"Wahr ist natürlich nicht, was geschieht, sondern wie es am nächsten Tag in der Zeitung geschildert wird."
Dozentin: Prof. Dr. phil. A. Fischer
16.06.00
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung *
2 Nachrichtenagenturen *
2.1 Warum gibt es überhaupt Nachrichtenagenturen? *
2.2 Geschichte der SDA *
2.3 SDA heute *
2.4 Was wird bei der SDA gerne kritisiert? *
2.5 Die Macht der Agenturen *
3.1 Wie erhalten Agenturen die Meldungen? *
3.2 Verteilung der Agenturmeldungen *
3.3 Was läuft bei den Zeitungen? *
3.3.1 Tagesablauf auf der Tages Anzeiger Redaktion *
3.3.2 Berichte über die Putin-Wahl *
3.3.3 "Rechte und Pflichten" eines Redaktors oder Journalisten *
4.1 Wer ist Meinungsführer? *
4.2 Wer beeinflusst wen? *
5.1 Vermischung von Werbung und Information *
5.1.1 Der Fall "Bayern Journal" *
5.1.2 Der Fall SAT1 *
5.1.3 Regionale Radiosender in der Schweiz *
5.2 Das Umfeld eines Massenmediums *
5.2.1 Mochovce und das grosse Schweigen *
5.2.2 Boykott der Medien durch die werbende Wirtschaft *
5.3 Verbraucherbezogene Werbung *
5.4 Das Pooling *
6.1 Möglichkeiten ein Bild zu manipulieren *
6.2 Wie will man gegen Bildmanipulationen vorgehen? *
7.1 Krieg um die Sprache *
7.1.1 Harte Sprache *
7.1.2 Feindbild erstellen *
7.1.3 Rechtfertigung des eigenen Handelns *
7.1.4 Pannen sprachlich überspielen *
7.2 Der Kosovo-Medien-Krieg *
7.2.1 Information seitens der NATO *
7.2.2 Zugang der Medien *
7.2.3 West - Ost *
7.3 Cyberwar *
7.4 Verbreitung von Gerüchten *
7.4.1 Der Flüchtlingstreck *
7.5 Der Informationskrieg *
7.5.1 Bomben gegen Sender *
7.5.2 Zurückhaltung von Informationen *
9 Schlusswort *
10 Quellennachweis *
1 Einleitung
Warum wählten wir das Thema Beeinflussung
durch die Medien? Da sich unter uns immer wieder heftige Diskussionen über
Zeitungsberichte entfachten, ob das Geschriebene so überhaupt stimmen
könne, bot sich die KGS Projektarbeit geradezu an, die Berichterstattung
in den Zeitungen unter die Lupe zu nehmen. Da sich der Informationsfluss
nicht nur über die Zeitungen erstreckt, entschieden wir uns, das ganze
Medienspektrum in unsere Arbeit einfliessen zu lassen. Oft handelten unsere
Diskussionen über Themen, von welchen wir eigentlich gar keine Ahnung
haben konnten, da sich die Ereignisse in weiter ferne abspielten. Trotzdem
haben wir uns darüber meistens eine eigene Meinung gebildet. Wer belieferte
uns mit Informationen für die eine oder andere Einstellung zum jeweiligen
Thema? Um vielleicht Antworten auf Fragen wie diese zu bekommen, richtete
sich unser Hauptaugenmerk vor allem auf die Medien, in deren Einflussbereich
wir stehen.
Welchen Einfluss haben die Medien auf unsere Gesellschaft?
Wie beeinflussbar sind wir? Um diese Fragen zu beantworten, wagten wir
auch einen Blick hinter die Kulissen der Medienlandschaft. Wir behaupten,
und im Verlauf unserer Arbeit werden wir diese Behauptung zu begründen
versuchen, dass es auch hierzulande mit der Faktentreue und Pressefreiheit
bei weitem nicht so gut steht, wie uns das immer weisgemacht wird. Natürlich
liessen wir auch unsere Gedanken und Vorschläge in die Arbeit miteinfliessen.
Wir wollen den ganzen Weg der Information und die Einflüsse
darauf untersuchen, beginnend bei der Entstehung der Information und die
Nutzung der verschiedenen Medienarten. Dabei geben wir zuerst einen Einblick
in die historische Entwicklung und heutige Arbeitsweise der Nachrichtenagenturen,
welche für eine schnelle und weltweite Verbreitung von Nachrichten
sorgen. Danach wird aufgezeigt, wie die Meldung schliesslich zum Konsumenten
gelangt und wie dieser aus den möglichen Informationsquellen auswählt.
Anschliessend wird auf Täuschungsformen, Verzerrungen
und Manipulationen anhand etlichen realen Beispielen eingegangen. Dabei
wird ein breites Spektrum der uns beeinflussenden Medien, von der Zeitung
bis zum Internet, miteinbezogen. Es werden unterschiedlichste versteckte
Beeinflussungs-methoden erläutert und untersucht, angefangen von Schleichwerbung
in Kinofilmen, über modernste Bildmanipulationen, bis hin zur Kriegspropaganda.
Gibt es überhaupt Nutzniesser einer allfälligen Manipulation?
Auch auf die Medienschaffenden und Medienkonzerne wird
eingegangen. Es wird aufgezeigt, welchen Einflüssen und Einschränkungen
diese unterliegen, was für ein Feingefühl und welche Erfahrung
mitspielt, wenn es darum geht, vor lauter Sensationsgier die Wahrheit nicht
zu kurz kommen zu lassen. Zum Beispiel wenn eine breite Masse informiert
werden soll, aber keine Infos zu Verfügung stehen. Wie kann man trotzdem
an Informationen gelangen und ihren Wahrheitsgehalt überprüfen?
Dürfen die Medien die Augen schliessen und sich als Propaganda-Maschinerie
ausnutzen lassen? Werden die Regeln, an die sich die Medien eigentlich
halten sollten, eingehalten?
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Sie sammelt, ergänzt und vermittelt Informationen von nationaler und internationaler Bedeutung. Sie tut dies in redaktioneller Unabhängigkeit, wertungsfrei und ausgewogen. Ihr Nachrichtendienst umfasst die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aktualität in den drei Amtssprachen Französisch, Italienisch und Deutsch. Oder anders gesagt, sie ordnet den Lauf der Informationsströme und macht sie in verschiedenster Form zugänglich. Das ist das Leitmotto der SDA seit ihrer Gründung.
Bis Ende 1894 waren die schweizerischen Zeitungen für Nachrichten aus dem Ausland und sehr häufig auch aus dem Inland fast ausschliesslich auf Dienste der ausländischen Presseagenturen angewiesen. Obschon die grösseren und reicheren Zeitungen in den wichtigsten Hauptstädten über mehr oder weniger regelmässige Korrespondenten verfügten, war die Situation für das schweizerische Zeitungs-wesen kaum zufriedenstellend. Zwei grosse ausländische Agenturen teilten den Schweizer Markt unter sich entlang der Sprachgrenze Deutsch-Französisch auf. Daneben existierten noch einige kleinere Redaktionsbüros. So mussten die Zeitungen mit den Agenturen separate Verträge abschliessen und waren dabei der Willkür der Nachrichten-lieferanten bei der Festlegung der Tarife ausgesetzt. Noch störender empfanden die Zeitungen, dass sie von ausländischen Informationsanbietern über innerschweizerische Vorgänge informiert wurden.
So entstand bei diversen Verantwortlichen von grossen Zeitungen die Idee, eine schweizerische Nachrichtenagentur zu gründen. Am 25. September 1894 wurde die Idee bei der Gründerversammlung der Schweizerischen Depeschenagentur verwirklicht. Die Agentur wurde als Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 100'000 Franken gegründet. Es wurden 200 Namensaktien im Wert von 500 Franken ausgegeben, welche grösstenteils von den angeschlossenen Zeitungen gezeichnet wurden. Heute beträgt das Aktienkapital 2 Millionen Franken. Wie aus Abbildung 1 ersichtlich ist, hält die gedruckte Presse immer noch die Mehrheit.
Der Erste Weltkrieg stellte die SDA vor bis dahin nie gekannte Probleme. Der Ausbruch des Krieges 1914 bescherte der Schweiz eine wahre Propagandaflut aus allen Herren Ländern. Sie musste für ihren Auslanddienst neue neutrale Agenturen suchen. Die SDA als nationale Agentur eines neutralen Landes wurde dank ihrer zentralen geographischen Lage und ihrer Vielsprachigkeit zur Drehscheibe des europäischen Nachrichtenaustausches. Sie ermöglichte es unter anderem den kriegführenden Ländern zu Meldungen zu gelangen, zu denen sie auf dem direkten Weg keinen Zugang gehabt hätten. Das barg aber auch Gefahren. Denn die neutrale Schweiz wurde für die Kriegsteilnehmer eine bevorzugte Plattform für die Verbreitung sorgfältig manipulierter Meldungen.
Dass manche Propagandameldung trotz aller Vorsicht den Weg in den Auslanddienst der Depeschenagentur fand, war nicht zu vermeiden. Es spielten immer menschliche Faktoren mit. Oft war es zudem kaum möglich, eine Nachricht von einem Kriegsschauplatz auf den Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Die Aufrechterhaltung der Neutralität war in der Schweiz auch deshalb nicht einfach, weil sich quer durch das Land ein Graben zwischen Anhängern Deutschlands und den Sympathisanten Frankreichs zog. So wurde die SDA von beiden Seiten der Parteilichkeit beschuldigt. Damit der Leser sich ein eigenes Urteil bilden konnte, gab die SDA systematisch die Quelle ihrer Informationen an.
Die Bundesbehörden verordneten ein Pressenotrecht, das auch Zensurbestimmungen enthielt. Es hatten sich alle an die Verordnung zu halten, in welcher es hauptsächlich darum ging, weder die Eine noch die Andere kriegführende Partei zu irritieren. Das hiess, jede Partei sollte in den Meldungen das gleiche Gewicht bekommen. Der Bund verzichtete jedoch darauf, besonderen Druck auf die SDA auszuüben. Er erachtete offensichtlich die Unparteilichkeit der SDA als ausreichende Garantie. Die Beziehungen zwischen Bund und SDA waren so gut, dass der Bund ihre Dienste abonnierte. Diese Tatsachen wurden in den 20er Jahren Gegenstand von heftigen Diskussionen. Es wurde behauptet, der Bund subventioniere die SDA und sie sei das Sprachrohr des Bundes. Die SDA wehrte sich erfolgreich gegen das Gerücht sie sei eine halb- oder ganz Staatliche Organisation.
Die SDA wurde auch in den Zwischenkriegsjahren immer wieder von verschiedensten Seiten kritisiert. 1917 wurde die Konkurrenzagentur SMP gebildet, welche von den Frontisten (rechtsextreme Gruppierung) finanziell unterstützt wurde und somit auch viel billiger als die SDA war. Mit Propaganda-kampagnen versuchte man die SDA von ihrem neutralen Kurs abzubringen.
Anfang der 30er Jahre setzte sich der Ticker, ein Moderner Fernschreiber, durch und verdrängte nach und nach alle anderen Übertragungskanäle. Während beinahe fünfzig Jahren war das Rattern dieser Fernschreiber in diversen Büros Land auf und ab zu hören.
Mit dem Beginn der Nazi-Herrschaft mehrten sich auch die Druckversuche Deutschlands auf die SDA. Der Presseattaché der deutschen Botschaft sprachen mehrmals bei den Bundesbehörden und sogar beim Bundesrat vor. Ziel der deutschen Interventionen: Die SDA sollte vermehrt Meldungen des Deutschen Nachrichten-büros (DNP) übernehmen. Die Deutschen Interventionen verhallten nicht ungehört. Im Oktober 1938 sah sich sogar Bundesrat Guiseppe Motta, Vorsteher des Politischen Departements, zu einer Beschwerde beim Verwaltungsrat der SDA veranlasst. Motta kritisierte, die Agentur verhalte sich nicht genügend neutral und verbreite zu viele Meldungen der Nachrichtenagentur Havas (existiert heute nicht mehr). Die SDA entgegnete, Havas und Reuters seien eben weniger von der Propagandasprache belastet.
