Gore Vidal
Bocksgesang
Antworten auf Fragen vor und nach dem 11. September

Ausschnitt

... attentate in New York und Washington plane. Man drohte ihnen mit strafrechtlichen Folgen entsprechend dem Gesetz zur nationalen Sicherheit, sollten sie mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit gehen. Unlängst haben sich einige dieser Agenten an David R Schippers gewandt, den Hauptankläger des Rechtsausschusses im Kongress, der sie vor Gericht vertreten soll, wenn er nicht anderweitig verhindert ist. Wie sich viele Amerikaner erinnern werden, leitete Schippers erfolgreich das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Clinton im Repräsentantenhaus. Er könnte folglich in der Pflicht stehen, George W. Bush, dem Cheerleader der Junta, denselben hohen Dienst zu erweisen; schließlich hat Bush zugelassen, dass der amerikanischen Bevölkerung ein drohender Angriff auf zwei unserer Städte als Vergeltung für einen geplanten Militärschlag der Vereinigten Staaten gegen die afghanischen Taliban verheimlicht wurde.

Der britische Guardian berichtete am 26. September 2001, im Juli, also noch vor dem 11. September, hätten sich interessierte Kreise in einem Berliner Hotel getroffen und über Lee Coldren, ehemals hoher Beamter im Außenministerium, eine Botschaft der Regierung Bush entgegengenommen. Darin hieß es, die Vereinigten Staaten seien »über die Taliban so empört, dass sie eine militärische Aktion in Erwägung ziehen ... Dem pakistanischen Diplomaten Niaz Naik zufolge, der an diesem Treffen teilnahm, lag das Beunruhigende dieser vertraulichen Vorwarnung darin, dass bereits in allen Einzelheiten ausgearbeitet war, wie Bush die Aktion erfolgreich durchführen könnte ...« Vier Tage zuvor hatte der Guardian berichtet, »Osama bin Laden und die Taliban« hätten »zwei Monate vor den Terroranschlägen auf New York und Washington Warnungen vor einer gegen sie gerichteten möglichen amerikanischen Militäraktion erhalten ... [was] darauf hindeuten könnte, dass bin Laden sich von den Amerikanern bedroht fühlte und daher mit einem Präventivschlag reagierte«. Eine Wiederholung des » Tags der Schande« im Pazifik vor zweiundsechzig Jahren?

Da Bush den Kongress dazu gebracht hat, die Ereignisse vom 11. September nicht genauer zu untersuchen, kann nur noch das Repräsentantenhaus mit Hilfe eines Verfahrens zur Amtsenthebung die Wahrheit aus ihm herausholen. Jawohl, er muss uns sagen was er über diese massive und unmittelbare Bedrohung von außen wusste (eine ominöse Formulierung, die ich gleich erklären werde) und seit wann er informiert war.

Ungeachtet der Entrüstung und des gespielten Erstaunens der Junta nach dem Anschlag wurde Bush zwei Tage vor dem 11. September der Entwurf zu einer Sicherheitsdirektive vorgelegt, die unter der Androhung eines Krieges umfassende militärische, diplomatische und geheimdienstliche Schritte gegen Al-Qaida zum Inhalt hatte. NBC News zufolge war Präsident Bush im Begriff, »detaillierte Pläne für einen weltweiten Krieg gegen Al-Qaida zu unterzeichnen ... aber die Terrorangriffe kamen ihm zuvor«. Nach Informationen von NBC News enthielt die Direktive im Wesentlichen eben den Kriegsplan, der nach dem 11. September umgesetzt wurde. »Die Regierung konnte höchstwahrscheinlich deswegen so schnell reagieren ... weil sie die Pläne nur noch >aus der Tasche ziehen< musste.«

BBC News schließlich berichtete am 18. September 2001: »Der ehemalige pakistanische Außenminister Niaz Naik erhielt Mitte Juli von hochrangigen Vertretern der amerikanischen Regierung die Mitteilung, Mitte Oktober werde ein Militärschlag gegen Afghanistan erfolgen. Naiks Ansicht zufolge würde Washington von einem Krieg gegen Afghanistan auch dann nicht ablassen, wenn die Taliban bin Laden umgehend auslieferten.«

Also wurde Afghanistan in Schutt und Asche gelegt, um die dreitausend von Osama bin Laden ermordeten Amerikaner zu rächen? Wohl kaum. Die Junta hält die Amerikaner für so einfältig, dass sie sich kein komplizierteres Szenario vorstellen könnten als das des imposanten, einzelgängerischen und verrückten Killers (diesmal mit seinen zombiehaften Helfershelfern), der nur zum Spaß Böses tut - weil er uns hasst, denn wir sind reich und frei und er nicht. Der unattraktive Osama wurde aus ästhetischen Gründen zum Furcht einflößenden Symbol für unsere längst beschlossene Invasion und Eroberung Afghanistans stilisiert, mit deren militärischer Planung für den »Katastrophenfall« bereits Jahre vor dem 11. September 2001 begonnen und die seit dem 20. Dezember 2000 fortgesetzt wurde, als Clintons scheidendes Team den Plan für einen Vergeltungsschlag gegen bin Laden und Al-Qaida nach ihrem Anschlag auf den Zerstörer Cole ausarbeitete. Clintons nationaler Sicherheitsberater Sandy Berger unterrichtete seine Nachfolgerin Condoleezza Rice persönlich davon. Doch die Dame immer noch stark durchdrungen von ihrer Rolle als Vorstandsmitglied von Chevron, betraut mit Sonderaufgaben im Zusammenhang mit Pakistan und Usbekistan, bestreitet heute in bester Junta-Tradition jemals von ihrem Vorgänger im wichtigsten staatlichen Amt für nationale Sicherheit informiert worden zu sein. Eineinhalbjahre später (am 12. August 2002) berichtete das unerschrockene Magazin Time von dieser merkwürdigen Erinnerungslücke.

