1. Ferientag
Es war einmal...(Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Figuren ist rein zufällig)
ein Mann, der wollte im Odenwald Urlaub machen.
So begab er sich nach Lindenfels im Odenwald. Er hatte gehört, dies sei die MegaPerl und schliesslich war er ja kein Weichwasch-Ei...
So begab er sich an den Fuss von der
Kapp, einem Berg, der den meisten Besuchern von der MegaPerl Lindenfels bekannt sein
dürfte, weil der berühmte Parkplatz dort nach ihm benannt ist.
Dort schlug er letztlich dann auch sein Zelt auf und begab sich gegen Abend in den wohlverdienten Schlaf.
Doch mittendrin - er wusste nicht, ob es nur geträumt sei oder ob es tatsächlich
passierte,wurde er von seltsamen Gestalten geweckt!
Die sprachen eine seltsame Sprache:
"Ei, Ei, ei gude wie!" - Unser Mann verstand kein Wort!
Er beschloss, aus seinem Zelt zu robben und nachzusehen, was diese offensichtlich Eingeborenen von ihm wollen könnten.
Kaum hatte er den Reissverschluss seines Zeltes geöffnet, als ihm ein seltsamer
Dampf oder Rauch entgegenblies. Dieser entwich dem Munde eines bärtigen Männleins
mit einem ganz krummen Buckel und Schlabberhosen. Seine Augen waren weit aufgerissen.
Aber nicht aus Überraschung, sondern aufgrund des Rauches, den er inhalierte.
Unser Mann bemerkte, daß der Bärtige ein Pfeifchen in der Hand hielt.
Ausserdem waren weisse Kristalle um seine Nasenflügel angelagert und an seinem
Gürtel waren getrocknete Fliegenpilze festgebunden.
"Ahja", sprach da unser Mann, "...der will mir wohl was andrehen...!?"
"Ei willst net au bissi von unserm Ganja?" fragte das bärtige Männlein.
Nehmen ihm waren weitere Krummbucklige und Spitzbärtige versammelt. Auch ein
Hexlein schien dabei zu sein, verwandelt in eine hübsche Jungfrau. Sie hatte
pechschwarzgefärbtes Haar und auf ihrer Schulter krabbelte eine dunkle Ratte.
Unser Mann schüttelte mit dem Kopf. "Nee, lass mal gut sein Männel!
Wie heisst Du denn?"
"Ich bin der Heudonk, werde aber auch Haschman genannt!"
"Woher bekommt ihr denn das Zeug?" wollte unser Mann wissen.
"Nun, das ist natürlich unser Geheimnis" sagte ein anderer der Spitzbuckligen."Aber
wenn Du Dich bisschen hier rund um die Kapp umschaust, wirst Du es schon herausfinden!"
"Ahja"..."interessant"! "Beim Barte des Propheten!"
"Nana...verunglimpf doch bitte unsern Mohammed nicht so!" Sonst brennen wir Dir Dein Zelt nieder!
Da packte unser Männlein ein Radio aus und stellte schnell den Polizei-Sender
ein. Als die Buckelbärtigen dies vernahmen, verschwanden sie sofort in alle
Winde!
"Puh, gerade nochmal gutgegangen! Daß die Polizei doch zu was nutze ist!
*tztz*!"
Er beschloss, da er müde war, sich erst einmal wieder hinzulegen und sich von
seinem Schrecken zu erholen. Und so schlummerte er bis zum Anbruch des nächsten
Morgens.
2. Ferientag
Ein schöner Urlaub beginnt ja meistens damit, daß man sich die Sehenswürdigkeiten der fremden Umgebung genauer betrachtet. Also lief unser Mann die Kapp hoch in die Stadt und begab sich zur Burgruine. Da fiel ihm eine Diskothek auf. Sie war natürlich geschlossen. "Morgens schlafen Diskotheken-Besitzer", dachte unser Mann. Als er aber ein wenig um die Diskothek herumlief, konnte er feststellen, daß man von aussen in eine Drücker-Stube gucken konnte. Auf dem Boden lagen lauter Kanülen und Monovetten. "Aha, hier kommen die also immer zusammen!" Er schüttelte sein Haupt. "Sei's drum!". Er beschloss, zur Burg hinaufzuwandern. Das war schliesslich nicht weit und man hatte eine sehr schöne Aussicht ins Weschnitztal.
