Unsere Sicht zum Befreiungstaumel 2005

"8. Mai 1945-2005: Die eigentliche Befreiung steht noch aus!"

Der folgende Text stellt eine Rohversion dar und wird noch ergänzt!

Die eigentliche Befreiung steht noch aus!

Am 8. Mai 1945 endete der für die Menschen in Europa der 2. Weltkrieg mit der Kapitulation der deutschen Nazi-Wehrmacht. Der von den Nazis begonnene 2. Weltkrieg hatte Millionen ziviler und militärischer Opfer gefordert. Mit dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa hatte das Leiden von hunderttausenden Menschen in den Konzentrationslagern und als ZwangsarbeiterInnen ein Ende ebenso wie das Morden an allen europäischen Fronten. 60 Jahre nach dem Kriegsende ist dies nun Anlaß für das politische Establishment von rechts bis links diesen Tag entweder als „Befreiung“ zu feiern oder als „nationale Niederlage“ zu beklagen.

Befreiung wovon?

Die alliierten Kriegsmächte Frankreich, Großbritannien (GB), USA und Sowjetunion (SU) werden uns heute als menschenfreundliche und uneigennützige „Befreier“ präsentiert. Doch wovon haben sie die Menschen in Deutschland befreit? Offiziell heißt es, befreit vom Faschismus. Allerdings wurden noch nicht einmal die Führungseliten völlig ausgetauscht, geschweigedenn die Ursachen und Profiteure des Massenmordes in den Lagern, auf den Schlachtfeldern und in den zerbombten Städten beseitigt bzw. bestraft. In den Nürnberger Prozessen (1945/46) wurden vor den Augen der Weltöffentlichkeit einige führende Nazis zum Tode oder zu hohen Strafen verurteilt; der Großteil der Eliten hingegen behielt seine Macht und integrierte sich in die neue Demokratie. Das deutsche Kapital, die Bourgeoisie von Auschwitz, und das internationale Kapital, das ebenso wie das deutsche Kapital an Krieg und Massenmord verdient und beides mit ermöglicht hatte, blieb unbehelligt. Nach dem Krieg beschäftigte die US-amerikanische CIA Offiziere des NS-Geheimdienstes und der Gestapo (Organisation Gehlen!), die US-Army heuerte Nazi-Wissenschaftler an, die in KZs Menschenversuche gemacht hatten und die nach 1945 demokratisch legitimiert Giftgas an GIs der US-Army testeten. Auch auf Seiten der SU wurde ehemaliges Nazi-Personal für den Einsatz im „Kalten Krieg“ übernommen. In vielen Bereichen (z.B. Justiz, Medizin, Verwaltung, Polizei) wurden Nazis in ihren Posten belassen. Die westdeutsche Politik ist fast nicht denkbar ohne ehemalige Nazis wie Filbinger oder Ludwig Erhard, den „Vater des westdeutschen Wirtschaftswunders“. Die westdeutsche Bundeswehr sowie die westdeutschen Geheimdienste wurden von Nazi-Militärs, Werkschutz-, Gestapo- und SS-Leuten aufgebaut.

Wie 1933 in Deutschland von einer Machtübergabe der Demokraten an die Nazis die Rede sein kann, so kam es 1945 vielerorts zu einer Machtübergabe der deutschen Nazis, der italienischen Faschisten oder der japanischen Soldateska an die Alliierten. Faschistische deutsche und italienische Polizei und Militärs kooperierten z.B. mit den in Italien einrückenden US-amerikanischen Truppen. Die deutsche Armee erhielt den Befehl, in Italien an Ort und Stelle zu bleiben, „alle öffentlichen Einrichtungen und die wesentlichen Zivilverwaltungen weiter funktionieren zu lassen“ und mit der Hilfe CI.NAI „Ruhe und Ordnung“ aufrechtzuerhalten. Ähnlich sah es in Indochina aus, wo die japanischen Truppen auch die Waffen wieder erhielten, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. In Italien arbeitete die CIA mit der Mafia zusammen, die zuvor mit den Nazis kollaboriert hatte. In Deutschland wurde z.B. der Krupp-Werkschutz, der ArbeiterInnen und ZwangsarbeiterInnen drangsaliert und massakriert hatte, von der US-Army als Polizeitruppe aufgestellt. Die ehemaligen „Feinde“ waren sich einig in dem Bestreben, die kapitalistische Ordnung aufrechtzuerhalten und mögliche soziale Revolte im Keim zu ersticken. Für die ArbeiterInnen hatte sich praktisch nichts geändert. Statt faschistischer Polizei sahen sie sich nun demokratischer Polizei gegenüber und den gleichen Chefs und Eliten, welche auch unter den Nazis da gewesen waren. Die ehemaligen Verbrecher blieben Stützen des kapitalistischen Systems.