Osama bin Laden - falls tatsächlich er es war und nicht ein Staat -sorgte lediglich für den notwendigen Schock, um einen Eroberungskrieg in Gang zu setzen. Aber Eroberung von was? Was gibt es dort im öden, trockenen und sandigen Afghanistan, das es wert wäre, erobert zu werden? Das erklärt uns Zbigniew Brzezinski in einer Studie des Council on Foreign Relations, des Rats für Auslandsbeziehungen, die den Titel The Grand Chessboard: American Primacy and its Geostrategic Imperatives (Das Große Schachbrett: Das amerikanische Primat und seine geostrategischen Notwendigkeiten) trägt.

Der aus Polen stammende Brzezinski, ein Falke, war unter Präsident Carter nationaler Sicherheitsberater.

In The Grand Chessboard erteilt uns Brzezinski eine kleine historische Nachhilfestunde: »Als vor etwa fünfhundert Jahren die Kontinente begannen, politisch miteinander in Beziehung zu treten, lag in Eurasien das Zentrum der Weltmacht.« Eurasien umfasst das gesamte Territorium östlich von Deutschland. Dazu gehören Russland, der Mittlere Osten, China und Teile Indiens. Für Brzezinski sind Russland und China an der Grenze zum ölreichen Zentralasien diejenigen Mächte, die die Vorherrschaft der USA in dieser Region am meisten bedrohen. Er hält es für selbstverständlich, dass die USA die Kontrolle über die ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan, die von ihren Freunden als »Stan-Staaten« bezeichnet werden, gewinnen müssen und die )>aus sicherheitspolitischen Erwägungen und aufgrund historischer Ambitionen für mindestens drei ihrer unmittelbaren und mächtigsten Nachbarn - Russland, die Türkei und den Iran sowie China, das ebenfalls bereits sein Interesse bekundet hat - von Bedeutung sind«. Brzezinski verweist darauf, dass der weltweite Energieverbrauch weiterhin steigt; wer also die Öl- und Erdgasvorkommen am Kaspischen Meer kontrolliert, beherrscht die Weltwirtschaft. Und dann bedient er sich reflexhaft der amerikanischen Standarderklärung für alle imperialen Ambitionen: dass wir nämlich niemals etwas für uns selbst erstreben, sondern nur Schurken daran hindern wollen, sich gute Dinge unter den Nagel zu reißen, mit denen sie guten Menschen Schaden zufügen können. »Folglich besteht Amerikas Hauptinteresse darin zu gewährleisten, dass keine [andere] Einzelmacht diesen geopolitischen Raum unter ihre Kontrolle bringt und dass die Weltgemeinschaft finanziell und wirtschaftlich ungehindert Zugang zu ihm hat.«

Brzezinski weiß genau, dass die amerikanische Führung wunderbar ahnungslos ist, was Geschichte und Geografie betrifft, und deshalb kann er reichlich dick auftragen; er kann sich gerade noch zügeln, bevor er das politisch inkorrekte »vorbestimmte Schicksal« beschwört. Er erinnert das Council an die Größe Eurasiens. Fünfundsiebzig Prozent der Weltbevölkerung sind Eurasier. Wenn ich richtig gerechnet habe, heißt das, dass wir bis dato lediglich fünfundzwanzig Prozent der Weltbevölkerung beherrschen. Das muss mehr werden! »Eurasien erwirtschaftet sechzig Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts und verfügt über drei Viertel der weltweit bekannten Energieressourcen.«

Brzezinskis Generalplan für »unsere« Erde wurde von der Cheney-Bush-Junta offensichtlich gutgeheißen. Seit langem hellauf begeistert von den eurasischen Bodenschätzen, war die amerikanische Wirtschaft von Anfang an mit von der Partie.

Ahmed fasst zusammen: »Brzezinski lässt keinen Zweifel daran, dass die Etablierung, die Konsolidierung und der Ausbau der militärischen Vormachtstellung der USA in Eurasien durch die Kontrolle über Zentralasien eine beispiellose, zeitlich unbegrenzte militärische Ausrichtung der amerikanischen Außenpolitik erfordern würde, verbunden mit der Notwendigkeit einer beispiellosen innenpolitischen Unterstützung und Zustimmung zu dieser militärischen Ausrichtung."

Afghanistan ist das Tor zu all diesen Schätzen. Werden wir Krieg führen, um sie uns anzueignen? Vergessen wir nicht, dass das amerikanische Volk in keinem der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts hatte kämpfen wollen; es war Präsident Wilson, der uns in den Ersten Weltkrieg steuerte, und Präsident Roosevelt, der die Japaner dazu brachte, den Erstschlag zu fuhren und Pearl Harbor anzugreifen, was uns wiederum veranlasste, aufgrund dieses massiven Angriffs von außen in den Zweiten Weltkrieg einzutreten. Brzezinski weiß das alles, und er denkt weiter, über das Jahr 1997 hinaus. »In Anbetracht des zunehmend multikulturellen Charakters der amerikanischen Gesellschaft könnte es in Zukunft schwieriger sein, in außenpolitischen Fragen einen Konsens herzustellen, es sei denn im Falle einer wirklich massiven und weithin wahrgenommenen unmittelbaren Bedrohung von außen.« So wurde der Colt gezogen, aus dem der schwarze Rauch über Manhattan und dem Pentagon aufsteigen sollte.

