Große Kirche

Nicht von Anfang an war die aus Backstein gebaute einschiffige Kirche 
die "Große Kirche". Im frühen 15. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe 
angefügt, die den bisherigen Langbau zu einer Hallenkirche erweiterten 
und den Namen rechtfertigten. 1455 ließ Graf Ulrich I einen Chor 
anbauen. 
Wie alle alten katholischen Kirchen verfügte auch die Große Kirche vor 
Einführung der Reformation in Ostfriesland über Kostbarkeiten wie mit Gold und 
Silber beschlagene Marienbilder, Kreuze und Kelche sowie andere wertvolle Kultgegenstände.
1528 wurden alle Einrichtungen aus katholischer Zeit entfernt. 
Nachdem Gräfin Anna im Jahre 1542 Johannes a Lasco zum ersten 
Superintendenten an der inzwischen protestantischen Kirche 
hatte, ließ dieser in einer nächtlicher Aktion am 3. September 1543 
alle Gemälde aus der Kirche entfernen. 
Seit 1528 hatte sich Emden zum Zentrum des calvinistischen Glaubens im
nördlichen Bereich Mitteleuropas entwickelt. So suchten Glaubensflüchtlinge
aus den Niederlanden, sogar aus Französich-Flandern, hier Schutz. Die 
Große Kirche wurde ihre Mutterkirche ("Moederkerk"). Fast alle, die in 
den westlichen Nachbarländern in ihren reformierten Gemeinden wirkten, 
standen mit der Emder Mutterkirche in enger Verbindung. 
Außer ihrem Besitz brachten die Flüchtlinge auch wertvolle handwerkliche 
Kenntnisse mit. So erhielt die Buchdruckerkunst Einzug in Emden und 
fortan druckte man hier Bibeln und politische Schriften, die heimlich 
in die unterdrückten Regionen geschafft wurden. 
Nach der Rückberufung des spanischen Herzogs Alba im Jahre 1573 kehrten
viele Glaubensflüchtlinge in die Niederlande zurück. 
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vollzog sich in Ostfriesland
eine Glaubensspaltung in lutherische und reformierte Bekenntnisse. 
Danach fand in der jetzt reformierten Großen Kirche ein Gottesdienst 
statt, zu dem Protestanten aus Holland, Frankreich, Brabant und England
gekommen waren. Sie wollten ihre Dankbarkeit dafür zeigen, dass ihre 
Vorfahren hier in ihrer Glaubensnot Zuflucht gefunden hatten.