle befanden. Viele Sitze und die meisten Konsolen waren entfernt worden und Chakotay war sich sicher, daß hier nichts mehr funktionieren würde. "Anschienen um den Captain und Icheb zu entführen." sagte Tom und setzte sich an die Navigationskontrolle. Er testete einige Schaltflächen, doch die Konsole blieb tot. "Computer!" probierte es Chakotay nun. Er bekam jedoch keine Antwort. "Tom, funktioniert hier überhaupt irgendetwas?" "Ich fürchte nicht. Und wenn die Konsolen schon keinen Saft haben, wir die Lebenserhaltung auch nicht funktionieren." Beide sahen sich stumm an. Langsam wurde ihnen erst die Bedeutung der Worte bewußt. schließlich sagte Tom: "Wir sollen hier drinnen entweder ersticken oder erfrieren!" Chakotay probierte eine andere Konsole, hatte jedoch auch kein Glück. Schließlich untersuchten sie das gesamte Shuttle doch sie fanden nichts, das funktionierte. Aber immerhin fand Tom vier Decken. Sie nahmen jeder zwei und setzten sich dann resigniert auf den Boden. Die Communicatoren von Kathryn und Icheb hatten sie auch gefunden, doch die Voyager war definitiv außer Comreichweite. Chakotay baute seinen Communicator zum Notsender um und schlang dann seine Arme um die angewinkelten Beine. Tom saß in der gleichen Position gegenüber, so war es noch am wärmsten, denn die Temperatur fiel rapide. "Hoffen wir, daß die Voyager uns rechtzeitig findet." begann Tom ein Gespräch. Chakotay dachte einige Augenblicke nach. "Was meinst Du, wann uns der Sauerstoff ausgeht?" fragte er schließlich. "Hm, keine Ahnung, das werden wir wohl früh genug merken aber anhand der Größe des Shuttles.... vielleicht eine Stunde." "Na großartig, ich hätte diesem Tel gleich in den Arrest bringen sollen." knurrte Chakotay. Tom wurde hellhörig. "Wieso? Was hat der Kerl Dir getan?" fragte er neugierig. *Verdammt, da habe ich wohl zuviel gesagt.* ärgerte sich Chakotay. "Ach, nichts weiter, mir war er einfach unsympathisch." versuchte er sich rauszureden. Doch da war Tom hartnäckig. "Na los Chakotay, ich werde es sowieso niemandem mehr erzählen können!" "Wir sollten nicht so viel reden, sonst verbrauchen wir unnötig Sauerstoff." "Schon kapiert, Du willst kneifen. Aber ich werde es noch herausfinden." setzte Tom nach. "Und ich habe B'Elanna nicht mal einen Abschiedskuß gegeben." seufzte er. Schweigend saßen die beiden Männer auf dem Boden und konnten nur hoffen, daß die Voyager sie rechtzeitig finden würde. *Oh B'Elanna...* *Oh Kathryn...*

Kapitel 6

Kathryn und Icheb kamen auf zwei Betten wieder zu sich. "Icheb, alles in Ordnung?" fragte Kathryn besorgt. "Ja. Und bei Ihnen?" "Auch. Wo sind wir?" suchend sah sich Kathryn um. Icheb und sie befanden sich in einer kleinen Zelle, die mit einem Kraftfeld gesichert war. "Ihr seid immer noch auf meinem Schiff." Roman und Arenna traten vor das Kraftfeld. Kathryn setzte einen finsteren Blick auf und trat dicht an das Kraftfeld heran. Wütend funkelte sie Roman an: "Wo sind Chakotay und Mr. Paris und warum halten Sie uns hier fest?" Roman guckte kurz seine Tochter an, dann sagte er: "Lassen Sie es mich so formulieren - ihre beiden Offiziere haben ein Privatshuttle bekommen und ihr beide seid die Gegenleistung für das Dilithium." Roman blickte Kathryn verliebt an: "Oh Kathryn, gleich vom ersten Augenblick habe ich Dich begehrt, ich liebe Dich." Arenna trat auf Ichebs Seite: "Und ich liebe Dich, Icheb." Kathryn und Icheb sahen sich völlig entgeistert an. "Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, das beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Wenn Sie uns jetzt freilassen, wird die Strafe für Sie noch milde ausfallen wenn ich mit ihrer Regierung spreche." "Aber selbstverständlich dürft ihr aus dieser Zelle." Roman deaktivierte das Kraftfeld. Kathryn wollte gerade aus der Kammer heraustreten, da stellt sich Roman ihr in den Weg. "Ihr bekommt eure eigenen Quartiere und dürft euch im Schiff frei bewegen. Nur die Brücke ist tabu." "Lassen Sie uns sofort frei, sonst werden meine Leute ihr Schiff in seine Einzelteile zerlegen." fauchte Kathryn. Roman lachte. "Haha, ich vergaß ganz zu erwähnen, daß Dein Schiff einige Probleme mit der Technik hat. Und jetzt zeige ich euch eure Quartiere. Folgt mir." Kathryn und Icheb blieb nichts weiter übrig als sich zu fügen. Roman ging voran. Neben der Tür warteten schon zwei bewaffnete Crewmitglieder. Roman, Kathryn und der eine Bewaffnete gingen nach links, Arenna, Icheb und der andere Wachmann nach rechts.

