Hallo Euro

Erster Eurotag

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Euro ist für Österreicher ein Hit

Schon vier Tage nach dem Euro-Start kann in Österreich eine erfreuliche Zwischenbilanz gezogen werden: Die Währungsumstellung läuft besser und schneller als geplant. Denn bereits mehr als die Hälfte aller Bar-Zahlungen wird in Euro abgewickelt. "Nächste Woche sind es bereits 90 Prozent", glaubt Finanzminister Karl-Heinz Grasser. In zwei Wochen werde bei einem täglichen Rücklauf von Schillingbeständen in Höhe von zehn Milliarden Schilling (727 Millionen Euro) die Umstellung größtenteils abgeschlossen sein, so der Direktor der Oesterreichischen Nationalbank (OenB), Wolfgang Duchatczek. Dass der Andrang auf die falsche Annahme zurückgehen könnte, dass der Schilling möglichst rasch umgetauscht werden müsse, wird in der Nationalbank nicht geglaubt.

"Aus der Sicht der Bevölkerung ist der Euro ein Hit", so der Finanzminister. Diese Einschätzung untermauert auch eine Blitzumfrage von Fessel + GFK unter 1000 Österreichern. Demnach hat sich nach der Euro-Einführung die Zahl der Gegner der neuen Währung verkleinert. Waren es im November noch 28 Prozent, so schrumpfte diese Zahl auf 16 Prozent. Vor allem ältere Menschen haben mit dem Euro weniger Probleme als von vielen erwartet.

Drei Viertel der über 65-Jährigen geben an, dass sie mit dem Euro bereits gut bzw. einigermaßen zurecht kommen. Jedoch bezüglich der neuen, ungewohnten Preise fühlt sich noch ein Drittel der Befragten unsicher.

Kleine Probleme

Dass es bei diesem "riesigen Projekt" zu kleineren Problemen "vom Bankomat bis zum Einkaufswagerl" kommen kann, ist für Grasser klar. Diese müssten jedoch mit Hochdruck angegangen und beseitigt werden. Bei der von vielen Konsumenten kritisierten Münzflut will die Nationalbank vorläufig keine Maßnahmen setzen und die Akzeptanz in der Bevölkerung abwarten. Eine Ausnahmeregelung wie in Finnland, wo die 1- und 2-Cent-Münzen nicht in Umlauf gebracht werden, ist laut Duchatczek nicht geplant.

Ohne diese kleinen Münzwerte könnte es zu Rundungen nach oben und somit zu Verteuerungen kommen. Nach jüngsten Zahlen verringerte sich in der Euro-Zone die Inflation nach 2,1 Prozent im November auf 2,0 Prozent im Dezember.




"Wie viel muss ma denn jetzt einehaun?"

Der erste Arbeitstag mit der europhorisch begrüßten neuen Währung brachte das Erwachen. Theorie und Praxis sind eben zwei Paar Geldbörsen.

Lange Warteschlangen

Vor allem die ungewohnten Cent- und Euromünzen sorgten für Verwirrung und somit für lange Warteschlangen an Kassen und Schaltern. Doch Umstellungsprobleme wurden bereits bei den simpelsten Vorgängen des Einkaufsalltages offensichtlich. Beispielsweise beim Pfand für das Einkaufswagerl.


Umrechnen fällt schwer

"Was ham S' denn da grad ins Wagerl 'reingsteckt?" lautet die Hilfe heischende Frage einer älteren Dame an einen Kunden, der das Wagerl schon schiebt. "Fünf Schilling, weil mit Euro geht do no nix", lächelt der Herr wissend. Schon trauert Hermine G. dem Schilling nach: "Ich bemühe mich, aber das Umrechnen ist schwer. So lang's geht, zahl' ich mit Schilling."

Überblick verloren

Bei den Preisauszeichnungen in Märkten, Geschäften, Trafiken und Tankstellen regiert der Euro. Kunden verlieren oft den Überblick. Armin C., Zeitsoldat, hat den Rechner beim Einkaufen mit: "Schaun Sie in das Wagerl. Wie soll ich wissen, um wie viel ich eingekauft habe? Ich addier' die Euro und multipliziere mit 13,76."

Verwirrung beim Pfand

Verwirrung auch beim Flaschenpfand. Leergut wird in Schilling auf dem Bon ausgewiesen, bei der Kassa automatisch auf Euro umgerechnet.

Gastgewerbe auf Prüfstand

Im Euro-Zeitalter steht auch das Gastgewerbe auf dem Prüfstand. Daniel Ondracek, Kellner im Generali Center, zeigt seine Brieftasche: "Beide Währungen, Münzen wie Noten, sind fein säuberlich getrennt. Und der Rechner ist immer dabei." Denn die Gäste zahlen in beiden Währungen. Das Wechselgeld kommt in Cent. Und das Trinkgeld?

Teuerung bei Zigaretten

"Kein Problem, meist sind es 50 Cent. Mir kommt vor, dass sich die Leut' über die neue Währung freuen." Auch die Bettler auf der Mariahilfer Straße freuen sich. "Die Leut' geben mehr als vorher. Aber nur Schilling", verrät Georg und zeigt seinen Schuhkarton. Raucher, die ihre letzten Schilling für Zigaretten ausgeben wollten, wurden von einer Teuerung überrascht.

Michael Berger, Uta Hauft, Gerhard Krause (Kurier Printausgabe)


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