Seit den iranisch-irakischen Kriegen der achtziger und frühen neunziger Jahre wird der Islam als ein satanischer terroristischer Kult dä-monisiert, der zu Selbstmordattentaten ermuntert - die, und das muss betont werden, dem islamischen Glauben widersprechen. Osama bin Laden, so scheint es, wurde zu Recht als islamischer Eiferer dargestellt. Um diesen Schurken (tot oder lebendig) vor Gericht zu bringen, nahm man in Afghanistan, dem Ziel der Übung, nicht nur die Interessen der Demokratie wahr, sondern auch die des kalifornischen Ölkonzerns Union Oil, dessen Projekt einer Pipeline von Turkmenistan über Afghanistan und Pakistan bis zum indischen Hafen Karatschi unter dem chaotischen Taliban-Regime nicht weiterbetrieben worden war. Nachdem die Junta einen UNOCAL-Mitarbeiter als amerikanischen Gesandten für die neu geschaffene Demokratie eines Landes eingesetzt hat, dessen Präsident ebenfalls ein ehemaliger UNOCAL-Mitarbeiter ist, kann das Pipeline-Projekt nun weiterverfolgt werden.

Sobald es den Anschein hatte, als wäre Afghanistan unter Dach und Fach, und nachdem das komplizierte diplomatisch-militärische Manöver halbwegs erfolgreich durchgeführt war, ersetzte die Junta urplötzlich Osama bin Laden, die Inkarnation des Bösen, durch Saddam Hussein. Das war schwer zu vermitteln, denn der Irak hat mit dem H- September rein gar nichts zu tan. Zweifellos wird dafür ein »Beweis« konstruiert. Aber das ist knochenharte Arbeit, und US-amerikanische Presseberichte über die riesigen Ölvorkommen des Irak, die im Interesse der freien Welt US-Konsortien und anderer amerikanischer Konzerne Konsortien unterstellt werden müssen, machen die Sache nicht einfacher.

Wie Brzezinski prognostizierte, ermöglichte es nur »eine wahrhaft massive und weithin wahrgenommene unmittelbare Bedrohung von außen« dem Präsidenten, Cheerleader der Junta, vor dem Kongress einen Kriegstanz aufzuführen. »Ein langer Krieg!«, rief er freudig aus. Dann sprach er vage von einer Achse des Bösen. Der Kongress erteilte ihm zwar nicht das Roosevelt-Special — die Vollmacht, den Krieg zu erklären --, wohl aber die Erlaubnis, bin Laden zu jagen, der sich möglicherweise im Irak versteckt hält. Wird der Kongress grünes Licht für den Krieg geben? Werden die Vereinten Nationen wie seinerzeit Papst Urban II. diesem ölgesalbten Kreuzzug ihren Segen erteilen?

Nach dem 11. September waren die amerikanischen Medien voll mit präventiven Beschuldigungen gegen unpatriotische »Verschwörungstheoretiker«, die es bei uns immer gibt und die sich gewöhnlich leicht diskreditieren lassen, denn einem Glaubensartikel zufolge gibt es im amerikanischen Leben keine Verschwörungen. Doch wer hätte es noch vor gut einem Jahr für möglich gehalten, dass sich die amerikanische Wirtschaft mit Buchprüfern verschwört, um die Bilanzen zu frisieren - und zwar seit, nun ja, mindestens seit der strahlenden Morgendämmerung der Ära Reagan und der Deregulierung. Man mag es für Ironie halten, dass wir weniger als ein Jahr nach der massiven Bedrohung von außen einem noch größeren Feind im Innern gegenüberstehen: dem Kapitalismus des Goldenen Kalbes. Transparenz? Größere Transparenz würde, so ist zu befurchten, nur offen legen, dass es unter der Oberfläche einer Kultur, die eine Besinnungspause bitter nötig hätte, von Maden nur so wimmelt - einer Kultur, die sich erst einmal sammeln sollte, bevor sie den nächsten großen Schritt zur Eroberung Eurasiens macht und damit zu einem Abenteuer aufbricht, das nicht nur für unsere verschlissenen Institutionen, sondern auch für uns, die gegenwärtig Lebenden, fatal werden kann.

Mittäterschaft. Das Verhalten von Präsident Bush am 11. September öffnet Spekulationen Tür und Tor. Ich kann mir keinen anderen modernen Staatschef denken, der in dem Augenblick, in dem gekaperte Flugzeuge in drei berühmte Gebäude krachen, ungerührt weiter für »goldige« Fotos posiert, auf denen er einem kleinen Mädchen lauscht, das ihm von seinem zahmen Ziegenbock erzählt.

Laut Verfassung ist Bush nicht nur Staatschef, sondern auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Allerdings würde sich ein Oberbefehlshaber in dieser Situation umgehend ins Hauptquartier begeben, Befehle erteilen und sich über die genaueren Umstände der Geschehnisse auf den neuesten Stand bringen lassen.

Stan Goff zufolge, einem zweiundsechzigjährigen Veteran der US-Armee und ehemaligen Dozenten für Militärwissenschaft an der Militärakademie in West Point, hat Bush genau das getan - oder vielmehr unterlassen. In The So-called Evidence is a Farce schreibt Goff: »Mir ist schleierhaft, weshalb niemand ein paar sehr konkrete Fragen bezüglich der Aktivitäten von Bush und Co. am Tag der Anschläge stellt. Vier Flugzeuge werden entfuhrt und weichen von ihrer Flugroute ab, was die Radarschirme der Luftfahrtbehörde exakt registrieren.« Wie andere erstaunte Militärexperten kann sich übrigens auch Goff nicht erklären, warum man nicht der automatisch in Kraft tretenden »Standardanweisung für das Vorgehen im Falle einer Entführung« folgte. Weicht ein Flugzeug von seiner Route ab, werden normalerweise Abfangjäger losgeschickt, um den Grund dafür zu erkunden. Das ist gesetzliche Vorschrift; es bedarf dazu keiner Zustimmung des Präsidenten, die nur dann erforderlich ist, wenn das Flugzeug abgeschossen werden soll' Goff schreibt weiter: »Die Flugzeuge wurden zwischen 7.45 Uhr und 8:10 Uhr Ortszeit von Boston aus entfuhrt. Wer wird benachrichtigt? Schon jetzt handelt es sich um ein unerhörtes Ereignis. Aber der Präsident wird nicht informiert. Er besucht eine Grundschule in Florida, um Kindern beim Vorlesen zuzuhören.