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Arenna machte vor einer Tür halt. "Das ist mein Quartier und Deins ist direkt nebenan." sagte sie und lief zur nächsten Tür. Icheb trat ein und sah sich um. Arenna folgte ihm, während ihr Begleiter vor der Tür blieb, die sich nun schloß. Arenna hielt es nicht mehr aus und fiel Icheb um den Hals. "Endlich! Ich habe so lange auf diesem Moment gewartet." seufzte sie und machte Anstalten, Icheb zu küssen. Der jedoch drehte den Kopf weg, so daß Arennas Lippen ins Leere trafen. "Hör auf." sagte Icheb und befreite sich aus der Umarmung. Arenna wich sichtlich enttäuscht einen Schritt zurück. "Ich verstehe," sagte sie mit gesenktem Kopf "es geht Dir zu schnell. Aber das macht nichts, ich kann warten." "Darum geht es doch gar nicht." entgegnete Icheb. "Ich empfinde nichts für Dich und es wird sich daran sowieso nichts ändern, solange Du uns gefangen hältst." Arenna blickte ihn nun an. "Du hast eine Andere, das ist es, oder?" "Und wenn es so wäre, es ändert nichts an der Tatsache." sagte Icheb. Arenna sagte nichts weiter sondern verließ fluchtartig das Quartier. *Ich kriege Dich schon, wart's nur ab.*
Unweit entfernt, in einem anderen Quartier spielte sich ein ganz ähnlich Szene ab. Hier verließ Roman wütend das Quartier von Kathryn und dachte: *Ich kriege Dich schon, Kathryn Janeway, ich kriege Dich.*

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Im Shuttle wurde es immer kälter und die Luft immer knapper. Längst hatten sich Tom und Chakotay fest in beide Decken eingewickelt, dennoch spürten sie bereits erst Erfrierungen an Händen und Füßen. Die verbrauchte Luft drückte wie eine Wand auf die beiden, sie atmeten nur noch mit Mühe und wurden allmählich schläfrig. "Also, was ist nun Chakotay?" fragte Tom mühevoll. "Was soll sein, Helmboy?" keuchte Chakotay. "Ich weiß es jetzt, Du bist in Kathryn verliebt, stimmt's nicht? Na los, in ein paar Minuten sind wir eh nicht mehr am Leben!" "Also gut Paris. Ja, ich liebe sie. Bist Du zufrieden? Und ich konnte ihr es nicht einmal mehr sagen!" "Ich wußte...es doch." Tom blieb für einen Moment die Luft weg. "Commander, bitte...um die Erlaubnis jetzt....einschlafen zu dürfen..." sagte er mühevoll. "Genehmigung verweigert...Tom, Du...mußt wach...bleiben!" "Chakotay...bevor ich...sterbe..muß ich...Dir...noch was sagen." brachte er mühevoll heraus. "Was denn?" "Trotz...anfänglicher Antipathie...es war...mir...eine Ehre...unter Dir...dienen..." Tom hatte die letzten Worte nur noch geflüstert, jetzt kippte er zur Seite und blieb regungslos liegen. "Verdammt...Tom!" japste Chakotay bevor auch er das Bewußtsein verlor. Eine tödliche Stille lag im Shuttle. Die Luft war verbraucht und die Brustkörbe der beiden Offiziere hoben und senkten sich nicht mehr. Kurze Zeit später lösten sich beide Körper in einem Schimmern auf.
"Tuvok an den Doctor, habe Sie die beiden?" "Gerade noch rechtzeitig. Eine Minute später und ich hätte nichts mehr für sie tun können. Beide habe schwere Erfrierungen und Sauerstoffmangel. Aber sie werden es beide ohne Nachwirkungen überleben. Und nun entschuldigen Sie mich, ich muß mich um zwei Patienten kümmern." Alle auf der Brücke, die das Gespräch hören konnten, atmeten erleichtert auf. Sie waren gerade noch rechtzeitig gekommen. Hätte B'Elanna nicht die Idee gehabt, mit einem Shuttle das Gebiet nach einigen nötigen Kristallen und Mineralien abzusuchen, wären die beiden erstickt. B'Elanna und ihr Technikerteam hatten die meisten Schäden am Triebwerk sogar noch schneller beheben können als vorgesehen. Die Voyager machte sich nun an die Verfolgung um ihren Captain und Icheb zurückzuholen.

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Chakotay schlug langsam die Augen auf, nachdem der Doctor ihm ein Hypospray gegeben hatte. Das gleiche machte er bei Tom, der nun auch erwachte. "Willkommen zurück." begrüßte der Doctor die beiden. "Doctor, was ist passiert?" fragte Chakotay und rappelte sich in eine sitzende Position. "Langsam Commander, Sie müssen noch liegen bleiben. Seven und Mr. Kim haben sie gerade noch rechtzeitig aus dem Shuttle geholt, ihre Atmung hatte bereits ausgesetzt und sie haben einige Erfrierungen erlitten." "Vielen Dank, Doctor." sagte Tom und schwang die Beine über die Bettkante. "Warten Sie, sie sind noch nicht diensttauglich.." fing das Hologramm seinen Vortrag an. "Hören Sie Doctor, Captain Janeway und Icheb werden auf Tel's Schiff festgehalten, wir wissen nicht mal, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Jede Minute ist kostbar, wir müssen sie retten." protestierte Chakotay, der bereits neben seinem Biobett stand. "Aber..." fing der Doctor wieder an, doch dann sah er in Chakotays Augen etwas, das seine Meinung änderte. "Also gut, sie sind beide entlassen. Viel Glück!" rief er ihnen noch hinterher. "Danke." hörte er Tom noch sagen, bevor sich die Türen schlossen. Chakotay und Tom hasteten auf die Brücke. Tuvok stand auf, als beide die Brücke betraten. "Commander, Lieutenant." begrüßte er sie. "Tuvok, was wissen wir bereits über Tel's Schiff?" kam Chakotay gleich zur Sache. Paris übernahm wieder die Conn. "Wir verfolgen seine Ionenspur momentan mit Warp 1, mehr Geschwindigkeit steht uns zur Zeit nicht zur Verfügung. Seven war es möglich eine Schwachstelle in den Schilden zu finden, durch diese man mittels eines modifizierten Transporterstrahls durchbeamen könnte." "Das ist doch schon etwas. Tuvok, machen sie den Delta Flyer einsatzbereit und lassen Sie von Seven den Transporter modifizieren. Melden Sie sich umgehend, wenn Sie alles erledigt haben." "Aye Sir." Tuvok verließ die Brücke.

