Zettelkasten

In diesem Zettelkasten lege ich hin und wieder kurze Notizen zu mongolischen Rennmäusen ab: Verhaltensbeobachtungen, Nachrichten aus der Gerbil Mailing List, Gedanken usw. Gelegentlich markiere ich den Stand durch eine Datumsangabe.

Jungtiere nagen anderen oft gerne das Fell an bestimmten Stellen komplett weg. Meine schwarzen Eltern (vor allem die Eltern werden benagt) haben z. B. immer kahle Schwänze, wenn der Nachwuchs ein bestimmtes Alter hat, während meine Polarfuchsjungen sich untereinander manchmal im Nacken "rasieren". Das ist nicht gefährlich, die Haare wachsen bald wieder nach, aber es sieht auf den ersten Blick richtig krank aus.
Rennmäuse reagieren sehr stark auf Gerüche auch aus benachbarten Terrarien. Das kann manchmal sogar dazu führen, daß eine stabile Männchen-Zweiergruppe plötzlich in blutigen Streit kommt, wenn ein Weibchen im benachbarten Terrarium heiß wird. Zwei derartige Fälle hörte ich kürzlich. Vielleicht ist gerade eine Zweiergruppe besonders gefährdet, weil sich die Tiere nie aus den Augen verlieren, wie es z. B. in einer größeren Gruppe von Eltern und mehreren aufeinanderfolgenden Würfen oft geschieht.
Neugeborene Rennmäuse sollen nach der Geburt längere Zeit ohne Milch auskommen (eine Quelle spricht von 48 Stunden), vorausgesetzt, daß sie genügend gewärmt werden. Auch braucht es wahrscheinlich einige Zeit, bis die Milchproduktion bei der Mutter in Gang kommt. Nach meinen Beobachtungen nehmen es die Rennmäuse sogar mit dem Wärmen in den ersten 12 Stunden manchmal nicht so genau.
Rennmäuse scheinen wesentlich mehr Kräuter als Futterbestandteil zu lieben, als üblicherweise gegeben wird / werden kann. Einige Kräuter, die gerne gefressen (und vertragen) wurden:
- Silene vulgaris, Taubenkopf-Leimkraut, Caryophyllaceae
- Cerastium semidecandrum, Sand-Hornkraut, Caryophyllaceae
- Klee
- Kapuzinerkresse, obwohl sie recht scharf ist. Die Stengel sind allerdings süß.
Übrigens: Vorsicht bei gedüngten Standorten oder Verunreingung durch andere Tiere! Ebenfalls gerne gefressen wird Chinchillafutter (lieber als die üblichen Grünpellets in Nagermischfutter) und ein Trockenfutter mit einem hohen Anteil von Luzerne, welche auch ein guter Eiweißlieferant ist.
Einige Rennmausbesitzer berichten, daß sie beim Verlust eines Partners beim anderen Tier Zeichen beobachteten, die man als Trauer deuten könnte. Ich kann eine bestätigende Beobachtung beitragen: Aus Zuchtgründen trennte ich ein Pärchen und verpaarte die beiden Tiere jeweils mit anderen. Das etwas ältere Männchen des ursprünglichen Paars war bis dahin trotz seines Alters sehr gesund und sah auch so aus. Einige Wochen später - die Verpaarung war schon längst erfolgreich durchgeführt - fiel mir auf, daß es etwas mager und irgendwie "alt" aussah. Ich richtete mich schon auf ein mögliches Sterben ein. Etwa zwei Monate später war es wieder ganz das alte. Es spricht also einiges dafür, daß das Tier den Verlust des Partners längst nicht so leicht verwand, wie es viele erwarten würden. Man sollte also zurückhaltend mit Umverpaarungen sein, eine neue Gesellschaft ersetzt nicht einfach den alten Partner.
Die Gene, die für den großen weißen Brustfleck bei aa-Tieren (z. B. schwarzen) verantwortlich sind, scheinen auch für die großflächige Scheckung bei gescheckten Tieren (mit) verantwortlich zu sein. Es scheint sich dabei um mehrere Gene zu handeln, da eine Kreuzung eines schwarzen Tieres mit kleinem Bruststreifen mit einem schwarzen Tier mit etwas größerem Bruststreifen Tiere ergibt, die teilweise deutlich größere Brustfleckien haben als ihre Eltern. Das bedeutet, daß auch der Elternteil mit dem kleinen weißen Bruststreifen etwas zum großen Brustfleck beigetragen hat, ohne selbst einen zu besitzen.
Ein bis zwei Tage vor der Geburt nehme ich öfter einen besonderen Geruch aus dem Terrarium wahr. Anfangs dachte ich, es sei Urin, aber es scheint noch etwas anderes zu sein. Es ist mir schon mehrmals passiert, daß ich einen neuen Wurf zuerst an diesem Geruch bemerkt habe. Die Männchen scheinen auch schon mehrere Tage vor der Geburt geruchliche Veränderungen bei der Mutter wahrzunehmen und schnüffeln, man könnte fast sagen ungeduldig, wann es soweit ist. Ebenfalls am Geruch scheint es der Vater feststellen zu können, wenn einer seiner Söhne bei der nächsten Paarungsbereitschaft des Weibchens mit von der Partie sein wird. Er ist dann längere Zeit vorher schon aggressiver gegen diesen Sohn, vielleicht gerade in der Zeit, in welcher die Gerüche des Weibchens die Geburt (bzw. die nächste Paarungsbereitschaft) ankündigen.

12. 04. 98:

Wenn die Tiere sehr aggressiv und gereizt sind, z. B. bei Auseinandersetzungen zwischen dem dominanten Tier und einem gleichgeschlechtlichen Nachkommen, haben sie manchmal leicht zusammengekniffene Augen (wie es das auch beim Menschen gibt). Sieht anders aus als das herabsinkende Augenlid beim Schläfrigwerden. Ich habe das nur beim Angreifer, nicht beim Angegriffenen beobachtet.
Die leicht süßen, aromatischen blauen Beeren der Brautmyrte, Myrtus communis, werden sehr gerne gefressen. Die Pflanze wird bei uns öfter als Zimmerpflanze angeboten und hat zahlreiche weiße, duftende Blüten. Vorsicht mit selbstgezogenen Pflanzen, wenn Sie stark düngen.
Beliebt sind auch in Milch aufgeweichte Haferflocken. Gibt ein lustiges Schmatzen beim Fressen :-)
Wenn die Jungen anfangen zu fressen, sind Haferflocken günstig als Zusatz zum Körnerfutter.
Die Düfte oder Geräusche benachbarter Terrarien beeinflussen das Verhalten: Männchen trampeln öfter oder sind aggressiver gegen andere Männchen, wenn das Weibchen im Nachbarterrarium heiß ist.
Von zwei Seiten habe ich gehört, daß Mongolische Rennmäuse nicht so häufig Allergien verursachen wie manche andere Tiere. Obwohl sie - eigene Erfahrung - leider viel Staub durch das Scharren in der Streu verursachen.
Selbst sehr zahme und mutige Tiere bekommen oft Angst, wenn man sie ganz scharf und starr mit den Augen fixiert. Es sieht dann so aus, als ob sie es plötzlich bemerken, in ihrer Tätigkeit einen Moment innehalten und flüchten.

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