Wie vieles von dem, was in der Weimarer Republik diskutiert worden war, von den Nazis mittels Möglichkeit und Entschlossenheit umgesetzt wurde (z.B. Autobahnen, „Euthanasie“, Kolonien), so wurde von den Demokraten und dem Kapital nach 1945 vieles von dem umgesetzt, was von bzw. unter den Nazis entwickelt und angedacht worden war, aber nicht (mehr) verwirklicht werden konnte: EU („Großraum Europa“), Individualverkehr („Volkswagen“), Massentourismus („Kraft durch Freude“), Sozialstaat und Sozialrassismus („Sozialhygiene“), Einheitsgewerkschaft („Deutsche Arbeitsfront“), „Sozialpartnerschaft“ (demokratische Variante der nazistischen Volksgemeinschaft). Die BRD ist nicht ohne den Nationalsozialismus denkbar, welcher die Voraussetzungen für die heutige kapitalistische Gesellschaft der BRD schuf. Die Kontinuitäten sind nicht von der Hand zu weisen und nicht die Brüche, sondern die Kontinuitäten überwiegen.

Die Ansätze von Selbstorganisation, welche z.B. in Deutschland in Form von „Antifa-Ausschüssen“, „Volkskomitees“, Betriebsausschüssen und ersten Gewerkschaften in vielen Städten in den letzen Tages des Krieges oder kurz danach entstanden waren, wurden von den Alliierten entweder in das Establishment integriert oder zerstört und verboten. In vielen Orten Deutschlands hatten Nazi-Gegner den bewaffneten Kampf gegen die Nazis aufgenommen. So wurde z.B. in Leipzig das dortige „Nationalkomitee Freies Deutschland“ schon am 26. April 1945 vom US-Kommandanten verboten. In den westlichen Besatzungszonen wurden die „Volkskomitees“ schon am 6. Juni 1945 verboten, in der sowjetischen Besatzungszone wurden sie zugunsten SU-loyaler Organisationen (Parteien und Gewerkschaften) aufgelöst. Politische Versammlungen selbst im kleinsten Kreis waren strafbar. (1)

Es waren alliierte Bomber, welche die italienischen Großstädte bombardierten und die dort im Keim befindlichen Arbeiterräte zerstörten und an ihrer Arbeit hinderten, ebenso wie die alliierten Besatzer nach 1945 die Versuche der deutschen Arbeiter sich in Deutschland selbst zu organisieren verboten oder es die alliierten Bomber waren, welche 1991 die irakischen Arbeiterviertel bombardierten, in denen sich Widerstand gegen Saddam Hussein regte und es zum offenen Aufstand auch irakischer Soldaten gekommen war. (2)

In den von sowjetischen Truppen besetzten Gebieten war es der Bevölkerung anfangs verboten, rote Fahnen zu hissen, so sehr war die Sowjetunion darauf bedacht eine eventuelle Verbrüderung, wie es sie im 1. Weltkrieg an der „Ostfront“ gegeben hatte, zu verhindern. In den von der „Roten Armee“ der SU besetzten Gebiete Osteuropas wurden ebenfalls viele Versuche der Menschen sich selbst zu organisieren zerstört. In Bulgarien etwa gab die SU die Losung aus, bestehende Soldatenräte aufzulösen und es wurden streikende ArbeiterInnen ebenso wie oppositionelle KommunistInnen (z.B. die „bekannteren“ Alfred Weiland, Karl Fischer und Oskar Hippe im Osten Deutschlands), die bereits unter den Nazis eingesperrt worden waren, in Ost und West erneut inhaftiert und verfolgt. In Bulgarien hatten im Herbst 1944 Arbeitermilizen Faschisten inhaftiert, es gab Massendemonstrationen, die Polizei war entwaffnet und Soldatenräte waren gebildet worden. Die SU ließen diese Selbstorganisation der Menschen durch bulgarische Mittelsmänner zerstören. Es hieß: „Kehrt unverzüglich zur gewöhnlichen Disziplin zurück! Löst die Soldatenräte auf! Hißt keine rote Fahnen mehr!“ und ehemalige (faschistische) Eliten kehrten auch hier in Amt und Würden zurück. (3)