Kaum war er auf einer der Aussichtsplattformen angekommen, fiel ihm auf, daß in den Feldern unterhalb der Burg ganz viele kleine spitzbärtige und spitzbucklige Männlein bei der Feldarbeit waren. "Fleissig, fleissig, die Lindenfelser!"
Als er aber genauer hinsah, bemerkte er, daß die Spitzbartbuckligen alle Marihuana anbauten.
Egal, wo er hinsah, überall waren Pflanzen zu entdecken. Manchmal etwas versteckt im Maisacker, manchmal zwischen Brennesseln, manchmal etwas verdeckt durch ein Apfelbäumchen. *Tztz*. Wieder schüttelte er den Kopf...
Er beschloss, künftig sein Urlaubsziel besser auszuwählen. Ausserdem überlegte
er, ob er nicht seinen Reiseveranstalter verklagen sollte. Schliesslich hatte er
ein verschlafenes Odenwald-Dörflein erwartet und keine Drogenmafiabande!
Es war inzwischen bereits fast um die Mittagszeit. Die Spitzbartbuckligen liessen
ihre Rechen und Giesskännchen sinken und begannen das Marihuana in kleine Tütchen
zu verpacken und abzuwiegen. Der, der ihm gestern das Zelt abbrennen wollte, schien
das ganze zu kontrollieren. Dabei halfen ihm noch ein o-beiniges und ein narbengesichtiges
Spitzbärtchen. Auch die kleine Schlampe mit der Ratte stand dabei.
Als aber sein Blick rüber auf den Kapp-Parkplatz schweifte, entdeckte er einen
schwarzen Abhörwagen der Kriminalpolizei aus H. Offensichtlich ermittelten die
Damen und Herren der Staatsobrigkeit. "Denen wird wichtig sein, wieviel die
abpacken, damit sie später genug Steuern einheimsen", dachte unser Urlauber.
Genauso war es auch. Keiner der Spitzbartbucklies wurde verhaftet. Seelenruhig schauten
die Observierer zu, wie die vielen tausend Tütchen in die Diskothek verfrachtet
wurde und dort im Erdgeschoss des angrenzenden Wohnhauses sicher verstaut wurde.
"Hm, komisch. Dachte immer, Marihuanaanbau wäre illegal!" Offensichtlich
aber gab es eine Art Symbiose zwischen den Spitzis und den Spitzeln. "Weia!
Ob ich hier wirklich bleiben soll? Wie soll ich mich denn hier erholen?"
Er hatte nun vorläufig genug gesehen und beschloss, in sein Zelt zurückzutraben.
Da begegnete er dem Dienststellenleiter der Polizeibehörde in B. Dieser hatte
ebenfalls einen Spitzbart. Aber er trug eine Uniform. "Wer sind Sie und was
wollen Sie hier? Warum sind sie hier aufgetaucht?"
Unser Urlauber war gar nicht entzückt angesichts des ungerechten und diffamierenden Umgangs mit einem "Gast". "Sie werden niemals ein Odenwälder! Los, Fingerabdrücke her!".
Unser Mann konnte es kaum fassen. Wie war der denn drauf? Jetzt zog er sogar noch die Dienstpistole mit der rechten und in der linken fuchtelte er mit einem Handy herum.
"Ja, Herr Richter, wir haben ihn!". Unser Mann war sich jedoch keinerlei Schuld bewusst:
"Was wollen Sie denn von mir? Ich bin ein ganz gewöhnlicher Urlauber!"
"Das werden wir schon noch sehen, Freundchen!"
Der Kriminalhauptkommissar trat dem Urlauber in den Hintern und bugsierte ihn in einen roten Kombi, in dem noch ein Döner-Türke sass, mit einem langen scharfen Döner-Messer bewaffnet. "Dir wir zeigen, wie hier machen Döner!" Da bekam es unser Mann richtig mit der Angst zu tun. Der rote Kombi heulte einen Sirenenton: "Tatatü-Tatata..."
Gegenüber der Diskothek befand sich die Lindenfelser Polizeiwache. Es war ein Haus aus gelben Schindeln und im Fenster stand ein Aquarium, in dem tote Guppies obenauf kielaufwärts trieben.
