|  
      
     | 
     
         
     | 
     
       Übersicht: 
        Standpunkt 
        Böse Menschen müssen eingesperrt werden! 
        Was ist mit den ganzen MörderInnen, die machen 
        mir doch Angst? 
        Gefängnisstrafen wirken abschreckend. 
        Knast macht aus VerbrecherInnen wieder richtige Menschen. 
        Aber wenn es keine Strafen mehr gäbe, würden 
        doch viele Leute aus Spaß Straftaten begehen?
        | 
  
     
       siehe 
        auch: "AusländerInnen sind krimineller" 
        auf der "Argumente fürAusländerInnen" 
        Seite 
       Standpunkt: 
        Wenn wir sagen, dass Gefängnisse abgeschafft werden sollten, denken 
        viele Leute "was für eine absurde und unmögliche Idee". 
        Wo kämen wir denn hin? Alle VerbrecherInnen auf freien Fuß 
        lassen? Dann wäre mensch ja gar nicht mehr sicher. Darüber braucht 
        mensch ja gar nicht diskutieren, dass Gefängnisse notwendig sind. 
        Doch, wir sollten darüber diskutieren! Denn die VerbrecherInnen frei 
        laufen zu lassen, ist nicht die einzige Alternative. 
        "Das 
        Gefühl, es explodiert einem der Kopf. 
        Das Gefühl, die Schädeldecke müßte eigentlich zerreißen, 
        abplatzen. 
        Das Gefühl, es würde einem das Rückenmark ins Gehirn gepreßt... 
        Das Gefühl, die Zelle fährt. Man wacht auf, macht die Augen 
        auf: die Zelle fährt, nachmittags, wenn die Sonne reinscheint, bleibt 
        sie plötzlich stehen. Man kann das Gefühl des Fahrens nicht 
        absetzen... 
        Rasende Aggressivität, für die es kein Ventil gibt. Das ist 
        das schlimmste. Klares Bewußtsein, daß man keine Überlebenschancen 
        hat. Völliges Scheitern, das zu vermitteln. Besuche hinterlassen 
        nichts. Eine halbe Stunde danach kann man nur noch mechanisch rekonstruieren, 
        ob der Besuch heute oder vorige Woche war. 
        Einmal in der Woche baden dagegen bedeutet: einen Moment auftauen, erholen 
        - hält auch für ein paar Stunden an - Das Gefühl, Zeit 
        und Raum sind ineinander verschachtelt..." 
        Ulrike 
        Meinhof (1934-1976), RAF-Terorristin, über die "stille Abteilung" 
        der Vollzugsanstalt Ossendorf, in der sie fast völlig akustisch isoliert 
        war.
        Argument: 
        Böse Menschen müssen eingesperrt werden! 
        Gegenargument: Niemand ist als VerbrecherIn geboren worden. Niemand 
        wurde als irgend etwas geboren, das Leben, die Gesellschaft und die Mitmenschen 
        haben jeden Menschen zu dem gemacht, was er ist. Und wenn ein Mensch zum 
        Beispiel eine Bank ausraubt oder einer Oma die Handtasche klaut, dann 
        ist das höchstwahrscheinlich, weil er/sie Geld braucht oder meint, 
        welches zu brauchen. Aber warum meint er das? Das liegt sicher nicht daran, 
        daß er/sie von Natur aus ein geldgieriger Mensch ist. Vielleicht 
        hat ihn/sie die Gesellschaft, in der nichts ohne Geld geht, dazu gemacht, 
        oder er/sie hat vielleicht gar nichts und will sich endlich mal irgendwas 
        kaufen. Auch das liegt an der Gesellschaft und am System, dass es Menschen 
        gibt, die gar nichts haben und andere, die mehr oder auch viel mehr haben. 
        Die beste Methode, zu verhindern, dass es zu solchen Verbrechen kommt, 
        wäre natürlich, das System so zu ändern, dass es niemandem 
        mehr schlecht geht. Wir müssten versuchen, die Leute dazu zu bringen, 
        zu verstehen, dass Geld nicht das Wichtigste ist. Wenn sie dann trotzdem 
        alles hätten, was sie bräuchten, dann wäre es in Ordnung 
        und es würde keine Verbrechen dieser Art mehr geben.
        Argument: 
        Was ist mit den ganzen MörderInnen, die machen mir doch Angst? 
        Gegenargument: MörderInnen bringen normalerweise nicht einfach 
        irgendwen um, sondern Leute, auf die sie zum Beispiel eifersüchtig 
        oder mit denen sie im Streit sind. Wenn das System nicht so messerscharf 
         und die ganze Konkurrenz nicht so groß wäre, dann gäbe 
        es all diesen Streit nicht. Außerdem würden die Leute nicht 
        mehr einfach durchdrehen, weil sie das Leben einfach nicht mehr ertragen 
        können. Das passiert heute ziemlich häufig und genervte Leute, 
        die ihre Ziele einfach nicht erreichen können und dann auch noch 
        überall runtergemacht werden, rasten schon mal leicht aus und dann 
        werden sie als verrückt abgestempelt und ins Gefängnis oder 
        in die Irrenanstalt geschickt. Aber das ist nicht richtig. 