Angesichts dieser Realität der „Befreiung“ ist es fraglich, ob von einer Befreiung ernsthaft geredet werden kann. All das war die Realität der nun viel gerühmten Befreiung. Welche Befreiung also? Sich über die militärische Niederlage der Nazis zu freuen, ist das eine, die Lügen der Alliierten wiederzukäuen und die Kontinuität der Herrschaft des Kapitals als Befreiung zu feiern ist etwas völlig anderes: eine große Dummheit!

Befreiung durch wen?

Diejenigen, die in Europa und besonders in Deutschland 1945 als „Befreier“ auftraten und heute gefeiert werden, unterdrückten in vielen Teilen der Welt Menschen. So hatten Frankreich und Großbritannien Kolonien, in den USA, Südafrika sowie in Australien wurde die „Rassentrennung“ praktiziert. Die SU, welche von der herrschenden Staats- und Parteibürokratie als „Arbeiterstaat“ und „Kommunismus“ bezeichnet wurde, zeichnete sich dadurch aus, daß Millionen von ArbeiterInnen und KommunistInnen in Lager gesperrt, gefoltert und ermordet worden waren. Mittels ihrer Arbeitskraft im Rahmen einer „sozialistischen Akkumulation“ wurde die Industrialisierung der Sowjetunion bewerkstelligt. Diejenigen, die sich als Befreier aufspielten – ob nun Frankreich, SU, GB oder USA - stellten also nur eine andere Fraktion des weltweiten Kapitals dar, welches sich im 2. Weltkrieg gegen die faschistischen kapitalistischen Staaten (Deutschland, Italien, Japan) durchgesetzt hatte und die Lohnarbeit mittels der effektiveren politischen Herrschaftsform der Demokratie organisierte. In der Anwendung barbarischer Methoden der Kriegsführung unterschied sich kaum eine Seite von der anderen: erinnert sei an den Rassismus und die Grausamkeit der Kriegsführung in Asien zwischen USA und Japan.

Aggressiver Antikommunismus und Antisemitismus, Nationalismus, Rassismus werden für gewöhnlich den Nazis zugeschrieben. Allerdings waren diese Ideologien mit ihren jeweiligen Praktiken Bestandteil der westlichen Zivilisation vor 1933. „Nazi-Gegner“ wie Churchill wußten Mussolini zu würdigen, der „eine großartige Arbeit in Italien verrichtete“ und in den USA wünschten sich die Eliten einen Mann wie Mussolini, der dafür gesorgt hatte, daß es „Keinen einzigen Streik in ganz Italien gegeben hatte“. „Für den Demokraten Winston Churchill, der später den an den Juden mittels Gas verübten Massenmord verurteilen sollte, äußerte einige Jahre zuvor noch seine Begeisterung für den ‚Einsatz von Giftgas gegen unzivilisierte Stämme‘. Die italienische Armee praktizierte den Einsatz von Giftgas in den 1930ern in ihrem Äthiopienfeldzug, wie dies im 1. Weltkrieg bereits geschehen war, und auch deutsche Firmen in den 1980ern am Gasmord und –einsatz im Irak verdienten. Von der großartigen westlichen Zivilisation, welche heutzutage alle Demokraten von links bis rechts verteidigen, zeugen auch Theodore Roosevelts Worte und die US-amerikanische Praxis, welche sie rechtfertigen sollten : ‚.Ich gehe nicht so weit zu denken, daß nur tote Indianer gute Indianer sind, aber ich glaube, daß das für neun von zehn Indianern gilt.‘ Ihm galt das Töten von Indianern ‚nur ein paar Grad weniger bedeutungslos als das von wilden Tieren‘. Diese Worte verdeutlichen die Wertschätzung der kapitalistischen Zivilisation für Menschenleben wie die Erfahrungen der Geschichte die ‚Einzigartigkeit‘ von Massenmord und Konzentrationslagern widerlegen.“ (4) Diese Worte verdeutlichen aber auch, daß die kapitalistische Zivilisation geprägt ist von Selektion, Ausgrenzung und Vernichtung; Selektion in Bezug auf Verwertbarkeit, Ausgrenzung und Vernichtung von Konkurrenz. Die „Vernichtung“ ist keine Erfindung der Nazis, sondern ist in der Geschichte des Kapitalismus allgegenwärtig: sei es nun die „Vernichtung“ der Indianer, der Habenichtse, der Armenier, der Hereros, der Kommunisten, der Behinderten, der „Irren“, der „Überflüssigen“ oder der Juden.

