Hexenwahn

 

 

Im 11. Jahrhundert wurde Hexenglauben noch kirchlich verfolgt. Als in Freising das Volk in Abwesenheit der Priester drei Hexen aufspürte und sie verbrannte wurden die armen Opfer von der Kirche zu Märtyrern erklärt. Schon kurze Zeit später veränderte sich allerdings die Einstellung zum Thema Hexen. Für Missbildungen an Kindern und verdorbenen Ernten und andere Notlagen und Missstände wurden Schuldige gesucht und da die Bevölkerung im Mittelalter nicht über die Naturgewalten und das Geschehen um sich herum aufgeklärt war, glaubte man an Zauber und auch an Hexen.

1272 gestand eine Frau in Südfrankreich die sogenannte Teufelsbuhlschaft, und so wurden neben den Ketzern, Katharern, auch Hexen zum Inquisitionsobjekt. Der Hexenwahn verbreitete sich jedoch nur langsam. Sein Höhepunkt lag um 1600. Er breitete sich nicht nur in den katholischen sondern auch in den protestantischen Ländern aus, auch in der neuen Welt.

Hier wird eine sogenannte Teufelsbuhlschaft gezeigt.

Diese Zeitgenössische Abbildung zeigt den Teufel in Gestalt eines Mannes.

Man erkennt gut den Schwanz und die Teufelsklauen.

Ursprünglich sollten die Delinquenten nur zur Besserung inhaftiert werden, doch starben bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts mehr als 100 000 Menschen den Feuertod. Meist waren es Frauen, nur etwa ein Zehntel Männer. Durch die Möglichkeit der freien Denunziation ( Anschuldigung ) konnten viele böse Rivalitäten unter den Menschen ein übles Ende nehmen. Sicher fanden so viele Unschuldige den Tod.

Die Aufspürer der vermeintlichen Hexen wurden Inquisitoren genannt, sie waren meist Dominikaner ( domini canes ) oder Franziskaner.

Ferner wurden viele Frauen beschuldigt Hexen zu sein die wegen ihrer Funktion im täglichen leben in Verdacht kommen konnten. So zum Beispiel Hebammen, die bei Missbildungen beschuldigt wurden oder ebenso Kräuterkundige, die z.B. beim versagen eines Trankes in Ungnade fallen konnten.

Die kirchliche Inquisition wurde dann später vom Staat abgelöst, welcher dann eigens Sondergerichte zur Aufspürung von Hexen einsetzte.

1615 wurde selbst die Mutter von Johannes Kepler, er erfand 1611 das Fernrohr, der Hexerei beschuldigt. Sie kam allerdings durch den Einfluss ihres Sohnes frei. Während Goethe und Bach an ihren Werken arbeiteten, starben überall Unschuldige auf dem Scheiterhaufen.

Durch die nur geringe bis gar nicht vorhandene Bildung beim einfachen Volk, war man allgemein der Ansicht die Hexen hätten sich und ihr Leben einzig Satan verschrieben und verbreiteten in seinem Namen Krankheit, Tod und Elend. Ihnen wurde unterstellt sie vernichteten die Ernten, sorgten durch Salben und Zaubersprüche für Missbildungen an Neugeborenen, oder deren Tod, sie schänden und essen Kinder, vergiften Tiere und alle anderen schlimmen Dinge für die der ungebildete Mensch zur damaligen Zeit keine andere Erklärung hatte. Man glaubte Hexen gehören einer großen Verschwörung des Satans an, in der es darum ging die Macht auf Erden an sich zu reißen.

Sie wurden grausam gefoltert, mit Daumenschrauben und Beinpressen bis die Glieder splitterten, um hier nur die harmlosesten Methoden zu nennen, bis die vermeintlichen Hexen auch die grausamsten Dinge gestanden.

Durch solche Methoden wurden auf dem Höhepunkt des Hexenwahns selbst Kinder, ganze Familien überführt und verbrannt. 

Keplers Mutter zum Beispiel galt als Kräuterkundig und hatte einer Frau einen Trunk gegen Magenschmerzen gegeben. Als sich die Schmerzen dann doch verschlimmerten und niemand Hilfe leisten konnte war die Schuldige schnell gefunden. Katharina Kepler wurde zwar durch den Einfluss ihres Sohnes ( wie schon erwähnt ) nicht gefoltert, doch schüchterte man sie mächtig ein. Erst nach sechs Jahren kam sie aus der Haft frei, starb dann 1622 als gebrochene Frau an den Folgen des Prozesses. Sie beteuerte immer wieder ihre Unschuld. Wie sie gelobten viele Angeklagte lieber so zu brennen als diese schrecklichen Taten zu zu geben.

