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Neue Drogenszene


Neue Drogenszene
Die Drogenszene flackert wieder auf: Diesmal vor dem Langstrassentunnel im Kreis 4. Die Polizei räumt die Szene mehrmals täglich.

Von Martin Huber

Die Fussgängerunterführung zwischen den Stadtkreisen 4 und 5 war gestern Nachmittag kurzfristig gesperrt - wegen Graffiti-Entfernung im Inneren. Der Stadtrat hat eine Aufwertung der wenig einladenden «Röhre» angekündigt. Doch Schmierereien sind nicht das einzige Problem. Vor der Unterführung, auf dem Platz vis à vis von der «Olé Olé»-Bar, hat sich eine Drogenszene etabliert, die seit Beginn der wärmeren Jahreszeit deutlich angewachsen ist.

Auf den Sitzbänken unter den Bäumen halten sich regelmässig um die 20 Drogenabhängige auf, wie Rolf Vieli sagt, Leiter des Aufwertungsprojekts Langstrasse Plus im Polizeidepartement. Es handle sich in erster Linie um alkohol- und tablettenabhängige Personen. Die Situation ist laut Vieli «auf der Kippe». Die Polizei sei gezwungen, den Platz 3- bis 4-mal pro Tag zu räumen.

Von einem «Problempunkt» und der momentan grössten Ansammlung von Drogenkonsumenten spricht der städtische Drogenbeauftragte Michael Herzig. Es handle sich um ein Überbleibsel der Drogenszene in der Bäckeranlage, die vor einem Jahr polizeilich geräumt wurde. Zudem habe die Entfernung der Sitzbänke bei der Bushaltestelle Militär-/Langstrasse im letzten Winter zu einer Verlagerung geführt.

Auflösung kommt nicht in Frage

Trotz der Probleme kommt für die Stadt eine Auflösung der Szene vor der Langstrassenunterführung nicht in Frage. Dazu fehle nicht nur die juristische Handhabe, betont Herzig. Eine solche Aktion mache auch drogenpolitisch wenig Sinn: «Die Stadt kann nicht jeden Alkoholiker an den Stadtrand stellen.» Eine Stadt von der Grösse Zürichs müsse mit diesen süchtigen Leuten im öffentlichen Raum leben. Laut Herzig ist die Drogenszene vor der Langstrassenunterführung zudem deutlich weniger störend als anderswo. So gebe es verhältnismässig wenig Reklamationen. Auch eine Entfernung der Sitzbänke ist derzeit nicht geplant, wie Rolf Vieli sagt: «Verwaltungsintern höchst umstritten.»

Hinterhöfe als Problemzonen

Herzig betont aber, dass die Stadt die neue Drogenszene keinesfalls tolerieren werde: «Wir intervenieren ständig und lassen sie nicht zur Ruhe kommen.» Nebst regelmässigen Räumungen durch die Polizei sind auch weiterhin täglich mehrere Einsätze der mobilen Eingreiftruppe SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) des Sozialdepartements geplant.

Sorgen bereiten der Stadt noch andere Entwicklungen im Langstrassenviertel. Besonders der Drogendeal und -konsum in Hinterhöfen ist laut Vieli ein grosses Problem. Daneben verursachten auch häufiger nächtlicher Lärm und die «kaum einzudämmende» Strassenprostitution den Behörden Kopfzerbrechen. Alarmiert von der Situation ist auch Quartiervereinspräsident Max Künzig: «Es geht wieder drunter und drüber an der Langstrasse, wohl auch wegen des warmen Wetters.» Die Polizei, so fordert er, «muss jetzt dringend dahinter, sonst entwickelt sich wieder etwas, was man nicht mehr wegbringt.»

Zu mehrmaligem täglichem Eingreifen sieht sich die Stadtpolizei derzeit auch auf dem Stadelhoferplatz gezwungen, wie Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartements, auf Anfrage erklärte. Dort bereiten junge Punker und Alkoholiker Anwohnern und Gewerbetreibenden anhaltende Probleme.

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