Während des Krieges wurden die Radio Nachrichtenmeldungen der Agentur zu den meist gehörten Nachrichten in Europa. In den angrenzenden Nachbarländeren hörten die Leute oft unter Lebensgefahr, der neutralen und glaubwürdigen Stimme des SDA Radiosprechers zu.
Die Druckversuche Deutschlands und Italiens auf die schweizer Presse erreichten 1940 ihre Höhepunkte. Sie wollten die SDA verpflichten, prioritär Meldungen des Deutschen Nachrichten-büros (DNB) zu veröffentlichen. Auch Mussolinis Vertreter in Bern beklagte sich, dass die Agentur den Dienst der italienischen Presseagentur nur tröpfchenweise verwendete.
Ein gewisses Bild, wie die Redaktoren im Zweiten Weltkrieg arbeiten mussten, gibt dieser Auszug aus einem vertraulichen Schreiben vom 21. Februar 1941 an den Chef der Tribune de Lausanne von der Direktion der SDA: "Was den Sinn betrifft, gegenwärtig über Auslandkorrespondenten zu verfügen, haben sie zweifellos dieselben Erfahrungen gemacht wie wir, wenn man die Art und Weise in Betracht zieht, wie die Kriegführenden totalitären Staaten die Aktivitäten der Korrespondenten überwachen und zurechtstutzen. Wenn er (Korrespondent in Rom) uns beispielsweise eine Information übermitteln will, die der italienischen Zensur nicht genehm ist, wird die Verbindung kurzerhand unterbrochen. Sobald sie wiederhergestellt ist, sieht er sich gezwungen, eine kleine nichtssagende Meldung weiterzugeben. In einem analogen Fall ist ihm während fünf Tagen jeglicher Telefonkontakt verboten worden." Im gleichen Brief erläuterte die SDA Direktion, dass die Agentur in der gegenwärtigen Situation den Vorteil hatte, im Ausland nach wie vor über zahlreiche offizielle Nachrichtenquellen zu verfügen. Sie war damit in der Lage durch Vergleiche und Nachprüfungen einen Dienst sicherzustellen, der die Ereignisse gut wiedergab.
In den folgenden Jahren hatte die SDA diverse Hochs und
Tiefs. Eines der grössten Tiefs wahr wohl im Sommer 1976, als sie
einen Journalisten entliess, der gegen den Willen seiner Vorgesetzten eine
Reportage über die Lieferung von Helikoptern via Schweiz an die Polizei
des chilenischen Diktators Pinochet veröffentlichte. Die SDA wurde
angeklagt der Pressefreiheit einen Maulkorb umzuhängen. Sie musste
sich den Vorwurf gefallen lassen, die öffentliche Meinung manipulieren
zu wollen. Zudem wurden sie verdächtigt, Druckversuchen von aussen
nachzugeben. Die Affäre wirbelte viel Staub auf, ebenso wie die Berichte
über den Fichenskandal der Eidgenossenschaft Ende der 80er Jahre.
Es hielt sich hartnäckig das Gerücht fest, dass mehrere SDA Journalisten
von eigenen Kaderleuten des linken Gedankengutes verdächtigt wurden
und über diesen Kanal zur zweifelhaften Ehre kamen, von der Bundespolizei
registriert zu werden. Insbesondere die Jura Frage verhalf verschiedenen
Journalisten zum Eintrag in die Fichen der Bundespolizei.
2.3 SDA heute
Heute ist die SDA zu über 90% im Besitz von Schweizer
Medienunternehmen. Die Redaktion mit 130 Vollzeitstellen verfügt über
ein eigenes Netz mit rund 100 Korrespondentinnen und Korrespondenten im
In- und Ausland. Im weiteren arbeitet sie mit ausländischen Agenturen
zusammen. Das heisst, sie erhält Meldungen und speist Meldungen aus
der Schweiz in deren Netze. Auch technisch hat sich einiges verändert.
Die meisten Kunden werden via Satellitenverteilnetz beliefert, rufen den
Onlinedienst der SDA ab oder erhalten die Nachrichten via E-Mail oder Fax.
Die meisten Kunden sind nach wie vor aus dem Bereich der Medien. Die SDA
bietet diverse Dienste an. Da sind mal die Redaktionellen Dienste. Der
wichtigste Dienst ist der Basisdienst, er ist der Grunddienst der SDA.
Über ihn werden Informationen aus den Bereichen Inland, Ausland, Wirtschaft,
Kultur und Vermischtes in den Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch
geliefert. Daneben gibt es noch verschiedene andere Dienste unter anderem
den Kurznachrichtendienst, welcher Kurzmeldungen und Nachrichtenbulletins
speziell nach den Bedürfnissen von Privatradios, Websites und anderen
elektronischen Medien liefert.
Weiter gibt es die redaktionellen Zusatzdienste. Zu denen gehört der umstrittene Medieninformationsdienst (MID), welcher Hintergrundberichte zu einzelnen Themengebieten liefert. MID ist finanziell von Firmen gesponsert, redaktionell jedoch unabhängig. Der Dienst dient der Erhöhung der Attraktivität der SDA gegenüber kleinen und mittleren Medien.
Als letzte Sparte gibt es noch diverse Spezialdienste. Wie zum Beispiel:
Darum hat die SDA im Verlauf der letzten Jahre verschiedene Dienste eingeführt um zusätzliche Einkünfte zu erzielen. OTS und MID sind die neuen Dienste welche hauptsächlich im Kreuzfeuer stehen. Denn es stellt sich die Frage, ob sich die SDA mit ihrer Politik der Mittelbeschaffung nicht in Abhängigkeit begibt, die genauso gefährlich ist wie die Abhängigkeit vom Staat. Wenn sie sich die journalistische Bearbeitung von immer mehr Themenbereichen sponsoren (MID) lässt, so kann dies nicht ganz ohne Beeinflussung bleiben. Aus uneigennützigen Gründen ist kein Verband und keine Branche bereit, die Agentur mitzufinanzieren. Auch dort, wo sich die SDA bloss als Übermittler betätigt, sind Fragezeichen zu setzen. Nicht schlecht staunten einige Organisationen als sie ein Kommuniquee über den SDA Basisdienst verbreiten wollten und dann als Antwort bekamen, das Thema sei für den Basisdienst zu unwichtig, aber sie können das Kommuniquee über OTS verbreiten. An diesem Beispiel werden zwei Sachen deutlich:
Somit wäre es wünschenswert, dass die SDA klar
zwischen Basismeldungen und OTS oder MID trennen würde. Nur so kann
die nötige Transparenz und journalistische Unabhängigkeit aufrecht
erhalten bleiben. Es wäre erstrebenswert, wenn die SDA die bezahlten
und gesponsorten Dienste in eine spezielle Tochterfirma überführen
und somit organisatorisch deutlich vom Basisdienst abgrenzen würde.
Auf jeden Fall muss die optische Abgrenzung wesentlich deutlicher als heute
ausfallen. Der Konsument kann kaum zwischen dem Kürzel SDA und Reuters
unterscheiden, wie soll er dann zwischen OTS und MID unterscheiden können?
2.5 Die Macht der Agenturen
Der Wohl grösste Unterschied zwischen Reuters und der
SDA liegt in der Kundenausrichtung. Die meisten Kunden von Reuters sind
Wirtschaftsunternehmen in allen Grössen und erst an zweiter Stelle
kommen die Massenmedien inklusive Internetplattformen. Dementsprechend
liegt das Schwergewicht der Meldungen auch bei den Wirtschaftsmeldungen,
Börsen und Marktanalysen. SDA hingegen verdient das meiste Geld mit
den Medienunternehmen. Reuters und SDA haben einen guten Ruf bei den Kunden.
Sie vertrauen darauf, dass das was die beiden Agenturen liefern auch korrekt
ist. Die kleinen Wörter SDA oder Reuters sind quasi ein Markenzeichen
für Korrektheit.
Doch wie können die Kunden überhaupt prüfen ob die Meldungen korrekt sind? Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man sendet selber einen Korrespondenten hin um abzuklären, ob die Meldung korrekt ist, oder die wohl billigere Variante, man abonniert noch einen weiteren Agenturdienst und vergleicht die Meldungen miteinander. Stimmen sie überein, ist es wahrscheinlicher, dass die Meldung stimmt. Das geht natürlich nur, wenn die verschiedenen Agenturen auch verschiedene Korrespondenten haben, welche über dasselbe Ereignis unabhängig voneinander berichten. Doch wer garantiert mir, dass die Einen nicht von den Anderen abschreiben oder beide nicht die gleichen Quellen haben? Im Alltag kann man darauf vertrauen, dass die Unabhängigkeit gewährleistet ist. Viel kritischer ist es bei Berichterstattungen von Kriegsschauplätzen, ganz zu schweigen von totalitären Staaten. Sehr häufig sind in einem Kriegsgebiet die Korrespondenten der verschiedenen Agenturen am selben Ort platziert. Sie fahren zusammen an die gleichen Schauplätze und berichten vom Gleichen. Letzthin war im Tagesanzeiger zu lesen wie bei einem Anschlag auf ein Auto in Sierra Leone ein Fotograf von AP und ein Korrespondent von Reuters ums Leben kamen.
Wenn die Kunden zu den Agenturen ein so grosses Vertrauen
haben, dass sie nichts mehr hinterfragen, wird es auch gefährlich.
So nach dem Motto: "Wo Reuters draufsteht ist sowieso alles richtig." Dieses
Vertrauen kann bewusst für Propagandazwecke missbraucht werden. Böse
Zungen bezeichneten die UPI während des Kosovo-Krieges als "Hofberichterstatter
der NATO". Von UPI waren keine kritischen Meldungen über die NATO
zu lesen. Warum nicht? Was oder wie eine Agentur berichtet hängt auch
sehr stark davon ab, wer sie besitzt. UPI wahr bis vor kurzem im Besitz
von sechs saudiarabischen Familien (Wie im TA vom 18.05.2000 zu lesen war,
wurde UPI an News World Communication verkauft, welche wiederum im Besitz
der Vereinigungskirche von Sun Myung Mun ist). Das die reichen saudiarabischen
Familien sehr häufig Sympathisanten Amerikas sind ist ein offenes
Geheimnis. Das könnte auch der Grund sein warum nie negative Meldungen
über die NATO verbreitet wurden.
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Es ist die Aufgabe der Redaktoren, von all den Meldungen das herauszunehmen, was die Kunden interessiert und den Rest wegzuwerfen. Nur 5 bis 10% von allen Meldungen werden weiterverarbeitet. Die Auslandredaktoren der SDA wählen pro Tag von rund 3000 Auslandmeldungen nur gerade 5% aus. Auswahlkriterien sind keine strikt vorgegeben. Es liegt im Ermessen des Redaktors, die Meldungen so auszusuchen, dass die Kunden den grössten Nutzen haben. Die ausgewählte Meldung wird auf das Minimum gekürzt, sprachlich gut verpackt und weitergeleitet.
Meldungen mit normaler Priorität werden bei Reuters
zuerst von Zürich aus auf elektronischem Weg nach London gesendet.
Dort wird die Meldung von einem "Tester" probe gelesen und dann vom "Sender"
in den richtigen Teil der Welt an die Kunden weitergesendet. Die Welt wurde
in drei Zielgruppen aufgeteilt Europa/Afrika, Asien und Amerika. Durch
diesen Ablauf sollte die Plausibilität und Glaubwürdigkeit der
Meldung gewährleistet werden. Sehr eilige Meldungen unterliegen der
"four eye rule". Das heisst keine Meldung geht auf das Reuters Informationsnetz
zu den Kunden bevor sie nicht von mindestens zwei Leuten gelesen wurde.
Somit soll sichergestellt werden, dass nicht ein Redaktor irgendeine erfundene
Geschichte weiterverbreiten kann. Danach wird die Meldung direkt auf das
Informationsnetz geschickt.
