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Ahorne für die Gartenkultur
Die ca. 140 bekannten Ahornarten der Aceraceae-Familie, die in der Ordnung der Terebinthales zwischen den Familien der Rutaceae und Hippocastaneaceae stehen, fallen durch gegenständige, oft finger- bzw. handartig geformte Blätter, ohne Nebenblätter, sowie durch geflügelte Spaltfrüchte auf. Die gesamte Familie bzw. Gattung wird in 16 Sektionen aufgeteilt, wobei die uns später interessierenden, "gartenwürdigen" Arten fast ausnahmslos zur Sektion Palmata gezählt werden, nämlich : Acer circinatum, Acer japonicum, Acer palmatum, Acer pseudosieboldianum, Acer shirasawanum und Acer sieboldianum. Außer Acer circinatum stammen alle Arten aus Ostasien! Der Vorteil der meisten dieser Ahornarten für den Garten ist ihre Kleinwüchsigkeit und bei Acer palmatum die Neigung, durch Mutationen Sorten zu bilden. Gelegentlich kommt es allerdings besonders bei panaschierten Formen zur Rückentwicklung, ein Vorgang, der vor allem bei zu nährstoffreichen Böden beobachtet wird; für mich z.B. auch ein Grund, die Pflanzen nicht zu düngen.
Neben ihrer formvollendeten Gestalt, die bei älteren Pflanzen die Vorstellung von einem bisweilen knorrigen bis bizarren, typischen "Baum-Habitus" auf eine Höhe von ca. 3m reduziert, findet sich, äußerst vorteilhaft, neben der fast immer vorhandenen, typischen Ahornblattform, ihre phantastische Färbung und das zu fast jeder Jahreszeit in wechselnder Intensität und Qualität. Schnittmaßnahmen sind nicht erforderlich, in der Regel sogar zu vermeiden. Somit stellt dieser Baum vor allem eine Pflanze des "fertigen" Gartens dar. Schade nur ,dass man so wenig alte Exemplare, vorwiegend von Acer palmatum in den Gärten und öffentlichen Anlagen bewundern kann. Sehr wahrscheinlich ist es ihr hoher Anspruch auf bestimmte Bodenverhältnisse,der diesen Baum-Aristokraten oft nicht sehr alt werden lässt. Kaum ein Baum ,der im Alter von der Stammbasis bis zur äußersten Blattspitze vom Betrachter in seiner Gesamtheit so nahe bewundert werden kann, kommt dem Japanischen Ahorn nahe.Vielleicht war dies vor langer Zeit der Grund , dass japanische Gärtner diese Pflanze als "Bonsai" (d.h. wörtlich übersetzt: " auf ein Tablett gepflanzt") immer in ihrer Nähe haben wollten, um so die Natur in ihrem wiederkehrenden Zyklus des Lebens und Sterbens hautnah zu erleben.
Es ist nahezu unmöglich, sämtliche Formen von Acer palmatum und - wenn auch deutlich weniger - von Acer japonicum in diesem Rahmen zu benennen und zu beschreiben. Ich habe mich auf wenige beschränkt, die ich auch im eigenen Garten angepflanzt habe. Mittlerweile sind es aus Mangel  an Platz leider nur 20 Acer palmatum -Formen. Es könnten gerne mehr sein! Wer Interesse an dieser wunderschönen Baumgattung hat, sollte unbedingt das Aceretum der Baumschule ESVELD in Boskoop besuchen!