Naomi hatte zwei und zwei zusammengezählt. Der Angriff auf die Voyager und dann waren weder Icheb, der Captain noch Chakotay auf dem Schiff. Sie machte sich die größten Sorgen um Icheb und die anderen und war etwas beruhigt, als wenigstens Tom und Chakotay wieder da waren. Dennoch, sie spürte, daß Icheb in Gefahr war und wollte ihn unbedingt retten. Deshalb verbarg sie sich in der Jeffreysröhre direkt hinter einer Brückenkonsole und hatte so jedes Wort mit anhören können. Sie war sich im klaren darüber, daß sie mächtigen Ärger bekommen würde, wenn jemand sie hier erwischen würde, aber schließlich war sie auch kein Kind mehr und fand es an der Zeit, auch etwas wichtiges zum Schiffsgeschehen beizusteuern. Als Tuvok die Brücke verlassen hatte, machte sie sich auf den schnellsten Wege zum Shuttlehangar. Tatsächlich schaffte sie es, einige Minuten vor Seven und Tuvok da zu sein und versteckte sich im Delta Flyer. Sie würde ihren Icheb retten.

Kapitel 7

Icheb war aus seinem Quartier gegangen um den Captain aufzusuchen. "Herein." sagte Kathryn, als jemand den Türmelder bediente. Die Türen glitten auf und Icheb stand da. "Ich hoffe, ich störe nicht." sagte er höflich und wartete. "Icheb, komm herein." "Danke." sagte er und betrat das Quartier. Hinter ihm glitten die Türen wieder zu. "Captain, ich finde, wir sollten einen genauen Rundgang durch das Schiff machen, vielleicht gelingt es uns zu fliehen." "Dasselbe hatte ich auch vor, Icheb. Sehr gut. Laß uns gehen." Beide traten aus der Kabine und schlugen eine Richtung ein. Sie achteten genau auf jeden Lüftungsschacht und jede Konsole und nach einigen Stunden Rundgang trafen sie wieder in Kathryns Quartier ein. Sie hatten sich jeden Raum genau angesehen, bis auf die Brücke natürlich. Kathryn und Icheb setzten sich an den kleinen Tisch und fingen an, einen Fluchtplan zu entwickeln. "In der Shuttlerampe steht ein funktionstüchtiges Shuttle, das ist unser Weg hier raus. Das Problem ist bloß, daß wir da nicht so leicht rankommen werden." sagte Kathryn. "Der Zugang zu den Kontrollen ist mit einem fraktalem Verschlüsselungscode gesichert, ich brauche einige Zeit, um den Code zu umgehen." sagte Icheb. "Außerdem wird man einen derartigen Versuch schnell auf der Brücke bemerken." fügte er hinzu. "Hm, wir müssen es irgendwie schaffen, auf die Brücke zu kommen und die nötigen Kontrollen zu manipulieren." überlegte Kathryn laut. "Dazu müssen wir das Vertrauen der beiden gewinnen." Es entstand eine Pause. "Wir müssen ihr Spiel mitspielen, aber nach unseren Regeln. Die beiden müssen glauben, daß wir ihnen doch noch verfallen. Icheb, meinst Du, Du kannst Arenna vorgaukeln, daß auch Du in sie verliebt bist?" Icheb überlegte einen Moment. "Ich weiß nicht, aber ich werde es wohl versuchen müssen." "Gut, aber laß es ganz langsam angehen. Wenn wir jetzt gleich anfangen, nehmen die uns das nicht ab." betonte Kathryn. "Wir werden gleich zum Essen gehen müssen, komm morgen wieder zu mir und dann arbeiten wir den Plan weiter aus." "Einverstanden." Icheb stand auf und ging wieder in sein Quartier, wo ihn Arenna jeden Moment abholen wollte. Er war von der Idee des Captains gar nicht begeistert, aber er sah ein, daß es wohl keinen anderen Ausweg gab.

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"Tuvok an Chakotay, der Delta Flyer ist bereit zum Abflug." "Sehr gut, Mr. Tuvok. Chakotay an den Doctor, melden Sie sich in der Shuttlerampe, Sie werden uns für alle Fälle begleiten." "Verstanden." "Mr. Kim, Sie haben die Brücke." delegierte Chakotay das Commando. "Aye Sir." "Mr. Paris, Sie begleiten mich." Tom stand auf und folgte Chakotay in den Turbolift. Minuten später kamen sie im Shuttlehangar an, wo der Doctor schon wartete. Tuvok und Seven gingen etwas auf Distanz. Chakotay, Tom und der Doctor stiegen ein und kurze Zeit später verließ der Delta Flyer die Voyager. "Doctor, wenn Sie Tel's Schiff orten können, sagen Sie sofort Bescheid." "Natürlich Commander." erwiderte der Doctor.