3.2 Verteilung
der Agenturmeldungen
Anhand Putins Präsidentenwahl versuchen wir zu zeigen,
wie eine Meldung vom Schauplatz über die Agenturen zum Kunden kommt.
Die Russische Nachrichtenagentur Interfax gab laufend Meldungen über den aktuellen Wahlverlauf heraus. Putin galt als Favorit. Sicher war aber noch lange nichts, da sich die Wahlkreise über elf Zeitzonen verteilten.
Reuters ist Abonnent von Interfax und hatte selber einen Korrespondenten vor Ort. Gegen Sonntagabend musste eine Meldung rausgegeben werden. Denn wie man unter 3.3.1 lesen kann, ist zum Beispiel beim Tages Anzeiger (TA) um 22.25 Uhr Redaktionsschluss für die erste Ausgabe. Schliesslich wollen die Zeitungen in der Montagsausgabe etwas über die Wahlen zu schreiben haben.
Gestützt auf Informationen von Interfax und ihrem eigenen Korrespondenten, verteilte Reuters also die aktuellen Zahlen. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht alle Stimmen ausgezählt, wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte.
Auch die SDA, die Abonnentin von Reuters ist, bekam die
Meldung, bearbeitete sie vielleicht noch ein wenig nach und sendete diese
weiter zu ihren Kunden.
3.3 Was
läuft bei den Zeitungen?
3.3.1 Tagesablauf
auf der Tages Anzeiger Redaktion
09.00 | Morgensitzung der
Chefredaktoren mit dem Tagesleiter |
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10.00 | Sitzungen der veschiedenen
Ressorts |
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11.00 | Abgabe des provisorischen "Menus" (Inhalt) | |
11.30 | Mittagskonferenz: |
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||
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14.00 | Konkretisierung und Realisierung der Texte und Bilder in den verschiedenen Ressorts | |
18.15 | Abendkonferenz: |
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||
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18.30 | Weiterhin regelmässige Aufarbeitung der News | |
22.25 | Redaktionsschluss der 1. Ausgabe | |
23.00 | Druckbeginn der 1. Ausgabe | |
00.00 | Redaktionsschluss der 2. Ausgabe | |
00.30 | Andruck der 2. Ausgabe | |
03.30 | Ende des Druckvorgangs der 2. Ausgabe |
Wie wir inzwischen wissen, haben Russlands Wähler den amtierenden Präsidenten bereits im ersten Wahlgang bestätigt. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war dies aber noch nicht sicher.
Diejenigen Zeitungen, die einfach die Agenturmeldung übernommen hatten, wie zum Beispiel 20minuten, lagen daher falsch. Nach Angabe der TA-Auslandredaktorin war dies ein spezieller Abend. Sie änderten den Bericht über die Putin-Wahl zweimal. Zuerst entsprach der Bericht der Meldung der Nachrichtenagentur, also die gleiche Information die 20minuten verbreitete. In einer späteren Meldung wurde bekannt, dass unter den ersten Auszählungen schon sehr viele Stimmen an Putin gingen. Deshalb wurde der Bericht ein erstes Mal geändert. Es hiess in etwa: "Vielleicht doch kein zweiter Wahlgang?".
Der weitere Verlauf der Auszählungen hatte ergeben, dass Putin vom östlichen Teil Russlands gewählt wurde. Wegen der Tatsache, dass der restliche Teil Russlands mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit für Putin wählen würde, entstand dann der endgültige Bericht mit dem Titel: "Putin gewinnt Präsidentenwahl".
Der Bericht über den Ausgang der Wahlen war also
überspitzt gesagt gut geraten, oder eher gut kalkuliert. Ich bin aber
froh, dass wir noch Zeitungen haben die auch über das was sie schreiben
etwas nachdenken und nicht einfach alles von den Agenturmeldungen übernehmen.
3.3.3 "Rechte
und Pflichten" eines Redaktors oder Journalisten
Ein kleiner Auszug aus dem Journalistenkodex:
Die Verantwortlichkeit der Journalistinnen und Journalisten
gegenüber der Öffentlichkeit hat den Vorrang vor jeder anderen,
insbesondere vor ihrer Verantwortlichkeit gegenüber ihren Arbeitgebern
und gegenüber staatlichen Organen. Ausserdem dürfen von Medienschaffenden
nur Informationen veröffentlicht werden, deren Quellen ihnen bekannt
sind. Es dürfen keine wichtigen Elemente von Informationen unterschlagen
werden. Es ist die Pflicht in der beruflichen Tätigkeit als Journalist
oder Journalistin, jede Form von kommerzieller Werbung zu vermeiden. Zudem
sind sie verpflichtet die Freiheit der Information zu verteidigen. Demgegenüber
steht freier Zugang zu allen Informationsquellen und die Freiheit zu unbehinderten
Ermittlungen aller Tatsachen.
Wie stark die Journalistinnen und Journalisten ihren Pflichten
nachkommen und wie gut sie ihre Rechte ausüben können, ist ziemlich
schwer zu überprüfen. Wahrscheinlich ist es bei uns in der Schweiz
einiges einfacher nach dem oben genannten Kodex zu arbeiten als in manch
anderen Länder.
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Die meisten Menschen hören regelmässig Radio und sehen regelmässig Fern, wobei der Unterhaltungscharakter im Vordergrund steht (siehe Abb. 9-11). Zeitungen konsultieren sie sehr selektiv und nutzungsorientiert. Die Eliten hingegen sehen viel sporadischer und selektiver Fern, lesen aber regelmässig Zeitungen. Nochmals ein Unterschied besteht zwischen Journalistinnen und Journalisten und der übrigen Bevölkerung. Medienschaffende sind intensive Mediennutzer, die keinen Medientypus meiden. Aber auch sie haben ihre Präferenzen, ihre Lieblings- und Leitmedien.
Im Mediensystem existieren also zwangsläufig Meinungsführer. Sie stammen in erster Linie aus dem Bereich der Printmedien, in zweiter Linie aus dem Bereich des Fernsehs. Diese Meinungsführer beeinflussen aber weniger welche politische Haltung die Medien einnehmen, sondern welche Themen die Medien aufgreifen. Es ist auch in der Schweiz zu beobachten, dass Themen die in gewissen Medien erscheinen, im Laufe der Woche in vielen anderen Medien auch auftauchen. In der Schweiz sind diese Meinungsführer vor allem der TA, manchmal auch die Fernsehsendung 10 vor 10 oder das Nachrichtenmagazin Facts und die SonntagsZeitung. Nach wem oder was richtet sich aber zum Beispiel der TA?
Zu dieser und anderen Fragen haben wir uns mit der Auslandredaktorin des TAs, Z. Affentranger, unterhalten.
Früher waren die Zeitungen an Parteien gebunden. Jede grössere Partei hatte ihre eigene Zeitung in der sie ihre Meinung vertreten konnte. Dies sei heute nicht mehr so. Laut Aussage von Frau Affentranger würde aber heute noch die Mehrheit der TA-Mitarbeiter SP wählen. Es sei aber keine Pflicht oder Voraussetzung, um beim TA zu arbeiten. In diesem Sinne vertretet der TA also immer noch indirekt die Meinung der SP. Es existiert aber kein direkter Meinungsführer beim TA.
Wer bestimmt dann welche Meinung vertreten werden soll bei Abstimmungen, Wahlen oder sonstigen politisch wichtigen Themen?
Beim TA wird auf der Redaktion diskutiert, in welche Richtung die Meinung des TA gehen soll. Bei Uneinigkeiten werde am Schluss abgestimmt. Es werde aber nie jemand gezwungen, in einem Text eine Meinung zu vertreten, die nicht seine Eigene sei.
Die Themenauswahl wird meistens mit Hilfe der Agenturmeldungen
getroffen. Der TA hat Nachrichtenagenturen wie AP, Reuters und SDA abonniert.
Die abonnierten Bildagenturen sind Keystone Zürich und Reuters-Picture
Service Zürich. Es werden aber selten Agenturmeldungen so übernommen
wie sie sind. Nur schon deshalb, weil sie meistens viel zu kurz sind und
weil diese Meldungen oft viele Rechtschreibefehler beinhalten oder einfach
nicht der Sprache des TA-Standards genügen. Die benötigten Agenturmeldungen
werden zunächst aussortiert. Mit eigener Recherche oder mit Hilfe
von Berichten von eigenen Korrespondenten wird dann die Agenturmeldung
zu einem grösseren Hintergrundbericht ausgebaut. Der TA hat viele
Korrespondenten an verschiedenen Orten engagiert.
In der Schweiz: Aarau, Basel, Bern, Lausanne, Lugano, Luzern, St.Gallen
Im Ausland: Berlin, Brüssel, Buenos Aires, Jerusalem,
Johannesburg, Kairo, London, Madrid, Moskau, Nairobi, New York, Paris,
Rom, Singapur, Stockholm, Sydney, Tokio, Washington, Wien
Nicht besetzte Orte werden durch Korrespondenten, die
möglichst in der Nähe stationiert sind, übernommen. Zum
Beispiel berichtete der Korrespondent in Wien über den Kosovo-Krieg.
Zu Beginn des Krieges war er öfters vor Ort. Später musste er
sich die Informationen über Beziehungen zu Drittpersonen die direkt
im Land waren besorgen, da es Probleme mit dem Visum gab. Auf das Thema
Kosovo-Krieg kommen wir aber später noch genauer zu sprechen.
4.2 Wer
beeinflusst wen?
Werden wir von den Medien beeinflusst oder beeinflussen wir
die Medien? Oder werden sowohl wir als auch die Medien von der Politik
und Wirtschaft manipuliert? Wie frei ist unsere Presse wirklich?
Jede Zeitung und jedes Magazin lebt von Werbungen und Inseraten. Auch der TA wird hauptsächlich durch Inserate finanziert. Weit hinten folgen dann die Abonnente, der Kioskverkauf und am Schluss die Beilagen. Sagt also die Wirtschaft wo es langgeht?
Microsoft hat zum Beispiel dem Magazin PC-Welt mit Entzug von Werbeaufträgen gedroht, weil sie sich von PC-Welt unfair behandelt fühlten. Eine gewisse Abhängigkeit der Medien von der Wirtschaft besteht also ohne Zweifel. Der TA sagte allerdings, dass Solches bei ihnen noch nie vorgekommen sei. Zum Thema Werbung werden wir später noch detaillierter eingehen.
Aber wie sieht?s jetzt aus mit uns? Haben die Medien die Macht über uns?
Dazu der TA: Was die Printmedien angeht, könne jeder Leser sehr gut selber selektionieren welche Zeitung oder welches Magazin und welche Berichte er lesen möchte, und das werde auch getan. Dazu kommt noch, dass nur Ereignisse die auch durch die Politik behandelt werden die Öffentlichkeit interessiert. Und wenn etwas geschrieben wird das niemand will, wird es auch nicht gelesen.
Ich denke, dass solche Fragen nicht ganz einfach zu beantworten
sind. Irgendwie sind alle voneinander abhängig, damit sie ihren Job
ausführen können. Mit anderen Worten, es existiert ein sehr verstricktes
Netz von Abhängigkeiten. Aus diesem Grund möchte ich nicht mehr
weiter auf diese Fragen eingehen, sondern einen Rat geben: Bleibt kritisch
und prüft jegliche Berichte auf deren Herkunft, Genauigkeit und Realität.
