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Letzte Aktualisierung am 14.02.2004
|
Martin Veith Die
anarcho-syndikalistische Gewerkschaft Gewerkschaft
heißt, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen! Die
kapitalistische Gesellschaft, in der wir leben, ist eine Ordnung der sozialen
Ungleichheit. Sie begünstigt die, die Geld und „Vermögen“ haben und
benachteiligt und bedroht die Existenz derer, die nichts oder nur wenig haben
und sich durch den Verkauf ihrer Arbeitskraft und allem was hier dazu gehört
(dem Versuch die Würde zu rauben, durch bestimmte Tätigkeiten erniedrigt zu
werden, etc.) über Wasser halten müssen. Wer
zu den Begüterten und Besitzenden gehört, kann nun also aufhören
weiterzulesen, da dieser Text sich gegen dieses System – das ihn oder sie
von der Armut profitieren läßt -
richtet. Mir geht es mit diesem Aufsatz darum, eine soziale Alternative
und gewerkschaftliche Bewegung für eine menschenwürdige und solidarische
Gesellschaft aufzuzeigen und zu erklären. Es geht um den
Anarcho-Syndikalismus[1]. Gewerkschaft
ist nicht gleich Gewerkschaft In
der Mehrheit der Gesellschaft ist der Gewerkschaftsbegriff mit dem des DGB[2]
gleichgesetzt. Das macht es uns AnarchosyndikalistInnen oft recht schwer zu
erklären, was wir unter dem Begriff „Gewerkschaft“ oder genauer
„Syndikat“ verstehen, warum wir durch sie die Möglichkeit sehen - neben
konkreten Verbesserungen - ein Leben in Freiheit und Gleichberechtigung zu erkämpfen. Der DGB, seine bezahlten Funktionäre und der SPDGB-Filz[3] haben durch ihre jahrzehntelange Verzichts-und Verratspolitik die in ihm organisierten Menschen enttäuscht, frustriert, ihrer Kreativität und Zuversicht auf gesellschaftlichen Wandel beraubt und unzählige Male Basisinitiativen von KollegInnen abgewürgt. Das Resultat sind anhaltende Austritte aus den DGB-Gewerkschaften. Der DGB hat sich einen schwerfälligen, bürokratischen Apparat geschaffen, der den durch die „Sozialpartnerschaft“ erkauften Frieden zwischen den Lohnabhängigen, den ArbeiterInnen und Erwerbslosen und den Unternehmern, der Regierung und dem Staat garantieren soll. Doch welches Interesse sollen wir an einem Frieden haben, der die Ungerechtigkeit nicht aufhebt sondern nur verwalten und bestenfalls abmildern will. Durch
seine Vormachtstellung in den meisten Betrieben verhindert und bekämpft er
die direkte Initiative der Belegschaften. Der DGB hat durch seine in den
Betrieben arbeitenden Funktionäre in der Vergangenheit immer wieder unabhängige
oder der offiziellen DGB-Linie oppositionelle[4]
Betriebsgruppen bekämpft.[5]
Auch in der jüngsten Vergangenheit kam es wiederholt dazu, das Funktionäre
der DGB-Gewerkschaften streikenden und kämpfenden KollegInnen in den Rücken
fielen und dazu noch Solidarität heuchelten. Zwei
Beispiele möchte ich exemplarisch anführen: VW-Streik
und Betriebsbesetzung im Mai 1999 Im
VW-Werk in Emden liefen zum 3.Mai 1999 die befristeten Arbeitsverträge von
550 ZeitarbeiterInnen aus. Unter dem Motto „Heute ihr – morgen wir“ kam
es zur Solidarisierung der Festangestellten mit den befristet eingestellten
KollegInnen. Die Früh- und Spätschicht legte die Arbeit nieder. Nach dem die
Forderung nach Festeinstellung von der Geschäftsleitung abgelehnt wurde,
streikte das gesamte Werk - mit Erfolg. Alle befristeten Arbeitsverträge
wurden um 24 Monate verlängert. Ein Erfolg der Solidarität und der direkten
Durchsetzung der Interessen. Die IG Metall lehnte die Streikunterstützung und
die Auszahlung von Streikgeldern mit den Worten ab, daß diese Aktion und der
Streik nicht von der IG Metall geführt worden wären und
„Friedenspflicht“[6]
herrsche.[7]
Und das, obwohl über 90% der Beschäftigten IG Metall-Mitglieder sind. Betriebsbesetzung
bei Alcatel-Berlin im September 1999 Gegen
die von der Konzern-Leitung angekündigte Schließung des Berliner Kabelwerkes
von Alcatel besetzte der Großteil der Belegschaft den Betrieb. Ziel war die
Erhaltung der knapp 140 Arbeitsplätze. Die Auftragsbücher waren voll, der
Betrieb schrieb schwarze Zahlen. Die KollegInnen – zum Großteil in der IG
Metall organisiert – wurden von der DGB-Gewerkschaft und deren offenem
Zusammenspiel mit der Werksleitung plattgehandelt. Während die KollegInnen
ihren Betrieb besetzt hielten, die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union (FAU)
den internationalen Kontakt zu KollegInnen bei Alcatel in Frankreich über die
CNT[8]
organisierte, handelte die IG Metall einen „Sozialplan“ aus. Direkte
Kontakte der KollegInnen zu ihren KollegInnen nach Frankreich wurden von den
IG Metall-Funktionären rigoros unterbunden. Ohne Not handelte die IG Metall
so die Betriebsbesetzung platt. Die
von ihr gewährte finanzielle Streikunterstützung läßt sie sich übrigens
auf den Pfennig genau zurückzahlen, da die Streikgelder nur als Darlehen gewährt
wurden. Die magere Abfindung der gekündigten KollegInnen wird also zum Großteil
in die Kasse der IG Metall wandern.[9]
Beispiele
dieser Art, der indirekten und direkten Unterstützung der Unternehmer und
Konzernchefs gibt es etliche. Doch
hat dieses Verhalten auch für den DGB und seine ihm angeschlossenen
Gewerkschaften Konsequenzen. Wie eingangs bereits erwähnt, sinkt die
Mitgliederzahl seit Jahren. Seit 1991 kehrte ein Viertel der Mitgliedschaft
dem DGB den Rücken zu. Im August 1999 waren nur noch 9,5 Millionen Menschen
Mitglied einer DGB-Gewerkschaft. Die Gründe für den Austritt
werden von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Das viele aber
aufgrund der nachgiebigen und laschen Haltung des DGB ausgetreten sind, ist
schwer anzunehmen. Lohnverzicht, Nullrunden, Rationalisierung, die sog.
Flexibilisierung der Arbeitszeiten, das Einknicken bei der Streichung der
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall unter der CDU/FDP-Regierung sind Beispiele
dafür, ebenso wie die praktizierte Entpolitisierung dessen, was mensch noch
als ArbeiterInnenbewegung im und um den DGB erkennen kann. Wo
waren die Streiks oder der Generalstreik gegen die ständige Verschärfung der
Ausplünderung und Ausbeutung der ArbeiterInnen ? Gegen die steigende Armut ? Und
wird der Unmut der Belegschaften dann doch groß und sehen die DGB-Funktionäre
ihre Macht und ihren Einfluß schwinden – wie exemplarisch bei VW und
Alcatel – sind sie mit markigen und starken Sprüchen anzutreffen, um den
Unmut in Passivität, Aufgabe und „Einsicht“ zu kanalisieren und ihre
Machtbasis zu erhalten.
Im
Klartext bedeutet dies, daß die Mitglieder in DGB-Gewerkschaften keine
Entscheidungen selber treffen können und dürfen, die den Vorständen der
einzelnen Gewerkschaften ungelegen kommen, oder welche die sich selbst
auferlegte „Friedenspflicht“ brechen. Mitglieder in DGB-Gewerkschaften
sind dadurch entmündigt und stehen in der Praxis in der Frontlinie gegen die
Unternehmer und gleichzeitig unter der Repression[10]
„ihrer“ Gewerkschaft, zu deren Beschlüßen des Vorstandes sie sich
opportun[11]
Verhalten müßen, da ihnen sonst die Solidarität entzogen wird. Funktionäre
und Dienstleister – keine Gewerkschaft! Die
Entmündigung innerhalb der DGB-Gewerkschaften macht sich auch an anderen
Beispielen bemerkbar. Gerade die vielbeschworene Tarifpolitik – also die
sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen zwischen dem DGB und den
Arbeitgeberverbänden um die Festsetzung von Löhnen und Gehältern,
Arbeitszeiten usw. in Tarifverträgen [12]–
ist meistens eine Reine Farce und den Aufwand an Verhandlung gar nicht wert.
