Geschichte des Dorfes Schmottseiffen   Seite 11              

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 Besonders schwere Verbrechen      
 an Bewohnern Schmottseiffens
              in der Polenzeit

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In diesem Abschnitt soll über die bekannt gewordenen Morde und beispielhaft einige nicht unmittelbar zum Tode führende Verbrechen berichtet werden.

Die Dokumentation der Morde durch Polen beginnt mit Josef Menzel (Hs.Nr.280) Jhrgg. 1879. Der Schwerkranke mußte bei der blitzartigen Vertreibung am 23.6.1945 von den Angehörigen in einem Handwagen mitgenommen werden. Da er von den Begleitposten als Hindernis für die Schnelligkeit des Trecks angesehen wurde, holte man ihn am 3. Abend (25.6.) aus dem Treck heraus, erschoß ihn hinter einem Haus, während der Treck weiterziehen mußte. Wer hat ihn wohl beerdigt? Er war gewiß nicht der Einzige, der bei dieser brutalen Vertreibungsaktion umkam.

Das zweite Opfer war der Bauer Bruno Rothe (Nr.340), 61 Jahre alt. Er hatte am Sonntag, 19.08.45 seine Schwester besucht, war über Feld gegangen, hatte eine Patronenhülse gefunden und sie in die Hosentasche gesteckt. Auf dem Rückweg wurde er von der Miliz aufgegriffen und der Hülse wegen, im Haus der Miliz erbarmungslos geschlagen, zur polnischen Kommandantur geschleift unter Verabreichung weiterer Schläge und dort in den Keller geworfen, wo sich schon seine Schwester mit ihrem Mann P. Knobloch (Nr.117) befand. Auch sie waren aus nichtigen Gründen mißhandelt worden. B. Rothe starb in der folgenden Nacht und wurde im Garten des Gasthauses verscharrt. Seine Tochter und sein Bruder durften ihn später ausgraben und zum Leichenhaus bringen.

Das dritte Opfer war Luzia Siebelt (Nr.200), Jhrg.1883. Sie wurde in ihrem Gutshof mit ih-rem Bruder Paul Friedrich und dem Verwalter Alfons Dzikan schwer mißhandelt. L. Siebelt war seitdem verschwunden. Im Frühjahr 1946, als Mist aufs Feld gefahren wurde, fanden Gerh. Paul (302), Aug. Renner (305) und Joh. Müller (201) Reste eines verwesten Menschen. Frau Siebelts Bruder identifizierte anhand von Kleiderresten seine Schwester. Heimlich beerdigten die Männer den Leichnam hinter dem Hofkreuz.

Der vierte Mordfall: Franz Knoblich (Nr.415, Viehweg), ca 55 Jahre alt, bucklig, etwas behindert, hatte einiges herumliegendes Kriegsgerät zusammengetragen. Dieses wurde im November 1945 gefunden. Unbarmherzig wurde er mißhandelt und unter Tritten und Schlägen zur Miliz getrieben. Er soll nach Hirschberg überstellt worden sein und wurde nie wieder gesehen.

Der Fünfte war der Schuhmacher Paul Linke, (Nr.436), Jhrgg.1886. Er hatte früher Gewehre für Schießübungen bei Kirmissen besessen. Ob solche bei ihm gefunden oder nur vermutet wurden, ist nicht mehr festzustellen. Er wurde von der Miliz mißhandelt, halb tot geschlagen und in einen Bunkereingang geworfen, gegenüber von Jos. Lange (Nr.492, Straßenhäuser). Waldarbeiter, u.a.(Frz. Scholz, Nr.97), fanden ihn dort unter frisch bewegtem Erdreich. Bei Nacht und Nebel wurde die Leiche auf dem Friedhof beigesetzt. Noch heute kennt man den Täter im Dorf.

Der sechste Mord: Paul Scharfenberg (Nr.237, Jhrg. 1891, Landwirt), Vater von drei Kindern (6-12 Jahre alt), wurde am 14. März 1946 nachts aus dem Bett geholt. Die Polen schlugen mit Hacken und Schaufeln auf ihn ein und erschossen ihn schließlich auf der Brücke, die zu seinem Haus führte. Der Tochter wurde von der Polin im Haus gesagt, es sei ein Racheakt gewesen, da ihr Mann auch von der SS grundlos erschossen worden sei.

Den siebenten Mord am Landwirt Albert Wecker (Nr.465, Jhrg. 1898) verursachte ein Foto seines Sohnes mit einem Motorrad eines Verwandten. Die Polen glaubten dieses Gefährt noch im Besitz der Familie und nahmen ihn mit zur Miliz, wo er unter unbarmherzigen Schlägen zur Angabe des Verstecks gezwungen werden sollte. Nach 3 Tagen war er immer noch nicht nach Hause gekommen. Der Sohn Erich Wecker bat den Polen, vom Gut Nr.468, Herrn Hau, bei der Miliz den Grund für die weitere Haft zu erfahren. Die Milizer sagten, er hätte sich in der Nacht aufgehängt. Offenbar war ihm als steif gewordenem Toten die Schlinge erst um den Hals gelegt worden. Herr Prälat Hemmer bestätigte den Angehörigen den Tod infolge Mißhandlung durch die polnische Miliz.

