Geschichte des Dorfes Märzdorf am Bober   Seite 6               

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                   Aus der Geschichte des Dorfes
                    Märzdorf am Bober
                          im Kreis Löwenberg in Schlesien
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Kriegsende und Vertreibung in Märzdorf  1945-1947        (Tagebuchaufzeichnungen von Bruno Knobloch)

22.01.1945

Die ersten Flüchtlinge aus Oberschlesien kommen ins Dorf.

23.    

Ein zweiter Schub Flüchtlinge kommt aus Breslau.

26.   

3 Personen kommen zu uns ins Quartier: Maria Kornob, Luise u. Karl-Heinz Halske.

27. Abzug des Volkssturms aus Langwasser, Wache des hiesg. V.-Sturms an Boberbrücke.
Zum Volkssturm mußten alle Männer von 16-60 Jahren, auch UK Gestellte.
3. - 6.2. Bau der Panzersperre bei Döring Amand und bei der Boberbrücke.
9.

Der erste Treck kommt, aus Griebusch bei Breslau. Ein Mann mit Pferd im Quartier.

10.

Kommt der zweite Treck aus Leiersdorf und Neuhof bei Liegnitz.

12.

Löwenberg wird teilgeräumt, Flakgeschütze stehen dort am Bahnhof, dem Weißen    

Roß und  verschiedenen Stellen d. Stadt. Die 8,8 Flak ist gut f. Flug- u. Panzerabwehr.

14.

Die Russen rücken in Zobten ein. Beginn mit Abriß der hiesigen Boberbrücke.

15.

Früh 4 Uhr weiteres Abreißen und Zersägen der Boberbrücke.

16.

Pfarrer gibt Reisesegen u. Genralabsolution wegen Dorfräumung.= wird verschoben

17.

Abfahren des Holzes von Schier zu den Panzersperren.

23.

kommen Pioniere ins Dorf und bauen Panzersperren.

24/25.

sägen Pioniere bei Linus Knobloch 42 Bäume zur Str.-Sperre nach Schiefer um.

24.

gegen Abend werden die ersten deutschen toten Soldaten aus Siebeneichen geholt.

28.

Beerdigung der drei Gefallenen auf hiesigem Friedhof.

2.3.1945

Wieder 2 tote Soldaten von Siebeneichen geholt, am 03.03. deren Beerdigung.

4.

Abzug d. Flüchtlinge u. der Polen und erster Abtrieb von Rindvieh aus Märzdorf

5.

Abfahrt des ersten Märzdorfer Trecks von Märzdorf.

6.

Als Volkssturmmann muß ich Vieh füttern beim gr. Schnabel.

7.

18 Uhr, Befehl für d. Volkssturm, d. Dorf bis 20 Uhr zu räumen. Ich fahre nach Lähn.

8. Früh Abfahrt mit d. Zug nach Hirschberg. Da ich b. Hirschberger V.-Sturm Dienst ma-chen soll, bin  ich am gleichen Tag wieder zurückgefahren u. von Lähn  gelaufen.      

Zweiter Abtrieb von Rindvieh, auch ich hatte eine Kuh verloren.

11.

Vieh füttern. 11.03.Zusammentreiben d. Viehes: 42 Kühe, 8 Pferde, 7Ziegen, 4Schw.

14.

Verpflichtg. des V-Sturms Märzdorf durch Ortskomm. Oblt. Seidenstricker.

15.

Wieder Viehabtrieb, ein Teil bleibt bei Schnabel.

16.

Der V-Sturm wird zum Schanzen herangezogen.

17.

Früh 1/2 8 Uhr Vereidigung d. noch nicht vereidigten V.-Sturms auf Friedhof bei  den Soldatengräbern. Mittags Granateneinschlag auf d. Winkelberg u. in d. Grenzhäusern.

18.

Musterung des V.-Sturms auf d. Boberhof, 21.03. Einkleidung d. V.-Sturms.

29.

Heimkehr der Pferde u. Gespanne des Trecks zur Feldbestellung.

1.4.1945

Ostersonntag, das 1.mal wieder Gottesdienst von Pfr. Nowak aus Breslau oder O/S, um 1/2 6 Uhr nachmittags.

9.

kommt mehr Mititär hierher, habe 5 Mann Einquartierung, Schallmeßtrupp.

12.

Auflösung d. V.-Sturmes Märzdorf, Abmarsch n. Lähn, dort Einteilg. zum Schanzen.

16.

Wieder Abzug der Gespanne zurück zum Treck.

25.

Heimkehr einzelner Gespanne zur Feldbestellung.

30.

10 Uhr vormittags, Befehl Räumung d. Oberdorfes, fahre mit Kühen n. Karlsthal.

1.5.1945

Kommen wieder alle Gespanne (vom Treck) zur Feldarbeit.

2.

SS-Einheiten kommen in das Dorf, das andere Militär rückt ab.

6.

10 Uhr vormittags die Räumung des Dorfes wird befohlen.18 Uhr Befehl wieder aufgehoben.

7.

Wieder Räumung und Kapitulation der Wehrmacht. Abends 1/2 10 Abzug der Wehrmacht.

