AntiPunk-Zine

Antipunk = PUNK --- Punk = ANTIPunk!

So mancher, zumindest die Punkrocker unter Euch, dürften das ANTIPunk Zine kennen. Einer der Macher, der Thorsten aus Bonn, hat früher mal das Müll Zine rausgebracht. Meiner Meinung nach gehört das ANTIPunk mit zu den besten Heften, welche die deutsche Punkszene z.Zt. zu bieten hat. Grund genug also mal ein bißchen mehr zu erfahren. Lest im Folgenden selbst...

RT: Stellt Euch und Euer Zine ANTIPUNK mal kurz vor!

AZ: Wir sind Thorsten Krüger, Gallas, Paranoia und Walter PPK. Wir bilden zur Zeit das ANTIPunk-Kollektiv. Antipunk = PUNK --- Punk = ANTIPunk!

RT: Was treibt Ihr so außer für' s Fanzine zu schreiben (Arbeit, etc.)? Wie schlagt Ihr Euch so durch' s Leben?

AZ: Wir sind ein laues Völkchen von FSJlen, Auszubildender und Studenten. Ansonsten feiern wir gern Party, zerbrechen uns den Kopf über irgendwelche Dinge, gehen zum Fußall und auch der Sexualität sind wir nicht abgeneigt.

RT: Ist bzw. war jemand von Euch mal politisch oder in 'ner Band aktiv?

AZ: Gallas war früher mal PDS-Vorsitzender der Basisgruppe in Bonn-Bad Godesberg. Er hat diese Partei aber schon längst frustriert den Rücken zugekehrt. Walter PPK war mal als Meßdiener tätig, hat aber auch der Kirche frustriert den Rücken zugekehrt. Herr Krüger war mal bei ANIMAL PEACE, mußte aber aufgrund deren Machenschaften (Anwerben von Mitgliedern durch Drücker, elitäre Führung, etc.) leider enttäuscht aussteigen. Paranoia ist Mitglied beim Bonner Sport Club, hat diesem aber trotz Abstieg in die Oberliga noch nicht frustriert den Rücken zugekehrt. Das Antipunkkollektiv setzte auch den Grundstein zu dem BSC-Fanclub, den "Bonner Partisanen", um unsere Propaganda ins Stadion zu bringen. Gallas und Walter PPK sind zum anderen noch in der Band "AMOK" tätig und Herr Krüger trieb bei "Kontrollabriss" sein Unwesen. Paranoia spielt bei der "8.Plage".

RT: Thorsten, Müll und Antipunk, das sind mehr als zwei Namen und Zines, da steckt viel mehr dahinter. Was hat Dich bewogen das Müll zu beenden und das Antipunk anzufangen? Welchen Anspruch hat Deiner Meinung nach der Antipunk und wo siehst Du da die Unterschiede zum Vorgänger?

AZ: Zum einen hat Thorsten mit dem Müll abgeschlossen, weil er keinen Sinn mehr darin sah ein Musikzine herauszubringen, das war nach den Chaostagen 1995, nach denen er eigentlich gedacht hatte, daß mit Punk eh nichts mehr gebacken wäre. Ständig ansteigender Verdummungsgrad der "Szene", Nachfragen diverser Mitmenschen und ein gewisses Maß an Selbstdarstellung und Mitteilungsdrang brachten ihn auf die Idee, ein neues zine zu machen, das erst nur an die Müll Hefte 10, 11, 12 anschließen sollte. Irgendwie fragte er den Rest, ob sie nicht Lust hätten bei einem neuen Zine mit zu schreiben, und plötzlich war da ein völlig neues Zine, das mit dem Müll eigentlich nix mehr zu tun hatte, außer seiner Wenigkeit.

RT: Dein Müll Vertrieb läuft doch weiter. Wie läuft der so?

AZ: Der MÜLL-Vertrieb läuft weiter, im kleinen Maß. Er hat aber nichts mit dem Antipunk zu tun, und mit dem, was wir da in die Richtung vorhaben.

RT: Was für Reaktionen gab' s auf die ersten beiden Ausgaben vom Antipunk?

AZ: Gemischte Reaktionen - negative Reaktionen und 'ne Menge Positives, die einem manchmal erst im Nachhinein auffallen. Wir denken schon, daß das Zine Leute erreicht und angestachelt hat, selbst wieder etwas mehr nachzudenken., wir haben bisher mehr erreicht, als wir selbst erwartet hatten.

RT: Meint Ihr es gibt Unterschiede in der Leserschaft (Müll - Antipunk) und wie äußert sich das nun?