Um etwa 8.15 Uhr hätte klar sein müssen, dass gerade etwas Schreckliches geschieht. Der Präsident schüttelt Lehrern zur Begrüßung die Hand. Um 8.45 Uhr, als Flug Nr. 11 der American Airlines in das World Trade Center rast, stellt sich Bush zu einem Fototermin mit Kindern der Booker-Grundschule auf. Offensichtlich waren vier Passagierflugzeuge gleichzeitig entführt worden - ein Vorgang, der in der Geschichte seinesgleichen sucht --, und eines davon ist soeben in die weltberühmten Zwillingstürme gekracht. Doch noch immer wird der nominelle Oberbefehlshaber nicht in Kenntnis gesetzt.

Offensichtlich hat auch niemand Abfangjäger der Luftwaffe zum Soforteinsatz losgeschickt. Um 9.03 Uhr rast Flug Nr. 175 der United Airlines in den zweiten Turm des World Trade Center. Um 9.05 Uhr flüstert Andrew Card, der Stabschef des Weißen Hauses, George W. Bush die Neuigkeit ins Ohr, dessen Miene sich Reportern zufolge >kurz verdüstert. Bricht er den Schulbesuch ab, um eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen? Nein. Er widmet sich wieder den Zweitklässlern ... und unterbricht diese banale Beschäftigung auch dann nicht, als Flug Nr. 77 der American Airlines außerplanmäßig über Ohio den Kurs ändert und in Richtung Washington, D.C., weiterfliegt. Instruiert er Stabschef Card, die Luftwaffe loszuschicken? Nein. Zermürbende fünfundzwanzig Minuten später lässt er sich endlich dazu herab, eine öffentliche Erklärung abzugeben und den Vereinigten Staaten zu sagen, was sie bereits selbst herausgefunden haben - dass ein Angriff auf das World Trade Center mit entführten Flugzeugen stattgefunden hat.

Ein weiteres entführtes Flugzeug steuert derweil auf Washington zu, aber wurde die Luftwaffe mobilisiert, um irgendetwas zu schützen?

Nein.
 

Um 9.30 Uhr, als Bush seine Erklärung abgibt, ist Flug Nr 77 der American Airlines immerhin noch zehn Minuten von seinem Ziel, dem Pentagon, entfernt. Die Regierung wird später behaupten, sie habe nicht wissen können, dass das Pentagon ein mögliches Angriffsziel sei, vielmehr habe man angenommen, Flug Nr. 77 würde das Weiße Haus ansteuern. Tatsache jedoch ist, dass das Flugzeug bereits Kurs nach Süden genommen, die Flugverbotszone des Weißen Hauses hinter sich gelassen hat und mit mehr als 650 km/h über den Himmel rast.

Um 9.35 Uhr vollführt das Flugzeug, vom Radar aufgezeichnet, erneut eine Drehung von 360 Grad über dem Pentagon, doch das Pentagon wird nicht evakuiert, und am Himmel über Alexandria und Washington befinden sich noch immer keine Abfangjäger der Luftwaffe. Und dann der Hammer: Ein Pilot, der, wie man uns glauben machen will, in einer kleinen Flugschule für Klapperkisten wie Piper Cubs und Cessnas in Florida ausgebildet wurde, dreht eine perfekt ausgeführte Abwärtsspirale, wobei er sich aus 7000 Fuß Höhe in zweieinhalb Minuten dem Pentagon nähert, bringt das Flugzeug so tief herunter, dass es die Stromleitungen auf der dem Pentagon gegenüberliegenden Straßenseite streift, und steuert millimetergenau mit 750 km/h in die Flanke des Gebäudes.

Als die Theorie, in einer kleinen Flugschule könne man derart gut fliegen lernen, an Glaubwürdigkeit zu verlieren begann, schob man die Erklärung nach, sie hätten zusätzlich an einem Flugsimulator trainiert. Das ist, als würde man sagen, man will seiner halbwüchsigen Tochter das Autofahren beibringen, indem man sie zu ihrer ersten Fahrt auf die Autobahn in den Stoßverkehr schickt und ihr zur Vorbereitung ein Video von einem Autorennen gibt ...Um diese Ereignisse herum wird alles Mögliche konstruiert.«

In der Tat -- und je mehr hinzugefügt wird, desto undursichtiger wird die Sache.

Die Lässigkeit von General Richard B. Meyers als Generalstabschef der Streitkräfte ist ebenso verblüffend wie dasVerhalten des Präsidenten, der tat, als sei nichts geschehen. Myers plauderte im Kapitol gerade mit Senator Max Cleland. Später beschreibt ein Sergeant im American Forces Press Service (AFPS) Myers' Verhalten im Kapitol folgendermaßen: »In einem der Außenbüros, erzählte er, habe er in einem Fernsehbericht gesehen, dass das World Trade Center von einem Flugzeug getroffen worden sei. >Es hieß, es ein kleines Flugzeug oder so etwas<, sagte Myers. Dann setzten die beiden Männer ihr dienstliches Telefonat fort.«

Was immer es auch war, was sich Myers und Cleland zu sagen hatten (mehr Geld für das Militär?), es muss spannend gewesen sein, denn während ihrer Unterhaltung, so berichtet AFPS, »wurde der zweite Turm des World Trade Center von einem weiteren Flugzeug getroffen >Niemand hat uns darüber informiert, sagte Myers. >Aber als wir herauskamen, war alles klar. Dann, genau in diesem Moment, sagte jemand, das Pentagon sei getroffen worden.<« Endlich drückte jemand -- ein anderer Jemand? -- »Myers ein Mobiltelefon in die Hand« -- und wie durch Zauberei war der befehlshabende General von NORAD -- unserem Luftwaffenkommando -- exakt in dem Augenblick am Apparat, als die Mission der Entführer bis auf den gescheiterten Anschlag in Pennsylvania erfolgreich ausgeführt war. Später sagte Myers vor dem Militärausschuss des Senats aus, er glaube, dass es bei seinem Mobilfunkgespräch mit NORAD »um die Entscheidung ging, Flugzeuge loszuschicken«.