Oftmals stehen die Abschlüsse schon vor der eigentlichen Verhandlung der
Tarifkommissionen fest und werden die Positionen der DGB-Gewerkschaften nicht
in Mitgliederversammlungen ausdiskutiert und festgelegt, sondern durch
„prominente Funktionäre“ in den Medien (TV, Presse) vorgegeben. Einen
Einfluss auf die Positionen haben die DGB-Mitglieder also nicht. Das
wiegt umso schwerer als für die meisten DGB-Funktionäre die Tarifpolitik das
A und O der Gewerkschaftsarbeit ist und andere Bereiche gar nicht wahr
genommen werden. Der Apparat ist eben alt und krank. Da hilft auch der neue
Zusammenschluß zur „Supergewerkschaft“ [13]„Verdi“
nicht weiter. Denn auch wenn sich mehrere Leichenteile zu einer großen Leiche
zusammenschließen, entsteht daraus kein vitaler Organismus. Zumal zusätzlich
Konkurrenzdenken und Standesdünkel der einzelnen Mitgliedsorganisationen seit
Jahrzehnten die Beziehungen unter den DGB-Gewerkschaften vergiften. Gegen
diese undemokratische Gewerkschaftsstruktur setzen wir AnarchosyndikalistInnen
die direkte Demokratie von unten. Die anarcho-syndikalistische Gewerkschaft
hat keine bezahlten Funktionäre, die sich dadurch von der Masse – also uns
– abheben und erstarren können.[14]
Außerdem ist ein wesentliches anarcho-syndikalistisches Grundprinzip die
jederzeitige direkte Abwählbarkeit von Delegierten in Vollversammlungen der
Syndikate, wenn diese gegen Beschlüsse ihrer Gewerkschaft verstoßen haben.
Dies gilt für alle Angelegenheiten, die uns betreffen - seien es konkrete Kämpfe
der Betriebsgruppen und Syndikate oder inner-organisatorische Entscheidungen.
Jedes Mitglied hat eine Stimme und entscheidet mit. Über
den Betrieb hinaus – in alle Lebensbereiche Für
uns stehen unsere Interessen als Lohnabhängige, egal ob LohnarbeiterIn, SchülerIn,
Erwerbslose/r, Studierende im Mittelpunkt unserer Bemühungen und nicht die
Situation der Unternehmer, die durch die Medien, die PolitikerInnen, die
Regierung und auch die Vorstände der DGB-Gewerkschaften immer als der Nabel
der Welt dargestellt werden. Wir haben gänzlich andere Interessen als sie.
Wir haben uns dieses Gesellschaftssystem nicht ausgesucht. Der
Anarchosyndikalismus ist nicht nur eine sozialrevolutionäre
Gewerkschaftsbewegung, er ist zugleich eine soziale Bewegung, die Unterdrückung
und Zwangsdienste jeglicher Form ablehnt und bekämpft. So organisieren wir
z.B.Unterstützung für Totale Kriegsdienstverweigerer (TKDV´ler), deren
Platz ebenfalls in der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft ist. Arm
sein ist keine Schande – Die Armut ist eine Für
einen Großteil von uns beginnt das Leben mit klaren Vorstellungen des späteren
Werdegangs innerhalb dieses ungerechten Systems. Nach Kindergarten und
Hauptschule folgt die Ausbildung und/oder die Erwerbslosigkeit - Militär-
oder Ersatzdienst – das Dasein als Mutter, Hausfrau, die immer und jederzeit
bereit sein müssen zu knechten, oder sich an einen Unternehmer zu verkaufen,
um zu überleben, bis wir dann irgendwann sterben. Nicht zu vergessen die
Mietezahlungen an den Hausbesitzer. Während auf der einen Seite einige wenige
100.000 Leute Macht, Geld, Fabriken und dadurch Einfluß besitzen und im
materiellen Wohlstand leben, müßen wir, die 79 Millionen in Deutschland uns
durchschlagen, bedroht von Arbeitslosigkeit, die uns in materielle Not stürzen
und uns darüberhinaus das Gefühl der Sinnlosigkeit im Leben geben kann.
Letzteres dürfen wir uns erst gar nicht einreden. Viele,
gerade ehemalige und noch-Linke bis hin zu den Konservativen werden jetzt
entgegnen, daß mensch dies nicht so schwarz sehen dürfe. Schließlich gebe
es soziale Sicherungssysteme, Sozialhilfe, Arbeitslosenunterstützung,
Arbeitsgesetze, ABM-Stellen usw. . Natürlich gibt es diese, doch wird
allzugern übersehen, welche repressiven Funktionen damit verbunden sind,
welche Erniedrigung mit ihnen verbunden ist, wie das Leben – die Intimsphäre
– verletzt wird, wie neue Abhängigkeiten entstehen. Ganz zu Schweigen von
der gesellschaftlichen Ausgrenzung armer Menschen. Wenn Du kein Geld hast,
machst Du keine großen Sprünge. Es ist immer schön, wie dieses Argument
gebracht wird, auch um das eigene Gewissen zu beruhigen.
Außerdem werden „soziale Leistungen“ seit Jahren gestrichen,
reduziert und an neue „Voraussetzungen“ angepasst.[15]
Die Stigmatisierung armer Menschen durch Wirtschaftsbosse, PolitikerInnen und
Medien (hier besonders in Talkshows etc.) als „Sozialschmarotzer“ tut ein
übriges, indem von den Verursachern der Armut, nämlich den PolitikerInnen
und Wirtschaftsbossen, abgelenkt wird und so getan wird, als ob jede und jeder
ihres oder seines Glückes Schmied sei. Das ist aber in einer
Klassengesellschaft, wie der bestehenden, der reine Hohn und Ausdruck
handfester Interessenspolitik der Spaltung, des gegenseitigen Ausspielens der
Menschen aus der arbeitenden Klasse. Schließlich
kann jeder Mensch, der heute noch lohnarbeitet, morgen Erwerbslos sein. Für
uns AnarchosyndikalistInnen gilt es, diese Spaltung zu überwinden. Anders als
der DGB, der seinen Schwerpunkt auf die Organisierung von FacharbeiterInnen
legt und dort meistens auch nur in den Großbetrieben aktiv ist und
Erwerbslose nur sehr bedingt unterstützt. Erwerbslose sogar lange Zeit nicht
einmal Mitglied seiner Gewerkschaften werden ließ, setzen wir auf die
gemeinschaftliche Selbstorganisation lohnarbeitender und erwerbsloser Menschen
in der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft.[16]
So kann einerseits gegenseitige Unterstützung und Hilfe organisiert werden.
Andererseits lassen sich Forderungen Erwerbsloser gemeinsam besser
durchsetzen, wenn Betriebsgruppen und Syndikate die sozialen Kämpfe unterstützen,
z.B. durch Streik oder im anderen Fall bei einer Betriebsbesetzung, bei
Aussperrung oder Streik, Erwerbslose Öffentlichkeitsarbeit in den
Wohnvierteln, in der Stadt usw. organisieren.
Gegenseitige Solidarität ist die einzige Waffe, die wir in
nicht-revolutionären Zeiten haben. Schließlich gilt immer noch, was das
„Solidaritätslied“ aussagt: „Wer im Stich läßt seinesgleichen, läßt
ja nur sich selbst im Stich.“ Was
anarchosyndikalistische Gewerkschaftsarbeit ist... Eine
anarchosyndikalistische Gewerkschaft ist anders, als fast all das, was mit der
herkömmlichen Gewerkschaftsarbeit, z.B. des DGB verbunden wird. Unserem Verständnis
nach umfaßt sie alles, was unmittelbar unser alltägliches Leben betrifft und
veränderungsbedürftig ist. Und das ist eine ganze Menge. Gewerkschaftsarbeit
muß auch nicht trocken und „langweilig“ sein, wenn wir anfangen, sie zu
nutzen, um für uns Vorteile und Verbesserungen durchzusetzen. Die
Gewerkschaft sind schließlich wir. Und wir können ganz konkret unsere
Interessen durchsetzen. Dabei unterlegen wir AnarchosyndikalistInnen uns
keiner „Friedenspflicht“ oder dem Prinzip der Sozialpartnerschaft. Wir
sind eindeutig klassenkämpferisch, was – wie die Bezeichnung aussagt –
von unseren Interessen als Teil der arbeitenden Klasse ausgeht. Uns
interessiert es nicht existenziell, was für den Chef wichtig ist. Uns
interessiert, was wir brauchen und was uns schadet 12.