Ostasiatische Ahorne als Bambusbegleitpflanzen
Ein typisch Japanischer Garten ist für uns mitteleuropäische Gartenliebhaber ohne Bambus, Azaleen und Ahorne nicht vorstellbar: Ein lichter Innenhof mit zwei bis drei Fargesien, Sasa palmata, niedrigen Azaleen , einem Acer palmatum dissectum und vielleicht einer kleinen Steinlaterne wirkt in höchstem Grade assoziativ. Unter den ostasiatischen Ahornarten haben etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend Acer palmatum, A.japonicum, a.sieboldianum sowie die Schlangenhautahorne A. capillipes, A. rufinerve, A. davidii und die dreiblattahorne A. griseum, A. maximowiczii und A. buergerianum Einzug in unsere Gärten gehalten. Die Zahl der Arten und Formen ist aber wesentlich größer und nimmt ständig zu .So bietet z.B. die Firma C.Esveld in Boskoop/NL allein  von Acer palmatum 230 verschiedene Varietäten an, die in der Regel japanische Bezeichnungen tragen und somit für unsere auf lateinisch oder englisch eingestimmten Ohren schwer zu behalten und zu identifizieren sind.
                                               Ich versuche seit ca. 20 Jahren mit z.T. wechselnden Erfolg ostasiatische Ahorne in meinem Garten zu etablieren. Anfangs habe ich mehrfach  auch relativ alte Pflanzen, die gut angewachsen waren, scheinbar ohne Grund verloren- oft inmitten der Vegetationsperiode, also ohne Frosteinfluss. Erst relativ spät musste ich erkennen, dass eine gute Bodenvorbereitung und eine ideale  Standortwahl für die Entwicklung des Gehölzes extrem wichtig sind. Normalerweise in seiner Heimat  ein Baum lichter Wälder und Waldränder , relativ flach wurzelnd, liebt er vor allem leicht saure Bodenverhältnisse, d.h. im Idealfall ein Sand-Torf-Lehm-Gemisch mit grobkörnigen Steinen versetzt, also gut drainiert und relativ feucht.Man müsste somit annehmen, dass  ein typischer Moorbeet-Garten mit Heide, Rhododendren und Azaleen eine ideale Basis für eine Ahornanpflanzung sein müsste. Es ist aber immer wieder erstaunlich , feststellen zu müssen, dass gerade in solchen Gärten kaum alte , gesunde Bäume anzutreffen sind . Meines Erachtens bieten diese feucht-kühlen Böden die ideale Voraussetzung für ein ausgeprägtes, massives Pilzwachstum. Andererseits terminieren trockene und alkalische Böden das Dasein dieser empfindlichen Gehölze. Nach Auskofferung des Bodens, Zusatz von Torf-Sand-Gemischen und regelmäßiger Bewässerung in den trockenen Sommermonaten, konnte auch ich in meiner relativ unfruchtbaren, ehemaligen Weinberg- Hanglage die wertvollen Ahorne mit Erfolg ansiedeln.
Auf Düngung und Pflanzenschutz wurde dabei vollständig verzichtet. Der Hauptfeind und Ursache des häufigen Zweigsterbens ist der Verticillium-Pilz, der in die Kambiumschicht der Pflanzen eindringt, sodass der Nährstoff- und Wassertransport ausfällt und damit der entsprechende Pflanzenabschnitt oder die komplette Pflanze abstirbt. Ähnlich tödlich für die Ahorne sind auch folgende Pilzinfektionen: Rotpustelkrankheit, Hallimasch und Phytophthora- Wurzelfäule, sowie die bakterielle Infektion mit Pseudomonas. Einmal befallen, gibt es kaum eine Rettung für die Pflanze. Mit einer völlig anderen Baumart , dem Araliengewächs Kalopanax pictus hatte ich ähnliche Probleme, d.h. nach einigen Jahren  verschwanden ursprünglich prachtvolle Pflanzen völlig von der Gartenbildfläche.