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Noch schlimmer wird das Ganze, wenn dass Product Placement
in Informationssendungen einfliesst. Es gibt viele Indizien dafür,
dass es in der heutigen westlichen Welt kaum mehr Informationssendungen
gibt, die nicht gekauft sind, oder Werbebeiträge als objektiv recherchiert
präsentieren. So vermisse ich doch recht oft in Beiträgen und
Kolumnen die ich zu Gesicht bekomme weitere Informationen über den
Autor. Ist er beim Verlag oder Sender angestellt, freischaffend oder Angestellter
eines Unternehmens? So konsumieren wir vermeintliche Information was in
Wirklichkeit nichts anderes als Werbung ist. Durch dieses Unwissen stehen
wir dem präsentierten Informationen nicht so kritisch gegenüber,
wie wir es normalerweise die Werbung sind. Beim Product Placement wird
dieser Effekt zur Freude des Werbenden ausgenutzt. Und da wir für
unsere Meinungsbildung auf Information angewiesen sind, sind wir in diesem
Bereich sehr Beeinflussbar. Es existieren bekannte Fälle aus allen
Medienbereichen. Über Product Placement in Informationsbeiträgen.
5.1.1Der
Fall "Bayern Journal"
Journalisten des Medienmagazins Plusminus (WDR) haben in
einer Sendung vom 22.4.1997 aufgedeckt, dass die Firma CAMP TV, eine erfolgreiche
Produktionsfirma, ein Zubrot durch Schleichwerbung verdient. Diese kommt
vor allem im Bayern Journal vor, das samstags und sonntags in Bayern auf
den Frequenzen von SAT1 und RTL gesendet wird.
Als Beispiele für die manipulierte Berichterstattung
führten die Journalisten des Medienmagazins folgende Beiträge
an:
Der Plusminus-Redaktion wurde aber ein internes Dokument
zugespielt, ein Brief, in dem der Geschäftsführer von TV IIIa
von sittenwidrigen Geschäften sprach. Eigentlich ist Schleichwerbung
tatsächlich ein sittenwidriges Geschäft. Ein Vertrag, auf dem
ein solches Geschäft festgeschrieben ist, kann sowieso nicht eingeklagt
werden. Nur selten sind daher Sender und Unternehmen so dumm, besagtes
Geschäft schriftlich zu fixieren. In einem Fall ist es aber doch geschehen,
und der Plusminus-Redaktion wurde dieser Vertrag zugespielt. In diesem
Vertrag geht es um die Bestellung einer ganzen Staffel von Schleichwerbebeiträgen,
die "Brillen-König Fielmann" von SAT1 bestellte. Beide Unternehmen
behaupten nun, diesen Vertrag nie gesehen zu haben.
5.1.3 Regionale Radiosender in der Schweiz
Auch der Schweizer Presserat beschäftigte sich mit dem
Thema der mangelnden Trennung von Werbung und Information. Aufgrund einzelner
Beobachtungen beschloss der Presserat im Sommer 1992, die Finanzierung
der Lokalradios auf die Vermischung von Werbung und Information stichprobenartig
zu untersuchen. Ausgangspunkt der Untersuchung war die Feststellung, dass
verschiedene Lokalradios sich Sendungen im redaktionellen Teil fremdfinanzieren
liessen, ohne dass die Hörer dabei auf diese Tatsache aufmerksam gemacht
wurden.
Der Schweizer Presserat meint: "Da es in dieser Untersuchung nicht darum ging, einzelne Lokalradios an den Pranger zu stellen, und da ferner nur einzelne Lokalradiostationen stichprobenartig untersucht werden konnten, verzichtete der Presserat darauf, bei der Darstellung der einzelnen Fälle die Namen der betreffenden Lokalradios zu nennen, da diese sonst exemplarisch für ein Verhalten verurteilt würden, das bei den Lokalradios weit verbreitet ist."
Man lese diese Aussage gleich nochmals. Nein, es handelt
sich hier nicht um Einzelfälle, sondern ganz klar um eine bei den
Lokalradios weit verbreitete Geschäftspraktik. Natürlich wollen
wir auch hier einige Beispiele des Schweizer Presserates auflisten.
Wirtschaftsunternehmen sind daran interessiert, dass mediale Inhalte in ihrem Sinne sind, d.h. für den Absatz ihrer Produkte günstig. Was wahr ist, interessiert kaum. Ob Süssigkeiten Zähne wirklich krank machen, Fernreisen beschwerlich sind oder Autos die Luft verpesten, spielt für sie keine Rolle. Was aber eine Rolle spielt, ist der verstärkte Werbeeffekt.
Die Medienunternehmen interessiert eigentlich nur eines. Möglichst viele zahlende Inserenten anlocken. Darum betreiben sie Umfeldjournalismus, d.h. sie bringen journalistische Inhalte, die den Bedürfnissen der Werbetreibenden entgegenkommen, um damit die Attraktivität des geschalteten Inserats zu steigern oder zumindest nicht zu schmälern. Oder nicht so schön ausgedrückt, Medien lassen sich Beeinflussen. Teils freiwillig zum Beispiel aus skrupelloser Geldgier (auch unternehmerisches Denken genannt), teils aufgrund des Zwangs einer allgemeinen schwierigen wirtschaftlichen Situation und dem heftigen Konkurrenzkampf am Anzeigenmarkt.
Ist Umfeldjournalismus legitim? Man kann nicht leugnen,
dass er dies im gewissen Masse ist. Es ist verständlich, dass ein
Wirtschaftsunternehmen die medialen Inhalte zu seinen Gunsten beeinflussen
will, damit das für Werbung investierte Geld gut angelegt ist. Ich
würde es wahrscheinlich genauso machen. Auch ist es nur natürlich,
dass kein Medienunternehmen begehrte Anzeigenkunden vergrämen will.
Doch wie weit darf das Ganze gehen? Wie weit dürfen die Medien zwecks
Gewinnoptimierung gehen? Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Atomkraftwerk
Mochovce.
5.2.1 Mochovce
und das grosse Schweigen
Im Jahre 1995 unterschrieben eine Million Österreicher
eine Protestnote der Umweltschutzorganisation Global 2000 gegen die Fertigstellung
des slowakischen Atomkraftwerkes Mochovce. Die meisten Österreicher
sind aus verständlichen Gründen gegen die Inbetriebnahme des
Kraftwerks eingestellt. Denn es stellt für sie ein unkalkulierbares
Risiko dar. Errichtet ist es nämlich unweit der österreichischen
Grenze. Sollte es zu einem atomaren Unfall kommen, was prinzipiell möglich
wäre, würden weite Gebiete Österreichs radioaktiv verseucht.
Österreich muss also alle Risiken eines solchen Projekts tragen, ohne
jedoch irgendwelche Vorteile dadurch zu erlangen.
Auch österreichische Medien unterstützten damals die verständlichen Wünsche der Bürger. Vor allem die Kronen Zeitung, die grösste und mächtigste Zeitung des Landes, tat sich mit einer Anti-Mochovce-Kampagne hervor. "Stoppt den Atomwahnsinn!" hiess es da. Der österreichische Druck gegen die Fertigstellung von Mochovce war bald von Erfolg gekrönt. Die westlichen Betreiber, Electricite de France und Bayernwerke AG stiegen aus, und es gab für das Projekt keinen Kredit von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.
Sehr bald änderte sich diese Situation. Knapp zwei Jahre später fand sich ein neuer Geldgeber für das umstrittene Atomkraftwerk Mochovce, nämlich die Siemens AG. Nach deren Einstieg in das Projekt war die Finanzierung des Kraftwerks weitgehend gesichert.
Nun versuchte die Umweltschutzorganisation Global 2000, die Öffentlichkeit über das Verhalten der Firma Siemens aufzuklären. In diesem Zusammenhang sollte auch zu einem Boykott von Waren der Firma Siemens aufgerufen werden. Angesichts der damaligen und auch heutigen öffentlichen Meinung ist anzunehmen, dass dies ungeheure Auswirkungen, vor allem heftige Entrüstung und massive Proteste, hervorgerufen hätte, falls die Öffentlichkeit zu diesen Informationen gekommen wäre. Die Öffentlichkeit ist nämlich bis heute von Mochovce betroffen und dementsprechend an solchen Informationen interessiert.
Nun ereignete sich aber folgendes. Die österreichischen Medien, allen voran die Kronen Zeitung, schwiegen zu diesem Thema. Trotz vorhergehender intensiver Medienkampagnen zum Thema Mochovce, trotz grossem Publikumsinteresse und trotz der Wichtigkeit dieser für Österreich bedeutenden Wendung zum Schlechteren, wurden diese für die Öffentlichkeit so wichtigen Informationen mit keinem Wort erwähnt.
Nach Aussage eines Sprechers der Umweltorganisation Global
2000 vom November 1996, getätigt bei einem Gastvortrag an der Universität
Wien, ist dieses Schweigen darauf zurückzuführen, dass die Kronen
Zeitung und mit ihr andere österreichische Medien bestrebt seien,
die Firma Siemens als Anzeigenkunden nicht zu verlieren, was aber geschehen
würde bei der Veröffentlichung von Informationen, die Siemens
unliebsam wären. Im Sinne eines konsequenten Umfeldjournalismus würden
so wichtige Informationen unterdrückt.
5.2.2 Boykott
der Medien durch die werbende Wirtschaft
Im obigen Fall waren die Medien "klug" genug, sich vornehm
zurückzuhalten. Anders bei folgendem Beispiel:
Die Wirtschaftszeitung Cash berichtete in der Ausgabe vom 6. August 1993 über die Situation beim Lebensmittel-Discount-Unternehmen Denner unter dem Titel: "Denner: Nun laufen die Manager davon". Neben der ausführlichen Recherche, die für Denner nicht gerade vorteilhaft war, konnte sich Denner-Generaldirektor Martin Isenschmid in der gleichen Nummer in einem ebenso ausführlichen Interview wehren. Der Denner AG war das nicht genug. Sie verlangte eine ausführliche Gegendarstellung und kündigte gleichzeitig an, dass sie ihre Inserate in Ringier-Medien sperren werde.
Auch hier versuchte ein Werbekunde ganz klar auf die Inhalte
des Mediums, in diesem Fall die Zeitung Cash, Einfluss zu nehmen. Ob die
verlangte Gegendarstellung nun gerechtfertigt war oder nicht, wollen wir
mal offen lassen. Und natürlich sollen Unternehmen die Möglichkeit
haben, sich gegen veröffentliche Inhalte zu wehren, die ihrer Meinung
nach nicht korrekt sind. Bemerkenswert finde ich jedoch, dass die Direktion
von Denner ihre Erfolgschancen durch die Drohung von Werbegeld-Entzug höher
einschätzte als die Drohung das Ganze vor ein Gericht zu ziehen.
5.3 Verbraucherbezogene Werbung
Heute leben wir in einer Welt, wo das abspeichern von
riesigen Datenmengen kein unlösbares Problem mehr darstellt. Dank
den Entwicklungen auf diesem Gebiet eröffnet sich die Möglichkeit,
jedem alle Informationen bereitzustellen. Jede und jeder kann sich über
alles informieren und sich ein umfassendes Bild zu jedem Sachverhalt machen.
Wenn das kein Fortschritt ist! Jedoch sind mittlerweile auch die Marketingexperten
rund um den Globus auf die Möglichkeiten der neuen Techniken aufmerksam
geworden. Unter dem Stichwort CRM (Customer Relationship Management) werden
Kundendaten bis ins letzte Detail zusammengetragen und für immer gespeichert.
Da investieren Unternehmen riesige Beträge in Systeme um alles speichern
und auswerten zu können und das nur um dem Kunden einen noch optimaleren
Service zu bieten. Schön wenn der Bewohner eines Hochhauses nicht
mehr Offerten für einen Gartenteich bekommt und der Hobbykoch beim
nächsten Aktionsangebot für Gasflaschen für seinen neuen
Gasgrill sofort informiert wird.