Und wie wir das, was wir brauchen erreichen können. Unsere
Mittel sind die der „direkten Aktion“, der unmittelbaren Durchsetzung von
Forderungen durch Streik, Boykott, Besetzungen und Sabotage. Aber die direkte
Aktion beginnt auch schon im Kleinen, wenn wir z.B. gegen die Arbeitshetze
„Dienst nach Vorschrift“ leisten oder für die Qualitätskontrolle von
Produkten uns wirklich einmal Zeit nehmen. Das Mittel der „direkten
Aktion“ ist flexibel, und jede und jeder kann für sich herausfinden, was
das Beste für ihn oder sie im individuellen Bereich ist. Auf die größere,
gesamtbetriebliche Ebene übertragen, wäre z.B. ein Streik auf der Baustelle
ein Mittel, um gegen die ständige Verschlechterung der Löhne und den Einsatz
von „Billig-Lohn-ArbeiterInnen“ vorzugehen. Gleicher Lohn für gleiche
Arbeit ist eine grundlegende Sache. Anders als die IG Bau, die mit teilweise
rassistischen Parolen deutsche gegen ausländische KollegInnen auszuspielen
versucht und damit das Spiel der Unternehmer und fetten Bau-Konzerne spielt,
treten wir für die finanzielle und rechtliche Gleichstellung emigrierter
KollegInnen ein. Viele Probleme am Bau könnten schon gelöst sein, wenn nicht
gegeneinander, sondern mitteinander um Verbesserungen gekämpft würde. Der
Feind ist doch nicht der Kollege, sondern der Unternehmer, der durch
Sklavenjobs noch mehr Profit aus uns ArbeiterInnen herausschlägt. Ein
weiterer wichtiger Punkt anarchosyndikalistischer Gewerkschaftsarbeit ist die
Weiterbildung. Im Syndikat oder der Betriebsgruppe bestehen die Möglichkeiten,
uns gegenseitig Wissen zu vermitteln, usw. . Öffentliche Bibliotheken und die
Herausgabe von Zeitschriften gehörten schon immer zu den Tätigkeitsfeldern
der anarchistischen und syndikalistischen ArbeiterInnenbewegung,
zumal das Leben nicht am Betriebsausgang aufhört. Warum
wir gegen StellvertreterInnenpolitik sind Wie
der Name schon sagt, beinhaltet StellvertreterInnenpolitik immer, daß andere
für einen selbst diejenigen Entscheidungen treffen, die einen selbst
betreffen. In Betrieben und in der „Politik“ gibt es Betriebsräte und
Abgeordnete. Neben der Tatsache, daß sie alle ab einem bestimmten Zeitpunkt
der Illusion der Macht erliegen, sind sie undemokratisch. Darüberhinaus verändern
sich mit ihrer neuen Machtposition ihre Interessen gegenüber denjenigen, die
sie vorgeben zu vertreten. Das Prinzip der StellvertreterInnenpolitik führt
zur Manipulation der Basis[17]
und – mindestens genau so schlimm – zur Passivität. Gerade freigestellte
Betriebsräte haben deshalb über kurz oder lang den Bezug zur Realität in
den Betrieben verloren. Anarchosyndikalistischer Grundsatz ist: Entschieden
wird nur von denjenigen, welche die Entscheidungen auch betreffen, also von
der Basis vor Ort. Einheit
von unten – gegen Parteien Um
was es uns geht, ist die reale Einheit der ArbeiterInnen und sonstigen Lohnabhängigen
in der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft. Diese Einheit von unten[18]
muß basisdemokratisch sein, um allen die gleichen Möglichkeiten zu gewährleisten
und das Abheben von „FührerInnen“ und „Kadern“ - wie in politischen
Parteien[19]
– zu verhindern. Wir stehen den Parteien und dem Parlamentarismus als
GegnerInnen gegenüber. Gerade die Geschichte sozialdemokratischer Parteien,
kommunistischer und sozialistischer Gruppen zeigt immer wieder ganz deutlich
den Versuch, Macht an sich zu reißen, über den „Massen“ zu stehen (die
sie auch oft genug als dumm oder träge bezeichnen) und im Interesse ihrer
Machterhaltung oder ihres Machtstrebens Bewegungen zu spalten und abzuwürgen.
Beispiele dafür gibt es etliche. Es sei nur auf die Rolle der DKP[20]
während der Anti-Kriegs - oder Friedensbewegung
in der alten BRD verwiesen, die Rolle der französischen KP während
des Mai´68, als die soziale Revolution in Frankreich im Aufbruch war, und ihr
durch das Verhalten der
KP-Gewerkschaft CGT die Sabotage der revolutionären Bewegung gelang. Noch ein
paar Jahrzehnte weiter zurück, zeigt die Rolle der sozialdemokratischen und
kommunistischen Parteien in Spanien während der sozialen Revolution ab 1936
die ganze Schändlichkeit autoritärer (Partei)-SozialistInnen. Auch in
Deutschland wurde die anarcho-syndikalistische Bewegung von Anfang an von SPD
und KPD angegriffen. Nichts gegen einen Austausch von Argumenten, doch bestand
die Handlung der Autoritären nicht in einem Wettstreit um Argumente, sondern
in der „Ausschaltung“ einer ihrem Machtstreben oppositionellen,
selbstbestimmten Bewegung. [21]
Die offene konterrevolutionäre Politik der Autoritären sollte den
freiheitlich (libertär) gesinnten Menschen und allen Arbeiterinnen und
Arbeitern ein für allemal veranschaulichen, daß wir keine Gemeinsamkeiten
mit ihnen haben.
Für
was wir AnarchosyndikalistInnen u.a.stehen: ·
Die
Selbstorganisation der Arbeitenden[22]
in direkt-demokratischen, anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften. Denn nur
Gemeinsam sind wir stark. ·
Die
Enteignung der Reichen und der EigentümerInnen an den Produktionsmitteln
und die restlose Überführung der Produktionsmittel in die Hände der
Arbeiterinnen und Arbeiter. ·
Die
Selbstverwaltung der Betriebe und aller öffentlichen Bereiche. ·
Auflösung
der repressiven Organe wie Polizei, Militär, Regierung. ·
Verteilung
des gesellschaftlichen Reichtums. Niemand darf aufgrund materieller Dinge
benachteiligt sein. ·
Freies
Zuzugs- und Niederlassungsrecht. ·
Selbstbestimmung
der Frau in allen Lebensbereichen. ·
Sexuelle
Selbstbestimmung. ·
Gegenseitige
Bildung von uns Lohnabhängigen und Entwicklung und Stärkung des Selbstbewußtseins
und der konkreten Solidarität ·
Gleicher
Lohn für gleiche Arbeit. ·
Mehr
Zeit zum Leben. Eine radikale Arbeitszeitverkürzung
ohne Lohnabzug ·
Mehr
Lohn – mindestens 200%mehr! ·
Effektive
Bekämpfung der neofaschistischen Bewegungen und Gruppen ·
Aufbau
einer starken und durchsetzungsfähigen anarcho-syndikalistischen
Gewerkschaft ·
Konkrete
internationale Zusammenarbeit und Solidarität der Lohnabhängigen Lohnverzicht
des DGB - ein weiterer Verrat an
der arbeitenden Klasse Während
die deutsche Wirtschaft ein Profitwachstum wie noch nie in der Geschichte der
BRD verzeichnet – allein 1997 stieg der Gewinn der Unternehmen auf 105,5
Milliarden DM – die ausländischen Direktinvestitionen ständig steigen –
allein im 1. Halbjahr 1998 auf 14,3 Milliarden DM – und ein Außenhandelsrekord
von 141 Milliarden DM 1998 zum größten Überschuß in der Geschichte der BRD
führte, die Reichen also beständig reicher werden, kommt es bei den
Lohnabschlüssen schon seit Jahren zu Nullrunden. Der
DGB und seine Tarifkomissionen hören auf das Rumgejammere der
Wirtschaftsbosse und Präsidenten der Arbeitgeberverbände, ob nun Stihl, Hund
oder Henkel, die den „Standort Deutschland“ sichern „müssen“, um
„konkurrenz- und überlebensfähig“ zu sein. Ein einfacher Blick auf die
oben genannten Zahlen zeigt, wie schlecht es den Herren der Industrie nun
wirklich geht.[23]
Dieser durch Lohnverzicht und damit mit Existenzen von Menschen aus der
arbeitenden Klasse erkaufte Reichtum der Reichen ist ein weiterer Verrat des
DGB an uns Lohnabhängigen. Schließlich sind Unternehmer keine sozialen
Wesen, die im Sinne des Gemeinwohls handeln, sondern eiskalte Vertreter ihrer
eigenen Interessen. Denn oberstes Gebot eines jeden kapitalistischen
Unternehmens ist die Profitmaximierung ! Jede durch Lohnverzicht und
Nullrunden eingesparte Mark kommt der Spekulation der Unternehmer und damit
der Rationalisierung der Arbeitsabläufe zugute, bei der im kapitalistischen
Produktionsprozeß nur menschliche Arbeitskräfte vernichtet werden, die
anschließend von Maschinen erledigt werden, die a.) keinen Lohn bekommen und
b.) keinen (oder nur geringen) Ärger machen (können). Jede Mark also, die
wir den Unternehmern aus der Tasche ziehen, kommt uns zweifach zugute. Zum
einen, um unser Leben zu leben und zum anderen, um den Unternehmer daran zu
hindern, mit dieser Mark zu spekulieren. Kapitalismus ist eben asozial.