Zusammengefasst heißt das: eine gute Bodenvorbereitung, Verhinderung einer Zunahme der Bodendichte, gute Drainage, Entfernung aller potentiellen Pilznährböden, wie tote Äste und verrottende Baumstümpfe, ausreichende Wurzelmulchung zur Erhaltung der vor allem im Sommer benötigten Bodenfeuchte, Vermeidung intensiver Besonnung und anhaltender Austrocknung. Vorsicht auch vor Weiterverwendung evtl. infizierter Rosen- und Astscheren.Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird es immer wieder zu Rückschlägen kommen, die uns aber nicht daran hindern sollten, dieses wunderschöne, dekorative Gehölz erneut anzupflanzen.
Da ich annehme, dass die in unseren Baumschulen am häufigsten angebotenen Arten bzw. Formen: Acer palmatum atropurpureum, A.p. dissectum viride und A.p.d. rubrum, Acer japonicum aconitifolium und A.schirasawanum aureum den meisten hinreichend bekannt sein dürften, möchte ich auf einige andere, vielleicht weniger bekannte Gartenformen hinweisen.
1.  Acer griseum (Grau- oder Zimtahorn)
Typisch für diesen Baum sind die glatte, kupfermetallisch glänzende Rinde, deren äußerste Rindenschicht sich papierdünn abschält und die erst im Spätherbst- lange nach allen anderen Ahornarten eintretende scharlach- bis gelbrote Blattfärbung.Max.höhe ca.10m.
2.  Acer japonicum Vitifolium (Weinblättriger Japan-Ahorn)
Großartige Herbstfärbung von goldgelb bis scharlachrot bei auffallend großen Blättern (ca.15cm), Maximalhöhe ca. 8m.
3.  Acer palmatum und Sorten
Zur besseren Differenzierung der zahlreichen Sorten des bekanntesten japan. Ahorns hat D.M. van Gelderen Gruppen bestimmt, die sich vor allem durch ihre Blattstruktur unterscheiden.
I    Palmatum-Gruppe. Ihre Formen entsprechen im wesentlichen der Stammform, sind also relativ stark wachsend und haben fünf- bis siebenlappige Blätter.
II   Amoenum-Gruppe. Sie ist die Gebirgsform der Palmatumgruppe mit deutlich größeren Blättern (bis 12cm)
III  Matsumurae-Gruppe, ist der vorigen Art sehr ähnlich, hat etwas kleinere Blätter, wächst deutlich in die Breite, oft mit kaskadenartig herabhängenden Zweigen. Typisches Beispiel: Acer palmatum atropurpureum.
IV  Dissectum-Gruppe (doppeltgeschlitztblättrige, flachwachsende bis halbkugelige Form, ideale Steingartenpflanze)
V   Linearilobum-Gruppe. Vertrees zählt diese Gruppe  zur Subspezies Amoenum. Typisch sind sehr schmale Blattanteile, ungezähnt, oft bis zur Basis geteilt.
VI  Zwerg- und Bonsai-Formen (kleinblättrige und sehr langsam wachsende Formen)
VII Außergewöhnliche Formen, wie Seiryu, Shishigashira und Orangeola , die keiner anderen Gruppe zugesellt werden können.
Die amerikanischen Dendrologen ,z.B. J.D. Vertrees, unterteilen die Unterarten und Sorten von Acer palmatum in 3 Gruppen: ssp.palmatum, z.B. Butterfly, Corallinum, Sango Kaku;
ssp. Amoenum, z.B. Osakazuki, Red Pygmy, Villa Taranto und ssp. Matsumurae, z.B. Atropurpureum, Dissectum, Seiryu, Trompenburg.