"Ei gude wie". Der Mann, dessen Schreibtisch sich vor dem Aquarium befand, hatte eine lange Narbe auf der linken Backe. "Wir haben ihn und wir haben auch Zeugen!", begann der Kriminalhauptkommissar. "Ei Klasse!", entgegenete der andere vom Schreibtisch aus. Den stellen wir in der Disko aus! Und hängen draussen am Käfig ein Schildlein auf: "Schwein, Schwein, Schwein!!!".
Es sah gar nicht gut aus für unseren armen Urlauber. Den Urlaub konnte er sich
wohl abschminken. "Wer weiss wieviele Jahre die mich hier in der Diskothek einsperren
und dann mit Black Metall beschallen!"
"Schmocki, bring ihn rüber!". Der narbengesichtige Spitzbart hatte
sich die ganze Zeit hinter einem indischen Vorhang verborgen. Jetzt fing er an böse
zu grinsen. "Los!, mach, oder ich mach Dir Beine und tret Dir Deine Urlaubereier
bis in den Hirnkasten!"
Ohne sich zu wehren ließ sich unser Urlauber abführen. Auf der anderen Straßenseite wartete schon eine ganze Meute Lindenfelser. Deutlich erkannte er die Bäckereifachverkäuferin, dann eine schon etwas ältere dicke Frau mit Minirock, einen als Rudi Völler verkleideten etwa sechzehnjährigen Jungen und einen Postbeamten, auf dessen Uniform ein überdimensional grosses K prangte.
"Wird wohl Kleinbürger bedeuten", dachte sich unser Mann im Vorübergehen.
Herr Schmocki trat ihm wieder in den Hintern. Die Menge johlte und lachte. "Fester!"
rief die mit den dicken Beinen, die unter dem Minirock hervorquollen. Die Bäckereifachverkäuferin
aber hatte begonnen, bei allen Häusern zu klingeln und den anderen neugierigen
Odenwäldern bescheid zu geben, daß es endlich was zu sehen gäbe.
Nun hatten sie die grüne Eingangstür der Diskothek erreicht. Sie war aus Hanfbast und roch seltsam danach. Im Inneren tanzten eine Thai-Chi-Tänzerin und ein barfüssiger Spitzbart. Beide schienen mehr einen Marathonlauf zu vollführen. Immerzu hüpften sie um einen kleinen Käfig herum. In diesen wurde unser Urlauber nun auch verfrachtet.
Man gab ihm daraufhin einen kleinen Knochen in die Hand und der mit der langen Narbe
auf der Backe meinte: "Wenn ich Bürgermeister geworden bin, dann backen
wir Dich - gell Bärbel?" Er wandte sich an die Bäckereifachverkäuferin.
"Schöne Aussichten!" Der Urlaub begann, ein Horrortrip zu werden. Die mit der Ratte auf der Schulter aber steckte ihre dicken Lippen durch die Gitterstäbe und küsste unseren Helden auf die Schulter. Da begann es dort furchtbar zu jucken und die Stelle wurde augenblicklich kohlrabenschwarz.
Vor lauter Schmerz und Entsetzen begann er zugleich ein Gedicht zu deklamieren:
"Hier sitz ich nun, ich armer Thor
und komme mir wie Hänsel vor!
Die hänseln mich im Odenwald
und Gretel küsste meine Schulter kalt!
Die Polizei meint, dass es Peanuts seien,
solange die mich nicht mit Macheten entzweien.
So sitz ich nun in Todesangst
und kauere im Käfig bangst.
Wer wird mich wohl von hier befreien?
Aus diesen Eingebornen-Reihen?"
Sogleich steckte der Kriminalhauptkommissar ein Urinierkontrollgerät durch die
Gitterstäbe.
*hehe* - "nur zu! Piss Dir in die Hose, Mann!"
Ebenso betätigte der mit der Narbe im Gesicht eine Art Lichtschalter und der
Schallplattenspieler spielte: "Poison" von Alice Cooper.
Ausserdem begann sich der Käfig zu drehen. Immer schneller und immer schneller, bis man ihn gar nicht mehr sehen konnte, so schnell drehte er sich.
"Mir wird schleeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeecht!" rief unser Urlauber, dem nun gar nicht mehr nach Urlaub im Odenwald zumute war.
"Lass ihn 3 Tage drehen, dann raucht er freiwillig bei uns mit!", meinte
der Kriminalhauptkommissar zu dem mit der langen Narbe auf der Backe.