Diese Aussage hätte in unserer alten, ernsthaften Armee und Luftwaffe ausgereicht, um einige der Verantwortlichen vor das Kriegsgericht zu stellen und obendrein ein paar Amtsenthebungsverfahren in Gang zu setzen. Zum einen behauptet Myers, erst beim dritten Anschlag benachrichtigt worden zu sein. Doch das Pentagon überwachte die entführten Flugzeuge mindestens seit dem Anschlag auf den ersten Turm. Erst beim dritten Anschlag jedoch, dem Angriff auf das Pentagon, wurde die Entscheidung gefällt, Abfangjäger loszuschicken. Hier liegt der Hund begraben. Den Vorschriften zufolge hätten die Jagdflugzeuge schon um 8.15 Uhr aufsteigen muessen. Waere das geschehen, haette man alle drei entfuehrten Maschinen abschießen können. Ich glaube nicht, dassSergeant Stan Goff allzu pedantisch ist, wenn er sich fragt, wer und was genaudie Luftwaffe davon abhielt, dem normalen Prozedere zu folgen, anstatt eine Stunde und zwanzig Minuten zu warten, bis die Katastrophe geschehen war, und erst dann die Jagdflugzeuge loszuschicken. Offensichtlich hatte jemand der Luftwaffe den Befehl erteilt, nichts zu unternehmen, um die entführten Flugzeuge abzufangen, bevor ... bevor was?

Ein wehmütiger Ton klingt in den Sätzen von Anatoli Kornukow an, dem Befehlshaber der russischen Luftwaffe. Er räumt ein, dass es bei ihnen ähnliche Situationen gegeben habe, aber: »Sobald hier etwas Derartiges geschieht, werde ich augenblicklich unterrichtet, und in der nächsten Minute sind wir alle oben.« Da fragt man sich, ob der Mann darüber nachdenkt, warum die alte Sowjetunion diese Abwehrschwäche der Amerikaner nicht für einen kleinen Überraschungsangriff genutzt hat. Unterdessen geht das Gerücht, Putin habe uns für unsere künftige Selbstverteidigung seine Hilfe angeboten.

21. Januar 2002. Der kanadische Medienanalytiker Barry Zwicker rekapituliert auf CBC-TV: »Im Nordosten der Vereinigten Staaten gibt es viele Luftwaffenstützpunkte. Aber an jenem Morgen reagierten keine Abfangjäger rechtzeitig auf diese Situation höchster Alarmstufe. Auch nicht die Staffel vom Luftwaffenstützpunkt Andrews, 16 Kilometer vom Weißen Haus entfernt, die am längsten Zeit hatte, sich einsatzbereit zu machen ... Was auch immer die Erklärung für diesen unfasslichen Fehler ist, es gibt meines Wissens keine Berichte darüber, dass jemand zur Rechenschaft gezogen worden wäre. Dadurch wird die >Theorie der Inkompetenz weiter geschwächt. Inkompetenz wird gewöhnlich mit Maßregelung geahndet. Damit stellt sich mir die Frage, ob es etwa den Befehl gab, am Boden zu bleiben.«

Es ist interessant zu beobachten, wie oft in unserer Geschichte dann, wenn ein Unglück geschieht, Inkompetenz als ein besseres Alibi angesehen wird als ...ja, tatsächlich, es gibt Schlimmeres. Nach Pearl Harbour untersuchte der Kongress, warum die beiden Militärbefehlshaber von Hawaii, General Short und Admiral Kimmel, dem japanischen Angriff nicht zuvorgekommen waren. Aber Praesident Roosevelt vereitelte die Ermittlungen, indem er eigene Untersuchungen anstellte. Short und Kimmel wurden wegen Inkompetenz entlassen. Die »Wahrheit« wird bis auf den heutigen Tag verschleiert.

Dennoch, Pearl Harbor wurde im Laufe der Jahre eingehend analysiert. Was am 11. September geschah, wird, soviel ist klar, nie untersucht werden, wenn es nach unserer geheimniskrämerischen Junta geht. Ende Januar 2002 berichtete CNN, Präsident Bush habe »am Dienstag den Mehrheitsführer des Senats, Tom Daschle, persönlich gebeten, die Untersuchungen des Kongresses über die Ereignisse am 11. September einzuschränken, wie Quellen aus dem Kongress und dem Weissen Haus gegenüber CNN verlauten ließen ... Bush äußerte diese Bitte bei einem privaten Treffen mit Kongressführern ... Beteiligten zufolge habe Bush das Gespräch gesucht ... Er bat darum, dass nur die Geheimdienstausschüsse des Repräsentantenhauses und des Senats mögliche Pannen bei den Bundesbehörden untersuchen, die die terroristischen Angriffe ermöglicht haben könnten, und dass auf eine breitere Untersuchung, wie von einigen Mitgliedern des Repräsentantenhauses gefordert, verzichtet werde ... Nach dem Gespräch am Dienstag erfolgte vergangenen Freitag ein außergewöhnlicher Anruf von Vizepräsident Dick Cheney, der dieselbe Bitte äußerte ..«

Die Begründung lautete, so Daschle, dass eine breiter angelegte Untersuchung, die sich nicht damit zufrieden gibt, die Untätigkeit der Regierung auf »Pannen in Bundesbehörden« zurückzuführen, dem Krieg gegen den Terrorismus »Ressourcen und Personal rauben würde«. Aus Gruenden, die wir nicht erfahren sollen, müssen diese »Pannen« als Erklaerung herhalten- Dass es sich wahrscheinlich nicht um Pannen, sondern um eine Order geihandelt hat, ist etwas, in das wir nicht unsere Nase stecken sollten. Die Verzögerung von einer Stunde und zwanzig Minuten bei der Entsendung von Abfangjägern war unmöglich die Folge einer Panne der gesamten Luftwaffe an der Ostküste. Vielmehr wurde die Durchfuehrung der üblichen Vorschriften auf ausdrücklichen Befehl untersagt.

