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FORTS
FORT DE DOUAUMONT

Fort Douaumont im Januar 1916

Das fünfeckige Fort de Douaumont, auch als "Fort de Gérard" bezeichnet, war das größte, modernste und wichtigste Fort der Verteidigungsanlage vor Verdun. Es liegt nordöstlich der Stadt Verdun am Ostufer der Maas. 

Das ab 1885 erbaute Fort besteht aus einem 1,5 m dicken Bruchstein-Mauerwerk, das man mit einer 5 m dicken Erdschicht verstärkt hatte. Der Entwicklungsfortschritt der schweren Artillerie erforderte den ständigen Ausbau und die Verbesserung der großen Festungsanlage: So verstärkte man ab 1887 die Der südlich liegende Eingang des Forts, 1916 Artillerieunterstände, die Kaserne und die südlich gelegene Kehleinfahrt mit einer zusätzlichen Betondecke von fast 2,50 m. Der Schutzpanzer des größten Forts vor Verdun betrug schließlich mehr als 5 m. Der Graben war etwa 8 m tief und 12 m breit.

Später verstärkte man die Bewaffnung um zwei 7,5-cm-Geschütze in der sogenannten Zwischenraumstreiche, der Casemate de Bourges, die das Ouvrage de Thiaumont flankieren sollte. Dazu kamen 1901-1903 jeweils an der Nord-Ost-Ecke und der Nord-West-Ecke der Kaserne zwei versenkbareKasematte, 2003 MG-Panzertürme, die man jeweils mit einer Artillerie-Beobachtungsglocke ausstattete.

1907-1909 folgte ein schnell feuernder Geschützturm vom Typ Galopin für eine 15,5-cm-Kanone mit einem versenkbaren Beobachtungsturm. Die Kuppel konnte um 360 Grad gedreht werden. Zwei Granaten wurden jeweils herangeschafft und von Hand unter der Kuppel weitergereicht. Eine Granate hatte ein Gewicht von fast 43 kg und erreichte eine Artillerie-Beobachtungsglocke, 2003 Weite von 7,2 km. 1911 bis 1913 wurde die Anlage mit einem weiteren Geschützturm für zwei 7,5-cm-Geschütze und einem gepanzerten Beobachtungsturm erweitert.

1913 begann man mit dem Bau eines zusätzlichen 7,5-cm-Geschützturmes, der aber nie vollendet wurde. Auf dem Fundament errichtete man eine MG-Kasematte (Panzerturm Ost). Dazu kam der Einbau einer 15,5-cm-Haubitze. Die drei Grabenstreiche rüstete man mit 37-mm-Revolverkanonen aus.

Phasen der Zerstörung des Forts Douaumont von Anfang März bis September 1916

Das Fort umgab ein 5 m hohes Stahlgitter auf der Böschungsmauer und in größerer Entfernung ein 30 m breites Drahthindernis. Der Haupteingang der Festung bestand aus einer Kehleinfahrt mit Zugbrücke und einem Blockhaus mit doppelt flankierenden Galerien zur Deckung des Haupteingangsbereichs.

Vom Haupteingang führte außerdem ein direkter Zugang zum unteren Gefechtsgang. In der Mitte des Fortinneren bildete die zweistöckige Kaserne den Haupttteil der Anlage. Achthundert Soldaten konnten hier untergebracht werden: Sechshundert Schlafplätze und zweihundert Sitzmöglichkeiten.  

Der Hauptgefechtsgang befand sich in der oberen Etage von dem man auch in die einzelnen Kasematten mit dem Waschraum, der Küche, dem Lazarett, der Kommandozentrale und den Munitionsräumen gelangen konnte. 

In der unteren Etage gab es zur Trinkwasserversorgung noch zwei Zisternengruppen und ein  Pulvermagazin. Im östlichen Teil des Obergeschosses lag die Kasernenbäckerei. Die  Kaserne, die Grabenstreiche und die Geschütze hatte man schon mit unterirdischen Gängen verbunden.

Bei Kriegsbeginn bestand die ständige Fortbesatzung nur aus fünfhundert französischen Soldaten. Das Fort de Douaumont, schon bald als Sargdeckel bezeichnet, war längst kein modernes Fort mehr. Die Festung stellte aber den Angelpunkt der Schlacht vor Verdun dar.

Im Zuge des deutschen "Wettlaufs zum Douaumont" gerieten am 25. Februar 1916 Teile des Brandenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 24 durch eigenmächtiges Handeln fast 1.000 m über das gesteckte Angriffsziel hinaus und konnten so in das Fort eindringen. Vorbereitet waren die Soldaten unter der Führung des Oberleutnants  Radtke jedenfalls nicht, als sie die letzten Hindernisse zum Fort überwanden. Das große Fort war kaum noch kampffähig, denn schon am 5. August 1915 hatte der französische Generalstab die Desarmierung des südlichen Festungsgürtels befohlen. 

Folge: Eine selbständige Fortbesatzung hatte es bei dem deutschen Angriff schon nicht mehr gegeben. Nur der 15,5-cm-Panzerturm schoß noch in Richtung Azannes.

Ungehindert drangen verschiedene deutsche Trupps in das Fort ein. Widerstand von Seiten des französischen Bedienungspersonals gab es nicht.

Später nahmen mehrere Gruppenführer für sich in Anspruch, den Douaumont zuerst betreten zu haben. Letztlich konnten die Umstände, die zur Besetzung des Forts geführt hatten, nicht mehr  restlos geklärt werden. Natürlich versuchten in den nächsten Wochen und Monaten die Franzosen, das Fort zurückzuerobern. So lag der Douaumont in der Regel unter schwerstem französischen Artilleriefeuer.Der südlich liegende Eingang des Forts, 2003

Während der deutschen Fortbesatzung (500 Soldaten) wurde das Fort Tag und Nacht als Zuflucht für die durchziehenden Truppen und als Versorgungsstützpunkt benutzt. Man montierte u.a. eine Funkstation und drei Lichtsignaleinrichtungen, da das Fort einen hervorragenden Blick über das Schlachtfeld bot.

Am 8. Mai 1916 explodierte im Untergeschoß der Kaserne ein Depot französischer Artilleriegranaten. Über sechshundertfünfzig Tote mußten Östliche Ansicht, 2003 anschliessend in den Frontwallkasematten I und II bestattet werden.

Nach dem gescheiterten Versuch am 22. Mai gelang es erst am 24. Oktober 1916, im Zuge des großen französischen Angriffs, das Fort Douaumont kampflos zu besetzen. Achtundzwanzig deutsche Soldaten traten den Weg in die Gefangenschaft an.

Nach der Besetzung des Forts bauten die Franzosen Schikanen in den langen Gängen. Zusätzliche Maschinengewehrstände und eine 7,5-cm-Kanone wurden ausserdem in den Graben- und Zwischenstreichen installiert.

Quellen und Literatur:
  • Editions (Hg.): Verdun. Sehen und verstehen. Die Schlachtfelder und Umgebung. Drancy 1980. 
  • Fischer, Kurt: Berichte aus dem Fort Douaumont, Bonn 2004. 
  • Frémont (Hg.): Verdun. Illustrierter Führer durch die Schlachtfelder, Verdun 1958. 
  • Rohde, Horst u.a.: Militärgeschichtlicher Reiseführer Verdun, Hamburg 1996. 
  • Schalich, Günter: Kleiner Führer zu den Festungsanlagen von Verdun, Aachen 1990. 
  • Schalich, Günter: Fort Vaux im Juni 1916, Aachen 1994. 
  • Werth, German: Verdun-Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1979.

Abbildungen:

  • Erich Kassing.

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