Kapitalisten sind das erst recht. „Wirtschaftswachstum“
und „Leichtlohngruppen“ Wie
an anderer Stelle schon erwähnt wird das sog. „soziale Netz“ beständig
beschnitten oder für manche gesellschaftlichen Bereiche ganz abgeschafft. An
die Stelle der langjährigen staatlichen Unterstützungsleistungen tritt die
Welt der „Selbstbeteiligung“. Die Ausgrenzungsmechanismen funktionieren
dadurch noch geschmierter. Private Krankenversicherungen, Altersversorgungen
etc. werden propagiert und machen das Alt werden und/oder krank sein, zu einem
noch größeren Risiko und zu einem Luxus den sich kontinuierlich die
wenigsten werden Leisten können. Dazu kommt die veränderte (Lohn)Arbeitswelt
mit ihren Niedriglohnjobs auf 630DM Basis. Ganze Branchen wie z.B. die
Gastronomie oder das Reinigungsgewerbe leben mittlerweile von den KollegInnen
die auf 630DM-Basis arbeiten.[24]
Für leichten Lohn nur leichte Arbeit und die Stärkung der eigenen
Position durch Mitgliedschaft in der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft ist
unsere Empfehlung dazu. Der
Kapitalismus schafft wirklich jeden Tag neue Gründe für seine Abschaffung
und den Kampf für eine
selbstverwaltete Gesellschaft, in der Solidarität und gegenseitige Hilfe zu
den Grundprinzipien gehören. Deshalb ist die Aktivität in der
anarchosyndikalistischen Gewerkschaft eine absolute und existenzielle
Notwendigkeit. Anarcho-Syndikalismus Anarcho-Syndikalismus
ist der Name, den wir uns für unseren Weg und unsere Ziele gegeben haben. Er
ist keine starre Ideologie, sondern vielmehr eine Praxis und Ideenbewegung die
uns unserem Ziel einer herrschaftsfreien, selbstbestimmten und
selbstverwalteten Gesellschaft näher bringen soll und dieses Ziel auch
gleichzeitig beschreibt. Da wir in einer Klassengesellschaft leben, geht es
uns darum, die Macht und die Stärke des kapitalistischen Systems dort
anzugreifen, wo es am verletztlichsten ist: In der Ökonomie, beim Kapital,
das uns verwertet und erniedrigt. Wir organisieren uns in Syndikaten, da sie
die beste Form des gemeinschaftlichen Widerstandes und der direkten Aktion
gegen die Arbeits- und Verwertungsbedingungen sind. Neben ihrer Funktion,
unsere eigenen Interessen als abhängig Beschäftigte gegenüber Chefs,
Vorgesetzten und dem daran hängenden Rattenschwanz (Bürokratie[25])
durchzusetzen, sind sie auch gleichzeitig die Mittel, welche die Übernahme
der Betriebe durch uns Arbeiterinnen und Arbeiter vorbereiten, und nach der
wir die von uns angestrebte soziale Revolution selbstverwaltet weiterführen
wollen. Sie sind also Teil unserer Entwicklung, unserer Emanzipation und
deswegen so gut oder schlecht wie wir selbst. Die Überwindung der
kapitalistischen Gesellschaft wird das Ende der Produktion für Profit und das
schöne Leben der Reichen sein. Die Produktionsbedingungen werden unseren Bedürfnissen
in der neuen Gesellschaft angepaßt sein. Das bedeutet eine Umstrukturierung
der Wirtschaft, da nach Bedarf produziert werden wird. Nebenbei bemerkt, wird
sich dies auch auf unsere Umwelt und die Ökologie positiv auswirken, da die
Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ebenfalls aus reiner
Profitsucht betrieben wird. Der Raubbau an Mensch und Natur kann schließlich
nur dann beendet werden, wenn Natur und Umwelt als kollektives Gut und nicht
als Privateigentum betrachtet werden. Föderalismus
statt Zentralismus Ein
Grundprinzip des Anarcho-Syndikalismus ist die Autonomie[26]
der lokalen Gruppen und Syndikate. Es gibt keine Zentrale, die darüber
entscheidet, was die jeweiligen Syndikate zu tun haben. Dies ist Ausdruck
konkreter Erfahrungen der ArbeiterInnenbewegung mit den zentralistischen
Gewerkschaftsverbänden – wie dem DGB – deren Vorstände eigenmächtig
Beschlüsse fassen können, die den KollegInnen vor Ort schaden. Wie z.B. die
Streichung von Streikgeldern, das Beenden und Verhindern von Streiks, der
Ausschluß von Mitgliedern, usw. . Alle die Arbeit und Funktion der
anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft vor Ort betreffenden Dinge regelt diese
selbst. Darüberhinaus gibt es Delegiertentreffen zwischen allen in der
bundesweiten anarcho-syndikalistischen Organisation föderierten Syndikaten
und Gruppen zum Austausch und der Abstimmung der gemeinschaftlichen Arbeit,
wie z.B. der Herausgabe der Bundeszeitung, oder der Wahl zur Geschäftskommission,
die die bundesweite Arbeit koordiniert, aber keine eigenständigen, die
Gesamt-organisation betreffenden Entscheidungen treffen kann. Durch diese
anti-hierarchische Struktur ist eine hochgradige Handlungsfähigkeit gewährleistet
und die Gefahr einer schnellen Zerschlagung der Organisation, wie z.B. bei der
Verhaftung oder „Ausschaltung“ von Vorstandsfunktionären von Parteien
gemindert. Wenn wir alle möglichst gut Bescheid wissen, kann die Arbeit auch
dann weiterlaufen, da das Wissen nicht durch das „Ausscheiden“ einer
Zentrale mit ausgeschaltet wird.
Die
Organisierung der Gesellschaft Die
von uns angestrebte soziale Revolution wird den Staat abschaffen, da dieser
dem freien Zusammenleben der Menschen im Wege steht und schon immer nur die
machterhaltenden Interessen der Herrschenden beschützte und durchsetzte. Im
Gegensatz also zu den autoritären Strömungen der Linken wollen wir den
Staatsapparat nicht erobern, um selbst an die Macht zu gelangen. Wir wollen
die in staatliche Formen gepresste Macht einfürallemal beseitigen. Um
Produktion und Verteilung zu organisieren, setzen wir auf ein Rätesystem, das
die Entscheidung an der jeweiligen Basis – also im Betrieb, dem Stadtteil,
der Schule, der Universität - trifft. Diese jeweiligen Interessensgruppen
entsenden Delegierte an einen Koordinationsrat, wo die jeweiligen
Vorstellungen besprochen und Informationen ausgetauscht werden, diese
Informationen gehen zurück an die Basis wo die eventuellen Entscheidungen
dann getroffen werden. So ist ein Höchstmaß an direkter Demokratie,
Sachkenntnis und Mitbestimmung gewährleistet. Entscheidungen werden nicht über
die Köpfe anderer getroffen. Was alle Betrifft, entscheiden auch alle
gemeinsam. Die Räte sind ihrerseits wieder mit anderen Räten in anderen Städten,
auf regionaler, überregionaler und schließlich internationaler Ebene
verbunden. Handel und Versorgung kann auf diese Weise gemeinschaftlich
organisiert werden.[27]
Offensiv gegen Faschismus und Ausgrenzung Mit
unserem Ziel der Selbstverwaltung der Betriebe und der direkt-demokratischen,
herrschaftsfreien Gesellschaft, der Gleichberechtigung aller Menschen sind wir
natürliche Todfeinde der Faschisten und Nationalsozialisten. Der
Nationalsozialismus war krassester Ausdruck von Unmenschlichkeit, Ausbeutung
der Arbeitenden und staatlicher
Macht. Profitiert
haben von ihm die Kapitalisten, die Wirtschafts-und Konzernchefs im
industriellen Bereich, sowie die Herren (Groß-)grundbesitzer in der
Landwirtschaft. Für sie war das „3.Reich“ das Paradies. Niedrig-Lohn,
Pseudo-Gewerkschaften, nationalsozialistische Festlegung der Arbeitszeiten-
und Bedingungen[28].
Profite ohne Ende für die Reichen ohne Störung ihres Profits durch die
ArbeiterInnen, einhergehend mit der Verdrängung der Frauen aus der
Lohnarbeitswelt und ihrer Reduzierung auf
„Mutterschaft“ und „Haushaltshilfe“. Wie
die Geschichte des „Dritten Reichs“ zeigt, waren neben Jüdinnen und
Juden, und den Angehörigen anderer Kulturen[29],
gerade die Arbeiterinnen und Arbeiter das Objekt der staatlichen
Reglementierung, Verfolgung und Unterdrückung.[30]
Zwangsarbeitsdienste
waren die wiedereingeführte Wehrpflicht, sowie der Reichsarbeitsdienst (RAD).
Das Prinzip der „Volksgemeinschaft“ duldete keine Interessensorganisation
der Arbeiterinnen und Arbeiter, da diese für die Produktion des
Angriffskrieges und die Bereicherung der Konzerne und ihrer Freunde in der
NSDAP gefährlich geworden wäre.
