Allerdings muß ich betonen, daß Symbole nicht nur in Träumen vorkommen, sondern auch in anderen Arten psychischer Manifestationen. Es gibt symbolische Gedanken und Gefühle, symbolische Handlungen und Situationen. Oft scheint es, als ob sogar unbelebte Objekte in der Anordnung symbolischer Muster mit dem Unbewußten zusammenarbeiten. Es gibt zahlreiche authentische Berichte über Uhren, die beim Tode des Besitzers stehen blieben; zum Beispiel die Pendeluhr im Schloß Friedrichs des Großen, die stehenblieb, als der König starb. Andere bekannte Beispiele sind: der Spiegel der zerbricht, oder das Bild, das von der Wand fällt, wenn jemand stirbt; oder auch geringfügige, aber unerklärliche Schäden in einem Haus, in dem jemand eine Gefühlskrise durchmacht. Auch wenn Skeptiker solchen Berichten keinen Glauben schenken, hört man immer wieder von derartigen Erzählungen, und diese Tatsache allein sollte genügen, um die psychologische Bedeutsamkeit dieser Berichte zu unterstreichen. Es gibt jedoch viele Symbole (zum Teil sehr wichtige), die ihrem Charakter und Ursprung nach nicht individuelle, sondern kollektiv sind. Dabei handelt es sich hauptsächlich um religiöse Bilder. Der Gläubige nimmt an, sie seien göttlichen Ursprungs und dem Menschen geoffenbart worden. Der Skeptiker hält sie für erfunden. Beide haben unrecht. Zwar ist die Behauptung des Skeptikers insofern richtig, als religiöse Symbole und Begriffe oft jahrhundertelang Gegenstand sorgfältiger und bewußter Bearbeitung sind. Ebenso richtig ist die Vermutung des Gläubigen, der Ursprung der Symbole liege so tief im Geheimnis der Vergangenheit begraben, daß sie aus keiner menschlichen Quelle zu stammen scheinen. In Wirklichkeit sind es aber „kollektive Vorstellungen“, die auf frühesten Menschheitsträumen und schöpferischen Fantasien beruhen. Als solche sind diese Bilder spontane Erscheinungen und keineswegs willkürliche Erfindungen. C. G. Jung |