AZ: Falls Du auf Thorstens ehemaliges Oi!/Punk Publikum ansprichst, ein paar sind immer noch Leser, was uns freut. Desweiteren kommen aber jeden Tag neue Leute aus verschiedensten Ecken und Altersschichten dazu, was uns sehr freut.

RT: Im aktuellen Antipunk ist' n Artikel drin, wo Du, Thorsten, Gedanken entwickelst z.B. ein alternatives Netzwerk für Tonträger und anderes einzurichten. Was sind Deine/ Eure weiteren Pläne? Was habt Ihr bereits in Angriff genommen? Wie soll' s weitergehen?

AZ: Der Netzwerkartikel ist auch unter uns z.T. umstritten, aber wir denken, daß da schon' ne Menge gemacht werden kann. Konkret wird dem nächsten AP die erste "Netzwerk"-Liste beiliegen, um erstmal den finanziellen Grundstein zu legen. So sehr wir es auch hassen, aber momentan brauchen wir das Geld noch, um Ideen zu verwirklichen. Klar wirtschaften wir nicht in die eigene Tasche. Ziel ist es erstmal, die Finanzierung des AP sicher zu stellen, wo wir momentan noch sehr viel reinbuttern müssen. Danach soll es aber schon etwas weiter gehen, in die Richtung D.I.Y. Manier, so daß wir Dinge, die uns wichtig sind supporten können. es muß nicht bei Tonträgern bleiben, denn mit den geeigneten Leuten und leider auch Geldern könnte es auf praktisch alles ausgedehnt werden, z.B. Videos machen, Bücher herausbringen, Solidaritätsunterstützungen von Leuten, die es brauchen und so weiter. Es steckt halt alles noch in den kinderschuhen, aber irgendwie muß ja mal einer anfangen. In der nächsten Zeit werden wir versuchen, in Bonn bzw. Siegburg einige Konzerte zu veranstalten. Für das Frühjahr/Sommer ist ein Antipunktreffen in Bonn geplant, verbunden mit einer Aktion und natürlich viel Spaß und Mucke. Ihr hört noch von uns. Wir suchen auf jeden Fall ständig Leute, die Ideen, Witz und Spirit haben und Lust haben, bei so etwas mitzumachen. Sei es nun Zine oder Aktionsplanung. Für uns gibt es halt das Problem, daß es sehr schwierig ist mit einem kleinen Kreis alles zu machen, vom Fanzine über Tonträger und Aktionen. Da fehlt halt auch oft die Zeit, wenn man sich tagsüber noch anderswo verkaufen muß.

RT: Eure derzeitigen Lieblingszines und Lieblingsbands?

AZ: Zines: G: Out of step, Unter tage, Revolution Times. P: BSC-Info (Vereinszeitschrift des BSC, nur KULT!!!), W: Ach du Scheiße, Na und, Plastic Bomb. K: Helmuts Erben, Q-Schiss, Blopp, Revolution Times, Suburbia, Revolution Inside, Tapeshow, Dorfzyniker, zum Ablachen: Unite! Schmiercover. Bands: G: Slime, But Alive, Spermbirds, D.K., Minor Threat. P: Muff Potter, Boxhamsters, EA80. W: Guts Pie Earshot, Dackelblut, Circle Jerks, Germ Attack, So much Hate, Abwärts...wechselt alles ständig so nach Lust und Laune. K: Queen, Conflict, Razzia, Chaos Z, Habe Brille, Circle Jerks, guter Keller Deutschpunk aller schattierungen mit dem gewissen etwas.

RT: Und im Gegenzug die Zines und Bands, die ihr am meisten haßt?!

AZ: Zines: Wir finden es auch interessant Meinungen und Richtungen zu lesen, die nicht unseren entsprechen. Hassen sollte man höchstens den rechten Dreck! Bands: G: Terrorgruppe, Dödelhaie, OHL (nicht wahr, Herr Krüger?), P: Anal und ähnlichen Scheiß. W: Dödelhaie, Bierpatrioten, Der Fluch. K: Doote Dosen, Wizo, Lost Lyrics, Volxsturm.

RT: Bonn war ja lange genug Hauptstadt. Haben sich da die Bullen aggressiver verhalten als in anderen Städten? Ist die Atmosphäre spießiger als anderswo bei all den Bundesbediensteten?