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Sie waren jetzt schon fast 10 Stunden mit Maximalgeschwindigkeit der Ionenspur gefolgt. Endlich blinkte am Kontrollpult des Doctors eine kleine Lampe auf. "Commander! Ich habe ihn! Sein schiff befindet sich 2 Lichtjahre vor uns und fliegt mit Warp 4." "Sehr gut. Tom, passen Sie unsere Geschwindigkeit an und schalten Sie den Flyer auf passiv Modus. Wir müssen uns praktisch unsichtbar machen." sagte Chakotay. Tom hantierte an den Kontrollen herum und das Shuttle wurde nur noch von einem blauen Licht erhellt. "Sind auf passiv Modus." meldete Tom. "Bringen Sie uns ganz langsam näher, Tom." Der Delta Flyer näherte sich ganz langsam und unbemerkt von den Sensoren Tel's Schiff. Und selbst wenn die Kontrollen Alarm gegeben hätten, Tel schwebte gerade auf Wolke sieben und bekam von seiner Umgebung nichts mehr mit. Kathryn saß halb auf seinem Schoß in ihrem Quartier und flirtete heftig mit ihrem Entführer. Genauso erging es Arenna, denn Icheb merkte schnell, was er machen mußte um Arenna wie Wachs in seinen Händen schmelzen zu lassen. "Icheb, endlich! Ich wußte doch, Du würdest Deine Meinung ändern." sagte Arenna und küßte ihn leidenschaftlich. Icheb erwiderte ihren Kuß und sah dann tief in ihre Augen. "Arenna, laß uns etwas durch's Schiff laufen. Du mußt mir noch mein neues zu Hause zeigen." sagte er. "Alles, was Du willst, Icheb." schwärmte Arenna und schlang ihren rechten Arm um seine Hüfte. Er legte seinen linken Arm um ihre Schulter und beide verließen das Quartier. Nachdem sie eine kleine Runde gemacht hatten, lenkte Icheb Arenna ganz unauffällig Richtung Brücke. Arenna bekam davon nichts mit, sie hing an Ichebs Lippen und erst als dieser fragte: "Arenna, was ist hinter dieser Tür?" schaute sie sich um. "Ach, da geht es zur Brücke." sagte sie und wollte Icheb weiterziehen. "Zeigst Du sie mir?" bettelte Icheb. "Ich darf doch nicht, Vater hat es mir verboten. Laß uns weiter gehen." "Bitte Arenna, Dein Vater wird es auch bestimmt nicht erfahren. Ich durfte auf der Voyager nie auf die Brücke, es wäre für mich das erste mal." Er unterstrich seine Bitte, in dem er Arenna einen langen Kuß gab. In Arenna schmolz der letzte Widerstand bei diesem Kuß und sie sagte: "Also gut, aber schwöre, daß Du es niemandem erzählst." "Ich schwöre es." sagte Icheb. "Und faß nichts an." mahnte Arenna. "Nein, ich verspreche es." "Dann komm." sagte Arenna und gab einen Sicherheitscode ein, der die Tür zur Brücke öffnete. Icheb schaute ihr dabei unbemerkt über die Schulter und prägte sich die Kombination ein. Die Türen glitten beiseite und Icheb betrat die Brücke.

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"Kathryn Janeway, ich wußte, Du würdest mir nicht widerstehen können." hauchte Roman ihr ins Ohr und küßte sie. "Du hast mich einfach überzeugt." erwiderte Kathryn. Roman wollte gerade anfangen, ihr ihre Uniform abzustreifen, da stand sie schnell auf und blickte ihn verführerisch an. "Sollten wir uns nicht erst besser kennenlernen?" fragte sie. "Entschuldige, ich war wohl etwas vorschnell." entschuldigte er sich. "Wie wäre es," sagte Kathryn nach einer kleinen Pause "wenn wir zusammen einen kleinen Spaziergang durch's Schiff machen?" schlug sie vor. "Ich würde so gerne einmal die Sterne im All vorbeiziehen sehen..." schwärmte sie und schloß dabei ihre Augen. Roman dachte einen Augenblick nach. "Durch die Shuttlerampe können wir hinaussehen, sonst haben wir nur kleine Fenster." *JA!* freute sich Kathryn in Gedanken, *genau das wollte ich doch!* "Oh, das wäre wundervoll!" sagte sie und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. Roman folgte Kathryn, als diese zur Tür ging und geleitete sie zur Shuttlerampe. Kathryn stand dicht neben Roman und schielte auf die Kontrollen. Roman gab eine lange Kette von Zahlen ein und dann öffnete sich die Tür zur Shuttlerampe. Kathryn trat ein und steuerte geradewegs am Shuttle vorbei zum Kraftfeld, das sie jetzt nur noch vom Vakuum des Weltalls trennte. Erleichtert bemerkte sie, daß das Shuttle nicht extra gesichert war und notierte sich in Gedanken die Innenausstattung der Halle. Vielleicht konnten sie später das eine oder andere brauchen.