Unterdessen fiel den Medien wie gewohnt die Aufgabe zu, die oeffentliche Meinung gegen Osama bin Laden zu schüren, dessen Rolleals fuehrender Kopf noch immer unbewiesen war. Solche Schnellschuesse der Medien aehnlen dem klassischen Ablenkungsmanöver eines Zauberkuenstlers: Waehrend man das leuchtende Farbenspiel des Seidentuchs in der einen Hand gebannt verfolgt, steckt er einem mit der anderen das Kaninchen in die Tasche. Man beeilte sich, uns versichern, bin Ladens weit verzweigter, sagenhaft reicher Familienclan hätte mit ihm ebenso gebrochen wie das Königshaus seines Heimatlandes Saudi-Arabien. Die CIA schwor Stein und Bein, dass bin Laden im Krieg gegen die sowjetischen Besatzer in Afghanistan nicht fuer den US-Geheimdienst tätig gewesen sei. Das Gerücht schließlich, die Familie Bush habe durch ihre langjährige Beziehung zur Familie bin Ladens in irgendeiner Weise profitiert, sei - was sonst? - schlichtweg parteiisch und geschmacklos. Doch die Verstrickung von Bush jr. in das Böse reicht mindestens bis ins Jahr 1979 zurück, als ihn sein erster gescheiterter Versuch, in der großen texanischen Ölliga mitzuspielen, mit einem gewissen James Bath aus Houston zusammenbrachte, einem Freund der Familie, der Bush jr. 50000 Dollar für einen fünfprozen-tigen Anteil an dessen Firma Arbusto (spanisch für »Busch«) gab. Wavne Madsen (In These Times, Institute for Public Affairs, Nr. 25) zufolge war Bath zu jenem Zeitpunkt »der einzige US-amerikanische Geschäftsvertreter Salem bin Ladens, des Farmlienoberhaupts und Bruders (eines von 17) von Osama bin Laden ... In einer Erklärung kurz nach den Angriffen vom 11. September dementierte das Weiße Haus diese Verbindung nachdrücklich und betonte, Bath habe sein eigenes Geld in Arbusto investiert, nicht das von Salem bin Laden. In widersprüchlichen Äußerungen bestritt Bush zunächst, Bath überhaupt zu kennen, dann gab er dessen Anteile an Arbusto zu, und schließlich räumte er ein, er habe gewusst, dass Bath saudische Interessen vertrat .. nach mehreren Reinkarnationen tauchte Arbusto 1986 unter dem Namen Harken Energy Corporation wieder auf. Als Harken ein Tahr später in Schwierigkeiten geriet, gab der saudische Scheich Abdullah Taha Baghsh ...« In finanziellen Nöten nahm Bush jr. genau wie Bush sen. häufig die Gefaelligkeit von Maennern im Burnus -- oder sollte man sagen: Bruedern im Burnus? -- in Anspruch.

Hinter Bush jr. steht Bush sen., der wiederum bei der Carlyle Group in Lohn und Brot steht. ZurCarlyle Group gehören mindestens 164 Firmen weltweit, was selbst dem verlässlichen Freund der Reichen, dem Wall Street Journal, Bewunderung abverlangte. Schon am 27. September2001 hieß es dort: »Wenn die USA in dem Bestreben, Osama bin Ladens angeblich terroristische Aktivitäten zu stoppen, die Rüstungsausgaben erhöht, könnte es dafür einen überraschenden Nutznießer geben: Mr. bin Ladens Familie ... der gut betuchte saudische Clan ... investierte in einen Fonds der Carlyle Group, einer Handelsbank mit Sitz in Washington und besten Beziehungen, die auf Buy-outs von Rüstungs- und Luftfahrtunternehmen spezialisiert ist ... Osama ist eines von über fünfzig Kindern des Mohammed bin Laden, der das Familienunternehmen im Wert von fünf Milliarden Dollar aufgebaut hat.« Das Wall Street Journal hätte auch sagen können, ein weiterer Nutznießer des Afghanistankriegs sei - wie es in Judicial Watch am 28. September 2001 hieß - »George H.W. Bush, der Vater von Präsident Bush. Er ist über die Carlyle Group, eine internationale Consul-ting-Firma, für bin Ladens Familienunternehmen in Saudi-Arabien tätig. Bush sen. hat sich mit der Familie bin Laden mindestens zweimal getroffen.« Larry Klayman, Anwalt und Vorsitzender von. Judicial Watch, belebt diese nüchterne Darstellung unternehmerischer Gier in Zeiten höchster Gefahr für die Vereinigten Staaten mit dem Satz: »Die Vorstellung, dass der Vater des Präsidenten, ehemals selbst Präsident, Geschäfte mit einer Firma betreibt, die vom FBI verdächtigt wird, in die Terrorangriffe vom 11. September verwickelt zu sein, ist entsetzlich.«

