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lohen31
Lohengrin
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Dritter Akt
1. Bild
Das Brautgemach,
in der Mitte des Hintergrundes das reichgeschmückte Brautbett;
an einem offenen Erkerfenster ein niedriges Ruhebett. Musik
hinter der Szene; der Gesang ist erst entfernt, dann
näherkommend.
- Brautlied der Männer und
Frauen
- Treulich geführt ziehet
dahin,
wo euch der Segen der Liebe bewahr'!
Siegreicher Mut, Minnegewinn
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
Streiter der Jugend, schreite voran!
Zierde der Jugend, schreite voran!
Rauschen des Festes seid nun entronnen,
Wonne des Herzens sei euch gewonnen!
(Rechts und links im
Hintergrunde werden Türen geöffnet; rechts treten Frauen auf,
welche Elsa, links die Männer mit dem Könige, welche Lohengrin
geleiten. Edelknaben mit Lichtern voraus.)
- Duftender Raum, zur Liebe
geschmückt,
nehm' euch nun auf, dem Glanze entrückt.
Treulich geführt ziehet nun ein,
wo euch der Segen der Liebe bewahr'!
Siegreicher Mut, Minne so rein
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
(Als die beiden Züge in der
Mitte der Bühne sich begegneten, ist Elsa von den Frauen
Lohengrin zugeführt worden; sie umfassen sich und bleiben in der
Mitte stehen. Edelknaben entkleiden Lohengrin des reichen
Obergewandes, gürten ihm das Schwert ab und legen dieses am
Ruhebette nieder; Frauen entkleiden Elsa ebenfalls ihres
kostbaren Obergewandes. Acht Frauen umschreiten währenddessen
langsam Lohengrin und Elsa.)
- Acht Frauen (nach
dem Umschreiten)
- Wie Gott euch selig weihte,
zu Freuden weihn euch wir.
(Sie halten einen zweiten
Umgang.)
- In Liebesglücks Geleite
denkt lang der Stunde hier!
(Der König umarmt und segnet
Lohengrin und Elsa. Die Edelknaben mahnen zum Aufbruch. Die Züge
ordnen sich wieder, und während des Folgenden schreiten sie an
den Neuvermählten vorüber, so daß die Männer rechts, die
Frauen links das Gemach verlassen.)
- Brautlied
- Treulich bewacht bleibet
zurück,
wo euch der Segen der Liebe bewahr'!
Siegreicher Mut, Minne und Glück
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
Streiter der Tugend, bleibe daheim!
Zierde der Jugend, bleibe daheim!
Rauschen des Festes seid nun entronnen,
Wonne des Herzens sei euch gewonnen!
Duftender Raum, zur Liebe geschmückt,
nahm euch nun auf, dem Glanze entrückt.
(Die beiden Züge haben die
Bühne gänzlich verlassen; die Türen werden von den letzten
Knaben geschlossen. In immer weiterer Ferne verhallt der Gesang.)
- Treulich bewacht bleibet
zurück,
wo euch der Segen der Liebe bewahr'!
Siegreicher Mut, Minne und Glück
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
(Elsa ist, als die Züge das
Gemach verlassen haben; wie überselig Lohengrin an die Brust
gesunken. Lohengrin setzt sich, während der Gesang verhallt, auf
dem Ruhebett am Erkerfenster nieder, indem er Elsa sanft nach
sich zieht.)
- Lohengrin
- Das süße Lied verhallt; wir
sind allein,
zum erstenmal allein, seit wir uns sahn.
Nun sollen wir der Welt entronnen sein,
kein Lauscher darf des Herzens Grüßen nahn.
Elsa, mein Weib! Du süße, reine Braut!
Ob glücklich du, das sei mir jetzt vertraut!
- Elsa
- Wie wär' ich kalt, mich
glücklich nur zu nennen,
besitz' ich aller Himmel Seligkeit!
Fühl' ich zu dir so süß mein Herz entbrennen,
atme ich Wonnen, die nur Gott verleiht;
fühl' ich zu dir so süß mich entbrennen,
atme ich Wonnen, die nur Gott verleiht!
- Lohengrin
- Vermagst du, Holde, glücklich
dich zu nennen,
gibst du auch mir des Himmels Seligkeit!
Fühl' ich zu dir so süß mein Herz entbrennen,
atme ich Wonne, die nur Gott verleiht;
fühl' ich so süß usw.
- Elsa
- Fühl' ich so süß usw.
- Lohengrin
- Wie hehr erkenn' ich unsrer
Liebe Wesen!