Kapitel 8

Der Delta Flyer klebte inzwischen förmlich am Heck des Schiffes. Tom hatte den Autopiloten eingeschaltet und die drei Männer bereiteten sich auf die Befreiungsaktion vor. Sie bewaffneten sich und dann beamten sie auf Tel's Schiff. Naomi kroch aus ihrem Versteck hervor. Sie hatte die ganze Zeit in der Bettenröhre ausgeharrt und über einen kleinen Monitor, den sie mitgenommen hatte, die ganze Zeit das Cockpit beobachtet. Sie hörte, wie Chakotay dem Computer die Anweisung zum Beamen gab und als alle drei entmaterialisiert waren, wartete sie einige Minuten, bis sie ihnen folgte. Sie rematerialisierte in einer leeren Lagerhalle auf Tel's Schiff. Vorsichtig schlich sie zur Tür und guckte um die Ecken. Darin hatte sie Übung, denn als sie kleiner war, war sie mit Vorliebe Seven nachgeschlichen um die ehemalige Borg zu beobachten und ihr nachzueifern. Wie eine Katze schlich sie durch die Gänge und stolperte dabei fast über ein bewußtloses Crewmitglied. *Aha, ich bin auf dem richtigen Weg.* dachte sie und schlich weiter. Plötzlich hörte sie in einiger Entfernung Phaserfeuer und einige Schreie. Sie lief jetzt schneller und als sie um die nächste Ecke sah, sah sie gerade noch, wie Chakotay und Paris auf dem Boden lagen und von vier Männern weggezerrt wurden. Vom Doctor war nichts zu sehen. Als der Gang leer war, suchte sie nach dem mobilen Emitter des Doctors und tatsächlich fand sie ihn in einer Ecke. Plötzlich hörte sie Schritte, die sehr schnell waren und immer lauter wurden. Sie nahm den Emitter mit sich und lief den Gang bis zum Ende wo sich eine Tür befand. Sie stürzte hinein und fand sich in einem leeren und dunklen Quartier wieder. Hinter ihr schlossen sich die Türen gerade noch rechtzeitig. Sie konnte nun sogar eine wütende Stimme hören: "Du hast mich reingelegt, Du Miststück. Aber das wirst Du mir büßen!" Naomi Herz klopfte. Sie stand mit angehaltenem Atem an der Tür und lauschte. Für einen Moment schien es, als würden die Schritte genau zu ihrem Versteck wollen, doch dann wurden sie immer leiser und schließlich war der Korridor vollkommen ruhig. Naomi atmete erleichtert auf und setzte sich auf einen Stuhl. Sie konnte sich denken, daß die wütende Stimme zu Roman Tel gehörte und er den Captain mit sich gezerrt haben mußte. Nun würde die Rettung aller von ihr und dem Doctor abhängen. Sie wollte den Doctor aktivieren, doch sie stellte fest, daß der Emitter leicht beschädigt war. *Na toll, jetzt hängt es allein von mir ab.* dachte sie. Sie steckte den Emitter sicher in ihre Tasche und sah sich im Quartier genauer um.

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Kathryn wurde von Roman unsanft in eine Zelle gestoßen, in der Chakotay und Tom lagen. "Dafür wird ein Mitglied Deiner Crew büßen, Kathryn Janeway." Roman Tel war außer sich vor Wut. Schnaubend drehte er sich um, aktivierte das Kraftfeld und verließ den Raum. Kathryn untersuchte schnell Tom und Chakotay und atmete erleichtert auf als sie bei beiden einen kräftigen Puls fühlen konnte. Vorsichtig schüttelte sie Chakotay an der Schulter, damit dieser wach wurde. "Chakotay! Chakotay, wach auf!" Chakotay schlug langsam die Augen auf. Als er Kathryn sah, kam ein Lächeln über seine Lippen und er richtete sich auf. Ein Fehler, wie er schnell bemerkte. "Kathryn! Oh, mein Kopf!" stöhnend rieb er sich die Stirn. "Wie geht es Dir, alles in Ordnung?" fragte er besorgt. Kathryn schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Mir geht's gut." sagte sie und kniete sich dann neben Tom um ich ebenfalls zu wecken. Tom erging es nicht besser als seinem Commander, auch er wachte mit heftigen Kopfschmerzen auf. "Was ist los, wo sind wir?" fragte er. "In Tel's Arrestzelle." antwortet Kathryn trocken. "Wo ist der mobile Emitter?" fragte Tom. "Er wurde im Kampf beschädigt, wahrscheinlich liegt er in irgendeinem Gang." meinte Chakotay. "Großartig. Wie es aussieht, müssen wir uns selbst hier raus helfen." bemerkte Tom trocken. "Dann würde ich vorschlagen, wir fangen gleich damit an, Gentlemen." sagte Kathryn und begann, die Zelle genau zu untersuchen. Chakotay und Tom folgten ihrem Beispiel.