Die reformistischen Gewerkschaften (ADGB)[31]
wurden in das nationalsozialistische System integriert oder glichen sich schon
in vorauseilendem Gehorsam freiwillig dem Nazisystem an, während aufrechte
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in den Konzentrationslagern durch
Arbeit (!) und Folter vernichtet wurden. Der Staat definierte im Interesse des
sozialen Friedens das „Allgemeinwohl“ und das war nicht sonderlich
unterschiedlich zu dem, was heutzutage von PolitikerInnen als selbiges
propagiert wird. Sozialer Frieden geht immer auf unsere Kosten, da die Reichen
und Patrone dadurch ungestört weitermachen können. Er ist kein Frieden,
sondern Teil der kapitalistischen Ausbeutungsstrategie. Er ist sogar das
Gegenteil; er ist der Versuch der Verschleierung des sozialen Krieges. Es ging
und geht immer wieder nur um die Interessen der Wirtschaft und der
herrschenden Clique an der Regierung. Die militärische Bezeichnung der
LohnarbeiterInnen (im Nationalsozialismus: der Lohnarbeiter) als
„Gefolgschaften“ und die Bezeichnung „Betriebsführer“ für den
Unternehmer, den „Chef“ macht sehr deutlich, was die Nazis von den
ArbeiterInnen und damit erst recht von Gewerkschaften hielten. Wenn
heute viele AntifaschistInnen schwerpunktmäßig nur moralisierend gegen die
neuen und alten Nazis argumentieren, verkennen sie einen wesentlichen Kern des
Nationalsozialismus, welcher in der unreglementierten Benutzung, Vernutzung
und Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft liegt. Faschismus und
Nationalsozialismus bringen der Wirtschaft und den Reichen einen immensen
Nutzen, wie es die Ausbeutung der Zwangsarbeiter durch deutsche Konzerne während
des „3.Reichs“ belegt: „Deutsche
Firmen haben durch den Einsatz von Zwangsarbeitern während des Krieges mehr
als 16 Milliarden Reichsmark an Lohnkosten eingespart... Den allgemeinen
Umrechnungsfaktor zwischen Reichs- und Deutscher Mark von 1:5,9 zugrunde
gelegt, ergäbe dies einen heute zu erstattenden Lohnausgleich von Rund 96
Milliarden Mark. Nach Abzug von Steuern und Gebühren für Zwangsarbeiter war
den Firmen ein Gewinn von Rund 10 Milliarden Reichsmark (rund 60 Milliarden
Deutsch Mark) verblieben.“[32] Neben
unserer aktiven Tätigkeit in den Betrieben, Schulen und Stadtteilen gegen
Ausgrenzung und Rassismus, wie der Spaltung unserer Klasse in deutsche und
ausländische/ weibliche und männliche/ erwerbslose und erwerbstätige/
auszubildenden und ausgebildeten ArbeiterInnen durch Gesetze und Rassisten,
beobachten wir die Entwicklung in der neofaschistischen Bewegung und ihre
Verbindungen mit konservativen und Wirtschaftskreisen aufgrund dieser
historischen Erfahrungen sehr aufmerksam und bekämpfen sie. Für
Selbstorganisation in der Gewerkschaft Parteien
geben vor, bestimmte Interessen zu vertreten und das tun sie auch. Fast alle
vertreten sie die gleichen, nämlich die der deutschen Wirtschaft, egal ob
CDU/CSU, SPD, FDP, PDS oder B´90/Grüne. Die einen legen wert auf den
Mittelstand, die anderen eben auch, aber bitte mit Gewässerschutz und ohne
Ausländerinnen und Ausländer in der Nachbarschaft. Parteien behaupten, es müsse
Spezialisten für bestimmte Dinge geben, damit manche Thematiken gründlich
untersucht werden können. Auch auf diese Weise werden Hierarchien gebildet.
Dazu benutzen sie in ihrer Mehrheit eine Sprache, die sie von der Mehrheit der
Bevölkerung abhebt und klüger erscheinen lassen soll. Sie wollen uns damit
sagen, wir seien zu blöd, um die Dinge zu kapieren. Gerade
die kommunistischen Parteien haben mit ihren Staatsformen und ihrem Terror
alles das beschmutzt, was das Wort Kommunismus beinhaltete. Im Namen der
ArbeiterInnen waren sie die Mörder und Schlächter der revolutionären
Arbeiterbewegungen in allen Kontinenten. Ob in Spanien, Frankreich,
Deutschland, in Russland, der Ukraine, in China, auf Kuba, in Afghanistan usw.
. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen und ist keineswegs zu
pauschal oder verallgemeinernd. Natürlich hatten alle diese Formen der
Parteien- und Herrscherdiktaturen eine eigene Geschichte und eigene
Ausformungen. Das Prinzip war jedoch immer das gleiche. Herrschaft über die
arbeitende Klasse auszuüben und ihr vorzumachen, sie sei nun ihres eigenen Glückes
Schmied. Ohne gewerkschaftliche Rechte in den „sozialistischen“ Staaten,
wurden Streiks blutig unterdrückt (nicht nur in Polen und der „glorreichen
Sowjetunion“), revolutionäre ArbeiterInnen ermordet, wie auf Kuba unter
Castro, oder in Lagern zu Zwangsarbeit gezwungen, wenn sie nicht gleich als
„krank“ in die Psychatrien eingeliefert wurden. Die staatliche Unterdrückung
jeglicher Form von Freiheit und freiem Leben nahm neben dem
Nationalsozialismus gerade in den sozialistischen Staaten ihre Höchstformen
an. Das dumme Geschwätz von der „Diktatur des Proletariats“ war die
Diktatur über das Proletariat[33].
Ein Bericht aus der „Befreiung“ von 1974[34]
verdeutlicht die Praxis des „Arbeiterparadieses im Sozialismus“ indem er
die Realität in den Fabriken Chinas Ende der 60‘er Jahre schildert:
„Das
Verwaltungssystem unserer Unternehmen ermöglicht einen hohen Grad an
Zentralisation und Demokratie. Alle Unternehmen müßen sich an die vereinigte
Führung der kommunistischen Partei und des Staates halten und unter
Beibehaltung strenger Arbeitsdisziplin die Einheit von Willen und Aktion unter
den Massen erhalten. So müssen die Unternehmen die Initiative und schöpferischen
Kräfte der Arbeiter zur Geltung bringen, die Aufsichtsrolle der Massen
entwickeln und sie dazu bringen, sich an der Verwaltung ihrer Unternehmen zu
beteiligen“. Liu
Schao-Chi (Funktionär der KP Chinas) „In
der Praxis sieht das so aus, daß in den chinesischen Fabriken die
betrieblichen Entscheidungen von drei Institutionen getroffen und überwacht
werden. Dies sind: 1.
Das Parteikommitee 2.
Das revolutionäre Komitee 3.
Der Kongreß der Arbeitervertreter Einer
bereits etablierten politischen Macht genügt aber schon die Drohung mit
Gewehren. Diese Erkenntnis haben sich im übrigen auch die westdeutschen
Unternehmer zunutze gemacht und sich teilweise bewaffneten Werkschutz
zugelegt. Weder die Arbeiter in China noch die in Deutschland sind bewaffnet.
Der Staat hat in der Armee sein Gewaltmonopol[35],
mit dem er seine Diktatur durchsetzt. Berechtigte Streiks der Arbeiter gelten
als konterrevolutionäre Sabotage und werden genau wie in Spanien,
Griechenland und der Bundesrepublik gewaltsam gebrochen. Zusammenfassend heißt
das, daß in dem entscheidenden Gremium, dem Parteikommitee, die Arbeiter in
der Minorität, die Kadermanager und Armeevertreter in der Majorität sind.
