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lohen21
Lohengrin
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Acto
In der Burg von
Antwerpen. In der Mitte des Hintergrundes der Palas
(Ritterwohnung), links im Vordergrunde die Kemenate
(Frauenwohnung); rechts im Vordergrunde die Pforte des Münsters;
ebenda im Hintergrunde das Turmtor. Es ist Nacht. Die Fenster des
Palas sind hell erleuchtet; aus dem Palas hört man jubelnde
Musik, Hörner und Posaunen klingen lustig daraus her.
(Auf den Stufen zur
Münsterpforte sitzen Friedrich und Ortrud, beide in düsterer,
ärmlicher Kleidung. Ortrud, die Arme auf die Knie gestützt,
heftet unverwandt ihr Auge auf die leuchtenden Fenster des Palas;
Friedrich blickt finster zur Erde.)
- Friedrich (erhebt
sich rasch)
- Erhebe dich, Genossin meiner
Schmach!
Der junge Tag darf hier uns nicht mehr sehn.
- Ortrud (ohne ihre
Stellung zu ändern)
- Ich kann nicht fort, hierher
bin ich gebannt.
Aus diesem Glanz des Festes unsrer Feinde
laß saugen mich ein furchtbar tödlich Gift,
das unsre Schmach und ihre Freuden ende!
- Friedrich (finster
vor Ortrud hintretend)
- Du fürchterliches Weib, was
bannt mich noch
in deine Nähe? Warum laß ich dich nicht
allein und fliehe fort, dahin, dahin,
wo mein Gewissen Ruhe wieder fänd'!
Durch dich mußt' ich verlieren
mein' Ehr, all meinen Ruhm;
nie soll mich Lob mehr zieren,
Schmach ist mein Heldentum!
Die Acht ist mir gesprochen,
zertrümmert liegt mein Schwert,
mein Wappen ward zerbrochen,
verflucht mein Vaterherd!
Wohin ich nun mich wende,
geflohn, gefemt bin ich;
daß ihn mein Blick nicht schände,
flieht selbst der Räuber mich!
Durch dich mußt' ich verlieren usw.
O hätt' ich Tod erkoren, da ich so elend bin!
Mein Ehr' hab' ich verloren,
mein Ehr', mein Ehr' ist hin!
(Er stürzt, von Schmerz
überwältigt, zu Boden. Musik aus dem Palas.)
- Ortrud (immer in
ihrer ersten Stellung, während Friedrich sich erhebt)
- Was macht dich in so wilder
Klage doch vergehn?
- Friedrich
- Daß mir die Waffe selbst
geraubt,
(Mit einer heftigen Bewegung
gegen Ortrud.)
- mit der ich dich erschlüg'!
- Ortrud
- Friedreicher Graf von
Telramund!
Weshalb mißtraust du mir?
- Friedrich
- Du fragst? War's nicht dein
Zeugnis, deine Kunde,
die mich bestrickt, die Reine zu verklagen?
Die du im düstren Wald zu Haus, logst du
mir nicht, von deinem wilden Schlosse aus
die Untat habest du verüben sehn
mit eignem Aug', wie Elsa selbst den Bruder
im Weiher dort ertränkt? Umstricktest du
mein stolzes Herz durch die Weissagung nicht,
bald würde Radbods alter Fürstenstamm
von neuem grünen und herrschen in Brabant?
Bewogst du so mich nicht, von Elsas Hand,
der Reinen, abzustehn und dich zum Weib
zu nehmen, weil du Radbods letzter Sproß?
- Ortrud (leise, doch
grimmig)
- Ha, wie tödlich du mich
kränkst!
(Laut.)
- Dies alles, ja, ich sagt' und
zeugt' es dir!
- Friedrich
- Und machtest mich, dess' Name
hochgeehrt,
dess' Leben aller höchsten Tugend Preis,
zu deiner Lüge schändlichem Genossen?
- Ortrud
- Wer log?
- Friedrich
- Du! Hat nicht durch sein
Gericht
Gott mich dafür geschlagen?
- Ortrud
- Gott?
- Friedrich
- Entsetzlich!
