So großartig hätte es
sein können, ach. Entspannt zu Hause wäre man gesessen und hätte im Fernsehen
– wenn es gesendet hätte – dabei zugeschaut, wie wütende Broker in Tokio
auf ihre Computer eingeprügelt hätten, die ihnen fälschlich die feindliche Übernahme
einer bayerischen Großmetzgerei durch die Firma Sony gemeldet hätten. Oder man
wäre selbst dabei gewesen an der Front, in einer Münchner U-Bahn vielleicht,
die, glücklich grinsend, in die falsche Richtung gefahren wäre, nach Italien
statt nach Puchheim Bahnhof. Für den Rest des Lebens hätten wir unseren
Kindeskindern von der geheimnisvollen Nacht erzählen können, in der die
Menschheit in ihren Aufzügen stecken blieb, weil der Zauberlehrling keine
Ahnung hatte, wo der Besen steht oder gar, wie er zu bedienen wäre. Sehr lange
noch hätten die Theologen, die Bundespräsidenten, die Streiflichtschreiber von
so einer klitzekleinen Katastrophe gelebt. Und statt dessen? Ein müdes pfff,
millionenfach in die Lüfte geböllert. Das war’s dann.
Ist irgendwie ein blödes
Gefühl – aufzuwachen in einem neuen Jahrtausend und zu merken, dass es dem
alten zum Verzweifeln ähnlich sieht. Es ist so . . . so demütigend,
vor allem für die obersten Sich-Sorgen-Macher unter uns: Wieder heruntersteigen
zu müssen vom Berge Sinai, um den immer noch bleichen Stern-Lesern zu erklären,
warum es doch nicht Ernst geworden ist; oder wieder hinaufzusteigen aus den
unterirdischen Lagezentren, den Kellern, und die nächsten vier Jahre von der
eingebunkerten Vierfruchtmarmelade leben zu müssen und der unverfallbaren
Cervelatwurst. Ein paar Tage lang wird man sich noch freuen an den Strategen,
die ihre entmotteten Feldtelefone wieder einmotten, auch an der Staatssekretärin,
die uns erklärt, dass alles Schreckliche von der Bundesregierung verhindert
worden ist. Dann ist auch das vorbei.