So schön ist das Ganze leider nun auch wieder nicht. Ob über Vermerke (Cookies) im Webbrowser oder über Chipkarten im Supermarkt, der Kunde hinterlässt eine ganz eindeutige Spur. Da man sich vorerst mal auf das Datensammeln konzentriert, bleibt zur Zeit die ganz gezielte Auswertung dieser Daten meistens noch aus. Sind aber einmal alle Daten gesammelt, abgespeichert und von den Firmen untereinander verknüpft, lassen sich wahrscheinlich ganze Lebensläufe auf Knopfdruck reproduzieren. Dies von Personen die man noch nie im Leben gesehen hat. Bislang hat noch kein Unternehmen die Kunden gefragt, was sie von der Datensammlung und Auswertung halten. Auch über die daraus resultierenden Marketingmassnahmen übt man sich in vornehmen Schweigen. Den meisten Kunden ist es wohl auch völlig unklar, welche Möglichkeiten sie einem Händler durch ihre Daten eröffnen können. Darauf angesprochen, vertrauen die meisten auf den Datenschutz. Was aber, wenn die Daten irgendwo auf einem Server auf der anderen Seite der Erde abgespeichert werden? In den USA hat der Austausch der Kundendaten zwischen Internethändlern schon eingesetzt. Es braucht keine aufwändige und teure Werbespots mehr. Es genügt eine Abfrage der Datenbank und schon bekommt der Internetkunde nur noch die Artikel auf die Webseite gestellt, die ein Abfragealgorithmus im Datenbanksystem für ihn als Vorteilhaft empfindet. Bald werde ich wohl nicht mehr eine Zeitung mit den (vermeintlich) wichtigsten Nachrichten lesen. Nein, ich werde nur noch die Nachrichten vorgesetzt bekommen, die mir zusagen, oder die jemand gezielt für mich bestimmt hat. Falschmeldungen werden schwierig zu kontrollieren sein, da jeder das bekommt, was er hören oder lesen will. Warum soll man an Infos zweifeln, wenn man sie schon so erwartet hat um die eigene Meinung zu festigen? So arbeitet der Einzelhandelskonzern Wal Mart (einer der grössten der USA mit einem 24 Terabyte grossen Data Warehouse) seit Weihnachten 1999 mit dem Internetportal AOL zusammen. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Firmen die Internetsuchdienste dafür bezahlen, dass bei einer Abfrage nach einem Konkurrenzprodukt das eigene Logo oben auf der Seite eingeblendet wird. Warum sollte also nicht auf ein Stichwort zu einer aktuellen Abstimmung das Parteilogo der pro oder kontra Internetseite aufleuchten? Noch schlimmer, wenn dann auch die Suchresultate nach Bezahlung und nicht mehr nach Wichtigkeit aufgelistet werden. Dies wäre mir zwar zum heutigen Zeitpunkt noch nicht bekannt, was aber nicht heisst, dass es nicht gemacht wird. Leider scheint mir, ist der grösste Teil der Benutzer der neuen Medien noch nicht auf die lauernden Gefahren sensibilisiert worden.
Zur Zeit scheinen wir vor allem in der Zeit der Datensammler
zu sein. Um an die Kundendaten heranzukommen, bedienen sich die Unternehmen
unterschiedlichster Methoden. Alleine in Deutschland existieren zur Zeit
1300 registrierte Adressenhändler. So verfügt zum Beispiel die
Schober Direktmarketing GmbH (Deutschlands grösster privater Datensammler)
über 60 Millionen Adressen mit rund einer Milliarde Daten. Sie kennen
rund 90 Prozent der Deutschen, wissen wer Parkhäuser bevorzugt, in
teuren Hotels verkehrt, und wer für wen wieviel spendet. Man geht
davon aus, dass jeder deutsche Bundesbürger über 18 Jahren im
Durchschnitt in 52 kommerziellen Datenbanken erfasst ist.
5.4
Pooling
Dieser Ausspruch, der aus Amerika zu uns kam, beschreibt
das erfolgreiche Konzept einer neuen Zensurform. Die Vorgehensweise dabei
ist denkbar einfach.
Man beschränkt den Zugang von Journalisten zu der Information, die man anzubieten hat, indem man Journalistenpools mit nur wenigen Plätzen schafft. Man gewährt den Medien nur Zugang zu diesen Pools, wenn diese als Gegenleistung dafür keine negative oder kritische Berichterstattung leisten.
Sollten sie es doch tun, entzieht man ihnen den Platz im Pool. Damit verliert das jeweilige Medium die Möglichkeit, über das Ereignis zu berichten. Die "willigen" Konkurrenten aber haben einen Informationsvorsprung und somit eine aktuellere und bessere Berichterstattung. Das kann, wenn die gebotenen Informationen wichtig sind, dem Aufmüpfigen Quoten kosten und das wiederum Einnahmen. Man packt mit dieser Vorgangsweise die allmächtigen Medien bei ihrer einzigen Achillesferse, dem lieben Geld. Manche Medien können, viele Medien wollen in ihrem Streben nach Gewinnmaximierung nicht einmal kleine Einbussen entbehren, auch nicht der Wahrheit zuliebe. Pooling funktioniert nebenbei gesagt um so besser, je wichtiger und quotenträchtiger die jeweilige Information ist, deren Zugang man beschränken kann.
Die heutigen Massenmedien, das muss man endlich begreifen, sind kapitalistische Konzerne, deren Ziel das Erwirtschaften von Geld ist. Auch die vielen Sonntagsreden von Journalisten, in denen die Verpflichtung gegenüber dem Leser oder Seher hervorgehoben werden, oder das angeblich von ihnen erzeugte, für die Demokratie notwendige kritische Bewusstsein gelobt wird, können an dieser Tatsache nichts ändern. Die Praxis spricht eine andere Sprache. Diese zeigt, dass den Medien das Interesse von Lesern, Seher oder Hörern am Herzen liegt, sofern es ihnen Gewinn bringt. Wenn nicht, scheut sich keiner der heutigen "freien" Journalisten, Kritik und Wahrheit nicht so genau zu nehmen.
Vor allem die amerikanischen Militärs sind Grossmeister
in der Anwendung des Pooling als Mittel zur Informationsverzerrung, Propaganda
und Zensur. Sowohl im Golfkrieg wie auch neulich im Kosovo-Krieg (siehe
Kapitel 7). Doch eigentlich könnte jeder Anbieter von potentiell quotensteigernder
Information zu einem ähnlichen Verfahren greifen.
Back to top
Kein anderes Bild machte das Massaker von Luxor deutlicher, als jenes mit der grossen Blutlache, die sich über die helle Treppe des Hatschepsut Tempels und den Sand des Vorplatzes verteilte. "Blutspur des Grauens: Der Platz vor dem Tempel des Hatschepsut ist geräumt, Spuren des Massakers aber sind noch deutlich zu sehen", schrieb Blick unter das Bild am Tag nach dem Terroranschlag. Auch das SFDRS berichtete mit schockierender tiefroter Blutspur. Das Foto hatte nur einen Fehler, es war nicht echt. "Das ist nie und nimmer Blut, sondern nur Wasser", bestätigt Mohamed al-Dakhakhny. Der ägyptische Fotograf hatte das Bild einen Tag nach dem Massaker für die Agentur Associated Press (AP) gemacht, die es anschliessend weltweit verbreitete. Dass es sich um normales Wasser handelte, ist auch auf dem Originalbild deutlich zu sehen. Das Wasser stammte von der Reinigung des Tempels nach dem Massaker. Es war höchstens leicht mit Blut versetzt, doch die Farbe rot fehlte völlig. Die Wasserlache wurde also erst nachträglich zu Blut umgefärbt. "Keine Manipulation sondern ein Fehler beim Druck. Der Drucker hatte zu viel rote Farbe dazugegeben. Man sieht das auch bei den Farbinseraten". So versuchte sich Blick aus dem Schlamassel zu ziehen. Eine sehr dumme Ausrede, wie sich herausstellte. Wäre da wirklich zuviel rote Farbe vorhanden gewesen, dann wäre ja das ganze Bild rot. Oder weiss der Drucker wo es Blut haben könnte und wo nicht?
Spätestens seit Luxor sollten wir uns bewusst sein, wie einfach es ist ein Bild zu manipulieren. Seit der Einführung der digitalen Fotografie hat sich das ganze noch verschärft. Bilder lassen sich jetzt viel schneller und einfacher verändern, und das ohne Spuren zu hinterlassen. Bildwinkel werden gedreht, Leute und Objekte entfernt und an anderen Orten wieder hinzugefügt. Ein Paradebeispiel dazu ist der Film Forrest Gump, in dem Thom Hanks John F. Kennedy die Hand schüttelt. Auch grosse renommierte Magazine schrecken nicht davor zurück, Bilder für ihre Zwecke anzupassen. So hat das Magazin National Geographics schon im Februar 1982 mit einem elektronisch veränderten Titelbild den Anfang gemacht.
3500 Jahre nach dem Bau der Pyramiden von Gizeh beabsichtigte man, auf der Frontseite des Magazins eine Aufnahme der beiden Weltwunder zu platzieren. Zum Verdruss des Bildredaktors hatte der Fotograf die Szene aber im Querformat festgehalten, damit beide Pyramiden in den Ausschnitt des Suchers passten. Das National Geographics verlangte jedoch eine hochformatige Aufnahme für die Titelseite. Was hätte der Bildredaktor nun tun sollen? Die rasche Entwicklung der Computertechnik brachte ihm den Ausweg. Die Geräte begannen damals gerade ihre erstaunliche Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Der Bildredaktor scannte das Bild ein und veränderte es mit ein paar Klicks so, dass die beiden Pyramiden auf das Hochformat passten. Diese Neuheit sorgte für Diskussionen weit über Amerika hinaus und veränderte den Stellenwert und die Glaubwürdigkeit der Fotografie für immer. Die letzten beiden Beispiele sind eigentlich harmlos, denn es wurde niemandem Schaden zugefügt. Doch es gibt da auch ganz andere Beispiele.
Als das Rote Kreuz in Nicaragua aus hygienischen Gründen eine Massenverbrennung von Leichen anordnete, erschienen Fotos in der Presse, auf denen die Fahne des Roten Kreuzes wegretuschiert und die Verbrennung als Massaker an rebellischen Indios dargestellt wurde.
Manchmal wird bei der Meinungsbildung der Öffentlichkeit auch etwas nachgeholfen. Dies geschah im Verlaufe des Prozesses um O. J. Simpson, als die amerikanischen Nachrichtenmagazine Time und Newsweek dasselbe Polizeibild des Angeklagten veröffentlichten. Simpson sah auf den Fotos aber nicht gleich aus. Die Timeredaktion dunkelte seine Hautfarbe digital nach, um das in den USA verbreitete Vorurteil zu bestärken, dunkelhäutige Menschen seien kriminell.
Zum Schluss noch ein Beispiel aus der Fernsehwelt. Die
USA, Geburtsstätte des Infotainments, haben zu Beginn des neuen Jahrtausends
einen weiteren Meilenstein der Fernsehgeschichte gesetzt. Als TV-Legende
und News-Moderator Dan Rather am Pult im gläsernen Studio sass und
die Zuschauer zur letzten Ausgabe seiner Abendnachrichten CBS Evening News
des Jahres 1999 begrüsste, schwenkte hinter ihm die Kamera durch die
Fensterfront hinab auf die Menschenmassen, die am Times Square der Jahrtausendwende
harrten. Und siehe da, auf der gegenüberliegenden Strassenseite, wo
sonst immer ein mehrstöckiges Werbeplakat des verhassten Konkurrenzsenders
NBC prangte, strahlte diesmal das glitzernde CBS Logo. Wie war CBS das
gelungen? Mit einem perfiden Computertrick. CBS Techniker radierten die
lästige NBC Werbefront, die natürlich nach wie vor an ihrem angestammten
Fassadenplatz hing, aus ihrem Livebild aus und ersetzten sie durch die
virtuellen CBS Lettern. Die ahnungslosen Zuschauer erfuhren nichts von
der Täuschung. Rather, moderierte wie gewohnt die News. Es war das
erste Mal überhaupt, dass eine Livenachrichtensendung sich an derartige
digitale Technik heranwagte. Bisher war diese der Unterhaltung und Sportübertragungen
vorbehalten gewesen. Sollte die Schummelei auch für TV News zur Routine
werden, wären die journalistischen Folgen unabsehbar. Wenn sich der
Zuschauer nicht mehr auf live Bilder verlassen kann, auf was dann? Schnell
wird dann mal aus dem Spiel vom Austauschen der Werbelogo blutiger Ernst.
