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Mehr vom Unterricht
Ich legte mir eine Bildersammlung aus Zeitschriften an und klebte bestimmte Themen auf einem grossen Karton zusammen, beschriftete diese und hängte sie an die Wand. Immer wieder beobachtete ich, wie Schüler in der Pause staunend vor den Tafeln standen. Als ich Jahre später solche Zusammenstellungen im Unterricht einsetzte, beachtete sie kaum jemand, ausser ich bezog sie in eine Gruppenarbeit oder in ein Arbeitsblatt ein.

Als wichtigste Unterrichtsform galt noch der Frontalunterricht: Der Lehrer stand auf seinem Podium und erzählte oder erklärte etwas. Die Schüler sassen in ihren Pulten, hörten zu oder schrieben und rechneten. Von Mengenlehre wussten wir noch nichts. Mathematik nannten wir Rechnen und die meiste Zeit wurde mit Erklärungen und anschliessendem Ueben ausgefüllt. Jeder Schüler der gleichen Klasse arbeitete an der gleichen Aufgabe. Schnellere und bessere Kinder erhielten dann Zusatzaufgaben oder keine Hausaufgaben. Wir verwendeten Rechenbücher aus dem Jahre 1942 und benutzten sie noch bis in die Siebzigerjahre. So kurzlebig wie heute waren damals eben die Lehrmittel nicht. Das Sprachbuch von Baumgartner war sogar viel älter, musste obligatorisch in jedem Schülerpult liegen, konnte aber kaum im Unterricht eingesetzt werden. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um mit damals modernen Berichten und Lektüren den Lehrplan erfüllen zu können. Wir sammelten Zeitungsausschnitte, schrieben Aufsätze über altes und neues Geschehen oder suchten in Lexika oder Geschichtsbüchern wissenswerte Texte. Sogar ältere Bürger befragten wir zu bestimmten Themen. Mit unserem "neuen" Wissen stellten wir Schülerzeitungen her und später auch die "Aeschlen-Brattig" zusammen. Sicher war das eindrücklicherer Sprachunterricht, als er uns durch Baumgartner geboten wurde, der nur für die Grammatik (die der Lehrplan allerdings auch verlangte) kaum brauchbar war.
Immer freute ich mich auf den Geschichtsunterricht. Während meiner eigenen Schulzeit stand in der Geschichte das Auswendiglernen von Daten im Vordergrund. In Jahrzahl-Proben mussten wir beweisen, dass wir die Geschichte kannten, aber verstanden hatten wir wenig oder nichts. So drängte es mich gerade, den Schülern keine Jahre (nur Epochen) beizubringen, aber die Zusammenhänge klar zu beleuchten. Dadurch begann ich nun selber die Geschichte zu verstehen und versuchte sie zusammen mit meinen "Aha-Erlebnissen" den Schülern weiterzugeben. Immer war es mein Ziel, nicht bei Napoleon stecken zu bleiben, sondern bis in die allerneuste Zeit vorzudringen. Ich hoffe noch heute, dass einige davon profitieren konnten.
Naturkunde und Geographie wären ähnlich zu beschreiben. Algebra und Geometrie standen nicht im Lehrplan, dafür aber Schreiben und in der 9. Klasse Buchhaltung! Hier lernten wir einfache Geschäftsbriefe schreiben, Briefumschläge richtig adressieren und die Buchführung des Landwirtes. Ebenfalls führte ich sie noch in die deutsche Schrift ein, denn ihre Eltern schrieben sie ja zum Teil noch. Mit einem alten Telefonapparat machten wir Uebungen: Jeder Schüler musste lernen, wie man den Hörer abnimmt, sich meldet und ein Gespräch führt. Wenn ich an meine z.T. noch vorschulpflichtigen Enkel denke, kann ich über solchen Lehrstoff nur den Kopf schütteln. Gibt es doch bei ihnen eher einen Wettlauf zum Telefon und erst noch melden sie sich sehr korrekt.

Zu Kapitel 4.2.  Medien und Schulmaterial, 1. Teil

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