Dabei muß man stets berücksichtigen, daß die Arbeiter in den
Parteikommitees nicht repräsentativ sind für alle Arbeiter, sondern eben nur
für die 15%, die Mitglied der Partei sind. Das
revolutionäre Komitee ist die höchste Verwaltungsinstanz. Es führt aber die
Beschlüsse des Parteikommitees nur aus und kontrolliert die Produktion. Das
Kommitee setzt sich aus Parteimitgliedern und Nicht-Parteimitgliedern
zusammen. In den Betrieben finden recht eigenwillig die Wahlen zu den
revolutionären Kommitees statt. Nach einer öffentlichen Diskussion zwischen
der Parteiorganisation und den Arbeitern werden die Listen aufgestellt. Diese
Listen werden sodann dem Parteikommitee vorgelegt, das gegebenenfalls einige
Vorschläge kritisiert. Danach werden die Kandidatenvorschläge erneut von
Partei und Arbeitern diskutiert und eine „überarbeitete“ Liste
aufgestellt. Manchmal geht diese Liste auf diese Weise ein paar Mal hoch und
runter. Am Ende bleiben dann nur solche Kandidaten übrig, die der Parteiführung
hundertprozentig genehm sind. Natürlich wagt es kein Arbeiter, die Vorschläge
der Partei zu kritisieren, denn er würde sich dadurch als „Konterrevolutionär“
entlarven. Die endgültigen Kandidaten werden dann mit überwältigender
Mehrheit gewählt. Der
Kongress der Arbeitervertreter ist eine Einrichtung, die während der
„Kulturrevolution“ geschaffen wurde. Nicht jeder Arbeiter kann in diesen
Kongreß hinein, sondern nur Revolutionäre. Die Frage ist lediglich, wer
bestimmt, was revolutionär ist! Der
Kongreß hat die Aufgabe, die Bildung und Erziehung der Arbeiter zu
organisieren, die Arbeiter zu mobilisieren = anzutreiben, damit sie den
Produktionsplan erfüllen, Verschwendung zu verhindern, Verbesserungsvorschläge
zu machen und die Meinungen und Stimmungen der Arbeiterschaft an die Partei
und das revolutionäre Komitee weiterzuleiten. Er ist also der verlängerte
Arm der Partei und verrichtet für sie Propaganda, Antreiber- und
Spitzeldienste. Irgendeine Entscheidungs – oder Verwaltungsbefugnis hat der
Kongreß der Arbeiter nicht. Eine
genaue Betrachtung der Realitäten in den chinesischen Fabriken, wie sie zwei
promaoistische Autoren, die einen Monat lang verschiedene Betriebe in China
besichtigten, geschildert haben, zeigt leider – wenn man den Glorienschein
schöner Worte beiseite wischt – nichts anderes, als die Wirklichkeit
nackter Ausbeutung. Die Arbeiter haben nichts zu sagen, sondern zu arbeiten.
Die Leitung der Wirtschaft liegt in den Händen der Parteifunktionäre, der
Armee, der Manager und der Staatsfunktionäre, welche in den meisten Fällen
identisch sind. Auf der einen Seite (steht) die Klasse der Arbeiter ohne
jegliche Macht, auf der anderen Seite die Klasse der Funktionäre – die
neuen Kapitalisten – die sich den Mehrwert[36]aneignen,
um davon ein unproduktives, fettes Leben zu führen. Selbst auf der untersten
Ebene, im Betrieb, haben die Arbeiter keine echte Kontrollmöglichkeit. Durch
ein ausgeklügeltes System von Kommitees, Kongressen und Scheinwahlen wird
lediglich Arbeiterdemokratie vorgegaukelt. Die
Lehre daraus kann nur sein, sich nicht von irgendeiner politischen Partei –
mag sie sich noch so radikal und kommunistisch gebärden – die Abschaffung
kapitalistischer Produktionsweisen zu erhoffen. Das Ziel revolutionärer Tätigkeit
darf nicht die Diktatur einer Partei sein, sondern die Selbstverwaltung der
Arbeiter. Das bedeutet Aufhebung der Trennung zwischen Produktionstätigkeit
und Verwaltungsinstanz. Der Weg dahin führt über eine revolutionär-wirtschaftliche
und nicht über eine parteipolitische Organisation der arbeitenden
Massen. Eine solche wirtschaftliche Organisation kann nur eine permanent
revolutionäre gewerkschaftliche Bewegung....sein. Die Keimzellen zu einer
solchen wirtschaftlichen Organisation sind revolutionäre Betriebsgruppen, die
sich nach den praktischen Erfordernissen des Klassenkampfes zusammenschließen.
Auf keinen Fall darf diese Organisation ein neues Funktionärswesen aufkommen
lassen, das von der Organisation für die politische Arbeit bezahlt wird, denn
die Funktionäre sind die zukünftigen Möchtegernführer und Ausbeuter –
siehe China.“ Internationale
Solidarität gegen die Globalisierung Die
Übernahme- und Fusionswelle[37]zwischen
deutschen und internationalen Konzernen vernichtet massenhaft Arbeitsplätze
und führt zur Monopolisierung ganzer Branchen durch Riesen-Konzerne, die über
Preis und Produkte bestimmen. Diese Konzerne sind die Giganten, die die Welt
beherrschen und beständig an Einfluß gewinnen.[38] Gegen
diese Entwicklung setzen wir AnarchosyndikalistInnen auf eine verbindliche
internationale Solidarität. Die FAU ist der anarchosyndikalistischen
Internationalen, der „Internationalen Arbeiterinnen und Arbeiter
Assoziation“ (IAA) angeschlossen, um so gegenseitige Unterstützung und
Solidarität bei Arbeitskämpfen wie z.B. Streiks oder bei der Durchsetzung
politischer Forderungen zu erreichen. Ein gutes Beispiel dafür ist die
eingangs erwähnte Betriebsbesetzung bei Alcatel in Berlin und ihre Unterstützung
durch die französische CNT.[39] Konsum
und Boykott sind Mittel der Als
AnarchosyndikalistInnen versuchen wir uns gegen alles zu wehren, was unser
Leben schlechter macht, schlecht hält und bedroht. Wir versuchen nach besten
Möglichkeiten Menschen und Bewegungen zu unterstützen, die sich gegen ihre
Ausbeutung wehren und kein neues unterdrückerisches System errichten wollen.
Der Boykott und Konsum bestimmter Waren ist deshalb eine wirksame Waffe der
direkten Aktion gegen Schweinereien oder eine bewußte Möglichkeit, gute
Dinge zu unterstützen und kann von jedem Menschen praktiziert werden. In der
Vergangenheit kam es immer wieder zum Boykott bestimmter Produkte, deren
Herstellung auf Kosten unserer KollegInnen – auch in anderen Kontinenten der
Erde – ging. Der Boykott solcher Produkte schwächt die Unternehmer und ist
Ausdruck konkreter Solidarität mit den ausgebeuteten KollegInnen. [40] Die
Linke, die arbeitende Klasse und... Gerade
in der politischen Linken wird über uns Lohnabhängige am heftigsten
diskutiert und gestritten. Dabei geht es dann oft um die Frage, ob wir noch länger
das „revolutionäre Subjekt“, also das Mittel der Gesellschaftsveränderung
sind oder nicht, ob wir es nach der Auffassung von XYZ überhaupt jemals
waren, was Marx und Engels dazu meinen zu meinen oder ob es überhaupt noch
eine arbeitende Klasse gibt, und ob wir nicht in einer Freizeitgesellschaft
leben würden. Wieder andere sehen in der arbeitenden Klasse ein riesiges
rassistisches und frauenfeindliches, alkoholisiertes, dummes und unpolitisches
irgendwas. Und natürlich gibt es ja auch in der arbeitenden Klasse
rassistische, frauenfeindliche, Alkohol-abhängige Menschen, und Menschen die
nach der Vorstellung vieler Linker dumm und unpolitisch sind. Das unakzeptable
an diesen Positionen ist die Verallgemeinerung und Stigmatisierung der
Menschen aus der arbeitenden Klasse. Das, was wir von Anfang an gewohnt sind,
die Verächtlichmachung, die Respektlosigkeit, die Vorurteile uns gegenüber,
alles dies wird von diesen Linken weitergetragen, die sonst oft die ersten
sind, wenn es um „Differenzierungen“ geht. (Das Wort auf die Goldwaage
legen). Nicht das es nicht darauf ankommt, sich korrekt auszudrücken; aber
Sprache und Bildung waren schon immer Machtmittel, mit denen versucht und
durchgesetzt wurde, die Menschen aus den unteren Klassen, wozu die arbeitende
Klasse nuneinmal zählt, unmündig, klein, ohnmächtig und passiv zu halten.
Andererseits ist auch oft ein Ablenken von der eigenen Lebenssituation
in der Linken zu beobachten. Die Klassenzugehörigkeit wird „vergessen“
und weicht stattdessen einer intelektuellen Betrachtung des Individuums, das
sich selbst vormacht, frei von den Abhängigkeiten und Ungerechtigkeiten der
Klassengesellschaft zu sein. Sowas gibt es aber nicht. Auf
der anderen Seite schufen die sog. „sozialistischen Staaten“, ob nun die
UdSSR[41],
die DDR, die VR China u.a. ein marxistisch-leninistisches[42]
„Idealbild“ des Arbeiters und der Arbeiterin das der Wirklichkeit
entfremdet war. Das berechtigte Interesse der ArbeiterInnenbewegung nach
Anerkennung und Selbstbewußtsein wurde dermaßen durch Glorifizierungen
instrumentalisiert, das es in den „sozialistischen Staaten“ oftmals religiöse
Züge annahm. Den Arbeiterinnen und Arbeitern brachte das nichts, im
Gegenteil: Der Kapitalismus
gaukelte sich als Arbeiter- und Bauern-Paradies durch die Jahrzehnte, und die
Parteifunktionäre lebten gut auf Kosten der arbeitenden Klasse. Revolutionäre
Bewegungen aus der arbeitenden Klasse wurden blutig niedergeschlagen.
Gewerkschaftliche Rechte, Freiheit und Selbstbestimmung waren nicht vorhanden.