Da könnte man zum Beispiel Adolf Ogi als wild gewordenen Amokschützen
sehen oder Bill Clinton wie er in aller Öffentlichkeit eine junge
Praktikantin sexuell belästigt.
6.2 Wie
will man gegen Bildmanipulationen vorgehen?
In der Schweiz versucht der Presserat, die Fotografen und
Redaktionen mit Richtlinien über ihre Rechte und Pflichten zu einem
korrekten Umgang mit der neuen Technik zu verpflichten. Die Bildagentur
Reuters will im Fall eines Verstosses hart durchgreifen. Die Journalistenverbände
ihrerseits verbieten in ihren neuen Geschäftsbedingungen jede nicht
klar gekennzeichnete Manipulation. Wieviel solche Erlasse taugen, muss
sich aber erst noch erweisen.
Jedes Bild muss eindeutig mit einer Quelle versehen werden. Doch auch dann stehen wir wieder vor ähnlichen Problemen wie mit den Agenturmeldungen. Erst wenn irgendwo gepatzt wurde merkt man, dass ein Bild manipuliert wurde. Wie zum Beispiel kürzlich, als bei einem Fototermin einer Bank der Direktor krank war. Da das Foto für den Geschäftsbericht bestimmt war, wurde der fehlende Direktor nachträglich ins Bild gesetzt, allerdings ohne Füsse.
So gibt es für uns nur eins. Wir müssen lernen,
dass nicht alles was wir in den Medien mit eigenen Augen sehen, sich auch
so ereignet hat. Das Bewusstsein, dass auch Bilder Lügen können,
muss wachsen. Es muss und bewusst werden, dass das Bild als solches schon
eine Einschränkung des Ganzen ist. Man sieht schliesslich nur kleine
Ausschnitte. So kann schon ohne Nachbearbeitung die Aussage des Bildes
nur durch Belichtung und Betrachtungswinkel beeinflusst werden. Um so einfacher
ist es, diese kleinen Ausschnitte noch nachträglich zu ändern,
ohne dass es bemerkt wird.
Back to top
Es war schon sehr beeindruckend, wie man grosse Teile der zivilisierten Gesellschaft für einen Krieg gewinnen, ja sogar begeistern konnte. Besonders die Zustimmung der Pazifisten in Deutschland für den Krieg war eines der grössten Phänomene. Wieso aber ist die Öffentlichkeit nicht mehr so sensibel wenn es um Tschetschenien, Eritrea oder die Kurden geht?
Die Auslandredaktorin des TA für Osteuropa erläuterte uns das folgendermassen: "Wenn die Politik bei einem Konflikt nicht mitzieht, interessiert es niemanden." Sie habe über die groben Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien mit Bildern und Texten berichtet, aber es habe die breite Bevölkerungsschicht einfach nicht interessiert. Die Zeitungen schreiben was die Bevölkerung interessiert, die Bevölkerung interessiert was die Politik bestimmt.
Als aktuelles Beispiel ist der kleine Junge aus Kuba zu nennen. Für uns ist es unverständlich wie mehrere 10?000 Menschen auf der einen und der anderen Seite, auf die Strasse gehen, um für ihn zu demonstrieren. Die Medien haben dieses Thema sehr stark aufgebauscht und zu einem der wichtigsten in Amerika gemacht. Die amerikanische Öffentlichkeit, aber auch die westlichen Medien stehe unter einem sanften Druck von CNN, denn was CNN thematisiere, werde zum Politikum. So hatte CNN zum Beispiel 40 Mitarbeiter für den Kosovo-Krieg eingestellt, der TA nur deren drei. Ein Journalist hatte mal gesagt: "Ein Krieg ist erst gewonnen wenn CNN sagt, dass man ihn gewonnen hat." Ob das stimmt oder nicht, sei mal dahingestellt.
Als wichtigstes Instrument zur Beeinflussung der Öffentlichkeit dienen heutzutage die Medien. Printmedien, TV, Radio und immer mehr auch das Internet. Was unter die Haut geht sind meistens Bilder. Im Gegensatz zum Fernsehen, kann man bei Printmedien selektieren was man lesen will und was nicht. Was uns in Erinnerung geblieben ist, sind die Bilder der vielen Flüchtlinge in Mazedo-nien und Albanien, aber auch die Bilder von getöteten Zivilisten in Jugoslawien.
Wie aber ist die Zustimmung für das Töten zu
gewinnen? Wie kann man die Öffentlichkeit so beeinflussen, dass ein
Krieg nicht mehr als Krieg sondern als humanitäre Intervention ange-schaut
wird? Ist ein Toter auf der einen Seite weniger schlimm als ein Toter auf
der anderen?
7.1 Krieg
um die Sprache
Aus all diesen Fragen geht hervor, dass der Krieg um den
Kosovo auch ein Krieg um die Sprache war. Politiker, NATO-Generäle
und Pressesprecher haben ihre Wortwahl bewusst dafür genutzt, ihr
Handeln ins rechte Licht zu rücken. Ein Wort, das stellvertretend
für diese Sprechabsicht steht, ist "Kollateralschaden"(unbeabsichtigte
Treffer der NATO, bei denen Zivilisten umgekommen sind). Deshalb entschied
sich das Institut für Deutsche Sprache, dieses Wort zum Unwort des
Jahres 1999 zu erklären. Die sechsköpfige Jury kritisierte das
Missverhältnis zwischen Wort und Sache.
Wie sehr der Kosovo-Krieg die Sprache verändert hat, zeigte schon in den ersten Wochen der Luftangriffe die Verwendung des Wortes "Krieg". Von westlichen Politikern und der NATO wurde der Begriff lange vermieden, denn nach ihrer Ansicht herrschte offiziell in Jugoslawien kein Krieg. Es hatte doch niemand einen Krieg erklärt. Deshalb griffen Politiker, Generäle und Pressesprecher lieber auf reizärmere Wörter zurück wie Konflikt, Krise, Einsatz der NATO, Mission oder Operation. Die jugoslawische Seite dagegen sprach von Angriffskrieg und Aggression.
Zu Beginn der Luftangriffe der NATO am 24. März erklärte
Generalsekretär Javier Solana: "Lassen Sie mich das klarstellen. Die
NATO führt keinen Krieg gegen Jugoslawien." Bundeskanzler Gerhard
Schröder beteuerte: "Wir führen keinen Krieg gegen das jugoslawische
Volk, sondern gegen Milosevic."
7.1.1 Harte
Sprache
Mit der Eskalation der Gewalt im Kosovo war auch eine
Verschärfung des Tones gegen das Milosevic-Regime zu beobachten. Völkermord,
Konzentrationslager, Naziherrschaft und Auschwitz waren Wörter, die
besonders von Verteidigungsminister Rudolf Scharping zu hören waren.
Die Gründe für diese harte Sprache liegen auf der Hand. Die Luftangriffe
mit deutscher Beteiligung waren in der Öffentlichkeit sehr umstritten.
Im deutschen Gesetz steht der so oft zitierte Satz: "Nie wieder Krieg",
der nach dem Zweiten Weltkrieg als oberstes Gebot ins Gesetz geschrieben
wurde. Deshalb standen die Politiker in der Öffentlichkeit unter Druck.
Sie mussten ihr Handeln rechtfertigen und dazu brauchten sie die Sprache.
7.1.2 Feindbild
erstellen
Die Milosevic-Hitler-Analogien durch die neue Bundesregierung
hatten dafür gesorgt, dass es dann doch etwas schneller ging mit dem
ersten Kriegseinsatz nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Vor allem Verteidigungsminister
Rudolf Scharping brauchte Unmengen von Wörtern um das Feindbild Milosevic
aufzustellen. Um die Unausweichlichkeit des Krieges zu belegen, bediente
er sich unter anderem der Wörter: Mordmaschinerie von Milosevic, bestialische
Verbrechen, Völkermord, Schlachthaus, ethnische Säuberung, Selektierung,
KZ, und Blick in die Fratze der deutschen Vergangenheit.
Die Presse reagierte prompt darauf. Die Berliner Zeitung
nannte Milosevic und seine Frau, den "Schlächter und seine Hexe",
im Spiegel hiess es die "Milosevic-Killer". Die Bild-Zeitung titelte am
31.3.1999: "Sie treiben sie ins KZ" und schrieb dazu: "Auch Verteidigungsminister
Rudolf Scharping bestätigte: "Es gibt ernste Hinweise auf Konzentrationslager
der Serben. Es gibt Anzeichen für eine systematische Ausrottung, die
an das erinnert, was zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in deutschem Namen
angerichtet worden ist, zum Beispiel in Polen." Der öffentliche Eindruck
von der Allgemeingültigkeit dieses Leitthemas wurde dadurch verstärkt,
dass es in einer Art Feedbackschleife in den offiziellen Stellungnahmen
der NATO und der am Krieg beteiligten westlichen Staaten immer wieder reproduziert
wurde. So wiederholte zum Beispiel der NATO-Sprecher Jamie Shea mehrfach
seine Warnung, es drohe die grösste humanitäre Katastrophe in
Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Der britische Premier Blair sprach,
wie Scharping auch, von Völkermord, sein Aussenminister Robin Cook
von einer Endlösung, die Milosevic für den Kosovo plane.
7.1.3 Rechtfertigung des eigenen Handelns
Um das eigene Handeln zu rechtfertigen brauchten die Politiker
Beweise. Unglaubliches erzählte uns die TA Redaktorin von ihrem deutschen
Redaktor Kollegen. Er wurde dazumal vom deutschen Aussenministerium angerufen,
mit der Bitte, er möge doch Informationen liefern um einen möglichen
Krieg gegen Jugoslawien rechtfertigen zu können.
Die NATO-Position war: "Dies ist kein normaler Krieg. Hier geht es um humanitäre Ziele, nicht um nationale." Entsprechend hoch, so fühlte man im Hauptquartier der Allianz, war der Rechtfertigungsbedarf. "Wir tun hier zwar etwas, das den meisten Menschen brutal erscheint, aber es ist gerechtfertigt durch die Ungeheuerlichkeiten im Kosovo, die es zu stoppen gilt."
Joschka Fischer, Aussenminister Deutschlands, untersagte Journalisten das Wort "Kriegsflüchtlinge" und forderte als einheitliche Sprachregelung "Vertriebene" bzw. "Deportationen". In einem Spiegel-Interview erklärte er: "Wir führen keinen Krieg, wir leisten Widerstand, verteidigen Menschenrechte, Freiheit und Demokratie."
Die psychologische Kriegsführung gehört heutzutage
zum Handwerk der Militärs wie der Einsatz ihrer physikalischen Waffen.
Teil dieser psychologischer Kriegsführung sind die sprachlichen Nebelbomben,
mit denen aus einem Angriffskrieg eine humanitäre Aktion und aus einem
Bruch des Völkerrechts und der bundesdeutschen Verfassung ein, wie
es Tony Blair ausdrückte, "gerechter Krieg" wird. Als Rechtfertigung
für den Krieg berufen sich die verantwortlichen Politiker auf die
humanitäre Katastrophe, die im Kosovo verhindert werden musste.
7.1.4 Pannen
sprachlich überspielen
Einerseits verwendeten Politiker drastische Vokabeln, um
die Taten Jugoslawiens zu beschreiben, andererseits gebrauchten sie verschleiernde
Wörter, um die eigenen Fehlschläge und Pannen zu überspielen.
Das bekannteste Beispiel war das Wort "Kollateralschaden". Von Kollateralschäden
berichtete NATO-Sprecher Jamie Shea, wenn NATO-Raketen einen Flüchtlingstreck
anstatt serbischer Panzer getroffen hatten und dabei Zivilisten getötet
wurden. Auch als der NATO gravierende Fehler unterliefen, holte Scharping
zum Gegenschlag aus, und zeigte Bilder von serbischen Massakern an Zivilisten
um die eigenen Pannen zu überspielen.