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Roman Tel war selten so wütend gewesen. Oh, er würde sich an Kathryn Janeway rächen und er hatte auch schon eine Idee. "Arenna!" bellte er ins Intercom. Er mußte nur einige Augenblicke warten bis Arenna antwortete. "Ja Vater? Was ist los?" "Ist Icheb bei Dir?" fragte er. "Ja, wir machen gerade einen Rundgang." "Kommt sofort in die Krankenstation. Wir treffen uns da." "Verstanden." antwortete Arenna verwirrt. Sie wußte, daß irgendetwas nicht stimmte. Wenig später trafen die drei zusammen. Roman wartet bereits mit einem Hypospray in der Hand. Als Arenna und Icheb eintraten trat er hinter Icheb und injizierte ihm den Inhalt in die Halsschlagader. Icheb wurde sofort bewußtlos und sank zu Boden. Arenna schrie auf. "Vater! Was soll das, was hast Du mit ihm gemacht?" besorgt kniete sie sich neben Icheb und schüttelte ihn. Roman scheuchte seine Tochter mehr oder weniger von Icheb weg und hob ihn auf ein Bett. "Er hat Dich nur benutzt, Arenna. Was wollte er von Dir, mit dem Shuttle einen Rundflug machen? Den Maschinenraum sehen? Die Brücke vielleicht? Antworte mir!" "Er... er wollte auf die Brücke..." stotterte Arenna. "Das dachte ich mir. Sein sauberer Captain hat sich inzwischen am Shuttle zu schaffen gemacht und zwei ihrer Offiziere wollten sie befreien. Aber das wird sie bereuen. Komm mit!" zischte Roman und ging mit Arenna zurück zur Arrestzelle.