Die nie sich sahn, wir hatten uns geahnt;
war ich zu deinem Streiter auserlesen,
hat Liebe mir zu dir den Weg gebahnt:
Dein Auge sagte mir dich rein von Schuld
mich zwang dein Blick, zu dienen deiner Huld.
- Elsa
- Doch ich zuvor schon hatte
dich gesehen,
in sel'gem Traume warst du mir genaht;
als ich nun wachend dich sah vor mir stehen,
erkannt' ich, daß du kamst auf Gottes Rat.
Da wollte ich vor deinem Blick zerfließen,
gleich einem Bach umwinden deinen Schritt,
als eine Blume, duftend auf der Wiesen,
wollt' ich entzückt mich beugen deinem Tritt.
Ist dies nur Liebe? Wie soll ich es nennen,
dies Wort, so unaussprechlich wonnevoll,
wie ach! dein Name den ich nie darf kennen,
bei dem ich nie mein Höchstes nennen soll!
- Lohengrin
- Elsa!
- Elsa
- Wie süß mein Name deinem
Mund entgleitet!
Gönnst du des deinen holden Klang mir nicht?
Nur, wenn zur Liebesstille wir geleitet,
sollst du gestatten, daß mein Mund ihn spricht.
- Lohengrin
- Mein süßes Weib!
- Elsa
- Einsam, wenn niemand wacht;
nie sei der Welt er zu Gehör gebracht!
- Lohengrin (sie
freundlich umfassend und durch das offene Fenster auf den
Blumengarten deutend)
- Atmest du nicht mit mir die
süßen Düfte?
O wie so hold berauschen sie den Sinn!
Geheimnisvoll sie nahen durch die Lüfte,
fraglos geb' ihrem Zauber ich mich hin.
So ist der Zauber, der mich dir verbunden,
da als ich zuerst, du Süße, dich ersah;
nicht deine Art ich brauchte zu erkunden,
dich sah mein Aug' mein Herz begriff dich da.
Wie mir die Düfte hold den Sinn berücken,
nahn sie mir gleich aus rätselvoller Nacht:
So deine Reine mußte mich entzücken,
traf ich dich auch in schwerer Schuld Verdacht.
- Elsa (birgt ihre
Beschämung, indem sie sich demütig an ihn schmiegt)
- Ach, könnt' ich deiner wert
erscheinen,
müßt' ich vor dir nicht bloß vergehn;
könnt' ein Verdienst mich dir vereinen,
dürft' ich in Pein für dich mich sehn!
Wie du mich trafst vor schwerer Klage,
o wüßte ich auch dich in Not;
daß mutvoll ich ein Mühen trage,
kennt' ich ein Sorgen, das dir droht!
Wär' das Geheimnis so geartet,
das aller Welt verschweigt dein Mund?
Vielleicht, daß Unheil dich erwartet,
würd' aller Welt es offen kund?
Wär' es so und dürft' ich's wissen,
dürft' ich in meiner Macht es sehn,
durch keines Drohn sei mir's entrissen,
für dich wollt' ich zu Tode gehn!
- Lohengrin
- Geliebte!
- Elsa
- O mach mich stolz durch dein
Vertrauen,
daß ich in Unwert nicht vergeh'!
Laß dein Geheimnis mich erschauen,
daß, wer du bist, ich offen seh'!
- Lohengrin
- Ach, schweige, Elsa!
- Elsa
- Meiner Treue
enthülle deines Adels Wert!
Woher du kamst, sag ohne Reue
durch mich sei Schweigens Kraft bewährt!
- Lohengrin (streng
und ernst einige Schritte zurücktretend)
- Höchstes Vertraun hast du mir
schon zu danken,
da deinem Schwur ich Glauben gern gewährt;
wirst nimmer du vor dem Gebote wanken,
hoch über alle Fraun dünkst du mich wert!
(Er wendet sich schnell wieder
liebevoll zu Elsa.)
- An meine Brust, du Süße,
Reine!
Sei meines Herzens Glühen nah,
daß mich dein Auge sanft bescheine,
in dem ich all mein Glück ersah!
O gönne mir, daß mit Entzücken
ich deinen Atem sauge ein:
Laß fest, ach! fest an mich dich drücken,
daß ich in dir mög' glücklich sein!
Dein Lieben muß mir hoch entgelten
für das, was ich um dich verließ;
kein Los in Gottes weiten Welten
wohl edler als das meine hieß.
Böt' mir der König seine Krone,
ich dürfte sie mit Recht verschmähn.
Das einz'ge, was mein Opfer lohne,
muß ich in deiner Lieb' ersehn!
Drum wolle stets den Zweifel meiden,
dein Lieben sei mein stolz Gewähr!