Wie tönt aus deinem Munde furchtbar der Name!
- Ortrud
- Ha, nennst du deine Feigheit
Gott?
- Friedrich
- Ortrud!
- Ortrud
- Willst du mir drohn? Mir,
einem Weibe drohn?
O Feiger! Hättest du so grimmig ihm
gedroht, der jetzt dich in das Elend schickt,
wohl hättest Sieg für Schande du erkauft!
Ha, wer ihm zu entgegnen wüßt, der fänd'
ihn schwächer als ein Kind!
- Friedrich
- Je schwächer er,
desto gewalt'ger kämpfte Gottes Kraft!
- Ortrud
- Gottes Kraft? Ha, ha!
Gib mir die Macht, und sicher zeig' ich dir,
welch schwacher Gott es ist, der ihn beschützt.
- Friedrich (von
Schauer ergriffen)
- Du wilde Seherin, wie willst
du doch
geheimnisvoll den Geist mir neu berücken?
- Ortrud (auf den
Palas deutend, in dem das Licht verlöscht ist)
- Die Schwelger streckten sich
zur üpp'gen Ruh'.
Setz dich zur Seite mir! Die Stund' ist da,
wo dir mein Seherauge leuchten soll!
(Während des Folgenden nähert
sich Friedrich, wie unheimlich von ihr angezogen, Ortrud immer
mehr und neigt sein Ohr aufmerksam zu ihr herab.)
- Weißt du, wer dieser Held,
den hier
ein Schwan gezogen an das Land?
- Friedrich
- Nein!
- Ortrud
- Was gäbst du doch, es zu
erfahren,
wenn ich dir sag': Ist er gezwungen,
zu nennen, wie sein Nam' und Art,
all seine Macht zu Ende ist,
die mühvoll ihm ein Zauber leiht?
- Friedrich
- Ha! Dann begriff ich sein
Verbot!
- Ortrud
- Nun hör! Niemand hier hat
Gewalt,
ihm das Geheimnis zu entreißen,
als die, der er so streng verbot,
die Frage je an ihn zu tun.
- Friedrich
- So gält' es, Elsa zu
verleiten,
daß sie die Frag' ihm nicht erließ'?
- Ortrud
- Ha, wie begreifst du schnell
und wohl!
- Friedrich
- Doch wie soll das gelingen?
- Ortrud
- Hör!
Vor allem gilt's, von hinnen nicht
zu fliehn; drum schärfe deinen Witz!
Gerechten Argwohn ihr zu wecken,
tritt vor, klag ihn des Zaubers an,
mit dem er das Gericht getäuscht!
- Friedrich
- Ha! Trug und Zaubers List!
- Ortrud
- Mißglückt's,
so bleibt ein Mittel der Gewalt!
- Friedrich
- Gewalt?
- Ortrud
- Umsonst nicht bin ich in
geheimsten Künsten tief erfahren;
drum achte wohl, was ich dir sage!
Jed' Wesen, das durch Zauber stark,
wird ihm des Leibes kleinstes Glied
entrissen nur, muß sich alsbald
ohnmächtig zeigen, wie es ist.
- Friedrich
- Ha, sprächst du wahr!
- Ortrud
- O hättest du
im Kampf nur einen Finger ihm,
ja, eines Fingers Glied entschlagen,
der Held er war in deiner Macht!
- Friedrich
- Entsetzlich! Ha, was lässest
du mich hören!
Durch Gott geschlagen wähnt' ich mich:
Nun ließ durch Trug sich das Gericht betören,
durch Zaubers List verlor mein' Ehre ich!
Doch meine Schande könnt' ich rächen,
bezeugen könnt' ich meine Treu'?
Des Buhlen Trug, ich könnt' ihn brechen,
und meine Ehr' gewänn' ich neu?
O Weib, das in der Nacht ich vor mir seh',
betrügst du jetzt mich noch, dann weh dir! Weh!
- Ortrud
- Ha, wie du rasest! Ruhig und
besonnen!
So lehr' ich dich der Rache süße Wonnen!
