Grundbedürfnisse des Menschen: essen,
trinken, schlafen, nicht frieren, Auto fahren, sich an einem Partner
reiben, in der Sonne liegen, auf Schalke stehen, nach Höherem streben,
nach unten treten, gut aussehen. Grundnahrungsmittel der Deutschen:
Brot, Döner, Bier, Wein, Wasser, Benzin, Diesel. Man wird einen
Sozialstaat (Artikel 20 und 28 Absatz 1 Grundgesetz) also daran messen müssen,
ob er die Grundbedürfnisse befriedigen und die Versorgung mit
Grundnahrungsmitteln auch für die Ärmsten gewährleisten kann. Wobei
eine Einschränkung geboten ist: Nur begrenzt wird der Sozialstaat in
der Lage sein, jedermann/frau zu einem guten Aussehen zu verhelfen und
zu einem Partner, an dem sich zu reiben mehr Gewinn brächte als ein
masochistisches Vergnügen. Dies trifft jedoch alle, ob arm, ob reich,
ob blond, ob braun.
Auf den ersten Blick wird aber ersichtlich, wo der Sozialstaat heute seine größte Lücke hat. Die gemeinen Mineralölkonzerne haben es im Verbund mit dem Bundesfinanzminister so weit gebracht, dass Auto fahren zum Privileg wird. Der ADAC hat es erkannt, die große christliche und soziale Union hat es erkannt, die Männer und Frauen der FDP stehen weinend an den Tankstellen und trösten die Ärmsten der Armen, wenn diese seufzend das Geld dahingeben, das sie sich für ein paar Liter Sprit zusammengebettelt haben. Vergebens, denn auf die Wohlfahrtsverbände hört man nicht. So musste Singhammer kommen. Johannes Singhammer, sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, der mit den kessen Äuglein zwischen Schnauz und Mittelscheitel. Einer, der nach Höherem strebt, aber denen da unten gibt, resp. geben lassen will – das, wonach die Armen am meisten dürsten: Benzin-Gutscheine vom Sozialamt. Und hat er nicht Recht, der wackere Bayer? Ist es nicht so, dass das Volk nach Benzin ruft wie vordem nach Brot, Fett und Milch? Die Alten werden sich erinnern, dass es schon einmal Bezugsmarken gab für das, was Leben erst möglich macht. Herzlos, wer die Armen auf öffentliche Verkehrsmittel verweist. Sollen sie etwa mit dem Fahrrad fahren? Wäre das nicht so, als würde man sie dazu verdammen, ihre Armut öffentlich zur Schau zu stellen? Auto fahren ist, das hat der Sozialexperte der CSU erkannt, ein vielfältig verankertes Prinzip des Sozialstaats: Es gibt für alle ein Recht auf den Heckspoiler, auf das Zwölf-Liter-Auto, auf spritverzehrende Fahrweise. Es gibt ein Recht auf Parkplätze, auf Straßen und Autobahnen. Autos kleiden den Menschen, sie wärmen ihn, zur Not geben sie ihm ein Obdach. Man kann im Auto essen, trinken, sich an einem Partner reiben, und wenn das elektrische Schiebedach offen ist, die Sonne genießen. Und wer auf Schalke steht, kann hoffentlich noch lange mit dem Auto nach Gelsenkirchen fahren, Singhammer sei Dank.
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