Dick Cuthell

geb. ca. 1950s (?), UK, lebt in London
Wenn man über Rico Rodriguez und seine Stellung in der Musikwelt schreibt, und wenn die Specials im Leben eine so wichtige Rolle spielten wie bei mir, stößt man unweigerlich auf eine Persönlichkeit, die offensichtlich ganz im Hintergrund geblieben ist, von vielen vergessen, aber glücklicherweise auch manchmal erinnert wird: Dick Cuthell.

Dick Cuthell war der perfekte Partner für Rico. Er hatte die gleiche Stimmung beim Spiel, weich und intensiv. Zum Reggae brachte er Melodiebögen und Läufe des Highlife und damit ein sehr lebendiges Element aus der afrikanischen Musik, was wahrscheinlich nicht unerheblich zur musikalischen Entwicklung der Specials und von Jerry Dammers beigetragen haben mag.

Dabei ist die Diskographie des Trompete, Cornett und v.a. Flügelhorn spielenden Engländers recht lang.

In der 1970er Jahren findet sich seine Credits erstmals auf Langspielplatten der Firma Island Records, bei der er als Toningenieur unter Vertrag stand und offensichtlich v.a. an Reggaeproduktionen beteiligt war, so an einer Session von Bob Marley und Lee Perry, deren beide Aufnahmen, "Punky Reggae Party" und "Keep On Moving" jüngst auf einem erweiterten Exodus Album wiederveröffentlicht wurden.


Meeting the man from the hill.
1976: Recording with Rico Rodriguez in Jamaica

Als Rico Rodriguez sein Album Man From Wareika für Island einspielte, wurde er als Toningenieur der Firma mit ersten Reggaeerfahrungen von Chris Blackwell mit Rico nach Jamaika geschickt und war dann auch als Musiker dabei. In Jamaika macht er, wie er es selbst in einem Interview (mit Richard Williams 1977 für den Melody Maker) beschreibt, einzigartige Erfahrungen:

"It was really strange up at the Centre [of Count Ossie in Wareika Hills]", said Dick. "I didn't feel as if I was on earth at all, and it wasn't because i was high on smoking or anything, it was - I don't know - all the drums going and all the percussion. Rico was just blowing, and he said to me 'blow!', so I got my horn, I was all breathless from running with it 'cause it's so hot there, and I wasn't used to not having any structureto play with, you just hav the drums with you, and Rico was just blowing and blowing and blowing and i found myself trying to find the bass to hold me down or a guitar to give me a chord to change key or something. But it wasn't that at all - it was just the drums, and as Rico says, it's a matter of breathing and you can play exactly what you want, and it sounds great. We just ran the cassettes that I had with me and blew all night. ... [And we wish to hear someday something from these tapes!] ...

Dick talked about how he became involved.

"I was out there six weeks, but I was only meant to be there for three, while we did the album. Chris [Blackwell] said to stay out there and finish what we had to do, which was recording Ossie, so we were literally recording him a few days before he was killed. If I hadn't seen Chris in the car park in Kingston I would have been back up in the Hills and gone the next day."

He didn't know how involved he would become before he went to Jamaica.

"I had recorded a lot of Reggae down at Hammersmith, and guys would come down and say 'We want a Roots sound', etc.., and I'd think well what you talking about - here we are with a brand new studio with the technology you need and it's all clean up the sound and make it beautiful ... did some demos, three tunes just to see what they thought. We were using various people, Eddie Thornton, Byron on drums, Philipp Chen on bass, Bunny McKenzie, Tony Washington, Ferdinand Dixon, Ijahman doing some vocals. It took a long time for Chris to hear them - we did them in April. ..."


Nach Veröffentlichung der LP spielte Dick Cuthell auch in Rico's Tourband. Als dann 1979 die Specials nach Rico suchten, und er bereit war, mitzumachen, brachte er auch Dick Cuthell mit in die Gruppe und beide wurden assoziierte Mitglieder der Band.

Cuthell blieb dann in den 80er Jahren auch dann noch mit Jerry Dammers' Projekten verbunden, als Rico zurück nach Jamaika gegangen und Annie Whitehead in der Szene Rico's Aufgabe übernommen hatte. Er war an so wichtigen Projekten wie der Aufnahme "Nelson Mandela" der Specials, an Starvation, Robert Wyatt's und Jerry Dammers' Kooperation "Wind Of Change" und an den besten Tracks der Eurythmics, sowie der völlig vergessenen Pearl Harbour beteiligt. Mit den Eurythics ist er im Herbst 1983 auf die "Only Fools and Horses" genannte Tour gegangen. Auch mit Madness trat er um das Jahr 1983 live auf.

Aber dann dauerte es auch bei Dick Cuthell nicht mehr lange, und er verschwand wie Rico, ohne dass es bemerkt worden wäre, von der Szene.

1994 erschien dann nochmals eine spannende Zusammenarbeit mit Jerry Dammers auf Mo Wax (Mysterious Ways), die aber auch nicht zu einer Wiederbelebung der Arbeit von Cuthell führte.

In einem Interview auf ihn angesprochen berichtete Rico 1995, dass Dick sich vom Musikgeschäft zurückgezogen hat und in London als Taxifahrer sein Leben unterhält. Eine gleichlautende Information gab mir Fizzé (ca. 2000), als ich ihn fragte, ob er Dick kenne, und ob er wisse, wo er geblieben ist.


 Bibliographie | Diskographie
Rico's Music | Index | A WOMAD Soul

Compiled by Mr. Braunov, Sept. 2002
Last updated: 29.1.2005