Der achte Todesfall betrifft den Landwirt Hermann Hein (Nr.50, Jhrg.1892). Unter dem Vorwand, er habe Waffen und abgabepflichtige Gegenstände versteckt, wurde er Anfang 1947 verhaftet und nach Hirschberg gebracht. Dort hatte man offenbar ein Geständnis erpreßt. Er kam ins Gefängnis nach Ratibor. Kurz vor der von ihm brieflich angekündigten Entlassung verstarb er in Brieg am 8.09.1949.

Die schweren Verbrechen von Polen an Deutschen, die nicht unmittelbar zum Tode führten, waren so zahlreich, daß eine vollständige Wiedergabe den Rahmen dieser Dokumentation sprengen würde. Ein besonders übler Trick, einen Vorwand für solche Grausamkeiten herbei-zuführen, bestand darin, daß die Schergen ohne Grund ins Haus kamen und plötzlich verbotene Gegenstände "fanden". Dann begann die Verprügelung, und oft wurden dann ein oder mehrere Familienmitglieder zur gefürchteten Miliz mitgenommen und entsprechend "behandelt". Um die schweren Verletzungen, die man den armen Opfern beibrachte, kümmerte sich niemand. Es wurde sogar jede Hilfe verboten. Oft wurden unsere Ordensschwestern, vor al-lem Sr.Talida mit Gewalt gehindert, Hilfe zu leisten.

Der genannte Trick wurde z.B. bei der Inbesitznahme des landwirtschaftlichen Anwesens von Heinrich Brendel (Nr.479, Grenzhäuser), durch den bekannten Milizer A.H. im Herbst 1945 angewendet. Dieser kam mit zwei Kumpanen. Sie verschwanden gleich in den Gebäuden um diese zu inspizieren. Als sie zurückkamen, hatten sie Waffen gefunden, die Brendels nie besessen hatten. Daraufhin wurde der Vater (Jhrg. 1882), durch Schläge ganz erbärmlich zugerichtet. Es war auch A.H. vor dem Frau A. Knobloch (Nr.117, 65jährig) hatte nackt tanzen müssen. Wenig später kam A.H. wieder mal mit einigen Kollegen. Ohne Grund mußten Mutter Brendel und Tochter Maria diesen mit Spaten auf die Felder Richtung Dorf folgen. An einer abgelegenen Stelle wurden sie gezwungen, ihr eigenes Grab zu schaufeln. Als einer der Begleiter merkte, daß es A.H. mit dem Erschießen ernst war, kam es zu einem heftigen Wortwechsel. Der Vernünftige setzte sich durch und die Aktion wurde abgeblasen. Auf dem Heimweg küßte der Schurke Fr. Brendel die Hände!?

Mar. Dönst (Nr.246, Jhrg.1929), berichtet: Als ihre Mutter und sie erfuhren, daß ihr Vater, Malermstr. Joh. Dönst (Jhrg. 1892) nach mehrtägigem Verhör mit Verprügelungen bei der Miliz, im Straßengraben gefunden worden war, holten sie und ihre Mutter ihn auf dem Handwagen nach Hause. Halb irrsinnig vor Schmerzen, schwebte er tagelang zwischen Leben und Tod. Keine Stelle seines Körpers war ohne blutunterlaufene Schwielen. Die Polen hatten beim Durchsuchen der Werkstatt einen Rest Blattgold gefunden und daraufhin ein kg Gold verlangt.

Ein drittes Beispiel ähnlicher Verbrechen an der Familie Tirschler (Nr.105): Ende Oktober 1945 wurde die neue poln. Besitzerin von angetrunkenen Milizern auf den Hof gebracht, wo Mutter Hedwig (Jhrg.1898), Tochter Hedwig, Sohn Otto, Tochter Marga und Sohn Ehrenfried geerntete Kartoffeln abluden. Vater Albert war in Lauban bei den Russen im Lager. Otto war gerade von dort schwerkrank zurückgekehrt. Da geschah es: Mutter wurde vom Wagen geprügelt, mit Fußtritten zum Aufstehen gezwungen, worauf sich die Prozedur wiederholte. Die Kinder wurden mit Fußtritten, isolierten Kupferkabeln und Gewehrkolben traktiert. Bis in die Nacht dauerten diese Mißhandlungen, weil sie die angeblich versteckten Partisanen, Waffen und Radios herausgeben sollten. Mutter und Otto wurden auf die Miliz abgeführt, wo sie weiter auf brutalste Weise gequält wurden. Am nächsten Tage wurden sie mit blutunterlaufenen und gebrochenen Rippen abgeliefert. Jede ärztliche Hilfe wurde untersagt. Solche Gewalttaten wiederholten sich Tag für Tag bis März 1946. Sie lebten ständig in Angst. Wasser- Mehlsuppe, 1/4 Ltr. Milch pro Familie, gekochte Futterkartoffeln oder Getreidekörner mit Sirup waren die tägliche Ernährung. Entkräftung und Krankheiten verbreiteten sich unter den Deutschen. Eine ganze Reihe starb an Ruhr und Typhus. Medizinische Hilfe wurde nicht zugelassen.

Alle diese Verbrechen sind ungesühnt. Die Mörder bzw. Täter leben z.T. noch in Schmottseiffen und sind auch unter den dort Lebenden z.T. bekannt. (1991).                                Franz Scholz

(Weitere Verbrechen dieser Art, vgl. "Dokumentation Vertreibungsverbrechen", freigegeben 1984,  im Bundesarchiv in Koblenz) 

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