Doch in ihrem Streben nach Reichtum, Amt und Würden kennt die Familie Bush weder Scham noch - so steht zu vermuten - Verstand. Es gibt Hinweise darauf, dass sie die Untersuchung der Verbindungen bin Ladens mit dem Terrorismus behindert. Am 4. November 2001 schrieb die Agence France Press: »Bei ihren US-amerikanischen Ermittlungen im Verwandtenkreis des saudischstämmigen Terrorverdächtigen Osama ...erhielten FBI-Agenten bald nach dem Amtsantritt von Präsident George W. Bush die Anweisung, die Finger davon zu lassen ... Offenbar stehen zwei weitere in den USA tätige Mitglieder der Familie bin laden im Verdacht, Verbindungen zu einer möglicherweise terroristischen Organisation zu unterhalten.« Doch der BBC-Nachrichtensendung Newsnight vom 6. November 2001 zufolge »brachte nur wenige Tage, nachdem die Flugzeugentführer von Boston die Zwillingstürme angesteuert hatten, eine Sondermaschine vom selben Flughafen elf Mitglieder der Familie bin Laden nach Saudi-Arabien. Das war für das Weiße Haus jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Von dort verlautet offiziell, die bin Ladens seien über jeden Verdacht erhaben.« Above the Law (Green Press, 14. Februar 2002) fasst zusammen: »... es schien als sei es das größte Versagen des Geheimdienstes seit Pearl Harbor gewesen, aber jetzt erfahren wir, dass es gar kein Versagen war, sondern eine Anweisung.« Stimmt das, oder stimmt es nicht? Beim Amtsenthebungsverfahren wird Bush jr. unter Eid aussagen. Werden wir hören: »Was ist eine Anweisung? Was heißt >ist<?«

Obwohl die Vereinigten Staaten bereits seit mehreren Jahren Osama bin Laden als den fuhrenden Kopf des Terrorismus im Visier hatten, der mehrere unserer Botschaften in Afrika in die Luft jagen und einem vor der Küste Jemens liegenden Zerstörer ein Loch in den Rumpf sprengen ließ, wurde vor dem 11. September kein ernsthafter Versuch unternommen, »ihn tot oder lebendig, unschuldig oder schuldig vor Gericht zu bringen«, wie es das texanische Gesetz des Dschungels verlangt. Clintons Aktionsplan wurde von Sandy Berger an Condoleezza Rice übergeben, wie Sie sich gewiss erinnern; sie aber behauptet, davon nichts zu wissen.

Im März 1996, als bin Laden im Sudan war, bot der sudanesische Verteidigungsminister Generalmajor Elfatih Erwa dessen Auslieferung an. Der Washington Post vom 3. Oktober 2001 zufolge »sagte Erwa, er würde bin Laden für die Vereinigten Staaten überwachen lassen. Falls das nicht ausreiche, sei die Regierung auch bereit ihn zu verhaften und auszuliefern ... Von US-Regierungsvertretern kam die Antwort: fordern Sie ihn auf, das Land zu verlassen. Lassen Sie ihn aber nicht nach Somalia<, wo ihm der erfolgreiche Al-Qaida-Angriff auf amerikanische Streitkräfte im Jahr 1993, bei dem 18 Ranger getötet wurden, als Verdienst angerechnet wurde.« Erwa erklärte in einem Interview: »Wir sagten, er wird nach Afghanistan gehen, und sie [US Regierungsvertreter] erwiderten: >Soll er doch.<« 1996 wies der Sudan Osama bin Laden und dreitausend seiner Gefolgsleute aus. Zwei Jahre spaeter ließ die Regierung Clinton gemäß der großen amerikanischen T 'idition, dem Sudan für seine Bereitschaft, bin Laden auszuliefern, niemals danken zu müssen, die sudanesische Arzneimittelfabrik in Al Shifa mit Raketen beschießen. Die Begründung lautete, der Sudan ewähre Bin-Laden-Terroristen Unterschlupf, die in dieser Fabrik chemische und biologische Waffen herstellten. In Wirklichkeit wurden dort im Auftrag der UNO Impfstoffe produziert.

Vier Jahre später (im August 2001) beklagte sich John O'Neill, ein hoch angesehener FBI-Agent, in der Irish Times: >»Das US-Außenministerium - und im Hintergrund die OUobby in Präsident Bushs engstem Umfeld - vereitelte Bemühungen, bin Ladens Schuld nachzuweisen.< Im August 2001 verwehrte der US-Botschafter im Jemen O'Neill (und seinem FBI-Team) ... die Einreise in das Land. O'Neill trat enttäuscht von seinem Posten zurück und wurde Sicherheitschef des World Trade Center. Er kam bei dem Angriff am 11. September ums Leben ...« Offenbar genoss Osama bin Laden seit seiner Teilnahme am Krieg der CIA zur Vertreibung der Sowjets aus Afghanistan die Unterstützung beider politischer Parteien. Doch am 11. September gab es keine sowjetischen Besatzer mehr in Afghanistan, ja, es gab nicht einmal mehr eine Sowjetunion.

Ich habe auf CNN mitverfolgt, wie Bush und Cheney von der »Achse des Bösen« sprachen und den »langen Krieg« ausriefen. Irak, Iran und Nordkorea waren im Handumdrehen als Feinde identifiziert, denen man eins ueberbraten müsse, weil sie möglicherweise Terroristen Unterschlupf gewaehren, die uns möglicherweise in der Nacht meucheln.

Deshalb muessen wir als Erste zuschlagen, wann immer wir es für geboten halten. "Merkwürdig",, meinte einer meiner alten Kameraden aus dem zweiten Weltkrieg, "dass Bush und Cheney so scharf darauf sind, uns in den Krieg zu schicken, wo sie beide selbst im Vietnamkrieg doch Drückeberger waren.« Aber dann wurden wir schnell einig, dass es in unserer Politik schon immer die Feiglinge waren, die die wirklich harten Jungs anfeuern, ihr Leben zu opfern. Echte Soldaten wie Colin Powell sind weniger kriegslüstern. Wir haben also dem Terrorismus den Krieg erklärt - doch dieser Phantomkrieg »gegen den Terrorismus« ist gar keiner, denn zum Kriegfuehren braucht man ein Feindesland. Gewiss, da gab es das unschuldige Afghanistan, das aus großer Höhe dem Erdboden gleichgemacht wurde, aber was heißt schon Kollateralschaden - und was zählt ein Land -, wenn es darum geht, die Personifikation des Bösen zu vernichten, wie es Time und die New York Times und die Fernsehsender und so weiter propagieren?

