Auf der Flucht vor dem Fluch

Der sonderbare Abstieg eines wirklich nicht sonderbaren GOETZE Angestellten

Daß Herr Friedburger verheiratet und gleichtzeitg Vater von zwei Kindern ist, ist für sich genommen schon merkwürdig genug. Das nun hier dargelegte Mysterium ist aber von gänzlich anderer Natur. Herr Friedberger begegnete den Bahndamm Illuminati im Jahre 1998 zum ersten Mal. Er befand sich damals in seiner Burscheider Stammkneipe “Zur Post” und alles deutete darauf hin, daß es ein geselliger Abend unter Freunden werden sollte. Auch als plötzlich ein dunkel gekleideter Mann das Lokal betrat und sich am Tresen niederließ, ahnte Herr Friedberger nicht annähernd, mit welch wirklich anderer Gesellschaft er es in Kürze zu tun haben wird. Es sollte keine zehn Minuten dauern, bis sich der in schwarz gekleidete Mann, den später keiner der Anwesenden namentlich identifizieren konnte, von seinem Barhocker erhob und sich  zielgerichtet auf den Tisch von Herrn Friedburger und seinen Kollegen zubewegte. Dort angekommen, setzte er sich auf den einzig noch freien Stuhl am Stammtisch, der auch nur deshalb noch frei war, weil Herr Nierhoff, für welchen dieser gewöhnlich reserviert war, mit einer schweren Darmgrippe im Bett lag.

Der Barkeeper gab später zu Protokoll, daß Herr Friedburger und seine Kollegen nach mehreren Runden, die auf das Konto des Unbekannten gingen, mit diesem gemeinsam die Kneipe verließen. Es ist ansonsten relativ wenig über den weiteren Verlauf des Abends bekannt, nicht zuletzt deswegen, weil sämtliche Kollegen von Herrn Friedburger eine Woche später bei dem rätselhaften Versuch, gefesselt durch den Rhein zu schwimmen, ertranken. Der Autopsie nach wiesen alle hohe Konzentrationen von LSD in ihrem Blut auf, so daß anzunehmen ist, daß sie nicht wußten, was sie taten. Tatsache ist aber, daß Herr Friedburger wenige Tage nach dem besagten Abend sein Arbeitsverhältnis mit der GOETZE AG kündigte, seine Frau und Kinder verließ und kontinuierlich seinen Wohnort wechselt. Über das Motiv für sein Untertauchen wird viel spekuliert. Der Behauptung, er leide an Verfolgungswahn, begegnet er Augenzeugen zufolge mit den für die Sturrheit jener empfindlichen Menschen typischen Worten: “Nur weil ihr nicht paranoid seid, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht auch hinter euch her sind“.

Als den wahrscheinlichsten Grund für das rege Interesse der Bahndamm Illuminati an Herrn Friedburger vermutet man eine unzensierte Ausgabe Jan van Heslings “Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert”, welche ihm 1997 auf einem Familienausflug nach Ingolstadt während eines Stadtbummels von einem unbekannten neapolitanisch wirkenden Mann auf der Flucht zugesteckt wurde.

Es folgt nun ein Auszug aus dem Brief, mit dem sich Herr Friedburger aus dem gesellschaftlichen Leben verabschiedete:

“Sie geben sich nicht zufrieden mit negativen Gehorsam, auch nicht mit der kriecherischsten Unterwerfung. Wenn du dich am Ende beugst, so soll es ihrem Willen nach freiwillig geschehen. Sie vernichten ihre Gegener nicht, weil sie ihnen Widerstand leisten. Vielmehr bekehren sie sie, bemächtigen sich ihrer geheimsten Gedanken und fangen an, sie umzuformen. Sie brennen alles Gewesene und Persönliche aus ihnen heraus; sie ziehen sie auf ihre Seite, nicht nur dem Anschein nach, sondern tatsächlich, mit Herz und Seele. Sie machen sie zu den Ihrigen, ehe sie sie töten.”

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