Stech-Paddelbau aus Holz    


Inhalt: [Die Materialien]  [Der Bauplan]  [Die Herstellung]  [Die Zusammenfassung]
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Mein Stechpaddel im Rohbau
Dies ist wohl der bisher einzige deutschsprachige Bericht über die Herstellung eines Paddels im WWW.


Die Materialien:

Holz:
Bei der Holzauswahl spielen verschiedene Gesichtspunkte eine Rolle, auf der einen Seite will man große Festigkeit und lange Beständigkeit gegen Wasser- und Fäulnis, auf der andern Seite will ich eigentlich nur einheimische Hölzer verwenden, doch das scheint irgendwie schwer vereinbar zu sein.
Kiefer-Vollholz ist ein recht guter und dazu noch preiswerter Kompromiß. Wenn möglich astfreies Holz verwenden.
Wer ein wunderschönes Paddel bauen will, kann auch für einzelne Teile des Paddels Kirschenholz verwenden.
Kernfreies Holz

Leim:
Wasserfester Einkomponenten-Kunstharzleim nach EN 204 (D3).
  z.B. PONAL SUPER 3 wasserfest, 760 Gramm, ca. 10 Euro
  z.B. UHU coll Holzleim wasserfest

Lack:
Bootslack (auf Alkydharzbasis)
- transparent, UV-bestaendig
- Einkomponentenlack, nicht zu teuer, mehrrere dünne Schichten können aufgetragen werden, blättert nicht ab, keine Risse, glasklar
  z.B. GORI 44 Holzschutz-Lasur, Dyrup & Co. A/S, Kopenhagen, Dänemark
       Vertrieb auch von der Firma BONDEX Holz-Schutz-Lasur 3915 WB
Leinölfirniß
- günstig und natürlich


Der Bauplan:

Wie mit fast allen Plänen gilt es natürlich auch hier Urherberrechte zu Berücksichtigen. Es gibt darum auch keine kostenlosen Pläne und ich kann hier nur meine Allround-Eigenkonstruktion der Öffentlichkeit anbieten. Grundlagen dazu haben viele nordamerikanische und kanadische Paddelmodelle geliefert.
Die Länge des Paddels kann durch variieren der Schaftlänge der Körpergröße und Sitzhöhe über der Wasseroberfläche entsprechend angepaßt werden (130 bis 160 cm). Als recht gute Längenermittlung gilt: Aufrecht sitzend das Maß von der Sitzfläche bis zur Nase messen und die Blattlänge addieren.
Holzliste (für geleimtes Paddel):
  Schaft     4,0 x 3,6 x 150 cm
  Blatt  2 x 6,2 x ~2 x 60 cm
  Griff  2 x 3,6 x 3 x 14 cm
Ganz unten ist das Paddelblatt aus Stabilitätsgründen etwas dicker, sonst etwa 1 cm stark.
Der Griff ganz oben hat etwa 4,0 cm Dicke.

© Copyright 1999 Neher Thomas


Die Herstellung:

Benötigte Werkzeuge:
- Bandsäge (für ein Paddel aus eeinem Stück Holz sehr von Nutzen)
- Bandschleifer
- Bleistift
- Fuchsschwanz
- Hobel
- Hobelmaschine oder el. Handhobel
- Kreissäge (sehr von Nutzen)
- Pinsel
- Raspel
- Sandpapier in verschiedener Körnungg
- Ziehmesser (zum Entfernen von Baumrinde in Handarbeit)
- Schleifklotz
- Schleifschwamm
- Schraubstock
- Stahllineal
- Stemmeisen
- Stichsäge

Tipp: Mit einem alten Ziehmesser, praktisch eine Art Flacheisen, gerade oder gebogen, links und rechts ein Griff, seitwärts oder nach vorne zeigend, Klinge zum Mann gerichtet kann man seinen Vorstellungen freien Lauf lassen. Klinge scharf machen, dann geht es schneller, sauberer und einfacher. Bauch und Hände mit Handschuhen oder Lederschürze schützen! Erhältlich im Forstbereich, beim Trödeler oder in Schweden an jeder Ecke. (Dank an Michael Biesemann.)

Rohling:
Das Holz sollte gut abgelagert sein und bereits die nötige Größe haben, um sich durch den Zuschnitt nicht allzusehr erneut zu verziehen.
Wer das Paddel nicht aus einem Stück fertigen will muß die einzelenen Teile der Materialliste zuerst grob zusammenenleimen.
Die Umrisse des Paddels auf das Brett oder die zusammengeleimte Konstruktion übertragen und grob ausschneiden. Danach etwa zwei Wochen am Griff aufhängen. Vor dem Weiterbearbeiten auf Verzug überprüfen. Einwenig Verzug ist normal, das Paddel muß aber noch fertigbar sein. Wenn nicht, dann macht man am besten etwas anderes damit (Brennholz).
Die Mittellinie entlang dem gesamten Rand des Paddels mit einem Bleistift anzeichnen. Wenn das Paddel seitlich verzogen ist, zentriert man die Vorderseitige Mittellinie auf den Schaft, und behebt den Verzug in Richtung Blatt.

