ABRIS-CAVERNE |
ABRI-CAVERNE
320 |
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Der
beschädigte Unterstand Abri-caverne 320 de Douaumont liegt unterhalb
des Beinhauses von Douaumont und des französischen
Nationalfriedhofs in der Parzelle 367.
Der
Abschnittsunterstand Abri-caverne 320, von den Deutschen
irrtümlicherweise M-Raum 372
(Munitionsraum) genannt, wurde 1889-1894, kleiner als der Unterstand "Vier
Schorn steine", noch aus Bruchsteinmauerwerk
ca. 8 m tief in den harten Felshang gebaut.
Es
existierten im Abstand von 30 m zwei getrennte 15 m lange Eingänge und
zwei Lüftungsschächte. Konzipiert
war die Gewölbeanlage für 300 sitzende Soldaten der
französischen Abschnittsreserve. Die
Anlage war von einem Drahthindernis und Laufgräben umgeben.
Hier
ist Krieg. Krieg in seiner allerschrecklichsten
Form- und Gottesnähe in höchster Spannung.
Philipp
Witkop (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten,
München 1933. |
Vor
Verdun gab es nur 3 dieser Anlagen, zwei
davon im Kampfgebiet, in folgenden
Festungsbereichen: Froideterre, Douaumont und
Sartelles-Chana. Typische
Bauform: Zwei Eingänge zu einem langgestreckten
Verbindungsraum und einer Belüftung mit zwei oder
vier Schornsteinen. Die gemauerten
Abschnittsunterstände Abris-cavernes lagen in der
Hauptverteidigungslinie hinter den Infanterieräumen und
konnten 350 sitzende Soldaten aufnehmen.
Bei ihrem starken
Vorstoß auf Verdun konnte eine kleine Einheit des bayerischen
Reserve-Jäger-Bataillons
2 den von riesigen Kratern umgebenden Unterstand, der oberhalb des Bogens des aus der Vaux-Schlucht führenden Bahndamms lag,
an einem heißen strahlenden Junitag, am 23. Juni 1916, in
unzerstörtem Zustand und ohne eigene Verluste erobern.
Zuvor hatte man
die schwer zu erkennende Anlage mit 42-cm-Batterien unter Punktfeuer genommen, ohne jedoch einen Treffer zu erzielen. Durch
die oben herausragenden Lüftungsschächte warfen dann deutsche
Soldaten Handgranaten in das unten liegende Gewölbe.
Die Verluste auf
französischer Seite waren bitter. Fast eintausend (!)
eingeschlossene
Soldaten erstickten erbärmlich in dem hohen
und fast luftdicht verschlossenen Raum, da die beiden Eingänge und
die für die Sauerstoffzufuhr unbedingt notwendigen Luftschächte
durch starkes Artilleriefeuer verschüttet worden waren.
Zur
Zeit der
deutschen Besetzung diente der feuchtwarme und stickige Raum als
Verbandsraum und Unterkunft für die bei Fleury/ Thiaumont
stationierten Bataillonsstäbe.
Der
Abri-caverne 320 lag zeitweise nur
fünfhundert Meter hinter der vordersten Linie und fungierte als
Gefechtsunterstand für den Kampfabschnitt Fleury-Nord.
Am
24. Oktober 1916 hatten u.a. zwei Bataillonsstäbe, Bereitschaftskräfte, ein
Pionierkommando
und dreißig Schwerverletzte Unterkunft in dem großen
Gewölbe gefunden. Mit Zeltbahnen teilte man das Gewölbe in
Nischen für die Stäbe und Verbandsplätze. In Nähe der
Treppen lagen die Reserven und Trägerkolonnen.
Die beiden Zugänge konnten von
unten nur noch als kleine runde Löcher erkannt werden, die
ständig unter französischem Artilleriebeschuß lagen. Mit
großen Anstrengungen wurden die beiden Eingänge von Erde
und Schutt freigehalten.
Zumeist rutschte man die zwanzig bis
dreißig Stufen direkt ins überfüllte und nur mit
Kerzenlicht spärlich beleuchtete Gewölbe hinunter. Die Verwundeten lagen in
Maschendrahtbetten drei Etagen übereinander. Es roch stark
nach Staub, Chlor und Kabol. Am Ostende des Gewölbes
existierte ein Luftschacht, der auch als Beobachtungsstelle
diente. Nur mühsam verstand man sein eigenes Wort.
Am 24. Oktober 1916 wurden im
Zuge starken französischen Artilleriefeuers beide Eingänge
verschüttet. Bis zum späten Nachmittag konnte vom
Pionierkommando der westliche Eingang aber wieder freigelegt
werden; danach eine furchtbare Explosion: Steine, Erde und
zwei Fäkalienkübel, die auf den Stufen gestanden hatten,
stürzten die Treppen herunter und ergossen sich in das Gewölbe.
Dahinter schob sich allmählich eine schwarze,
dickflüssige Masse über die Stufen herab. Staub und
Schwefelgestank erfüllten den stickigen Raum. Panik schien auszubrechen; doch der
Feuerherd konnte noch einmal eingedämmt werden. Inzwischen war der
Unterstand aber längst von den Franzosen überrannt
worden.
Der Weg zu den
Bunkereingängen geht heute steil nach unten an einem französischen
Grabkreuz vorbei. Aus dem Unterstand ragen noch die Ausgänge der
beiden Lüftungsschächte.
Quellen
und Literatur:
-
Fischer, Kurt/Klink, Stephan: Spurensuche bei Verdun, Bonn 2000.
-
Isenburg
(Bearb.): Das Königs-Infanterie-Regiment Nr. 145, Bd. I,
Berlin 1922.
-
Offiziere des Regiments
(Bearb.): Das Königlich Bayerische Infanterie-Leibregiment im
Weltkrieg 1914/18, München 1931.
-
Rohde,
Horst/Ostrovsky, Robert: Militärgeschichtlicher Reiseführer
Verdun, Hamburg 1996.
-
Simon, Eduard: 4.
Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr.
67, Bd. I, Oldenburg 1926.
-
Werth,
German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch-Gladbach
1979.
Abbildungen:
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Erich Kassing.
Franz Zimmer.
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