Die Anhänger des Marxismus-Leninismus errichteten im Namen der arbeitenden
Klasse ein totalitäres System der Unterdrückung der arbeitenden Klasse. Eine
Lehre aus dieser blutigen Geschichte kann nur sein, marxistisch-leninistische
Ideologien und deren Träger zu isolieren und ihnen niemals mehr die Möglichkeit
zu geben oder geben zu lassen, Macht zu erlangen, die sie doch nur wieder
gegen uns gebrauchen werden. Exkurs: Anarcho-SyndikalistInnen
– Teil der „Linken“ ? Ein
Beitrag von H.
Döhring Die
Kategorie „Links“ ist ein politischer Kampfbegriff. Derlei
Richtungsbegriffe kommen aus dem parlamentarischen Bereich, dem wir nicht
angehören. Wir lassen uns nicht in die begrifflichen (Denk-) kategorien der
Herrschenden einsortieren. Denn jeder Mensch, der sich nicht sowieso schon als
„Rebell“ begreift, hält sich vom „Extremen“ fern, hält sich immer in
der sicheren Mitte auf. „Rechte“ und „Linke“ als Extremisten zu
betiteln und sich selbst als die attraktive und „vernünftige“ Mitte zu präsentieren,
ist propagandistische Grund-voraussetzung dafür, möglichst viele Menschen
vor den Karren der „gemäßigten“ Gewerkschafts- oder Parteiführer zu
spannen. Die Herrschenden kehren sich somit immer wieder als regulierendes und
Frieden gewährleistendes Element heraus, obwohl sie es sind, die die
Ungerechtigkeiten schaffen und erhalten und davon dauernd profitieren. Das
durchaus legitime Schutz- und Sicherheitsbedürfnis der allermeisten Menschen
kanalisieren sie so begrifflich in ihre Bahnen. Der widerlichste Repräsentant
dieser Mitte ist der Sozialdemokrat ! Wer das Volk in Massen um sich scharen
will, drängt zur („neuen“) Mitte. Im
Gegensatz zur sog. „Linken“, die sich selbst dummer- und
bezeichnenderweise (aufgrund ihrer Perspektivlosigkeit) auch noch als solche
bezeichnet, haben wir eigene Wertmaßstäbe und eine eigene (proletarische)
Geschichte. Wir Anarcho-SyndikalistInnen haben in diesem Schema nichts zu
suchen. Wir verstehen uns definitiv nicht als Teil einer sog. „Linken“ ! Für
uns gibt es nur Ausbeuter und Ausgebeutete/ Herrscher und Beherrschte, sowie
einen selbstorganisierten Widerstand gegen die UnterdrückerInnen. Ende
des Exkurses Anarchosyndikalistische
Kritik an der Gewerkschaftslinken Eine
der wesentlichsten Kritiken von uns AnarchosyndikalistInnen an den
Bestrebungen der Gewerkschaftslinken ist deren Unterstützung des DGB. Im DGB
sehen die Gruppen und Fraktionen der Gewerkschaftslinken die
Einheitsorganisation der ArbeiterInnen (übrigens genauso wie kommunistische
Parteien, deren Funktionäre ebenfalls in der Gewerkschaftslinken mitarbeiten)
und möchten ihn zu einer Klassenkampf-Organisation umformen. Dabei sind sie
sich abermals mit den Vertretern der kommunistischen Organisationen einig, die
ebenfalls dieses Ziel verfolgen. Die Unterschiedlichkeit zwischen diesen
Fraktionen besteht schließlich nur noch Hauptsächlich in der Frage nach der
Notwendigkeit einer sog. „Arbeiterpartei“, die die KommunistInnen – natürlich
in verschiedenen Facetten - aufbauen wollen.[43]
In der Gewerkschaftslinken organisieren sich in der Regel die aktiven
KollegInnen und unteren Funktionäre des DGB. Sie sind es auch, die den DGB für
KollegInnen attraktiv machen und halten, und ihn somit stärken. Einen Einfluß
auf seine politische Ausrichtung und Praxis haben sie nicht und unterstützen
damit seine sozialpartnerschaftliche Politik. Es ist die Illusion der
Reformierbarkeit des DGB-Apparates, der sie an die Veränderung des DGB
glauben läßt. Anstatt ihre Energie und Kraft in ein selbstbestimmtes,
klassenkämpferisches Projekt, wie eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft
einzubringen, reiben sie sich am Apparat auf. Die Gewerkschaftslinke ist keine
Einheit. Sie ist unterteilt in eine Vielzahl von Menschen und Fraktionen mit
unterschiedlichsten Grundsätzen, die sich teilweise grundlegend
Widersprechen, was Ziele und Analysen angeht. Diese „Vielfalt“ der Grundsätze
ist für die konkrete Verbesserung unserer Lebensbedingungen ein
Hindernis, da um den Zusammenhalt willen ständig Kompromisse geschlossen
werden müssen, anstatt konkrete
Arbeit zu leisten. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu einer
anarchosyndikalistischen Gewerkschaft, denn unsere Prinzipien sind klar und
eindeutig.[44]
Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft steht für den kompromißlosen
Klassenkampf – das Eintreten für unsere eigenen Interessen und den Aufbau
einer freien, selbstverwalteten Gesellschaft, in der wir die gesellschaftlich
notwendige Arbeit gemeinschaftlich organisieren und unser Leben selbstbestimmt
leben. Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft steht für die Würde und den
Kampf der ausgebeuteten und unterdrückten Menschen. Sie steht für unsere
Befreiung von Not und Ausbeutung, da wir, die wir uns gegen Führer und für
Solidarität, Freiheit und Gleichheit entscheiden, die anarchosyndikalistische
Gewerkschaft sind. Der Anarchosyndikalismus ist flexibel und zeitlos aktuell
wenn wir ihn als Praxis benutzen und nicht zur Ideologie verkommen lassen.
Oder wie ein französischer Genosse schon vor einigen Jahren gesagt hat:
„Der Anarcho-Syndikalismus, das ist wie mit der Meinungsfreiheit, er nutzt
sich nur ab, wenn er nicht benutzt wird!“. Benutzen wir ihn ! Selbstbewußtsein
und Selbstachtung sind die Voraussetzungen, den Kampf zu gewinnen. Ist es
nicht verwunderlich das im heutigen Sprachgebrauch das Wort „Prolo“ oder
„Prolet“ als Beleidigung gilt ? Warum eigentlich ? Es gibt dafür keinen
Grund. Viel besser ist es doch, ein gesundes Selbstbewußtsein zu entwickeln
und es wie die britische Classwar-Bewegung auf den Punkt zu bringen: „Say it
loud - Working Class and proud“.[45]
Fussnoten
[1]
Anarcho-Syndikalismus wird im folgenden Text erklärt. Syndikalismus steht für
eine selbstorganisierte und autonome Gewerkschaftsbewegung, Anarchismus
steht für Herrschaftslosigkeit und Selbstbestimmung. [2]Deutscher
Gewerkschaftsbund [3]
Seit der Gründung des DGB besteht ein Großteil der oberen und mittleren
Ebene der Funktionsträger aus SPD-Mitgliedern. Im Bundestagswahlkampf 1998
machte die Mehrheit der Vorsitzenden der DGB-Einzelgewerkschaften Stimmung für
eine SPD geführte Bundesregierung. Ein weiteres Beispiel der offenen
Verfilzung war der Skandal um die DGB eigenen Wohnhäuser der „Neuen
Heimat“. Bundesarbeitsminister
Walter Riester (SPD) war jahrelanger Vizevorsitzender der IG Metall. [4]
Opposition bedeutet die Gegnerschaft zur Mehrheits- oder Vorstandsmeinung. [5]
Auf der anderen Seite mußten und müssen sich DGB-oppositionelle
Betriebsgruppen ständig gegen den Verlust ihrer Unabhängigkeit
verteidigen. Oft arbeitete der DGB mit Unternehmensleitungen gegen kritische
und kämpfende KollegInnen zusammen, um den sozialpartnerschaftlichen Status
Quo wieder herzustellen bzw. vor einem selbstorganisierten und dadurch dem
direkten Machtapparat des DGB nicht unterstellten Angriff der ArbeiterInnen
zu verteidigen. Ein Resultat dieser Politik gegen die Autonomie der
ArbeiterInnen ist die systematische Zerstörung solcher unabhängiger
Betriebsgruppen oder deren Korrumpierung und/oder deren Auffressen durch die
jeweilige DGB-Gewerkschaft im Betrieb, wie z.B. der „Plakat-Gruppe“
durch die IG Metall bei Daimler in Stuttgart. Auf der anderen Seite zeigt
sich hier, daß Solidarität und bundesweite Organisation eine Waffe gegen
das Mürbereiben sind, da ein organisierter Rückhalt gewährleistet wird,
der ein ausdauerndes Kämpfen gegen diese Angriffe unterstützt. Die Politik
autoritär-sozialistischer und kommunistischer Parteien gegen die
ArbeiterInnen-Autonomie schildere ich an anderer Stelle. [6]
Friedenspflicht – Die sozialpartnerschaftlich durch DGB-Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbände geschlossene
Arbeitskampffreie Zeit zwischen den Tarifverhandlungen. [7]
Siehe auch DA (Direkte Aktion – anarchosyndikalistische Zeitung) Nr. 134,
S.3. [8]
Confederation National de Travail (eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft
in Frankreich) [9]
Ein ausführlicher Bericht zur Besetzung ist in der DA Nr.136 unter dem
Titel „Easy Metall“ erschienen. [10]
Repression = Unterdrückung. [11]
opportun = angepaßt [12]
Das nennt sich in Funktionärsdeutsch „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ [13]
„Verdi“ ist die Abkürzung für „Vereinigte
Dienstleistungsgewerkschaft“. ÖTV,
DAG (Deutsche Angestelltengewerkschaft), HBV, DPG und IG Medien
beabsichtigen sich zu dieser sog. „Supergewerkschaft“ zusammenzuschließen. [14]
Anders als z.B. beim DGB, wo Funktionäre teilweise auf mehrere 100.000DM
Jahresgehalt - durch Mitgliedsbeiträge finanziert - kommen. Finanziell
Gutgestellte DGB-Funktionäre, die von den Mitgliedsbeiträgen der
GewerkschafterInnen Leben sind für mich keine GewerkschafterInnen. [15]
So ist in Baden-Württemberg die „Pauschalisierte Sozialhilfe“ in
manchen Kommunen eingeführt, wie z.B. in Sindelfingen und Schorndorf. D.h.