Das Wort Hexe stammt ursprünglich aus dem Altgermanischen und leitet sich aus dem Wort " Hagazussa " ab ( althochdeutsch für weiblicher Zaungeist ). Des weiteren nutzte man folgende Bezeichnungen: 

hegetisse - flämisch Dämon

hexse - Mittelhochdeutsch

tunridha - altnordisch Zaunreiterin

zunrite - oberdeutsch Zaunreiterin

magicienne - franz. Zauberin

sorciere - franz. Hexe

stregha - ital. weibl. Dämon

stregone - ital. Hexenmeister

erberia - ital. Kräuterfrau

wicca - altenglisch weise Frau

witch - englisch Hexe

malefica - lateinisch Schadenszauberin

auch lamia, strix, striga sind lateinische Bezeichnungen für Hexen oder weibliche Dämon.

Hexen wurden immer mit der schwarzen Magie in Verbindung gebracht, so glaubte man das sie in der Lage wären durch Berührungen, anblasen oder einfach nur durch den bösen Blick Schaden anrichten konnten. Man war der Ansicht die Hexen verschrieben sich dem Teufel um ihre magischen Fähigkeiten zu erhalten, dazu unterstellte man ihnen Geschlechtsverkehr, Ehebruch, mit dem Teufel.

Die Werke des Theologen Thomas von Aquin ( 1225 - 1274 ) trugen maßgeblich an der Füller der Hexenprozesse bei. Er verbreitete das der Teufel in der Lage sei verschieden Gestalten anzunehmen, denn nur so sei er in der Lage sich den Menschen darzubieten.

Bei durch die Folter erpressten Aussagen der Hexen kam es immer zu ähnlichen Aussagen. So auch bei dem Prozess gegen die Bamberger Kanzlergattin Katharina Haan um 1627. Sie sei mit dem Teufel, ihren Liebhaber, in einer Kutsche zu verschiedenen Hexenversammlungen geflogen, wo sie aßen, tanzten und Orgien feierten. Sie hätten auf solchen Versammlungen Knochen von Männern und Leichen von Kleinkindern ausgegraben um daraus Salben zu machen. Mit solchen Salben zauberten sie dann Unwetter herbei und vernichteten die Ernten.

Durch die grausame Folter gab die arme Frau auch den Namen ihres Sohnes an der sich ebenfalls dem Teufel verschrieben hätte. Am 19. Januar 1628 wurde das Todesurteil über sie verhängt und nur wenige Monate später hatte man die gesamte Familie nebst Kindern und Ehefrauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Am Anfang der Hexenverfolgung gab man den Angeklagten noch die Möglichkeit sich zu verteidigen, doch dies wurde recht schnell unterbunden, denn durch zu viele positive Aussagen von eventuellen Familienmitgliedern oder Freunden, hätte es ja einen Freispruch geben können. Im Jahr 1352 erließ Papst Innozenz IV eine folgenschwere Bulle, er genehmigte die Folter als Mittel der Beweisführung und dadurch standen die Urteile schon vor Beginn des Prozesses fest.

Todesurteile wurden immer von der geistlichen Macht gesprochen und von der weltlichen Macht vollstreckt. Teuer war der Tod von Hexen und Ketzern dann auch noch, so stellte man zum Beispiel 1323 vier Ketzern in Südfrankreich ihre eigene Hinrichtung in Rechnung. Die Rechnung beinhaltete dickes Holz, Rebenholz, Stroh, Pfähle, Stricke zum fesseln und die Entlohnung der Henker. 

Ein Auszug aus der Kölner Gebührenordnung gibt folgenden Einblick frei :

Enthaupten und verbrennen, alles eingeschlossen - 5 Reichsthaler 26 Alb.

Strangulieren und verbrennen -  4 Rth.

Knochenbrechen bei lebendigem Leibe auf dem Rad -  4 Rth.

Abhacken einer Hand oder mehrere Finger und Enthauptung -  3 Rth. 36 Alb.

Abschneiden der Zunge ganz oder in Teilen und verbrennen des Mundes mit einem heißen Eisen -  5  Rth.

Züchtigung im Kerker einschließlich Rute - 1 Rth.

Prügeln - 52 Albus ( Münzeinheit von einem 87tel des Reichstalers )

Folter ersten Grades - 1 Rth. 26 Alb.

Einrichten und zerquetschen des Daumens - 26 Alb.

 

Diese Summen mussten die Angeklagten wie gesagt selbst entrichten, waren sie zu arm mussten die Familien einspringen oder die Beträge wurden von Steuergeldern gezahlt.