        Vielleicht sollte mensch mal versuchen, die Gründe zu finden, warum 
        jemand verrückt geworden ist oder vielleicht Amok gelaufen ist. Mensch 
        sollte keinen Menschen wie eineN VerrückteN behandeln, denn die ganze 
        Welt ist verrückt. Menschen, die das Gesetz gebrochen haben, sollten 
        in eine Therapie, nicht ins Gefängnis. Mensch sollte sie auf jeden 
        Fall nicht wie Verbrecher behandeln, sondern wie Menschen. Und nach der 
        Therapie sollte mensch sie wieder frei lassen, damit sie beweisen können, 
        dass sie auch in der Welt leben können. In Gefängnissen ändert 
        niemand seine Meinung. Es werden höchstens Pläne gemacht, wie 
        mensch beim nächsten Mal vorsichtiger sein kann und nicht erwischt 
        wird. Und dann, wenn die Leute wieder raus kommen, haben sie eine riesige 
        Wut auf die Polizei, auf die GefängniswärterInnen, auf die ganze 
        Welt, dass sie dieser bestimmt nichts Gutes tun. Kaum einE GefangeneR 
        sieht im Gefängnis ein, dass sein/ihr Verbrechen nicht gut war. Dadurch 
        ändert er/sie sich nicht wirklich! 
        Zu bedenken sind auch die unterschiedlichen Gründe für Morde, 
        Vergewaltigungen oder andere Körperverletzungen. Zum einen ist das 
        ein Streit zwischen zwei oder mehreren sich kennenden Personen, in dem 
        eineR seine Gefühle nicht kontrollieren kann. Eine Straftat ist dann 
        schnell geschehen, aber erstens ist das dann meist eine Affekthandlung 
        (siehe unten), die nie wieder geschehen wird. Außerdem handelt es 
        sich "nur" um eine Auseinandersetzung dieser Personen, die keinen weiter 
        gefährden. Ein anderer Grund kann das zwingende, krankhafte Verlangen 
        sein, jemanden zu töten oder sexuell zu missbrauchen. Letzteres kann 
        inzwischen mit ärztlicher Kontrolle und Medikation in Schach gehalten 
        werden. Das erfordert aber auch ein gewisses Maß an Toleranz der 
        Umwelt, da sich viele nicht trauen, sich als solche zu bekennen. Außerdem 
        ist zu bedenken, dass nicht alle StraftäterInnen gefasst werden, 
        sie also sowieso frei herumlaufen.
        Argument: 
        Gefängnisstrafen wirken abschreckend! 
        Gegenargument: Die abschreckende Wirkung eines Gefängnisses 
        ändert sich nicht, sei es nun eine Gefängnisstrafe von einem 
        oder zehn Jahren. Außerdem ist der ursprüngliche Sinn des Justizapparates 
        nicht Rache und Vergeltung, sondern Gerechtigkeit, wie der Name Justiz 
        (griechisch von Gerechtigkeit) schon impliziert. Ist es gerecht, für 
        einen Einbruch, der keinem körperlich geschadet hat, selber physische 
        Strafe zu bekommen in Form eines Freiheitsentzuges? 
        Bei vielen Taten, die aus einer Affekthandlung entstanden sind (z.B. Drogen, 
        Medikamente usw.) hilft eine Abschreckung auch nichts, da die TäterIn 
        die Tat unter normalen Umständen nie begangen hätten. Wenn sie 
        aber unter der Droge oder sonstiger Einwirkung stehen, wird sie auch die 
        Aussicht auf eine Gefängnisstrafe nicht abhalten, die gewünschte 
        Tat zu begehen.
        Argument: 
        Knast macht aus Verbrechern wieder richtige Menschen! 
        Gegenargument: Das ist im großen und ganzen falsch. Viele 
        "Kleinkriminelle" werden erst im Gefängnis richtig kriminell, bekommen 
        neue Kontakte und Erfahrungen. Außerdem werden ihnen durch einen 
        Gefängnisaufenthalt viele Chancen verbaut. Sie werden gesellschaftlich 
        isoliert, verlieren ihre Arbeit, nicht selten auch die Wohnung und Familie. 
        Das ist garantiert nicht sehr hilfreich bei der Wiedereingliederung in 
        der Gesellschaft. 
        Argument: 
        Aber wenn es keine Strafen mehr gäbe, würden doch viele Leute 
        aus Langeweile oder so Straftaten begehen. 
        Gegenargument: Das Problem hier ist eher, wieso jemand soviel Langeweile 
        haben kann, dass er seine Hemmschwelle zum Töten, Morden oder Stehlen 
        überschreitet. Das kann zum einen sein, weil es nicht genug (preisgünstige) 
        Freizeitangebote gibt und zum anderen, dass die Hemmschwelle schon merklich 
        gesunken ist. Das ist oft die Folge von falschen und überhöhtem 
        Fernsehkonsum, schlechtem Vorbild der Eltern und so weiter. Um in diesem 
        Bereich etwas zu verändern, müsste bei der Erziehung der Kinder 
        angefangen werden, ihnen beigebracht werden, dass jeder Mensch gleich 
        ist.
      |