Charakter des 2. Weltkrieges

„Der Antifaschismus (..) war eine der Ideologien zur Mobilisierung der Massen im großen staatlich organisierten Massenmord des 2. Weltkrieges. (...) Uns werden ‚Diktatur‘ und ‚Demokratie‘ (bedeutungsgleich dafür auch ‚Barbarei‘ und ‚Zivilisation‘ oder ‚Faschismus‘ und ‚Antifaschismus‘) als Gegensätze dargestellt, zwischen denen es keine Verbindungen geben würde. Es ist aber die kapitalistische Produktionsweise, die beide prägt(e). Es sind die Kontinuitäten, die beide aufweisen, welche die angeblichen (konstruierten!) Grenzen [konstruierte Gegensätze!] fließend werden lassen. Das, was der ‚Barbarei‘ zugeordnet wird, finden wir in der Geschichte der ‚Zivilisation‘ von den Anfängen der Industrialisierung über die Kolonialzeit bis zum heutigen Tage zuhauf: Gewaltexzesse, Kommandowirtschaft, Krieg, Massenmord, politischer ‚Extremismus‘ (und sei es jener der ‚Mitte‘), Repression. Diese Zivilisation hat in Form der Atombombe, des Automobils, des Computers und der Gasöfen ihr ganzes widersprüchliches Potential vor uns entfaltet. Die kapitalistische Barbarei geht einher mit der kapitalistischen Zivilisation. Das eine ist nicht ohne das andere zu haben. Die ‚Errungenschaften‘ der kapitalistischen Zivilisation sind meist erschaffen in der Hölle der kapitalistischen Barbarei. Die kapitalistische Gesellschaft ist errichtet auf den Bergen von Knochen und mittels der Arbeitskraft von Millionen, die kapitalistische Maschinerie ist geölt mit ihrem Blut, ihrem Schweiß und ihren Tränen. (Der Direktor der East India Company beschrieb einst die Wirkung der britischen Zivilisation in den indischen Kolonien folgendermaßen: ‚Die Knochen der Baumwollspinner färben die indischen Ebenen weiß.‘) Der einzige Unterschied ist der, daß die Nazis die Methoden auf die Juden angewandt haben, die bisher den ‚Wilden‘ vorbehalten waren. In unserem Flugblatt ‚Es gibt keine ‚richtige‘ Seite in einem imperialistischen Krieg!‘ schrieben wir hierzu: ‚Der Linkskommunist Karl Korsch hat einmal treffend die ‚Neuheit‘ der faschistischen Politik zusammengefaßt: ‚Die Neuheit der totalitären Politik ergibt sich aus der Tatsache, daß die Nazis auf die ‚zivilisierten‘ europäischen Völker die Methoden ausgeweitet haben, die bisher den ‚Eingeborenen‘ und den ‚Wilden‘ vorbehalten waren, die außerhalb der sogenannten Zivilisation lebten.‘ Auch die KZs sind ursprünglich keine Erfindung der Nazis, sondern ein Produkt des westlichen Kolonialsystems des späten 19. Jahrhunderts und des Systems der Gefängnisse und Arbeitshäuser. Die USA, ebenso wie z.B. England, die ihren Krieg als Kreuzzug für die ‚Menschenrechte‘ ausgaben, sind mit dem Blut von Millionen Indianern, Kulis und Sklaven errichtet worden.‘ (...) Der Massenmord an den Juden wurde nahezu religiös verklärt, so daß jeder, der die Verbrechen der Alliierten beim Namen nennt, sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, er sei ein Revisionist, wolle die Verbrechen der Nazis relativieren oder aber stecke mit diesen unter einer Decke. Aber nicht wir verharmlosen oder relativieren, sondern eben unsere Kritiker, denn sie rechtfertigen die Verbrechen der Alliierten mit dem Massenmord der Nazis. Diejenigen, die uns die Relativierung der Nazi-Verbrechen vorwerfen, relativieren selbst die Verbrechen des Kapitalismus. Auschwitz und der 2. Weltkrieg sind nur ein Teil der Kontinuität einer über Leichen gehenden Produktionsweise, welche Geschäfte mit Leben und Tod, Freunden und Feinden macht und nicht nur sprichwörtlich über Leichen geht. Nicht der Faschismus ist das Monster (auch wenn er immer wieder dazu aufgebauscht wird), es ist die normale, alltägliche kapitalistische Produktionsweise, die normale kapitalistische Ökonomie, die verschiedene Zustände (Krieg – Frieden, Demokratie – Faschismus) kennt, welche das Monster ist und nicht ihre Zustände, die ihr als fremd entgegengestellt werden. Das heutige Paradies des Supermarktes und die Freiheit des Konsums ist erkauft mit der Hölle der Lohnarbeit, hat seine Geschichte in den Arbeitshäusern und Kriegen, Gesetzen und Sozialversicherungen.“ (5)

