Visionen Was wir Instinkte nennen, sind physiologische Impulse, die mit den Sinnen „außen“ wahrgenommen werden. Gleichzeitig erscheinen sie aber auch „innen“ in Fantasien und verraten ihre Gegenwart oft durch symbolische Bilder. Diese „inneren“ Erscheinungen sind es, die ich als Archetypen bezeichne. Ihren Ursprung kennt man nicht; sie tauchen jederzeit auf, überall auf der Welt. Viele Menschen haben mich aufgesucht, weil sie mit ihren eigenen Träumen oder mit denen ihrer Kinder nichts anzufangen wußten; sie verstanden die Sprache ihrer Träume nicht. Etliche dieser Patienten waren sehr gebildete Leute, einige waren auch selbst Psychiater. Ich erinnere mich deutlich an einen Professor, der ganz plötzlich eine Vision hatte und sich deshalb für geisteskrank hielt. In panischem Schrecken kam er zu mir. Ich nahm einfach ein altes Buch vom Gestell und zeigte ihm einen Holzschnitt, auf dem die gleiche Vision abgebildet war, die er auch gehabt hatte. „Sie brauchen sich nicht für geisteskrank zu halten“, sagte ich zu ihm. „schon vor vierhundert Jahren hat man ihre Vision gekannt.“ Woraufhin er sich völlig erschöpft, aber wieder ganz normal, auf einen Stuhl sinken ließ. Jung |