MITTELALTERLICHE STADTBEFESTIGUNG UND SYNAGOGE IN HAINBURG 

DONAU-, MARCH- THAYAAUEN

UNESCO-WELTKULTUR- UND NATURERBE

 ABB. 1: Die Mittelalterstadt Hainburg mit dem Kernstück des Nationalparks Donauauen

Die Donau-, March- Thayaauen

 ....... gehören mit ihren weitverzweigten Altarmen, Tümpeln und Sümpfen zu den wenigen, noch ursprünglichen Flusslandschaften Mitteleuropas. Dieses einzigartige Feuchtraum-Ökosystem beherbergt schon seit jeher ein reiches Spektrum an Tier- und Pflanzenarten, von denen viele heute vom Aussterben bedroht sind. Es ist das letzte Reservat eines einst ausgedehnten Auen-Urwaldgebietes, welches schon seit dem Frühmittelalter das Schicksal von vier mitteleuropäischen Ethnika (Deutsche, Slawen, Ungarn und Juden) miteinander verband, und ihren Lebensraum in kultureller wie wirtschaftlicher Hinsicht entscheidend prägte.  

Anfang der 80-er Jahre war dieses unersetzliche Naturerbe in seiner Existenz durch ein Großkraftwerk unmittelbar bedroht, welches – von gleichgültigen Bürokraten und gekauften Experten gut geheißen - direkt im Herzen der Donauauen gegenüber der Stadt Hainburg errichtet werden sollte. Beton und Bagger konnten erst durch den, von Ökologen angeführten Widerstand breiter Bevölkerungskreise aufgehalten werden, als in der klirrenden Kälte des Winters 1984/85 Tausende Aktivisten die Hainburger Donauauen besetzten. Seit 1995 existiert hier bereits ein Nationalpark, doch die Plattform von rund 60 Bürgerinitiativen und Vereinen, die dafür gekämpft hat, strebt heute das UNESCO-Weltnaturerbe an. Denn die Donauauen sind heute leider noch immer durch die kommerziellen Interessen einiger Mächtiger bedroht, so v.a. durch den bevorstehenden „Schiffs-highway“ in Folge des Oder-March-Donaukanals, und die Nationalparkverwaltung steht diesen Gefahren nicht selten viel zu inkonsequent gegenüber.

  Die Mittelalterstadt Hainburg

  .....stand in ihrer fast ein Jahrtausend alten Geschichte wie kaum eine andere Nationalpark-gemeinde in engster Verbindung mit dem Fluß und seinen Auen (Handel. Fischfang, Viehwaid, etc.). Die Stadt entwickelte sich seit dem 11. Jhdt. vom Fuß des Burgberges zur Donau hin, und erreichte im 13. Jhdt. bereits das Flussufer (siehe Abb. 1). An Österreichs Ostgrenze gelegen, geriet Hainburg an der Donau durch den Eisernen Vorhang fast in Vergessenheit.

Vielen ist nicht bekannt, dass die Stadt über ein mittelalterliches Kulturerbe verfügt, wie kaum eine andere Gemeinde Österreichs: Neben den drei große Burganlagen (Schloßberg, Rötelstein, Pottenburg) auf engstem Raum, den kostbaren Architekturfragmente und Skulpturen der ehem. St. Martinskirche (siehe Abb. 2), der Tabernakelsäule, dem Karner, der monumentalen Totenleuchte, dem Bürgerspital und zahlreichen alten Bürgerhäusern und Stadthöfen mit ihren weitverzweigten Kellern, Gängen und Brunnen, muss an dieser Stelle besonders die älteste Synagoge Österreichs (Anfang 14. Jhdt., Abb. 3) mit den unikaten jüdischen Ritualbäder, sowie mächtige hochmittelalterliche Befestigungsanlage der Donaustadt hervorgehoben werden. Mit ihren 2,5 km Stadtmauern, 23 Türmen und drei Stadttoren aus dem 13. Jhdt. ist sie zweifellos die am besten erhaltene Stadtbefestigung aus der 1. Hälfte des 13. Jhdts. in Mitteleuropa, das Wienertor ist unter den europäischen Stadttoren des 13. Jhdts. wohl das monumentalste.

Doch die Synagoge ist akut einsturzgefährdet, bei der Statik des Wienertores ist durch den Transitverkehr bereits Gefahr in Verzug, und die geschlossene, unikate Einheit der Stadtbefestigung könnte schon bald durch einen Stahlbeton-Glasbau an ihrer sensibelsten Stelle zerstört werden. Das vom Gemeinderat einstimmig beschlossene Projekt „Mittelalterstadt Hainburg“ sieht eine systematische Erhaltung, Erforschung und Zugänglichmachung des mittelalterlichen Kulturerbes der Stadt für einen „sanften Tourismus“ in Verbindung mit dem Nationalpark Donauauen vor. Für die schwer verschuldete und wirtschaftlich noch eher schwache Stadt Hainburg wäre die Erlangung des UNESCO-Weltkultur- und naturerbes zweifellos ein entscheidender Impuls, um dieser finanziell sehr anspruchsvollen Aufgabe langfristig gerecht werden zu können.


 

Die, noch immer rund 600m lange, westliche Stadtbefestigung von Turm I (oben) bis Turm VI (unten)

Nordwestansicht der Hainburger Synagoge auf  Wienerstrasse 9 und Kirchengasse 6 mit Vorhalle, oktagonalem Spitzhelm und angrenzenden Hauptraum, 1. Hälfte 14. Jhdt.

Frontalansicht eines Steinkapitells von der ehem. St. Martinskirche aus der 2. Hälfte des 13. Jhdts. mit einer szenischen Reliefdarstellung eines geflügelten Fabeltieres, eines Löwen und Ritters

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