„Der 2. Weltkrieg wird uns als ein Kampf zwischen „Demokratie“ und „Diktatur“ beschrieben. Die historischen Fakten beweisen jedoch das eindeutige Gegenteil: Der Nationalismus und Rassismus feierte auf allen Seiten Orgien und war ebenso wie der ‚Antifaschismus‘ und der ‚Faschismus‘ ein Instrument zur Mobilisierung der Massen für das große Gemetzel. In Frankreich, Kanada, der Sowjetunion oder den USA wurden Zehntausende Antifaschisten und Kommunisten inhaftiert und interniert. Ebenso erging es Zehntausenden Deutschen, Italienern und Japanern. In den USA wurden allein Zehntausende Amerikaner japanischer Herkunft umgesiedelt und 120.000 Männer, Frauen und Kinder interniert. Der ‚Antifaschismus‘ der USA und ihr Kreuzzug für ‚Demokratie‘ und ‚Freiheit‘ sind unglaubhaft vor der Realität dieses ‚Kreuzzuges‘: So war es bei US-amerikanischen Soldaten geläufige Praxis die Ohren von japanischen Opfern einzusammeln oder Skalps, Knochen und Schädel als Trophäen auszustellen. Ranghohe US-Militärs wie der Admiral Halsey äußerten u.a. öffentlich: ‚Wir ertränken und verbrennen die bestialischen Affen [gemeint sind japanische Soldaten] überall im Pazifik, und es bereitet ebenso viel Vergnügen, sie zu verbrennen wie sie zu ertränken.‘ Und gegenüber Journalisten: ‚Ich hasse Japaner. Ich erzähle Euch, Leute, wenn ich eine schwangere Frau treffe, ich würde ihr in den Bauch treten.‘ Allein diese Beispiele sind deutliche Belege für die nationalistische und rassistische Stimmung in der US-Armee und die ‚Zivilisiertheit‘ der amerikanischen Gesellschaft. Während die USA im Pazifik und in Europa offiziell für die ‚westlichen Werte‘ einstand, war die afroamerikanische Bevölkerung daheim und an der Front weiter rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt. So wurde z.B. das Blutplasma für weiße und schwarze Bürger getrennt aufgehoben, in Tennessee hatte sich ein Einberufungsbüro mit der Äußerung ‚Wir sind ein Land des weißen Mannes!‘ gegen den Dienst von Farbigen in der Armee ausgesprochen und auch das Wahlrecht für alle Schwarzen in den USA wurde erst 1965 (!) eingeführt (vergessen sei auch nicht die Rassentrennung). 1940 wurde die ‚Kommunistische Partei‘ in Kanada verboten. In Rußland galt der Krieg als ‚Großer Vaterländischer Krieg‘ und Ilja Ehrenburg (das Sprachrohr Stalins) sprach davon, daß ‚Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher.‘ und rief zur Vergewaltigung deutscher Frauen auf (‚Zerbrecht mit Gewalt den Hochmut der germanischen Frauen. Nehmt sie wie eine legitime Beute.‘). Bezeichnend ist die Äußerung Ehrenburgs (stellvertretend für die vieler ‚Antifaschisten‘): ‚Die Deutschen haben mit uns diesen Krieg begonnen, sie wollten diesen Krieg! Wir wollen die Deutschen nicht länger warten lassen, wir haben Haß genug! Die Deutschen haben unsere jungen Mädchen, Frauen und Kinder getötet, wir wollen uns rächen! Wir werden nicht Halt machen, bis wir in Berlin sind! Zwischen uns und ihnen ist ein tiefer Graben!‘. Dies bedeutete die Gleichsetzung der jeweils anderen Bevölkerung (der ‚Feinde‘) mit der Politik ‚ihrer‘ Regierung und ‚ihres‘ Staates. Diese Gleichsetzung stellte die Voraussetzung und die Legitimation zum Führen des Krieges und für die Verbrechen auf beiden Seiten dar. Im Falle des Afghanistan-Krieges wurde dieser Haß auf die Afghanen gelenkt, um den Krieg zu legitimieren. Nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölkerung in Form der Vertreibungen und Internierungen erneut kollektiv Opfer imperialistischer Politik. Diese unterschiedslose Behandlung von Millionen Deutschen – unabhängig von ihrer Klasse, ihrer Weltanschauung, ihrer eigenen Verantwortung und Schuld – war ebenfalls nationalistisch begründet und traf auch deutsche Antifaschisten und Juden.“ (6)

