Jetzt wachen nur mehr Mond und Katz Die Menschen alle schlafen schon Da trottet übern Rathausplatz Bert Brecht mit seinem Lampion. Wenn schon der junge Mai erwacht Die Blüten sprossen für und für Dann taumelt trunken durch die Nacht Bert Brecht mit seinem Klampfentier Und wenn ihr einst in Frieden ruht Beseligt ganz vom Himmelslohn Dann stolpert durch die Höllenglut Bert Brecht mit seinem Lampion.
Die Vaterstadt, wie find ich sie doch ? Folgend den Bomberschwärmen Komm ich nach Haus. Wo denn liegt sie ? Wo die ungeheueren Gebirge von Rauch stehn. Das in den Feuern dort ist sie. Die Vaterstadt, wie empfängt sie mich wohl ? Vor mir kommen die Bomber. Tödliche Schwärme Melden euch meine Rückkehr. Feuersbrünste Gehen dem Sohn voraus.
Engel verführt man gar nicht oder schnell. Verzieh ihn einfach in den Hauseingang Steck ihm die Zunge in den Mund und lang Ihm untern Rock, bis er sich naß macht, stell Ihn das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen Dann halt ihn fest und laß ihn zweimal kommen Sonst hat er dir am Ende einen Schock. Ermahn ihn, daß er gut den Hintern schwenkt Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.
Sieh jene Kraniche in großem Bogen! Die Wolken, welche ihnen beigegeben Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen Aus einem Leben in ein andres Leben In gleicher Höhe und mit gleicher Eile Scheinen sie alle beide nur daneben. Daß so der Kranich mit der Wolke teile Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen Daß also keines länger hier verweile Und keines andres sehe als das Wiegen Des andern in dem Wind, den beide spüren Die jetzt im Fluge beieinander liegen So mag der Wind sie in das Nichts entführen Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben Solange kann sie beide nichts berühren Solange kann man sie von jedem Ort vertreiben Wo Regen drohen oder Schüsse schallen. So unter Sonn und Monds wenig verschiedenen Scheiben Fliegen sie hin, einander ganz verfallen. Wohin ihr? Nirgendhin. Von wem davon? Von allen. Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem. Und wann werden sie sich trennen? Bald. So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.
Der abgerissene Strick kann wieder geknotet werden Er hält wieder, aber Er ist zerrissen. Vielleicht begegnen wir uns wieder, aber da Wo du mich verlassen hast Triffst du mich nicht wieder.
1 Das Frühjahr kommt. Das Spiel der Geschlechter erneuert sich Die Liebenden finden sich zusammen. Schon die sacht umfassende Hand des Geliebten Macht die Brust des Mädchens erschauern. Ihr flüchtiger Blick verführt ihn. 2 Im neuen Lichte Erscheint die Landschaft den Liebenden im Frühjahr. In großer Höhe werden die ersten Schwärme der Vögel gesichtet. Die Luft ist schon warm. Die Tage werden lang und die Wiesen bleiben lang hell. 3 Maßlos ist das Wachstum der Bäume und Gräser Im Frühjahr. Ohne Unterlaß fruchtbar Ist der Wald, sind die Wiesen, die Felder. Und es gebiert die Erde das Neue Ohne Vorsicht.
Man sollte nicht zu kritisch sein. Zwischen ja und nein Ist der Unterschied nicht so groß. Das Schreiben auf weißes Papier Ist eine gute Sache, auch Schlafen und abends essen. Das frische Wasser auf der Haut, der Wind Die angenehmen Kleider Das Abc Der Stuhlgang! Im Hause des Gehenkten vom Strick zu reden Ist nicht schicklich. Und im Dreck Zwischen Lehm und Schmirgel einen Scharfen Unterschied zu finden Das geziemt sich nicht. Ach Wer von einem Sternenhimmel eine Vorstellung hat Der Könnte eigentlich sein Maul halten.