Wie sich herausstellte, hatte die Eroberung Afghanistans mit bin Laden gar nichts zu tun. Er war nur ein Vorwand, um die Taliban durch eine halbwegs stabile Regierung zu ersetzen, die es der kalifornischen Union Oil erlaubt, ihre Pipeline zum Nutzen unter anderem der Cheney-Bush-Junta zu verlegen.

Etwas mehr Hintergrundinformation? Also gut. Der Firmensitz von UNOCAL liegt selbstverständlich in Texas. Im Dezember 1997 wurden Taliban-Vertreter nach Sugarland, Texas, eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt hatte UNOCAL mit Zustimmung der US-Regierung bereits begonnen, für den Bau der Pipeline Afghanen auszubilden. BBC News, 4. Dezember 1997: »Ein Sprecher der Firma UNOCAL erklärte, die Taliban würden sich mehrere Tage in der Firmenzentrale [in Texas] aufhalten ... ein BBC-Korrespondent vor Ort sagt, der Vorschlag, eine Pipeline durch Afghanistan zu verlegen, sei Teil eines internationalen Wettlaufs zur Ausbeutung der reichen Energiequellen am Kaspischen Meer ... In Kandahar wurden im vergangenen Monat 140 Mitarbeiter eingestellt...« Der Inter Press Service (IPS) berichtete: »Westliche Unternehmen erwärmen sich für die Taliban, obwohl diese Bewesmna; Terror, Massaker, Entfuhrungen und Verelendung zu ihrem Programm gemacht hat.« CNN, 6. Oktober 1996: »Die Vereinigten Staaten wünschen sich gute Beziehungen zu den Taliban, können sie jedoch nicht offen pflegen, solange man dort Frauen unterdrückt.« Die Taliban, weitaus besser organisiert als allgemein angenommen, engagierten für ihre Öffentlichkeitsarbeit eine gewisse Leili Helms, die Nichte des ehemaligen CIA-Direktors Richard Helms. Am 9. Oktober 1996 berichtete die Frankfurter Rundschau, UNOCAL habe »von den neuen Machthabern in Kabul die Bewilligung zum Bau einer Pipeline von Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan erhalten. Diese Ölleitung soll von Krasnowodsk am Kaspischen Meer bis Karatschi am Indischen Ozean führen.« Ein echter Coup für UNOCAL wie auch für die anderen Pipeline-Interessenten, darunter auch Condo-leezzas damaliger Arbeitgeber Chevron. Obwohl die Taliban für ihre einfallsreichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bereits berüchtigt waren, verkündete das Wall Street Journal, das große Geld witternd, in forschem Ton: »Man mag sie mögen oder nicht, die Taliban sind in diesem historischen Augenblick am besten in der Lage, Frieden in Afghanistan zu schaffen.« Am 26. Mai 1997 sprang die New York Times auf den Pipeline-Zug auf: »Die Clinton- Regierung vertritt die Ansicht, ein Sieg der Taliban würde ein Gegengewicht zum Iran schaffen ... und die Möglichkeit neuer Handelsrouten eröffnen, die den russischen und iranischen Einfluss in der Region schwächen könnten.«

Doch 1999 war klar, dass die Taliban uns niemals die Sicherheit bieten würden, die wir zum Schutz unserer fragilen Pipelines benötigen. Mit dem Auftauchen bin Ladens als Krieger Allahs wurden die Karten neu gemischt. Plötzlich galt es, andere Bündnisse zu schmieden. Die Regierung Bush griff nun (angeregt durch Sandy Berger?) die Idee eines Einmarsches in Afghanistan auf. Frederick Starr von der Johns Hopkins Universität schrieb am 19. Dezember 2000 in der Washington Post: »... die Vereinigten Staaten haben stillschweigend begonnen, sich jenen Stimmen in der russischen Regierung anzuschließen, die einen Militärschlag gegen Afghanistan fordern, und spielen mit dem Gedanken eines neuen Vorstoßes gegen Osama bin Laden.« Das war im Dezember. Dann kamen der September und Oktober... UNOCAL ... nous voila! Ein unerwartetes Vergnügen in diesem Phantomkrieg waren die Auftritte unseres verschmitzten Verteidigungsministers Rumsfeld in der Rolle eines Fernsehkomikers. Seit dem Golf krieg sind wir ja daran .....

Auschnitt Ende


Am 12. Juli des Jahres 2003
lief folgender Funkspruch rund um die Erde,
dass ein Bombengeschwader der Luftpolizei
die gesamte Menschheit ausrotten werde.

Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest,
dass der Plan, endgültig Frieden zu stiften,
sich gar nicht anders verwirklichen lässt,
als alle Beteiligten zu vergiften.

Am 13. Juli flogen von Boston 1000
mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort
und vollbrachten, rund um den Globus sausend
den von der Weltregierung befohlenen Mord.
 

Erich Kaestner Gedicht, zitiert aus Oskar Lafontaine Buch - Die Wut waechst

Dick Cheney hat ein extrem hohes Interesse an Biowaffen.


Waehrend ich das hier tippe, schaue ich im Fernsehen auf 3SAT 29Mar03 12:38:

Das Kartell  -- Die US-Regierung und das Oel  -- Film von Helmut Grosse

Eine gute Dokumentation, die die kriminellen Machenschaften der Bush-Junta und der Corporate de-facto-Regierung der USA aufzeigt.



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