Einzelbeispiele Acer palmatum

a) Acer palmatum "Butterfly"  : Sehr kleinblättrige, feinzweigige, panaschierte Sorte, wobei die Blattform an einer Pflanze sehr unterschiedlich sein kann. Die Wirkung von weitem ist sehr luftig, hell, fast wolkenähnlich. Japan. Name : Kocho nishiki, d.h. "Tanzender Schmetterling". Maximalhöhe ca. 4m
b) Acer palmatum Oridono nishiki : Eine der schönsten panaschierten dreifarbigen Formen, zusammen mit A.palmatum  "Beni schichi henge". Neben der hellgrünen Grundfarbe und den weißen Streifen sticht vor allem im Frühjahr die  rosafarbene  Zeichnung hervor, die den Gesamteindruck eines blühenden Strauches hervorruft. Max.Höhe ca. 5m
c) Acer palmatum "Red Pygmy" und A.palmatum "Villa Taranto" : Beides sind Formen der schmalblättrigen Linearilobum- Gruppe. Villa Taranto etwas größer werdend mit rötlich überlaufenden Blättern, vor allem an den Zweigenden. Red Pygmy sehr ähnlich, etwas kleiner mit intensiv orange-ockerfarbener Herbstfärbung. Max.Höhe ca.2m
d) Acer palmatum Sangokaku (syn. Senkaki) : Leuchtend korallenrote Rinde, vor allem bei jüngeren Zweigen. Blätter hellgrün, im Herbst goldgelb bis hellrot. Sogenannter "Korallenrindenahorn",Max.Höhe ca. 6-7m
e)  Acer palmatum Shindeshojo, Deshojo und Corallinum.: Alle drei sehr ähnlich, hervorstechendstes  Merkmal die intensive ,korallenrote Farbe des Frühjahrsaustriebes, wobei m.E. die Form Corallinum die schönste ist, da sie langsamer wächst und feiner verzweigt ist. Sie imponiert im Frühling wie ein leuchtend roter Blumenstrauß, unglaublich schön! Maximalhöhe von Corallinum ca.3m , die anderen werden etwas höher.
f)  Acer palmatum Seiryu : Fein geteilte, hellgrüne Blattform wie bei A.palm.diss. viride, allerdings aufrecht wachsend mit kleineren Blättern. Herbstfärbung goldgelb bis karminrot.Max.Höhe ca.3m, wunderschönes Gehölz!
g)  Acer palmatum Shishigashira ("Löwenkopf-Ahorn"), ehem. Bezeichnung "crispum".
Wächst sehr langsam,typisch ist die kompakte, sehr dichte Verzweigung vorwiegend an den Zweigenden, mit gekräuselter, runzeliger Belaubung. Wirkt wie zurückgestutzt. Schöne, orangegelbe Herbstfärbung. (max. Höhe ca. 5-6m)
h)  Acer palmatum "Trompenburg" : Auffallend bei dieser Blattform ist die fast fingerförmig wirkende Einrollung der äußeren Blattränder, die allerdings im Laufe des Sommers wieder verschwindet . Die Blattfarbe ist intensiv purpurrot (max. Höhe ca 6m)


4. Acer pentaphyllum (Fünfblatt- oder Fünffinger-Ahorn). Blattform ähnlich der A.palmatum linearilobum- Gruppe, am Rande jedoch fein gezähnt, Blattgröße ca. 14cm. Blattstiele leuchtend rot.Blattoberseite hellgrün, Unterseite blaugrün.Sehr seltener kleiner Baum aus Südwestchina, von J.Rock eingeführt, in seiner Heimat wahrscheinlich ausgerottet, straff aufrecht wachsend, frostempfindlich (leider vor 3J nach Temp. unter -17°C erfroren)

5.Acer pseudosieboldianum (Koreanischer Ahorn) :Auffallend sind die blaugrünen Blätter und Blattstiele, die mit einem pelzigen Haarflaum bedeckt bedeckt sind, sowie die phantastische, orange-scharlachrote Herbstfärbung. Die Blattform ähnelt der von Acer japonicum, ist aber kleiner (Max.höhe ca.6m)

Zusammenfassung:
Die meisten ostasiatischen Ahorn-Arten - und Sorten sind, bedingt durch eine oft filigrane Blattform, wunderschönen Wuchs und phantastische Herbstfärbung, die von keinem anderen Laubbaum erreicht wird und noch dazu bei einigen Formen sowohl im Frühjahr als auch im Herbst auftritt, ein unbedingtes Muss für den Exoten- oder Bambusgarten, denn erst mit ihnen wird der Garten lebendig. Sie stellen eine ideale Ergänzung und Bereicherung zu Bambus- oder Moorbeet-Pflanzungen dar, auch wenn, wie oben erwähnt, an den Boden und die Pflege relativ hohe Anforderungen gestellt werden. Ein exotisch wirkender Garten, der im Laufe der Jahreszeit immer wieder neue Aspekte bieten soll, ist ohne Ahornpflanzungen undenkbar.

Literatur:
J.D.Vertrees: Japanische Ahorne, Ulmer
A. Bärtels: Gartengehölze, Ulmer
F. Börner: Blütengehölze für Garten und Park, Ulmer
A. Mitchell: Die Wald- und Parkbäume Europas, P. Parey
The Royal Horticulture Society: Pflanzen- Enzyklopädie, Dumont
Catalogus 97/99, Fa. C. Esveld, Boskoop, Niederlande

Bezugsquellen:
Fa. C.Esveld, Rijneveld 72, Boskoop, NL
P. Zwijnenburg Jr, Halve Raak 18, Boskoop ,NL
H. Grübele Baumschule, 71554 Weissach im Tal- Unterweissach