Als die Pflaumen reif geworden Zeigt im Dorf sich ein Gespann. Früh am Tage, aus dem Norden kam ein schöner junger Mann. Als wir warn beim Pflaumenpflücken Legte er sich in das Gras Blond sein Bart, und auf dem Rücken Sah er zu, sah dies und das. Als wir eingekocht die Pflaumen Macht er gnädig manchen Spaß Und er steckte seinen Daumen Lächelnd in so manches Faß. Als das Pflaumenmus wir aßen War er lang auf und davon Aber, glaubt uns, nie vergaßen Wir den schönen jungen Mann.
Ach, wie sollen wir die kleine Rose buchen? Plötzlich dunkelrot und jung und nah? Ach, wir kamen nicht, sie zu besuchen aber als wir kamen, war sie da. Eh sie da war, ward sie nicht erwartet. Als sie da war, ward sie kaum geglaubt. Ach, zum Ziele kam, was nie gestartet. Aber war es so nicht überhaupt?
1 Die guten Leute erkennt man daran Daß sie besser werden Wenn man sie erkennt. Die guten Leute Laden ein, sie zu verbessern, denn Wovon wird einer klüger? Indem er zuhört Und indem man ihm etwas sagt. 2 Gleichzeitig aber Verbessern sie den, der sie ansieht und den Sie ansehen. Nicht indem sie einem helfen Zu Futterplätzen oder Klarheit, sondern mehr noch dadurch Daß wir wissen, diese leben und Verändern die Welt, nützen sie uns. 3 Wenn man zu ihnen hinkommt, sind sie da. Sie erinnern sich ihres eigenen Alten Gesichts bei dem letzten Treffen. Wie immer sie sich verändert haben - Denn gerade sie ändern sich - Sie sind höchstens kenntlich geworden. 4 Sie sind wie ein Haus, an dem wir mitgebaut haben Sie zwingen uns nicht, darin zu wohnen Manchmal erlauben sie es nicht. Wir können jederzeit zu ihnen kommen in unserer kleinsten Größe, aber Was wir mitbringen, müssen wir aussuchen. 5 Für ihre Geschenke wissen sie Gründe anzugeben Sie weggeworfen wiederfindend, lachen sie. Aber auch darin sind sie verläßlich, daß wir Uns selber verlassend auch Sie verlassen. 6 Wenn sie Fehler machen, lachen wir: Denn wenn sie einen Stein an die falsche Stelle legen Sehen wir, sie betrachtend Die richtige Stelle. Sie verdienen jeden Tag unser Interesse, wie sie sich Ihr Brot verdienen jeden Tag. Sie sind an etwas interessiert Was außer ihnen liegt. 7 Die guten Leute beschäftigen uns Sie scheinen allein nichts fertigbringen zu können Alle ihre Lösungen enthalten noch Aufgaben. In den gefährlichen Augenblicken auf untergehenden Schiffen Sehen wir plötzlich ihr Aug groß auf uns ruhen. Wiewohl wir ihnen nicht recht sind, wie wir sind Sind sie doch einverstanden mit uns.
Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderungen der Luft Des gewiß kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und noch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es In aller Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen.
Chloe saß an einem Bach Aus dem Schlehdorn trat Achill Fragte sie der Held, ob sie ihn, ach Lieben will? Sah das Mädchen fürchtesam ihn an Und verbarg im Klee das Angesicht. Sprach der Held und staunte: Mädchen, dann Gefällt dir wohl mein güldner Küraß nicht? Wandte sich zum Gehn Achill Und es rauschte hell der Bach Und im Dorn die Vöglein wurden still - Sprach sie: Ach. Sprach das Mädchen: Ach, wie leicht doch ficht Es sich gegen Löwe, Hirsch und Pfau Ach, dein güldner Küraß ist es nicht Gefallen könnt mir deiner Augen Blau.
Dunkel im Weidengrund Orgelt der Wind Und weil die Mutter ruft Macht sies geschwind... Wolken am Himmel und Orgelnder Wind: Weil es schon dunkel ist Tut sie es blind. Weil es im Gras naß und Kalt ist darin: An einem Weidenstrunk Gibt sie sich hin. Wenn rot der Neumond hängt Im Weidenwind: Schwimmt sie im Fluß schon ab: Jungfrau und Kind.
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Brecht !!
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