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Naomi hatte einen Phaser gefunden und außerdem hatte sie es geschafft, einen Bauplan des Schiffes aufzurufen. Bis zur Arrestzelle, in der sie die anderen vermutete, war es nicht allzu weit. Außerdem hatte sie den Schaden am mobilen Emitter genauer untersucht und wenn sie ein geeignetes Werkzeug finden würde, könnte sie ihn auch wieder aktivieren. Deshalb beschloß sie, einen kleinen Umweg zur Krankenstation in Kauf zu nehmen, dort würde sie das passende Werkzeug schon finden. Sie lauschte noch einmal an der Tür und als sie sicher war, daß keiner im Gang war, schlich sie hinaus. Ohne Zwischenfälle kam sie zur Krankenstation und schlüpfte schnell hinein. Die Krankenstation war in halbdunkles Licht getaucht und Naomi erschrak, als sie eine Gestalt auf einem Bett liegen sah. Im ersten Moment dachte sie, sie wäre entdeckt, aber als sich die Gestalt nicht rührte, atmete sie erleichtert auf. Vorsichtig ging sie näher und dann erkannte sie Icheb. "Icheb!" rief sie. Sie trat an ihn heran und fühlte nach seinem Puls. *Gott sei dank, er lebt noch.* dachte sie. Sie rüttelte ihn aber Icheb wachte nicht auf. *Der Emitter, ich muß den Doctor aktivieren!* Ihr war klar, dass nur der Doctor Icheb im Moment helfen konnte und sah sich deshalb nach einem passenden Werkzeug um. Schließlich fand sie etwas und nach wenigen Minuten stand der Doctor vor ihr. "Naomi! Was machst Du denn hier?" fragte das Hologramm fassungslos und sah sich im gleichen Moment um. "Später Doctor, Sie müssen sich um Icheb kümmern!" sagte sie und deutet auf den bewusstlosen Icheb. Der Doctor verlor keine Zeit und schnappte sich einen Scanner. "Keine Sorge, er ist nur bewußtlos." sagte er und lud ein Hypospray mit einem Gegenmittel. "Wo sind Tom und der Commander?" fragte er, während er Icheb das Mittel verabreichte. "Gefangen genommen, ich glaube, sie sind in der Arrestzelle." antwortete Naomi. "Und wie kommst Du hierher?" fragte der Doctor weiter. "Kann ich das später erklären? Wir müssen noch die anderen befreien." bat Naomi. In dem Moment schlug Icheb die Augen auf. "Doctor?" fragte er noch etwas benommen. "Langsam Icheb, Du wurdest betäubt." sagte der Doctor und half Icheb auf. Naomi trat in Ichebs Blickfeld. "Icheb! Bin ich froh, daß es Dir gut geht!" "Naomi! Was machst Du hier?" fragte Icheb erstaunt. "Lange Geschichte." wich Naomi seiner Frage aus. Sie konnte doch jetzt unmöglich zugeben, daß sie seinetwegen gekommen war. "Ich muß den anderen helfen." sagte sie und ehe sie einer aufhalten konnte, war sie schon aus der Krankenstation gelaufen. Icheb und der Doctor wollten ihr gerade nachlaufen, als sich die Türen öffneten und Naomi wieder zurück kam. "Sie kommen!" keuchte sie. "Ich habe sie am Ende des anderen Ganges gesehen, sie haben mit Icheb etwas vor. Vier Männer, eine Frau und der Captain, Tom und Chakotay." Blitzartig kam dem Doctor eine Idee. "Schnell Icheb, leg Dich wieder hin und tu so, als ob Du noch schlafen würdest. Hier ist ein Hypospray, wenn Dir jemand zu nahe kommt, benutze es. Ich werde versuchen, die anderen auszuschalten, Naomi, Du versteckst Dich unter dem Tisch." "Okay." sagte sie und kauerte sich unter dem Tisch zusammen. Icheb legte sich wieder hin und schloß die Augen, während der Doctor mit dem Phaser und einem weiteren Hypospray sich in eine kleine Nische neben der Tür quetschte. Sie brauchten nur wenige Sekunden zu warten. Die Türen glitten auf und Roman Tel betrat den Raum, gefolgt von den drei Gefangenen, Arenna und zum Schluß drei bewaffneten Wachposten. "Er!" rief Roman wütend und deutete auf Icheb. "Er wird für Dein Verhalten büßen!" "Lassen Sie Icheb in Ruhe!" fauchte Kathryn. Doch Roman Tel war bereits neben Icheb getreten und hatte ein Hypospray in die Hand genommen. "Er wird einen langsamen und qualvollen Tod sterben und Du wirst zusehen!" Tel näherte sich mit dem Gift Ichebs Hals. Icheb schlug urplötzlich die Augen auf und injizierte seinerseits Tel ein Mittel. Tel war zu überrascht um rechtzeitig zu reagieren und sank zu Boden. Im nächsten Moment war das Chaos perfekt. Der Doctor trat aus seinem Versteck und erledigte eine Wache mit dem Phaser. Der andere Wachposten wirbelte herum und trat dem Doctor den Phaser aus der Hand. Im gleichen Moment schoß der dritte auf Tom, der die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Tom sank zu Boden doch Chakotay reagierte blitzschnell und wenig später rollte er mit dem Wachposten auf dem Boden. Der andere Wachposten schoß derweil auf Janeway, doch der Schuß verfehlte sein Ziel, da der Doctor sich in dem Moment auf den Wachposten warf und ihn mit dem Hypospray ins Reich der Träume schickte. Naomi kam aus ihrem Versteck hervor und wartet am Rande des Schlachtfeldes um notfalls eingreifen zu können. Kathryn war zu Icheb gelaufen und half ihm hoch. "Schluß jetzt!" ertönte eine scharfe Stimme und augenblicklich hörte der Kampf auf. Arenna hatte den Phaser in die Hände bekommen und zielte nun auf den Captain und Icheb. "Sofort aufhören, oder ihr Captain ist tot!" fauchte sie Chakotay an. Der Doctor, der sich Arennas kurze Unaufmerksamkeit zunutze machen wollte, ging auf sie los doch Arenna hatte die Bewegung bemerkt, wirbelte herum und mit einem gezielten Schuß traf sie den Emitter des Doctors, der sich daraufhin abschaltete. Sofort zielte sie wieder auf den Captain. "Möchte noch jemand?" frage sie höhnisch. Der Wachposten, mit dem Chakotay gekämpft hatte, stand auf und trat neben Arenna. "Los Captain, gehen sie zur Seite. Ich werde das vollenden, was mein Vater angefangen hat." Und damit zielte sie nun auf Icheb. Kathryn trat vor Icheb. "Das werde ich niemals zulassen." sagte sie. Arenna blickte den Wachposten an und der zerrte Janeway einfach mit sich. "Und ich dachte, ich bedeute Dir was!" flüsterte Arenna und in ihren Augen blitzten Tränen. Ihr Finger näherte sich immer weiter dem Auslöser des Phasers. "Wenn ich Dich nicht bekomme, soll Dich auch kein andere haben." sagte sie und feuerte auf Icheb. Naomi hatte das kommen sehen und in dem Moment, als Arenna abdrückte, sprang sie sich schützend vor Ichebs Körper und riß ihn gleichzeitig zur Seite. Kathryn riß vor Schreck die Augen auf, als sie sah, daß Naomi loslief. Im nächsten Moment lag Naomi auf dem Boden, unter ihr Icheb und rührte sich nicht mehr. Kathryn handelte sofort, riß sich los und stürzte sich auf Arenna, die vor Schreck wie erstarrt da stand. Chakotay ging auf den Wachposten los und schickte ihn mit einem gezielten Kinnhaken ins Reich der Träume. Kathryn hatte den Phaser ergattert und zielte nun auf Arenna. Icheb, der sich von seinem Schreck erholt hatte, drehte Naomi vorsichtig auf den Rücken und untersuchte sie kurz. "Wie geht es ihr?" rief Kathryn ihm zu. "Sie atmet kaum noch, ihr Puls ist nur ganz schwach und sie blutet stark." erwiderte er besorgt. Chakotay verlor keine Zeit und schnappte sich den Emitter des Doctors und schaffte es, ihn wieder zu aktivieren. Der Doctor hielt sich nicht lange mit Fragen auf als er Naomi sah, sondern legte sie sofort auf ein Bett und begann notdürftig mit der Behandlung. "Captain, ich kann ihr hier nicht helfen, sie muß auf die Voyager. Sie hat schwere Verletzungen und ich habe hier nicht die notwendigen Instrumente zur Verfügung." "Wie viel Zeit haben wir?" fragte Kathryn. "2 Stunden maximal." sagte der Doctor. "Verdammt. Bringen sie Tom wieder auf die Beine, Doctor. Chakotay, gehen Sie zur Brücke und deaktivieren die Schilde. Dann beamen Sie uns alle auf den Delta Flyer, Arenna und Tel werden uns begleiten." "Aye Captain." sagte Chakotay und verschwand. Wenige Minuten später befanden sich alle wieder im Delta Flyer und Tom setzte einen Kurs zur Voyager.