diese „Pauschale“ ersetzt den „Regelsatz“ und streicht damit
„spezielle“ finanzielle Hilfen wie z.B. Kleidergeld, Wohngeld,
Reisekosten etc. Siehe auch
„Sindelfinger Zeitung“ vom 19. April 2000 und die „Schorndorfer
Nachrichten“ vom 17. April 2000 [16]
Das sich trotzdem die meisten Erwerbslosengruppen heute so sehr am DGB
orientieren und ihn in‘s Boot
der gemeinsamen „Aktionseinheit“ ziehen wollen, dürfte an seiner
Finanzkraft liegen. Wenn
er nämlich wollte, könnte er die Initiativen der Erwerbslosen unterstützen.
So geht viel Zeit und Kraft in endlosen Diskussionen um Positionen verloren. 12
Insofern sollte uns also doch interessieren, was er braucht, um es ihm
wegzunehmen oder ihn daran zu hindern, es zu bekommen. Eine ständige Schwächung
des Unternehmers ist eine ständige Stärkung der Belegschaft. 17
Etwa durch ausgeprägte Hierarchie, Informationsvorenthaltung, alleinige
Entscheidungsfindung, falsche Darstellungen – die nicht, oder nur schwer
überprüfbar sind – usw. [18]
von unten bedeutet von der Basis, von uns Betroffenen, Ausgebeuteten im
Gegensatz zu den Funktionären von Parteien, oder Unternehmern und sonstigen
„Weisungsgebern“. [19]
Vergleiche die oben genannten Interessenveränderungen von sog.
Gewerkschaftsfunktionären [20]
Deutsche Kommunistische Partei [21]
Vergleiche die Protokolle des 2. und 10. KPD-Parteitages. [22]
Mit „Arbeitenden“ sind sowohl LohnarbeiterInnen als auch SchülerInnen,
StudentInnen, Erwerbslose gemeint, da alle in Abhängigkeitsverhältnissen
stecken, die wir beseitigen wollen. [23]
Alle Zahlen stammen von der „Deutschen Bank-Research“ [24]
Siehe auch den Beitrag „630 DM reichen nicht“ in der
„Bremer Aktion“ Nr.3 – Zeitung der FAU-IAA Lokalföderation
Bremen und das anschließende
Interview mit einer FAU-Kollegin über Erfahrungen und die Organiserung
eines angestrebten Arbeitskampfes in einem Gastronomiebetrieb. [25]
Bürokratie ist genauso ein Herrschaftsinstrument über uns, wie
Werksschutz, Vorgesetzte, Hierarchie etc. [26]
Autonomie: Die Unabhängigkeit, Selbstbestimmung. [27]
Siehe auch: Santillian, Peiró: Ökonomie und Revolution – Der ökonomische
Organismus der Revolution. Und: Studienkommission der Berliner Arbeiterbörse
(FAUD): Die Arbeiterbörsen des Syndikalismus. Die konkrete Darstellung der
Vernetzung der Räte und deren Aufbau, ist eine Arbeit die erforderlich ist,
den Rahmen dieser Broschüre allerdings sprengen würde. [28]
Die Nationalsozialisten setzten anstelle von Tarifautonomie sog. Treuhänder
der Arbeit ein, die für Staat und Partei die Arbeitsbedingungen festlegten. [29]
Wie z.B. den Sinti und Roma. [30]
Siehe auch die hervorragenden Beiträge „Nationale Sozialisten und
Nationalsozialisten“ in der Direkten Aktion - Nr.137 (Jan/Feb.2000). und
„Wie die NPD den 1. Mai umdeuten will“ in der Direkten Aktion Nr. 133
(Mai 1999) [31]
Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund – Vorläufer des heutigen DGB [32]
Berliner Zeitung vom 16.11.1999. Zitiert nach Angaben von Thomas Kuczynski [33]
Der Begriff Proletariat ist heute nicht mehr geläufig. Er ist ein anderes
Wort für ArbeiterInnenklasse. [34]
Veröffentlicht in Klaus Haag: „Anarchismus in China – Schwarze Fahnen
gegen Scheinfreiheit“ [35]
Monopol: Ausschließliches Recht. [36]
Mehrwert: Der Profit nach Abzug der Einkaufs-, Produktions- (inklusive der
Entlohnung) und sonstigen Kosten bei Einkauf und Fertigung eines Produkts. [37]
Fusion = Zusammenschluß zwischen zwei oder mehr Unternehmen/Konzernen [38]
Zur Globalisierung und Fusionswelle siehe den Artikel: „Der Krieg der
Herrscher der Welt“ in „direkte Aktion“ Nr.131 [39]
Zu den weiteren Aktivitäten der letzten Zeit gehört u.a. die Unterstützung
der Kampagnen für die Freilassung gefangengehaltener Genossen in
Tschechien. Siehe dazu auch die „Syndicat“ und diverse Artikel in der
„direkten Aktion“ der Jahrgänge 1999 und 2000. [40]
Siehe z.B. die FAU-Kampagne zur Unterstützung mexikanischer KaffebäuerInnen
und gegen die Vermarktung von Kaffee unter falschen Behauptungen durch die
deutsche „Öko“-Firma „Lebensbaum“. [41]
UdSSR – Abkürzung für Union der sozialistischen Sowjet Republiken, auch
Sowjetunion. [42]
Die „Lehren“ von Karl Marx und Lenin werden
ideologisch als Marxismus-Leninismus bezeichnet. [43]
Vergl. die programmatischen Aussagen kommunistischer Parteien wie z.B. der
stalinistischen MLPD oder der trotzkistischen SAV, die sich eindeutig gegen
die Selbstorganisation der ArbeiterInnen in autonomen Gewerkschaften
aussprechen und diese Selbstorganisation bekämpfen. Eine ausführliche
Darstellung dieser Programme führt an dieser Stelle zu weit. [44]
Vergl. auch die Broschüre „Perspektiven der Gewerkschaftslinken“, Hrsg.
von der Redaktion Sozialismus und der Redaktion
Express. [45]
Auf Deutsch: Sag es laut – aus der Arbeiterklasse und stolz |
Zeitung der FAU-IAA Bremen
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Willst du mehr über uns und unsere Arbeit erfahren? Hast du Interesse an aktiver Mitarbeit in der FAU ? Dann komm zu unseren offenen Treffen. Jeden Montag ab 19.30 im Naturfreundehaus Bremen, Buchtstrasse 14 - 15 im 1.Stock
Veranstaltungshinweis
Aktionskonferenz gegen Bildungs- und Sozialabbau Bremen
20./21. Februar 2004 Weserterassen/ Osterdeich
weitere Informationen
Die FAU Bremen beteiligt sich an der Konferenz
Eine Seite der Zusammenarbeit und Unterstützung von AnarchosyndikalistInnen aus der Ukraine und Deutschland
Ich bin stärker als sämtliche Armeen der Welt. Ich habe mehr Menschenleben zerstört als alle Kriege der Welt. Ich bin tödlicher als Bomben und ich habe mehr Heime verwüstet als die mächtigste Belagerungskanone. Ich vernichte jedes Jahr Tausende von Lohnarbeitern. Ich erscheine an ungesehenen Stellen und tue dort am meisten Arbeit, wo ich am wenigsten vermutet werde. Ich bin unstet und überall - in der Fabrik, im Hause, auf der Strasse und auf der See. Ich bringe Krankheit, Hilflosigkeit und Tod, und dennoch suchen nur wenige mich zu meiden. Ich bin euer ärgster Feind. Ich bin der Kapitalismus.
aus: "Der Syndikalist" Nr.49, 1925 |