Blatt:
Das Blatt war bei mir die meiste Arbeit, da ich es ganz unten etwas dicker konstruiert habe, mußte ich fast die ganze Blattfläche von Hand dünner ausarbeiten. Um eine gleichmäßige Dicke zu erreichen, habe ich etwa 5 cm und etwa 20 cm vor dem unteren Ende des Blattes auf beiden Seiten mit dem Fuchsschwanz auf die gewünschte Stärke des Blattes eingesägt. Den Zwischenraum konnte ich relativ schnell ausstemmen bzw. ausschälen. Was sehr viel Zeit in Anspruch nahm, war die Fläche des Blattes neben dem allmählich stärker werdenden Schaft, da vom Blatt zum Schaft eine schöne Rundung mit einem geraden Stemmeisen sehr schwer zu schaffen war. Hier kann ich dringend empfehlen, ein gerundetes Stemmeisen zu verwenden. Danach folgt noch viel Schleifarbeit und es kann einiges an Phantasie für die Form eingebracht werden.
Das Blatt kann nach der Fertigstellung so aussehen:
Stechpaddel-Blatt
Griff:
Das Griffdesign ist ein sehr persönliches Thema. Manche mögen lieber Quergriffe, während andere an einem Blockgriff hängen. Hier beschreibe ich eine Mischung aus beiden.
Der Griff kann nach dieser Skizze hergestellt werden.
Griffherstellung   Stechpaddelgriff, wie beschrieben
Die eigene Hand bestimmt im wesentlichen die Form und starke Rundungen unterstützen einen angenehemen Griff.

Schaft:
Als letztes habe ich den Schaft bearbeitet, da man danach das Paddel nicht mehr vernünftig im Schraubstock spannen kann. Um die Rundung des Schaftes sauber fertigen zu können, ist es nützlich, zuerst ein Achteck herzustellen. Dies ist einfach möglich, indem man wie folgt vorgeht. Wiederholen Sie diese Prozedur für jede der vier Seiten. Wenn die Breite und die Stärke des Schaftes sich unterscheiden, ergibt diese Vorgehensweise einen ovalen Querschnitt.
Schaftherstellung
Mit dem Schälmesser und dem Hobel wird das Holz bis zu den angezeichneten Linien entfernt. Die resultierenden Ecken mit einem Stemmeisen brechen, so daß der Schaft 16-seitig wird und einer Rundung schon sehr nahe kommt. Mit einem langen Streifen Gewebe-Sandpapier mit etwa 5 cm Breite dann den Schaft nach folgender Skizze zur endgültigen Form schmirgeln. Dies geht verhältnismäßig schnell und macht keine besondere Mühe.
Schmirgeln des Schaftes

Zeitdauer:
Ich habe für das erste Paddel bis zum Lackieren gut 10 Stunden gebraucht. Die Zeit verging wie im Fluge und es hat mir richtig Spaß gemacht. Die entstanden individuellen Konturen haben schon was.

Lackieren:
Den Bootslack zuerst stark verdünnt (50%) und dann noch mindestens 4 Schichten (25%, 15%, 10%, 0%) auftragen. Wichtig ist das Blatt und der untere Teil vom Schaft. Der Griff sollte und der Teil vom Schaft, der in der Hand liegt, kann unlackiert bleiben. Das Holz bleibt dadurch griffiger und nimmt den Schweiß auf. Die unlackierten Stellen können danach auch mit mehreren dünnen Schichten Leinöl getränkt werden.

Variante:
Wer sich viel Arbeit sparen will kann auch den unteren Blattrand nicht (holz-)verstärkt ausführen, sondern glatt nach unten auslaufen lassen. Die Blattunterkante sollte dann aber unbedingt vor dem Lackieren mit Glasgewebe und Epoxy verstärkt werden.


Die Zusammenfassung:

Wer meint, daß ich aus Sparsamkeit ein Paddel selbst 'geschaffen' habe, irrt. Ein vergleichbares Paddel kostet im Handel vielleicht 50 Euro - das wäre dann ein schlechter Lohn, wenn ich die benötigtnen Stunden umrechnen und die verbrauchten Kräfte messen würde. Das Gefühl es gut und gerne geschafft zu haben erfüllt einen mit einwenig Stolz und Zufriedenheit und ich kann ein eigenes Produkt in Händen halten, was in der heutigen Zeit in vielen Berufen nicht mehr gegeben ist.
Aber Vorsicht: Das Arbeiten mit Holz kann süchtig machen. Mich läßt das gleich zum nächsten Projekt schreiten.

© Thomas Neher, September 1999, Letzte Änderung: 26.11.2007Home     Holzkanubau     Top