Traum einer Dame

Eine Dame war für ihre törichten Vorurteile und ihren starrköpfigen Widerstand gegen vernünftige Argumente bekannt. Jede Diskussion mit ihr verlief ergebnislos. Eines Nachts träumte sie, sie nehme an einem wichtigen gesellschaftlichen Anlaß teil. Die Gastgeberin begrüßte sie mit den Worten: „Wie nett, daß sie gekommen sind! Ihre Freundinnen erwarten sie schon.“ Sie führte den Gast zu der Tür, öffnete, und die Träumerin betrat – einen Kuhstall.


Diese Traumsprache war selbst für einen Dummkopf leicht zu verstehen. Die Frau wollte zunächst den Sinn des Traumes, der so direkt ihre Überheblichkeit bloßstellte, nicht zugeben; aber schließlich konnte sie doch nicht umhin, die Botschaft anzunehmen.

(C. G. Jung)