7.2 Der
Kosovo-Medien-Krieg
Der Kosovo-Konflikt ist von der NATO nicht nur als militärische
Auseinandersetzung geführt worden, es war auch eine der erfolgreichsten
Medienkampagnen des vergangenen Jahrhunderts.
In Journalisten-Briefings orchestrierte die NATO einen äusserst schlagkräftigen Medienfeldzug. Das Internet spielte ebenfalls eine herausragende Rolle. Hier konnten Kosovo-Albaner wie Jugoslawen ihre Positionen so vielfältig wie nirgendwo sonst darstellen. Medien die bereits verboten waren, entzogen sich im Cyberspace nahezu jeglicher Kontrolle.
Ein Zivilist avancierte zum "Mr. NATO", zum Gesicht der
Allianz, gar zum Sympathieträger. Jamie Shea, der Sprecher, der die
täglichen Briefings hielt und dessen Gesicht weltweit stundenlang
die Fernsehschirme dominierte.
7.2.1 Information seitens der NATO
In einem Interview Monate nach den Bombenangriffen erläuterte
Shea die Erwartungen, die er erfüllen musste. "Rund 350 Journalisten
kampierten praktisch permanent beim NATO-Hauptquartier in Brüssel,
viele blieben sogar die Nacht über auf. Sie hatten Feldbetten mitgebracht
und kochten hier im Gebäude auf Campingkochern. Die wollten Briefings
rund um die Uhr, es war schliesslich Krieg, zu Hause sassen Chefredakteure
und Ressortleiter, die nach immer neuen Fakten, Daten und Erklärungen
schrien. Am Anfang machten wir ein Briefing am Tag, am Schluss waren es
drei."
Konnten wir aber all diesen offiziellen NATO-Stellungnahmen Glauben schenken? Entsprach dies alles der Wahrheit? Konnten wir wirklich alles glauben, oder mussten die Verantwortlichen gar manipulieren?
Der TA bezog neben den offiziellen Stellungnahmen der NATO, seine Informationen von Männern aus unteren Ebenen der NATO. Somit gelang der TA zu detaillierteren Angaben, welche die Offiziellen des Hauptquartiers ungern preisgaben. Ganz offensichtlich lief nicht alles so wie man es sich erhofft hatte, sonst hätte man ja nichts verbergen oder verschleiern müssen. So kam es auch, dass unter grossem Druck der Journalisten, Jamie Shea einige Fehler seitens der NATO eingestehen musste.
Ich las am 29.03.2000 einen Artikel in der NZZ der mich
fast vom Hocker fallen liess. Die Überschrift lautete "Ist die NATO
nur eine PR-Agentur?". In diesem Artikel war zu lesen, dass genau jener
NATO Sprecher Jamie Shea jetzt veröffentlichte, was er früher
zu verheimlichen hatte. Man habe damals für einen guten Zweck die
Öffentlichkeit nicht gerade direkt getäuscht, so doch beträchtlich
massiert. Sein Referat das er in der Schweiz vor staunender Zuhörerschaft
hielt, hatte den Titel "Selling a conflict - the ultimate PR challenge".
Man kann also jeden kleinen Krieg führen und ihn auch gewinnen, man
muss nur wissen wie man ihn zu verkaufen hat. Zu seinen Rezepten gehörten
fundamentale Hinweise wie: "Wenn du keine Geschichte hast, mach eine!"
An einem flauen Kriegstag habe er deshalb einen Besuch von Hillary Clinton
und Cherie Blair in einem Flüchtlingslager organisiert, was CNN dankbar
aufgenommen habe.
7.2.2 Zugang
der Medien
Für die internationalen Medien war die Lage kompliziert.
Freien Zugang in Serbien gab es praktisch nicht, jegliche Bildberichterstattung
aus Belgrad unterlag der Zensur, Journalistenvisa waren rar, mehrere Korrespondenten
und Reporter wurden ausgewiesen. Zudem standen die Korrespondenten unter
grossem Konkurrenzkampf. Jeder wollte als erster die beste Meldung haben.
Recherchieren ist in Zeiten des Krieges wahrlich eine Kunst. Korrespondenten
berichteten, obwohl sie weitab vom grausamen Kriegsgeschehen arbeiteten.
Bilder von serbischen Opfern zeigt man uns kaum, und wenn ein Flüchtlingstreck
im Kosovo, ein Bus oder Zug in Jugoslawien von NATO-Fliegern bombardiert
worden war, dann wurde die Nachrichtenlage plötzlich sehr dünn.
Die NATO zeigte Fotos von angeblichen Massengräbern, die bei Aufklärungsflügen
oder von Satelliten fotografiert worden waren. Obwohl nicht bekannt war
ob es sich tatsächlich um solche handelte, machten diese Hinweise
als Gerücht die Runde, denn das war viel wirksamer als die Darstellung
ungesicherter Behauptungen. Also war man hauptsächlich auf Bilder
von der Flucht aus dem Kosovo, den offiziellen Stellungnahmen aus Belgrad
und Brüssel und auf Berichte von Flüchtlingen angewiesen. Die
Belgrader Führung versuchte sich diese Situation zu Nutze zu machen.
Auf den Bildschirmen in Serbien waren Hakenkreuze zu sehen, die NATO wurde
mit dem Dritten Reich gleichgesetzt.
7.2.3 West - Ost
Da es kulturelle, historische und politische Bündnisse
gab und gibt, wurde zum Teil auf sehr unterschiedliche Art berichtet. Als
unsere TA Korrespondentin zu dieser Zeit in Russland weilte, hatte sie
die Möglichkeit, russisches Fernsehen zu verfolgen. Es sei im Gegensatz
zu Westeuropa um 180° gedreht gewesen, keine Flüchtlinge waren
zu sehen sondern nur die Bombardemente der NATO. Hier in Westeuropa vermarktete
man die NATO recht gut, so dass viele mit ihr sympathisierten. Man sieht
also je nachdem wie die Menschen informiert werden und je nachdem in welchem
Teil der Welt sie zu hause sind, ändert sich ihre Einstellung um Fakten
und Tatsachen.
7.3 Cyberwar
Die Dominanz über die Informationskanäle ist
so entscheidend für einen Konflikt, wie in früherer Zeit die
Besetzung eines Landes oder die Kontrolle über den Luftraum. Auch
der Krieg im Netz, der Cyberwar zwischen Belgrad und der NATO war in vollem
Gange. Aber auch Albaner und Serben bekämpften sich im Netz. So wurde
ein Provider in der Schweiz von serbischen Hackern gezwungen die Webseiten
von Albanern zu entfernen. Auf den Web Pages des jugoslawischen Informationsministeriums
wie der NATO wurden die jeweiligen, stark gefärbten Versionen der
Auseinandersetzung präsentiert. Die offizielle NATO Seite wurde Ziel
serbischer Hacker und wurde für 3 Tage lahmgelegt. Hacker der Allianz
drangen ins jugoslawische Luftabwehrsystem ein.
Während im März/April die Propagandamaschine
auf beiden Seiten auf Hochtouren lief, etablierte sich im World Wide Web,
in Newsgroups und über E-Mail-Verteiler ein weltweites friedenspolitisches
Informationsnetz. Dies machte die Differenz zwischen den offiziellen Interpretationen
der Kriegsursachen, Kriegsfolgen und Kriegszielen sowie dem, was in Wahrheit
geschah oder geschehen sein könnte so offensichtlich und öffentlich
zugänglich wie noch niemals in einem Krieg zuvor.
7.4 Verbreitung
von Gerüchten
Das erste Opfer jeden Krieges ist die Wahrheit. Aber nicht
nur Lügen verschleiern kriegerische Aktionen, auch die Nachrichten
werden gezielt herausgegeben oder zurückgehalten. Eine unmanipulierte
Berichterstattung war angesichts der Propaganda von allen Seiten her kaum
möglich.
Am 29. März gab die NATO in Brüssel bekannt, dass der Chefberater des Präsidenten der Kosovo-Albaner Ibrahim Rugovas, Fehmi Agani, und fünf weitere bekannte kosovo-albanische Intellektuelle von serbischen Soldaten ermordet worden seien. Der britische General David Wilby, in der Brüsseler Zentrale während der NATO-Briefings zuständig für den militärischen Lagebericht, hatte die Bluttat gemeldet und sich auf "sehr zuverlässige Quellen im Kosovo" berufen. In der Woche darauf entpuppte sich die weltweit verbreitete Nachricht als Ente: alle sechs waren am Leben. Die "zuverlässige Quelle", so berichteten die "Reporters sans Frontières" (RFS), sei das von Kosovo-Albanern im Exil geleitete Kosovo Information Centre in London gewesen. Fehmi Agani wurde drei Wochen später von der serbischen Armee getötet. Das, so RFS, sei für die NATO dann aber kein Thema mehr gewesen. Auch sei die ursprüngliche Falschmeldung nie zurückgenommen worden. Wenn in der ersten Woche der Bombenangriffe auf diese Art ein Gerücht zur offiziellen Meldung gemacht wird, sieht das eher nach einer vorsätzlichen Entscheidung als nach einem Fehler aus. Ein kleiner positiver Impuls in einer Zeit, in der die öffentliche Meinung über den Erfolg der NATO-Luftanschläge eher skeptisch war.
Eines Morgens glaubte ich meinen Ohren nicht zu trauen.
Ich war schockiert als ich eine ZDF-Live Schaltung mithörte, bei welcher
der Kosovo-Albanische Untergrundführer der UCK Hashim Taqi live am
Telefon behauptete, dass mehrere 10?000 Kosovo-Albaner im Fussballstadion
von Pristina zusammengetrieben wurden. Er sprach von einem Konzentrationslager.
Dies ging natürlich in Windeseile um die Welt und alle waren geschockt.
Ein französischer Journalist war einen Tag danach vor Ort und hatte
dieses Stadion begutachtet. Seit dem Bombardement habe kein Mensch diesen
Rasen betreten, vielmehr seien rund ums Stadion Bomben eingeschlagen.
7.4.1 Der
Flüchtlingstreck
Die Mittel der militärisch-politischen Propaganda sind
vielfältig, wenn es darum geht, die eigene Interpretation des Kriegsgeschehens
zu vermarkten. Wie zum Beispiel Falschinformationen, verkürzte Informationen,
Informationsbeschränkung und Informationssperren. Am 15. April allerdings
stiess die NATO dabei erstmals an ihre Grenzen, als bekannt wurde, dass
am Vortag bei Djakovica ein Flüchtlingstreck angegriffen worden war.
"Das sieht nach einer gestellten Szene aus", zitierte die Nachrichtenagentur
AP die Meldung.
Kenneth Bacon, der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums,
kommentierte, es gebe keine Hinweise auf zivile Opfer, die Zivilisten seien
vielmehr als Vergeltung für die NATO-Angriffe von serbischen Flugzeugen
angegriffen worden. Fast 24 Stunden später erst räumte die NATO
ein, man habe versehentlich ein ziviles Fahrzeug in einem Konvoi getroffen.
Die Umstände die zu diesem Unfall geführt hätten, lägen
aber in der Verantwortlichkeit von Milosevic. Am 19. April hiess es dann
aus Brüssel, dass zwei Konvois von NATO-Kampfflugzeugen bombar-diert
worden seien. Die Bilanz dieses Angriffs auf einen Flüchtlingstreck
wurde später von unabhängigen Quellen veröffentlicht: 75
Tote, 100 Verletzte, meist Frauen, Kinder und Alte. Die Allianz brauchte
fünf volle Tage, um die Fakten auf den Tisch zu legen und ihren Fehler
einzugestehen. Dies war eine Qual für Jamie Shea. "Das waren die schlimmsten
fünf Tage dieses Konflikts", erinnerte er sich.