Denn nicht komm' ich aus Nacht und Leiden,
aus Glanz und Wonne komm' ich her!
- Elsa
- Hilf Gott, was muß ich
hören!
Welch Zeugnis gab dein Mund!
Du wolltest mich betören,
nun wird mir Jammer kund!
Das Los, dem du entronnen,
es war dein höchstes Glück;
du kamst zu mir aus Wonnen
und sehnest dich zurück!
Wie soll ich Ärmste glauben,
dir g'nüge meine Treu'?
Ein Tag wird dich mir rauben
durch deiner Liebe Reu'!
- Lohengrin
- Halt ein, dich so zu quälen!
- Elsa
- Was quälest du mich
doch!
Soll ich die Tage zählen,
die du mir bleibest noch?
In Sorg' um dein Verweilen
verblüht die Wange mir
dann wirst du mir enteilen,
im Elend bleib' ich hier!
- Lohengrin
- Nie soll dein Reiz
entschwinden,
bleibst du von Zweifel rein!
- Elsa
- Ach, dich an mich zu binden,
wie sollt' ich mächtig sein?
Voll Zauber ist dein Wesen,
durch Wunder kamst du her;
wie sollt' ich da genesen,
wo fänd' ich dein' Gewähr?
(Sie schreckt in heftigster
Aufregung zusammen und hält an, wie um zu lauschen.)
- Hörtest du nichts? Vernahmest
du kein Kommen?
- Lohengrin
- Elsa!
- Elsa
- Ach nein!
(Vor sich hinstarrend.)
- Doch, dort der Schwan
der Schwan!
Dort kommt er auf der Wasserflut geschwommen
du rufest ihm er zieht herbei den Kahn!
- Lohengrin
- Elsa! Halt ein! Beruh'ge
deinen Wahn!
- Elsa
- Nichts kann mir Ruhe geben,
dem Wahn mich nichts entreißt,
als gelt' es auch mein Leben
zu wissen, wer du seist!
- Lohengrin
- Elsa, was willst du wagen?
- Elsa
- Unselig holder Mann,
hör, was ich dich muß fragen!
Den Namen sag mir an!
- Lohengrin
- Halt ein!
- Elsa
- Woher der Fahrt!
- Lohengrin
- Weh dir!
- Elsa
- Wie deine Art?
- Lohengrin
- Weh uns, was tatest du!
- Elsa (die vor
Lohengrin steht, welcher den Hintergrund im Rücken hat,
gewahrt Friedrich und seine vier Genossen, welche mit
gezückten Schwertern durch eine hintere Tür
hereinbrechen)
- Rette dich! Dein Schwert, dein
Schwert!
(Sie reicht das am Ruhebett
angelegte Schwert hastig Lohengrin, so daß dieser schnell es aus
der Scheide, welche sie hält, ziehen kann. Lohengrin streckt
Friedrich, welcher nach ihm ausholt, mit einem Streiche tot zu
Boden; den entsetzten Edlen entfallen die Schwerter, sie stürzen
zu Lohengrins Füßen auf die Knie. Elsa, die sich an Lohengrins
Brust geworfen hatte, sinkt ohnmächtig langsam an ihm zu Boden.)
- Lohengrin (steht
allein aufrecht)
- Weh, nun ist all unser Glück
dahin!
(Er neigt sich zu Elsa hinab,
erhebt sie sanft und lehnt sie auf das Ruhebett.)
- Elsa (die Augen
aufschlagend)
- Allewiger, erbarm dich mein!
(Der Tag ist in allmählichem
Anbruche begriffen; die tiefer herabgebrannten Kerzen drohen zu
erlöschen. Auf Lohengrins Zeichen erheben sich die vier Edlen.)
- Lohengrin
- Tragt den Erschlagnen vor des
Königs Gericht!
(Die Edlen nehmen die Leiche
Friedrichs auf und entfernen sich mit ihr durch eine Tür des
Hintergrundes. Lohengrin läutet an einem Glockenzuge; vier
Frauen treten von links ein.)
- Lohengrin (zu den
Frauen)
- Sie vor den König zu
geleiten,
schmückt Elsa, meine süße Frau!
Dort will ich Antwort ihr bereiten,
daß sie des Gatten Art erschau'.
(Er entfernt sich mit traurig
feierlicher Haltung durch die Tür rechts. Die Frauen geleiten
Elsa, die keiner Bewegung mächtig ist, nach links ab. Der Tag
hat langsam begonnen zu grauen; die Kerzen sind verloschen. Wie
aus dem Burghofe herauf hört man Heerhörner einen Aufruf
blasen.)
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