Dieses Bild zeigt die Hinrichtung von Ketzern, die nur an die Reinheit des Glaubens festhielten. Im Gegensatz zur katholischen Kirche verzichteten sie in ihrem Glauben ganz auf pompöse Ausstattungen. So Gepfählt wurden sie dann verbrannt.

Zu den Hinrichtungen strömten immer Tausende. Vor der Vollstreckung  wurde die Anklageschrift noch einmal laut verlesen um als Abschreckung zu dienen.

 

 

Nun ein kleines überliefertes Rezept aus den Aufzeichnungen einer Hexe :

Herstellung einer Hexensalbe :

Man nimmt neunerlei Kräuter zur Herstellung der Salbe; Mondkraut, Maiträubchen ( osmunda lunaria ), am Montag geschnitten, Eisenkraut, Dienstag gesammelt, Gedeskraut, Mittwochs gepflückt, Hauslaub, Donnerbart oder Godesbart, Donnerstag geholt, Liebfrauenhaar ( Adianthum capillus veneris ), Freitag gebrochen, Sonnenwende, Sonnabend geholt und Binsenkraut, Sonntag eingebracht nebst Tollkraut und dem Sturmhut.

Weiter im Text :

Wichtig waren auch bestimmte Rituale, wie der richtige Wochentag oder das richtige Werkzeug mit dem die Pflanze abgeschnitten wurde.

Fragenkatalog der Ankläger : ( nur ein kleines Beispiel )

Wann und von wem seid ihr das erste mal zu Hexenversammlungen und Tänzen mitgenommen worden, auf welche Art und wohin ?

Wann habt ihr die teuflische Taufe empfangen, wer hat euch getauft, unter welchen Ceremonien und in welchem Namen ?

Wo, wann und mit wem habt ihr Hochzeit gehalten ? Wer hat die Trauung vorgenommen, unter welchen Formalitäten, wie war der böse Geist gekleidet, habt ihr Geschenke erhalten ?

Wie ist es beim Hochzeitsmahl zugegangen, welche Speisen und Getränke gab es, war beim Essen Brot und Salz vorhanden, habt ihr auf des Teufels Wohl getrunken ?

Auf welche Weise wurde dem Teufel gehuldigt, wurde derselbe geküsst, waren unter den Gästen bevorzugte ?

Mit wem habt ihr Buhlschaft betrieben ?

Welche Anschläge werden bei den Versammlungen gemacht, habt ihr vom Teufel den Auftrag erhalten, Böses zu tun ?

So lauteten einige der Fragen die beantwortet werden mussten, notfalls durch die Folter, sollte die oder der Angeklagte nicht über genügend Phantasie verfügen alles beantworten zu können.

1487 veröffentlichen die Dominikaner und päpstlichen Inquisitoren Heinrich Krämer Insitoris und Jakob Sprenger den Hexenhammer in Latein. Der Hammer beschreibt eingehend die Führung von Hexenprozessen, Geständnisse durch Folter, Vergehen von Hexen wie zum Beispiel Wetterzauber, Besenritt, Verkehr mit dem Teufel usw.

Dieses Buch wurde auf die Hexenbulle von Papst Innozenz VIII verfasst. Für mehr als zwei Jahrhunderte war der Hexenhammer das meist benutzte Handbuch zur Hexenverfolgung.

1631 : Der Hexenbeichtvater Friedrich von Spee hat sich in seinem Werk " Cautio Criminalis " schon gegen Hexenglauben und Folter ausgesprochen, jedoch keine Änderung bewirkt.

1669 : Johann Phillipp von Schönborn, Kurfürst und Erzbischhof von Mainz stellt alle Hexenprozesse auf seinem Gebiet ein, darauf folgte dann eine Wende in der Hexenverfolgung.

Hexenprozesse und Hinrichtungen werden immer weniger.

1782 : In der Schweiz wird Anna Göldi, eine Dienstmagd, mit dem Schwert hingerichtet.

1793 In Posen findet der letzte Hexenprozess statt, zwei Frauen werden verbrannt weil sie rote Augen haben.

Die genaue Zahl die der Hexenwahn forderte lässt Forscher noch heute streiten doch man schätzt sich auf um die 100.000 in Europa, wovon  die Hälfte aller Prozesse mit tödlichem Ausgang im Deutschen Reich stattfanden.

 

 

 

Da dieses Thema sehr umfangreich ist, möchte ich diese Seite zum Abschluss bringen. Ich bitte um Ihr Verständnis.

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Quellen :

Barbara Berewinkel " Hexen "