Oft wacht der Mensch
morgens auf und möchte, dass ihm die Welt zu Füßen liegt. Einmal wenigstens,
ein winziges Einmalchen! Es würde das Leben so viel leichter machen. Und
meistens ist der Mensch ganz sicher, dass er sich eine Sondergratifikation der
obersten Göttlichkeitsstufe redlich verdient hätte: Einmal obenauf sein, weil
sonst ist man immer untendrunter. Selbst als Prokurist muss man heutzutage darum
kämpfen, dass die Sekretärin Kaffee kocht. Aber ach, wie selten doch die Welt
unser bescheidenes Flehen erhört! Durchschnittlich 25550 mal wacht der Mensch
auf, und mindestens 25549 mal sieht er beim ersten Blick aus dem Fenster, dass
er heute wieder nur brav sein wird, abends gibt’s erst Haferbrei und später
Harald Schmidt. Immer wieder aber schlagen auch Stunden der Rache. Dann entschädigen
sich die Entrechteten unseres Angestelltenuniversums für die Jahre der
Erniedrigung. Wenn die Sekretärin endlich weg ist und die Straßenlaternen
milde zu leuchten beginnen, gleiten 500-Blatt-Pakete feinsten Kopierpapiers (90
g, holzfrei) leise in die Aktenmappe, und ganze Großpackungen herrlicher
Kugelschreiber in leuchtenden Farben. Sie werden als geldwerte Vorteile
steuerfrei in den eigenen Haushalt überführt.
Oder so: Ein bekannter
deutscher Literaturkritiker soll von seinen Dienstreisen Mal für Mal mit eher
hohen Spesenrechnungen zurückgekehrt sein. Und jedesmal wollte er dabei eine
gewisse Frau Scarlett O’Hara bewirtet haben, zu Recherchezwecken bei
gleichzeitigem Genuß von Chateaux Margaux in breiten roten Strömen. 700 Mark für
ein Dinner for Two müssen schon mal drin sein, ein Held, wem an der
Rechnungsstelle dies vorbeizuschmuggeln gelingt, weil die wieder zu doof ist
oder er zu berühmt! Ein Robin Hood im Kampf gegen die Controller des Sheriffs
von Nottingham im dichten Gestrüpp des fiesen Reisekostenprüfungswesens.