Aktuelle Meldungen bei MM-Physik 1. April 2000 © email: Krahmer |
Informationsdienst Wissenschaft (idw) - Pressemitteilung Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 29. Feb. 2000 Studiengang "Nanostrukturtechnik" mit Abschluss Diplom-Ingenieur an der Universität Würzburg
Erstmals wird an der Universität
Würzburg ein Studiengang mit dem Abschluss
Diplom-Ingenieur eingerichtet. Er befasst sich mit dem
zukunftsträchtigen Bereich der Nanostrukturtechnik und
werde "eine Signalwirkung über Bayern hinaus
haben", so Wissenschaftsminister Hans Zehetmair, der
die Einrichtung des neuen Studiengangs am heutigen
Dienstag, 29. Februar, bei einer Pressekonferenz in der
Regierung von Unterfranken bekannt gab. Minister
Zehetmair zitierte aus dem Gutachten, in dem die von ihm
eingesetzte externe Expertenkommission zu dem Studiengang
Stellung nimmt. Demzufolge handelt es sich hierbei um
einen "neuen, interdisziplinären Ansatz von großem
fachlichem Gewicht", ein "Novum für die Natur-
und Ingenieurwissenschaften in Deutschland, das die
Attraktivität der Universität Würzburg überregional
erhöhen wird". Alle sechs Mitglieder der Kommission
hätten den Antrag der Universität Würzburg auf
Einrichtung des Studiengangs empfohlen.
Universitätspräsident Prof. Dr. Theodor Berchem
begrüßte bei der Pressekonferenz die Entscheidung des
Ministers. Dem Studiengang, der zum Wintersemester
2000/2001 anlaufen solle, liege eine neue Vorstellung von
modernen Ingenieuren zu Grunde: "Es fehlen
Ingenieure, die wissenschaftliche Grundlagen in Produkte
umsetzen können, und solche Leute wollen wir
ausbilden", so Präsident Berchem. Dementsprechend
seien beispielsweise auch Lehrveranstaltungen über
Patentwesen, Marketing oder unternehmerisches Rechnen und
Planen Teil des Studiengangs. Für die strukturelle
Entwicklung der Region sei die Einführung des ersten
ingenieurwissenschaftlichen Studiengangs in Würzburg von
außerordentlicher Bedeutung, wie der scheidende
Regierungspräsident Dr. Franz Vogt sagte. Dadurch werde
die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Unterfranken
massiv gestärkt. Auch die Landtagsabgeordneten Dr.
Walter Eykmann und Manfred Ach sprachen davon, dass
hiermit für Unterfranken "ein großes Tor
aufgestoßen" worden sei. Der anwendungsorientierte,
auf acht Semester angelegte Studiengang wird an der
Fakultät für Physik und Astronomie eingerichtet. Dort
sind in den vergangenen Jahren durch Investitionen des
Freistaats mit einem Gesamtvolumen von rund 100 Millionen
Mark im Mikrostrukturlabor und am Lehrstuhl für
Technische Physik, am Bayerischen Zentrum für Angewandte
Energieforschung (ZAE Bayern) und am Lehrstuhl für
Biophysik anwendungsorientierte Schwerpunkte entstanden,
die in den neuen Studiengang einfließen sollen. Im
Grundstudium der "Nanostrukturtechnik" werden
den zukünftigen Ingenieuren vor allem die
naturwissenschaftlichen Grundlagen beigebracht. Nach dem
Vordiplom stehen ingenieurwissenschaftliche Fächer in
enger Wechselwirkung mit der Industrie im Vordergrund.
Darüber hinaus sind neben anwendungsorientierten
Vorlesungen aus der Physik Lehrveranstaltungen aus den
Wirtschafts- und Rechtswissenschaften vorgesehen, welche
die angehenden Ingenieure mit einer besonderen Basis für
eine Karriere in der Wirtschaft beziehungsweise für eine
Existenzgründung ausstatten sollen. Das Studium
schließt mit einer anwendungsorientierten Diplomarbeit
ab, die in enger Kooperation mit der unterfränkischen
Industrie durchgeführt werden soll. Entsprechend hat die
Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt die
Einrichtung des Studiengangs unterstützt. Warum gilt die
Nanostrukturtechnik als Schlüsseltechnologie für die
Zukunft? Die Universität Würzburg sieht die
fortschreitende Miniaturisierung als zentrale Triebfeder
für die weitere industrielle Entwicklung, wobei die
Auswirkungen weit über den Bereich der Computer hinaus
reichen: Durch den Einsatz von Mikroelektronik lassen
sich beispielsweise die Funktionalität von
Haushaltsgeräten, Fahrzeugen oder Informationssystemen
um ein Vielfaches steigern. Durch die fortschreitende
Verkleinerung von Bauelementen sei in den kommenden
Jahren bei vielen technischen Anwendungen ein Übergang
von der Mikro- zur Nanostrukturierung zu erwarten, also
hin zu Strukturen im Größenbereich von Milliardstel
Metern. Nanostrukturierte Materialien werden nicht nur
für die Informationstechnik Bedeutung haben, sondern
auch für die Energie-, Umwelt-, und Medizintechnik. So
ist es beispielsweise absehbar, dass die Nanotechnik bei
der Wärmedämmung von Gebäuden eine Rolle spielen wird.
Für die entsprechenden, hochauflösenden
Strukturierungstechnologien sind jedoch noch weit gehende
Grundlagenentwicklungen nötig, die im Grenzgebiet
zwischen den Ingenieurwissenschaften und der Physik
angesiedelt sind. Dass der Studiengang mit dem
Diplom-Ingenieur abschließt, entspricht den
Verhältnissen in den USA und Japan, wo einschlägige
Lehr- und Forschungsarbeiten fast ausschließlich in den
Ingenieurwissenschaften eingeordnet sind. Nanostrukturtechnik in Würzburg |
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Weitere Informationen: Interessenten wenden sich an Dr. Gerhard Egert, Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Würzburg, Am Hubland, D-97074 Würzburg, T (0931) 888-5720, Fax (0931) 70 62 97, E-Mail: egert@physik.uni-wuerzburg.de |