Daraufhin verliessen alle die Diskothek und in den "Odenwälder Nachrichten"
fand sich folgende Notiz:
"Die Lindenfelser Polizei konnte einen weiteren Urlauber festsetzen. Insgesamt
wurde die Statistik somit auf 34 Urlauber und 23 Kurgäste verbessert. Wir Odenwälder
sind stolz auf unsere fleissigen Polizisten!"
5. Ferientag
Als unser Urlauber nach 3 Tagen aus seiner misslichen Lage befreit wurde, war er
grün und blau angelaufen im Gesicht. Er musste sich sogleich übergeben.
"Lieber vorbeugen, als auf die Füsse kotzen", kicherte der Kriminalhauptkommissar.
Schmocki war auch wieder dabei. Weil er ein wenig Kotze auf den sauberen weissen
Pullover bekommen hatte, rastete er völlig aus. Nur mit viel Mühe und mit
viel Überredungskunst konnte die Polizei verhindern, daß er unseren armen
Urlauber mit Feuer übergossen und angezündet hätte. "Metzelei",
röchelte er immer wieder, während die anderen Spitzbärte ihn zurückhielten.
Da trat der mit der grossen Narbe auf der linken Backe wieder auf. Er schien der
Bürgermeister des Odenwald-Städtchens zu sein, wenigstens in spe. "Nun,
bringt mal die Wasserpfeife!"
3 oder 4 Spitzbärtchen liefen vor ins Fixer-Stübchen und kehrten mit einer Wasserpfeife zurück. "Los, rauchen!" Kaum, daß sich unser Mann nicht mehr übergeben musste, wurde ihm nun ein langer grüner Schlauch in den Hals gesteckt und Schmocki blies so fest er konnte in einen anderen Schlauch. Schon nach ein paar Sekunden stiegen aus den Ohren unseres Mannes dicke viereckige Kringel auf, die sich nur sehr allmählich verflüchtigten. Er begann nun, seltsame Dinge zu sehen. So verwandelte sich der mit der grossen Narbe auf der Backe in ein Seeungeheuer, Schmocki in einen Homosexuellen und der Kriminalhauptkommissar wurde zu einem Wolf im Schafspelz.
Leider ist unser Urlauber nicht mehr von diesem Trip runtergekommen. Wir hätten
die Überschrift wählen sollen: "5 Tage-Trip in den Odenwald"...
Somit waren also 10 lange Tage vergangen, bis unser Urlauber wieder aus seinem Haschisch-Rausch erwachte. Überall am Boden waren getrocknete Fliegenpilzhuthäute verteilt. Daneben lag noch die ein oder andere Opiumpfeife.
"Ich muss mich selbst befreien, mir hilft hier keiner!", dachte sich unser
Urlauber und hatte damit wohl recht. Er begann an den Gitterstäben zu rütteln.
"Stäblein, Stäblein, schüttel Dich, ich rüttel Dich",
begann er zu deklamieren.
Und wie von Zauberhand klappte eine Front mitsamt aller Gitterstäbe nieder.
Er war frei. "Jetzt muss ich hier noch den Ausgang finden"! Doch an der
großen Stahltüre der Diskothek wartete bereits das Spitzbärtchen
mit den Fliegenpilzen am Gürtel. "Hehe, wo willst Du denn schon wieder
hin?". "Ihr habt kein Recht, mich gefangenzuhalten. Ich bin ein freier
Schriftsteller und man darf mich nicht gefangennehmen. Ich werde das alles hier Soko
Rauschgift in H. erzählen". "Ach, wirklich? Interessant!" Das
Spitzbärtchen musste lauthals lachen. "Draussen wartet der Schmocki schon
auf Dich! Besser Du gehst zurück ins Käfiglein!".
Unser Urlauber liess sich aber nicht irre machen. Er schob den klebrigen Heudonk
auf die Seite und öffnete die grosse Stahltüre. Die Scharniere knarrten
und quietschten. Und siehe da: draussen wartete gar kein Schmocki. Auch kein Kommissar
und kein Bürgermeister in spe. Er war frei. Sogleich bekreuzigte er sich dreimal
hastig und lief dann schnell zur Bushaltestelle, um seinen Peinigern zu entkommen.
Als er im Linienbus saß, schwor er sich, niemals wieder einen Fuß in
den Odenwald zu setzen.
Und die Moral von der Geschicht: "Verirre Dich im Odenwald nicht!"