8. 1/2 12 Uhr vormittags Einrücken der Russen vom Winkelberge her, am Pfarrhof   heftiges Maschinengewehrfeuer, dabei ein russischer Soldat auf  der Dorfstraße          erschossen. 12 Uhr Durchsuchung der Häuser durch die Russen.
9.

Weiterzug der russ. Fronttruppen Richtung Karlsthal.

10.

Chr. Himmelfahrt, Heimkehr aller Märzdorfer, abends Maiandacht ohne Geistlichen.

13.

Heimkehr des Pfarrers Leo Skierka. Wieder Sonntagsgottesdienst.

20.

Pfingsten, nach der Kirche alle Männer in die Brauerei, Durchsuchung nach Ausweis, Uhren und Wertsachen (und Beraubung), am Nachmittag Durchsuchung der Häuser nach Waffen und Munition, dabei wurden Radios und Grammophone und vieles andere mitgenommen.

3.- 30.5.

Arbeitseinsatz bei den Russen zum Lagerbau bei den Schmottseiffener Feldhäusern, hauptsächlich jüngere Männer und Frauen. Einführung der russ. Uhrzeit. Uhren 2 Stunden vorgestellt.

5. - 8.6. Einbrüche und Beraubungen durch Russen.
8. abends Einbruch im Pfarrhaus, den Pfarrer auf dem Boden, die Frauen im Keller eingesperrt. Plünderung des Pfarrhauses.   
13. die Kühe von den Russen abgeholt, (weggetrieben.)
18. Plünderung durch Russen im Dorfe, dabei Schnabel Alfred in ein Bein geschossen
22. Abzug der russ. Ortskommandantur und Besetzung durch die Polen.
24.

Sonntag Nachmittag, 5 Uhr plötzliche wilde Vertreibung sämtlicher Personen aus          dem Dorf durch die polnische Miliz.  Nachtlager in Geppersdorf

25. früh 6 Uhr Marsch über Krummöls, Schoßdorf, Langenöls, Nachtlager.
26. früh 7 Uhr Weitervertreibung über Wingendorf, Lauban, Schreibersdorf, Neukretscham, Nachtlager.
27. früh 1/2 8 Uhr Weitermarsch durch Treutschendorf, Leopoldshein, wegen großen Re-gens Halt und Nachtlager, Plünderung durch die Polen.
28.

früh 8 Uhr weiter über Mois nach Görlitz, Ankunft 5 Uhr nachmittags, Ruhetag in Görlitz, Kartoffelholen in Wehrkirch

11.7.

Nachmittag 4 Uhr Umzug nach Wehrkirch, Nachtlager in Ludwigsdorf.

12.

gegen 12 Uhr Ankunft in Wehrkirch und Quartier.

13.

Kartoffeln holen in Spee, 36 km gelaufen.

16.

abends 7 Uhr Abmarsch zum Bahnhof Wiesenhein und nachts Weiterfahrt mit der Bahn nach Kohlfurt.

17.

früh Fußmarsch bis Gersdorf am Queis, Nachtlager.

18.7

früh wieder Fußmarsch über Naumburg, Neuland, Löwenberg, Mois nach Märzdorf. Ankunft in Märzdorf abends um 1/2 8 Uhr.

       

 Erste endgülige Teilvertreibung am 06. Juli 1946

Erst wenige Stunden vor Anbruch des 06. Juli 1946 erfuhren alle, daß an diesem Tage in al-ler Frühe der Abmarsch, d.h. die Vertreibung  von 230 Märzdorfern, Männer, Frauen und Kinder, deren Ahnen mehr als 700 Jahre dieses Land rodeten, bebauten und zur Heimat mach- ten, durch die Polen, einem durchweg katholischen-christlichen Volk, stattfand. Für die März-dorfer war es ein Tag der Wehmut, des machtlosen Zornes und tiefster Trauer.O Gott,warum?

Endgültige Vertreibung des 2. Teiles der Dorfbewohner 1947

07.06.1947: Gegen 8 Uhr Marsch (20 kg Handgepäck!!) über Schmottseiffen n. Löwenberg, abends Güterwagentransport nach Kohlfurt.

08.06. früh Weiterfahrt n. Mois/Görlitz ins Lager, Durchsuchung mit Leibesvisitation.

(Die Polen hielten die Deutschen 5 Tage fest, für den Fall, daß sie womöglich das Vieh ver- giftet, oder den Polen irgendwelche Hinterhalte gelegt hätten. (Deutsche sind  böse!)

14.    Bahnfahrt über die Neiße, entlaust und gepudert gegen Krätze, (=Geschenke der Polen)

14/15.  Güterwagenfahrt über Forst, Lübbenau, Brandenburg/Havel und Lager Queetz.

27/28.  Weitertransport über Rathenow, Wustermark, Nauen. An den Bestimmungsorten geschah die Zwangseinweisung bei den dortigen Haus- und Wohnungsinhabern.

Hier enden die Eintragungen über jene unheilvolle und grauenhafte Zeit!

Quod deus in melius vertat - Dies möge Gott zum Guten lenken!

 

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