Kapitel 9

Chakotay stand vor dem Quartier des Captain. "Herein!" rief sie und Chakotay trat ein. Seit ihrer Ankunft auf der Voyager waren gerade mal 4 Stunden vergangen. Der Doctor operierte noch immer Naomi und würde sich melden, wenn er fertig war. Kathryn hatte er in der Zwischenzeit ein heißes Bad verordnet und ausnahmsweise protestierte sie nicht dagegen. "Chakotay! Kommen Sie rein! Möchten Sie auch etwas trinken?" Kathryn saß auf ihrer Couch mit einer Tasse Kaffee in der Hand. "Nein danke. Hat sich der Doctor schon gemeldet?" fragte er und setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber. "Noch nicht, aber er war zuversichtlich." "Hoffen wir's. Naomi hat uns alle gerettet. Ich weiß nur nicht, ob ich ihr einen Orden verleihen soll oder ihr für einen Monat die Benutzung des Holodecks verbieten soll!" schmunzelte Kathryn. "Vielleicht sollten Sie sie erst fragen, warum sie an Bord des Flyers ging." meinte Chakotay lächelnd. "Oh, ich denke, das weiß ich - Icheb. Habe ich nicht recht?" "Ich denke auch. Ich kann ihr nicht verübeln, dass sie ihn retten wollte..." sagte sie nachdenklich. Chakotay schwieg. Kathryn bemerkte es und sah in verstohlen an. Schließlich fragte sie: "Chakotay, ich wollte Sie noch etwas fragen. Als Roman Tel das erste Mal auf die Voyager kam, waren Sie... nun ja, sagen wir etwas ungehalten." Kathryn wartete. Schließlich seufzte Chakotay und sagte: "Ich kann nichts dafür, ich konnte ihn vom ersten Moment überhaupt nicht leiden weil er... weil er... ach, vergessen sie's." Er wandte seinen Blick von ihr ab und starrte statt dessen den Fußboden an. Über Kathryns Gesicht huschte ein breites grinsen. Sie stand auf und tat etwas, mit dem Chakotay nie gerechnet hätte - sie setzte sich einfach auf seinen Schoß und blickte ihm tief in die Augen. "Du konntest ihn nicht leiden weil Du auf ihn eifersüchtig warst, stimmt's?" Chakotay schluckte. Schließlich flüsterte er: "Ja, ich war eifersüchtig." "Hat Dir denn noch keiner gesagt, dass es nur einen Mann an Bord gibt, den ich liebe?" sagte Kathryn frei heraus. Und statt einer Antwort abzuwarten küßte sie ihn hingebungsvoll. Chakotay konnte nicht fassen, was da gerade passierte. Ungläubig löste er den Kuß und sah sie an. "Hat Dir der Doctor irgendwas gegeben?" "Wieso?" "Warum gerade jetzt, Kathryn?" fragte er unsicher. "Ich kann doch nicht zulassen, dass mein erster Offizier eifersüchtig ist und die Moral der Crew darunter leidet... und weil ich Dich liebe und immer geliebt habe." "Ich liebe Dich auch Kathryn." sagte er zufrieden und beide versanken in einem leidenschaftlichen Kuß. "Danke, dass du mich gerettet hast Chakotay." flüsterte Kathryn. "Jederzeit wieder." "Doctor an den Captain." ertönte es aus dem Communicator. "Perfektes Timing!" stöhnte Chakotay auf und schweren Herzens löste er seine Lippen von Kathryns. "Wir werden das nachher fortführen... Ja Doctor?" "Captain, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Naomi wieder völlig gesund wird. Wenn Sie möchten, können Sie sie in einer Stunde etwa besuchen." "Danke Doctor, in der Tat möchte ich das. Janeway Ende." Sie wandte sich wieder Chakotay zu. "Was haben Sie die nächste Stunde vor, Commander?" Chakotay beantwortete ihr diese Frage auf eine ganz persönliche Art.

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Icheb betrat zögernd die Krankenstation. "Ah, Icheb, komm ruhig herein." begrüßte ihn der Doctor. "Wie geht es Naomi?" fragte er sofort. "Sie wird wieder völlig gesund werden. Sie hat schon nach Dir gefragt, wenn Du willst, kannst Du kurz zu ihr." Icheb nickte und folgte dem Doctor zu Naomi, die auf einem abgelegenem Biobett lag und noch immer sehr blaß aussah. Als sie Icheb sah, lächelte sie. "Fünf Minuten, Icheb." sagte er und ließ die beiden dann allein. "Es tut mir leid, daß ich unsere Verabredung absagen musste." begann Icheb. "Ist schon okay, wir können das ja nachholen." erwiderte Naomi. Für einen Moment huschte ein Schatten über ihr Gesicht und schließlich fragte sie zögerlich: "Icheb, warst Du in Arenna verliebt?" Icheb sah sie erstaunt an. "Nein." sagte er dann und sah Naomi tief in die Augen. "Ich habe ihr gesagt, ich würde sie nie lieben können, weil ich bereits in jemand anderes verliebt bin." "Oh. Ich verstehe." sagte Naomi traurig und wandte ihr Gesicht ab. Er sollte ihre Tränen nicht sehen. "Die Frau, die ich liebe ist etwas ganz besonderes." sprach Icheb weiter. "Sie ist warmherzig, rücksichtsvoll, freundlich und außerdem wunderschön." Icheb nahm Naomis Hand. "Und sie hat ihr Leben riskiert um mich zu retten." bei den Worten drehte er Naomis Kopf sachte zu sich und küßte sie. Naomi glaubte zu träumen. Als Icheb den Kuß löste, sagte sie: "Icheb, ist das wirklich wahr?" "Ja, ich liebe Dich, Naomi." "Und ich liebe Dich Icheb!" Naomi strahlte. "Fünf Minuten sind um Icheb!" fröhlich kam der Doctor ans Bett und wollte Naomi etwas Ruhe gönnen. Doch als er Naomis bittenden Blick sah, verstand er und gewährte den beiden noch einige Minuten. Diskret zog er sich zurück und sorgte dafür, daß für die nächsten Minuten niemand die beiden störte.
*Ich liebe Dich, Kathryn...*
*Ich liebe Dich, Chakotay...*
*Ich liebe Dich, Naomi...*
*Ich liebe Dich, Icheb...*