AZ: Bullen in Bonn sind relativ friedlich, wenn du nicht gerade Kurde bist. Als Punker haste mit 'nem freundlichen Umgangston anfürsich kaum Probleme. Der typische Bonner hat zwar 'nen Schnauzbart und ist Busfahrer, aber nicht spießiger als anderswo. Von den Politikern sieht man eh nix, man trifft höchstens mal Norbert Blüm inner Buchhandlung. Achja, bei walter fährt jeden Sonntach der Genscher mit seinem Auto vorbei.

RT: Am 3.Oktober sind ja bei Euch etwa 100 Faschos unter Parolen wie "Hier marschiert der nationale Widerstand!" marschiert. Wie sieht' s denn sonst so mit Faschos bei Euch aus? Hattet Ihr selbst schon Ärger mit den Kackfüßen?

AZ: In Bonn haben wir eine gut organisierte ANTIFA, die gegen Faschogesox dementsprechend hart durchgreift. So hat man hier mit Faschos keine großen, ernsthaften Probleme, mal von den üblichen Pöbeleien, Beleidigungen und Prollereien irgendwelcher Kids abgesehen. Ansonsten ist es wie überall in der Republik: Es gibt auch hier verdeckten Rassismus seitens der braven Bürger. Speziell zu dem Fascho-Auflauf am 3.10.96 gibt' s näheres im Suburbia-Zine nachzulesen.

RT: Warum bzw. wann hat Eurer Meinung nach der erneute Ausverkauf des Punkrock stattgefunden?

AZ: Hierzu Szeneanalytiker Prof. Dr. Dr. Gallas: "Der erneute Ausverkauf des Punkrocks fing wohl irgendwann in Amerika Anfang der 90er Jahre an. Anscheinend hatte die Industrie nix anderes zu tun, als sich mal wieder einen neuen trend zu suchen. Da bot sich wohl Punk ganz gut an, weil ansonsten "wilde" Musikrichtungen ala Grunge/Heavy Metal gerade im Sterben lagen. Und da bot sich Punk wohl an, weil sich ja Rebellion hervorragend an pubertierende Kids verkaufen läßt. Das ganze schwappte dann irgendwann nach Deutschland über."

RT: Wie ist Euer Verhältnis zum Suburbia und zum Schorsch?

AZ: Der Schorsch hat noch Thorstens alte Störkraftplatten. Die Suburbias kennt man aus der Kneipe und auch sonst jut Knut.

RT: Was kotzt Euch am meisten an der "Szene" an? Was haltet Ihr von Psychisch Instabil (leider inzwischen aufgelöst!), Ihrer Kritik und dem Vorwurf, sie würden die "Szene" spalten? Ich finde vielfach werden wirklich Verhaltensmuster der kapitalistischen Gesellschaft in unserer "Szene" (Punks/Skins) übernommen, obwohl man diese nach außen eigentlich ablehnt.

AZ: Uns kotzen Kommerz, das unpolitische Gelaber und stumpfes, dummes Rumgeprolle an. Walter kotzen die Straight Edge Heinis an, obwohl er auch seit Samstach Straight Edge ist. Gallas hat was gegen Drogengesocks, Krüger würde die Fleischfresser am liebsten tot hauen und Paranoia haßt alle Rot-Weiß Oberhausen-Schweine. insgesamt stört uns die Inhaltslosigkeit der Szene, obwohl es ja inzwischen viele positive Ansätze gibt. Dazu gehört auch, daß inzwischen viele Leute deutlich Stellung beziehen gegen die unpolitische Scheiße, was wir natürlich für absolut begrüßenswert halten. Lächerlich ist so' n Vorwurf, daß das die Szene spalten würde. Wir denken, daß die Leute, die sich davon angegriffen fühlen, dies auch zu Recht tun.

RT: Alk als Partydroge? Mal provokativ unterstellt: Seid Ihr "Straight Edge" oder einfach nur spaßfeindlich?

AZ: Gallas ist' ne Straight Edge Sau und schlägt uns anderen bei jedem Schluck die Bierflasche aus der Hand. An dieser Stelle lüften wir auch ein bisher unter strengstem Verschluß gehaltenes Geheimnis: Der einzige grund, warum der Antipunk so selten rauskommt ist, daß Thorsten und Walter immer so ihre Zeit brauchen, um wieder aus dem Vollsuff zu erwachen, während Gallas seine Toleranzgrenze erst mal wieder so hoch schrauben muß, bis er würdig ist, mit uns Alkoholikern und Drogenleichen ein Zine machen will.

RT: Grüße, letzte Worte und was Ihr sonst noch so loswerden wollt.

AZ: Gruß an unsere Leserschaft und die kapitalistische Plattform der FDP und natürlich an Otto Graf Lambsdorff!!! (aus Revolution Times # 6)

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