Hier einige Internet-Meldungen dazu:
ZDF
Noch am 12. April hatte NATO-Sprecher Jamie Shea auf eine Anfrage des Generalsekretärs der Internationalen Journalistenvereinigung, Aidan White, geantwortet: "Die alliierten Streitkräfte werden Radio- und Fernsehanlagen nur dann bombardieren, wenn sie sich innerhalb militärischer Anlagen befinden. Die NATO hat nicht die Absicht, Sendeanlagen grundsätzlich zu bombardieren." In den Morgenstunden des 23. April zerstörte die NATO das Gebäude des serbischen Rundfunks in Belgrad. 15 Menschen starben und 17 wurden verletzt. Allein in den ersten vier Wochen zerschossen alliierte Bomber 23 Rundfunktransmitter im Kriegsgebiet. Der Versuch der NATO, die serbische Propagandamaschine durch Ausschaltung des Sendegebäudes des Staatssenders lahm zu legen, scheiterte kläglich. Nur wenige Stunden nach den Bomben auf den Sender war das staatliche Fernsehen wieder "On Air", zumeist auf privaten Stationen, die tags darauf auch Ziele von Bomben wurden. So wurde die freie Berichterstattung bombardiert, und gleichzeitig trommelten die Propagandisten auf allen Seiten kräftig weiter. Belgrad seinerseits versuchte kritische Stimmen im eigenen Land zum Verstummen zu bringen. Dem nicht immer Milosevic-konformen Sender B92 wurde schon vor Beginn der Bombardements die Sendelizenz entzogen. Aber der Sender fand einen Ausweg, das Internet. Auf seiner Website erlaubte eine Webcam einen unzensierten Blick auf Belgrad. Gelegentlich brachte die Home Page eine brandaktuelle Warnung vor einer neuen Welle von NATO-Bombern. Im April schliesslich gelang es der serbischen Regierung, auch den Internet-Auftritt von B92 zu unterbinden.
In den Pausen zwischen den Bombardierungen kreiste eine Lockeed Hercules C130 über dem Luftraum Serbiens. Von dort aus strahlte ein NATO-Fernsehsender jeden Tag um 15.00 Uhr ihre Programme in serbischer Sprache und mit in kyrillischer Schrift verfassten Botschaften aus, die an die Bürgerinnen und Bürger Serbiens gerichtet waren.
Damit wurde die inzwischen zwei Monate dauernde Kampagne, mit der das marode System zerstört werden sollte, begründet. Die Bevölkerung werde erkennen, dass die NATO-Kampagne zu diesem Zeitpunkt die einzige Chance für die demokratisch gesonnene Bevölkerung sei, sich von dem einzigen noch verbliebenen Diktator in Europa zu befreien. Durch die Unterstützung Slobodan Milosevics versammle man sich unter der falschen Fahne. Der Tragödie der Kosovo-Albaner gewährte die NATO- Raum auf Flugblättern, die aus Flugzeugen abgeworfen wurden. In einem dieser Flugblätter wurde die Bevölkerung Serbiens gewarnt vor der ethnischen Säuberung kosovo-albanischer Städte und Dörfer, vor den Verbrechen der serbischen Polizei und vor Milosevic. Auf der Rückseite des Flugblattes informierte die NATO potentielle Leser, dass sie ihre Angriffe so lange verstärken werde, so lange sich die Kräfte, die sich an der Verfolgung der Zivilbevölkerung im Kosovo beteiligten nicht zurückziehen, es den Flüchtlingen nicht gestattet werde, sicher zurückzukehren und ihre Führer sich nicht an effektiven Verhandlungen beteiligten. Unterzeichnet war das Flugblatt mit: "Der Nordatlantische Rat verteidigt die Schutzlosen".
Ausser dem NATO-Sender hatten die Bürger Serbiens die Möglichkeit TV Kosova (im Besitz der Tochter Milosevics) und einen chinesischen Sender zu sehen, der 24 Stunden lang ohne Übersetzung sendete. Seit dem Beginn der Bombardierungen galt das Kriegsrecht, dem sich auch die wenigen verbliebenen unabhängigen Medien beugen mussten. Was die staatlichen Print- und elektronischen Medien betraf, so hatten diese sich nicht wirklich verändert. Die patriotische Rhetorik hatte sich nur verstärkt. Sie transportierten die Positionen der regierenden Parteien, des Militärs und der Staatsführung.
Unabhängig von der Bevormundung und dem Propagandakrieg, sowohl aus der Luft als auch vom Boden aus, wurden zuverlässige Informationen im persönlichen Gespräch weitergegeben, wie üblich, wenn das Kriegsrecht gilt und Bomben fallen.
In diesem Konflikt zwischen der Propaganda vom Himmel
und der vom Boden erklärte die NATO den Leuten, warum sie mit Bomben
beworfen wurden, warum sie dem Staatspräsidenten den Rücken kehren
sollten um sich zugleich den Alliierten zuzukehren. In diesem Krieg der
konfusen Begründungen, dessen Ziel es sein sollte Milosevic zu zerstören,
wurden über 1000 getötete ZivilistInnen als Kollateralschäden
registriert. Wen kümmerte es da, dass die eine wie die andere Seite
vergass, dass die hiesige Zivilbevölkerung weder den einheimischen
noch den auswärtigen Medien glaubte, insbesondere denen aus den Ländern
nicht, deren Bomben sie töteten, ihre Häuser zerstören und
die ihr Land verwüsteten.
7.5.2 Zurückhaltung
von Informationen
Hatten wir dazumal gewusst, dass die NATO radioaktive Bomben
auf ganz Jugoslawien meist im Kosovo regnen liess?
Nein, hatten wir nicht. Denn wer hätte ein solches Vorhaben denn moralisch unterstützen können? Diskussionen über Schäden und Auswirkungen wären die Folge gewesen und somit hätte der NATO Einsatz angezweifelt werden können. Vor einiger Zeit kam heraus, dass 300?000 Flugkörper mit radioaktiven Teilen, um Panzer besser zu zerstören, über ganz Jugoslawien versäht wurden. Viele Generationen werden noch betroffen sein und verseuchte Nahrung zu sich nehmen. Die Umweltschäden sind noch nicht ausgewertet, doch bittet man die Leute sich nicht unbedingt in die stark verseuchten Regionen zu begeben. Dies hätte dazumal die Öffentlichkeit bewegt, jetzt nicht mehr.
Ein Zug voller Menschen wurde bei einem Beschuss einer Brücke von der NATO getroffen, mehrere Menschen verbrannten.
Auf dem Video der täglichen NATO-Briefings war zu sehen, wie sich der Zug im letzten Augenblick vor dem Aufprall der Bombe auf die Brücke bewegte. Der Pilot hatte also keine Chance die Rakete abzulenken, oder?
Vor einigen Monaten kam zum Vorschein, dass der Filmausschnitt der uns gezeigt wurde, 3 mal schneller abgedreht wurde als das Original. Der Pilot hatte also sehr viel Zeit um diese Tragödie zu verhindern, tat es aber nicht. Die Begründung des NATO-Sprechers Jamie Shea auf die Frage wieso sie die Öffentlichkeit getäuscht hatten, war folgende: "Wir hatten technische Probleme mit dem Videorecorder und deswegen unabsichtlich das Video zu schnell abgespielt..."
Am 4. Juni hat die Chefanklägerin des Haager Tribunals,
Carla del Ponte, erklärt, dass die Angriffe der NATO und deren Fehler
nicht weiter untersucht werden und somit keine Menschenrechtsverletzungen
durch die NATO praktiziert wurden. Sie gestand aber, dass der NATO erhebliche
Fehler unterliefen. Das traurige Kapitel vom Krieg in Jugoslawien ist leider
immer noch nicht zu Ende und kann jeder Zeit wieder von vorn beginnen.
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Wenn aber Wirtschaft, Politik und die Medien so ineinander vernetzt sind, dass wir das Wahre vom Unwahren nicht mehr trennen können, kann diese Verflechtung, speziell in Kriegszeiten, sehr gefährlich und existenzgefährdend für die betroffenen Parteien werden. Weshalb ist es wohl wichtig, dass die Öffentlichkeit in Demokratien von ihren kriegführenden Regierungen wahrheitsgetreue Informationen verlangt? Glaubwürdigkeit baut auf Faktentreue auf. Wird diese über längere Zeit beachtet, so ist man bereit Vertrauen zu schenken, auch wenn man aus Gründen der Geheimhaltung nicht in alle Einzelheiten eingeweiht werden kann.
Was kann man tun, wenn es mit der verlangten journalistischen Ethik nicht immer so genau genommen wird? Ist es nun die Lösung, die Gesetze über die Berichterstattung in den Medien zu verschärfen, oder eine mächtige Überwachungsinstanz zu schaffen? Das wäre ziemlich sicher der falsche Weg. Erstens kommt das dann sehr schnell wieder einer staatlichen Zensur gleich, und zweites würde die Menschheit noch mehr entmündigt werden als heute. Das Wichtigste ist, dass wir uns den möglichen Manipulationen bewusst sind. Was es dringend braucht, ist eine breite Masse von Leuten die sich kritisch mit den Massenmedien auseinandersetzen.
Wünschenswert wäre ein unabhängiges und internationales Informationsnetz, das dem Austausch der Informationen aller Bürger dient. Jeder sollte sich sein eigenes Bild machen können und sich nicht ein Bild aufdrücken lassen von irgendwelchen Massenmedien die nur auf Umsatz aus sind. So ist es von grosser Wichtigkeit, dass wir Zeitungen wie den TA oder die NZZ haben, die Hintergrundberichte und Analysen bringen und nicht nur Agenturmeldungen ohne Kommentare und Ausdeutungen verbreiten, wie zum Beispiel die Pendlerzeitungen 20minuten oder Metropol dies tun. Durch knappe Formulierungen und Aussagen werden Sachen oft falsch verstanden. Menschen oder Völker werden diskriminiert weil man gegenüber anderen Vorurteile hat, die durch Missverständnisse oder Unwissenheit entstanden sind.
Mit dem World Wide Web haben wir eine fast grenzenlose Informationsquelle, in der wir uns sehr wohl unser eigenes Bild schaffen können. Jedoch wird es immer schwieriger anhand dieser immensen Datenmengen alles auf Wahrheit hin zu überprüfen. Schliesslich kann jeder seine eigenen Kommentare und Ansichten verbreiten wie er will. Dies stimmt natürlich für uns hier in Westeuropa und in Demokratien auf der ganzen Welt. Leben wir aber in totalitären Staaten wird die ganze Sache etwas schwieriger. Im Iran und in China zum Beispiel kann man nur die Websites betrachten welche der Regierung genehm sind. Zugriff auf inoffizielle Seiten ist nur dank speziellen Leitungen zu Providern im Ausland möglich. Somit ist die Manipulation dieser Menschen auch sehr viel einfacher.
Zum Glück aber leben wir in der Schweiz, Vorreiterin
in Sachen Demokratie, in der wir uns bei Ungerechtigkeiten und Unwahrheiten
dem Presserat zuwenden können. Trotzdem können wir uns der Wirkung
von Fernsehen und Printmedien wahrscheinlich nicht mehr entziehen. Um so
wichtiger ist es, dass wir lernen die Mechanismen, die auf uns wirken,
zu erkennen.
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Sehr hilfreich und interessant waren die Interviews mit
der Auslandredaktorin vom TA, Frau Z. Affentranger, und dem Chefredaktor
von Reuters Schweiz, Herr M. Shilds, bei denen wir uns herzlich für
die spontane Kooperation bedanken. Ein Dank geht auch an die SDA für
die zugesandten Unterlagen sowie an alle, die auf dem Internet nützliche
Infos zur Verfügung gestellt haben, von welchen wir regen Gebrauch
machen konnten.
Die Autoren:
D. Miletic | Ph. Müller | M. Steiner | L. Valle |
100 Jahre schweizerische Depeschenagentur
Besucherleitfaden Tages Anzeiger
Die Datenschleuder Ausgabe 70 ISBN 0930-1045
Nico-Jahrbuch 1999 Werd Verlag
Interviews
Auslandredaktorin Tages Anzeiger Fr. Z. Affentranger
Chefredaktor Reuters Schweiz Hr. M. Shilds
Internet
Institut für Medienwissenschaft der Universität Bern