(Friedrich setzt sich langsam an
Ortruds Seite auf die Stufen nieder)
- Ortrud und Friedrich
- Der Rache Werk sei nun
beschworen
aus meines Busens wilder Nacht!
Die ihr in süßem Schlaf verloren,
wißt, daß für euch das Unheil wacht!
(Elsa, in weißem Gewande,
erscheint auf dem Söller; sie tritt an die Brüstung und lehnt
den Kopf auf die Hand.)
- Elsa
- Euch Lüften, die mein Klagen
so traurig oft erfüllt,
euch muß ich dankend sagen,
wie sich mein Glück enthüllt!
- Ortrud
- Sie ist es!
- Friedrich
- Elsa!
- Elsa
- Durch euch kam er gezogen,
ihr lächeltet der Fahrt,
auf wilden Meereswogen
habt ihr ihn treu bewahrt.
- Ortrud
- Der Stunde soll sie fluchen,
in der sie jetzt mein Blick gewahrt!
- Elsa
- Zu trocknen meine Zähren
hab' ich euch oft gemüht;
wollt Kühlung nur gewähren
der Wang', in Lieb' erglüht!
- Ortrud (zu
Friedrich)
- Hinweg! Entfern' ein kleines
dich von hier!
- Friedrich
- Warum?
- Ortrud
- Sie ist für mich ihr
Held gehöre dir!
(Friedrich entfernt sich und
verschwindet im Hintergrunde.)
- Elsa
- Wollt Kühlung nur gewähren
der Wang', in Lieb' erglüht!
In Liebe!
- Ortrud (in ihrer
bisherigen Stellung verbleibend)
- Elsa!
- Elsa
- Wer ruft? Wie schauerlich und
klagend
ertönt mein Name durch die Nacht?
- Ortrud
- Elsa!
Ist meine Stimme dir so fremd?
Willst du die Arme ganz verleugnen,
die du ins fernste Elend schickst?
- Elsa
- Ortrud! Bist du's? Was machst
du hier, unglücklich Weib?
- Ortrud
- "Unglücklich Weib!"
Wohl hast du recht, so mich zu nennen!
In ferner Einsamkeit des Waldes,
wo still und friedsam ich gelebt,
was tat ich dir? Was tat ich dir?
Freudlos, das Unglück nur beweinend,
das lang belastet meinen Stamm,
was tat ich dir? Was tat ich dir?
- Elsa
- Um Gott, was klagest du mich
an?
War ich es, die dir Leid gebracht?
- Ortrud
- Wie könntest du fürwahr mir
neiden
das Glück, daß mich zum Weib erwählt
der Mann, den du so gern verschmäht?
- Elsa
- Allgüt'ger Gott! Was soll mir
das?
- Ortrud
- Mußt' ihn unsel'ger Wahn
betören,
dich Reine einer Schuld zu zeihn
von Reu' ist nun sein Herz zerrissen,
zu grimmer Buß' ist er verdammt.
- Elsa
- Gerechter Gott!
- Ortrud
- Oh, du bist glücklich!
Nach kurzem, unschuldsüßem Leiden
siehst lächeln du das Leben nur;
von mir darfst selig du dich scheiden,
mich schickst du auf des Todes Spur,
daß meines Jammers trüber Schein
nie kehr' in deine Feste ein!
- Elsa
- Wie schlecht ich deine Güte
priese,
Allmächt'ger, der mich so beglückt,
wenn ich das Unglück von mir stieße,
das sich im Staube vor mir bückt!
O nimmer! Ortrud! Harre mein!
Ich selber laß dich zu mir ein!
(Sie eilt in die Kemenate
zurück).
- Ortrud (springt in
wilder Begeisterung von den Stufen auf)
- Entweihte Götter! Helft jetzt
meiner Rache!
Bestraft die Schmach, die hier euch angetan!
Stärkt mich im Dienste eurer heil'gen Sache!
Vernichtet der Abtrünn'gen schnöden Wahn!
Wodan! Dich Starken rufe ich!
Freia! Erhabne, höre mich!
Segnet mir Trug und Heuchelei,
daß glücklich meine Rache sei!
- Elsa (noch
außerhalb)
- Ortrud, wo bist du?
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