Für die Befreiung von der kapitalistischen Barbarei!

Die kapitalistische Barbarei hat viele Gesichter, von denen Armut, Krieg, Hunger und Seuchen nur einige sind. Für den Großteil der Menschheit hat die kapitalistische Barbarei einen weit unspektakuläreren Charakter, ereignet sie sich jenseits der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit und wird als nahezu unabänderlich und natürlich dargestellt, empfunden und hingenommen: die alltägliche Lohnsklaverei und der Ausschluß von Millionen von Menschen.

Die Befreiung von den alltäglichen Zumutungen, den alltäglichen Demütigungen, ein Ende der alltäglichen Entfremdung, ein Ende der Lohnsklaverei und der kapitalistischen Barbarei und des kapitalistischen Elends – all das, also die eigentliche Befreiung steht noch aus!

(1) zur Zeit 1945/46 sehr empfehlenswert sind u.a. folgende Bücher: Lutz Niethammer, Arbeiterinitiative 1945. Antifaschistische Ausschüsse und Reorganisation der Arbeiterbewegung Deutschlands; Karl Heinz Roth, Die ‚andere‘ Arbeiterbewegung; Ute Schmidt/ Tilman Fichter, Der erzwungene Kapitalismus

(2) siehe zum Irak-Krieg unser Flugblatt, ‚Weder Euren Frieden noch Euren Krieg wollen wir!‘

(3) siehe u.a. Andy Anderson, Die ungarische Revolution 1956

(4) Zitat aus Red Devil, Zur Kritik der Arbeiterbewegung, des Marxismus und der Linken, S. 40

(5) Zitat aus Red Devil, Zur Kritik der Arbeiterbewegung, des Marxismus und der Linken, S. 40/41

(6) siehe hierzu ausführlicher das Flugblatt der Unabhängigen Rätekommunisten, ‚Es gibt keine ‚richtige‘ Seite in einem imperialistischen Krieg!‘, unsere Broschüre Red Devil, Auschwitz als Alibi. Kritik des bürgerliche Antifaschismus und Red Devil, Zur Kritik der Arbeiterbewegung, des Marxismus und der Linken sowie das Buch Christian Eggers, Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940-1942

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