Auf der Fähre

Inges Lebenserinnerungen
Zweiter Teil


Das Bild zeigt meine Mutter um 1942 auf der Fähre von Filsen nach Boppard (auf Bopparder Seite). Der Hund, Biff genannt, gehörte übrigens dem Fährmann.

Am Rhein

Vor meinem Vaterhaus in Boppard steht eine Linde - vor meinem Vaterhaus steht eine Bank ...
Die Linde mit einem riesigen Umfang existiert heute noch, direkt am Ufer des Rheines kann man sie finden. Das kleine Häuschen daneben sehe ich nur noch in meiner Erinnerung, es hat den Krieg nicht überstanden.
Der Rhein, der große Fluß, lag zwischen meinen Eltern und ihrer großen Liebe. Mein Vater, ein Bopparder Jung, konnte von seinem Elternhaus eigentlich nur das romantische Kirchlein von Filsen genau gegenüber sehen. Und eben das Mädchen Helen.
Sehr oft erschall der Ruf: "Hol über". Ein guter Freund, Josef Löwe - und daher liebevoll "Simba" genannt, ruderte die beiden hinüber und herüber.

Nach meiner Geburt lebten wir bei den Großeltern in Boppard. Mittlerweile war der Krieg ausgebrochen - für meinen Vater dauerte er bis Weihnachten 1949. Ich erlebte in meinen ersten Lebensjahren die fürsorgliche Liebe einer Großfamilie. Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen waren ständig mit mir unterwegs.
Unser schönster Spielplatz war der Rhein. Steine werfen, Deiche bauen, Fische fangen, Schiffe beobachten, es gab schier endlose Möglichkeiten. So wurde ich ein "Wasserkind" - mit Rheinwasser getauft. Im Rhein lernte ich auch schwimmen und viele Jahre später nahmen wir in heißen Sommernächten ein Nachtbad vor dem Schlafengehen.

Kurz bevor ich eingeschult wurde, zogen wir nach Filsen auf die andere Rheinseite.
Zum Kirchgang am Sonntag trug ich ein Strohhütchen, der Rand war lustig bestickt mit bunten Blümchen. Ich fand die Reaktion der anderen Kinder auf diesen Hut wohl nicht so gut, also kam ich eines Tages ohne Hut nach Hause. Ein starker Windstoß hatte ihn doch tatsächlich in den Rhein geweht.
Weil eine kleine Schwester meiner Mutter vor vielen Jahren, während eines Hochwassers, im Rhein ertrunken war, durfte ich eigentlich nicht alleine zum großen Fluß gehen. Aber dieses Verbot war für mich einfach nicht einzuhalten und nur mit Notlügen zu erfüllen. Hoch oben auf einem Weidenast zu sitzen und unten gurgelnd das Rheinwasser zu sehen und zu hören, war ein Erlebnis.

Ich war das einzige Kind, dass einen Lederball besaß. Meine Mutter hatte ihn gegen Gemüse eingetauscht. Beim Spielen auf den Rheinwiesen landete dieser so wertvolle Ball im Rhein. Ihn wegtreiben zu lassen, war unmöglich. Mein Rettungsversuch glückte, aber nur mit nassen Unterhosen. Die wurde anschließend auf der Wiese getrocknet. Der Verrat durch eine Freundin und die Prügel auf den Po habe ich bis heute nicht vergessen - aber mit Schmunzeln und rheinischem Humor.


Dies ist ein Bild der Wachtport in Filsen - zu finden im Ortskern.


Filsen



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