Kleine Einführung in die Wappenkunde


(Copyright: Josef Ramsperger)

Wappen im eigentlichen Sinne gibt es etwa seit dem 12. Jahrhundert. Sie waren Erkennungszeichen von Einzelpersonen oder später auch von ganzen Familien. Das Wort Wappen stammt von dem Wort "WAFFEN" ab. Dies erklärt sich daher, dass die Ritter ihre Erkennungszeichen (Wappen) auf den WAFFEN abgebildet hatten. Hauptsächlich waren die Wappen auf den Schilden angebracht (Einzahl: DER Schild, nicht DAS Schild). Bei der Blasonierung (Wappenbeschreibung) sind die Seiten rechts und links vertauscht, da aus der Sicht des Schildträgers -also von hinten- beschrieben wird.

Durch die unterschiedlichen Wappen konnten die Ritter im Kampf zwischen Freunden und Feinden unterscheiden, da sie unter ihrer schweren Rüstung nur schwer zu identifizieren waren. Auf den Helmen hatten sie eine sogenannte Helmzier (Helmkleinod) angebracht. Diese Kennzeichnung der einzelnen Ritter war jedoch nur in der Zeit anzutreffen, als sie noch in den Kreuzzügen kämpften oder wenn sie auf Ritter-Turnieren ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wollten.

Bei diesen Ritterturnieren war ein Organisator, der sogenannte "HEROLD". Daher der Begriff HERALDIK. Dieser Herold war Kenner der einzelnen Wappen und überprüfte die Turnierfähigkeit der Ritter. Später, als es keine Turniere mehr gab, benutzten die Ritter und andere Leute ihre Wappen, um ihr Eigentum zu kennzeichnen. So wurde das Wappen auf Pferdedecken, Möbeln, Bettwäsche, Besteck usw. angebracht.

Bei den Ritterhelmen (die auch zum Familienwappen gehören), gab es verschiedene Formen, je nach Jahrhundert und Stand des Helmträgers. Die erste Helmform war der oben flache Topfhelm (12. Jahrhundert), darauf folgte der Kübelhelm (13. u. 14 Jahrhundert). Die verbreitetsten Helme waren jedoch der Stech- und der Bügelhelm. Wobei früher darauf geachtet wurde, dass der Stechhelm nur von Bürgerlichen verwendet wurde, während die Adligen den Bügelhelm für sich beanspruchten.

Wichtige Bestandteile eines Familienwappens:

- Schild - Helm - Helmdecke - Helmwulst oder Helmkrone - Helmzier
Die Helmdecke war ursprünglich eine Art Tuch am Helm zum Schutz vor der Sonne.

Es gab eine Regelung, wonach ein Wappen auf eine bestimmte Entfernung (200 Fuß) zweifelsfrei zu identifizieren sein musste. Deshalb galt und gilt auch heute noch der Grundsatz der Wappen- Einfachheit. Das heißt, daß der Schild nicht mit zu vielen Dingen überladen werden sollte.


Wappenfarben (Tinkturen)

silber gold
rot schwarz blau grün

Silber und Gold sind Metalle, Rot, Schwarz, Blau und Grün sind Farben. Im Wappenwesen werden heute im wesentlichen (zumindest im deutschsprachigen Bereich) nur noch obenstehende Tinkturen verwendet. Trotzdem gab es auch noch andere, z.B. Purpur und ähnliche.

Eine weitere wichtige Regel bei der Wappengestaltung besagt, dass niemals METALL auf METALL bzw. FARBE auf FARBE zu stehen kommen soll. Beispiel: Der Schild ist schwarz. Der Wappenstifter (derjenige, der ein Wappen neu annehmen will) möchte jetzt in das schwarze Feld ein Kreuz reinzeichnen lassen). Dieses Kreuz könnte jetzt nur GOLD oder SILBER sein, da die Feldfarbe eine Farbe (schwarz) ist.


Fragen und Antworten:

Wer darf ein Wappen neu annehmen? Jeder.
Sollte man vor der Neuannahme erst nach einem alten überkommenen Wappen suchen? Ja.
Mein Name ist Müller und ich habe in einem alten Wappenbuch ein Müller-Wappen gefunden. Darf ich dieses Wappen führen? Nur dann, wenn Sie von einem berechtigten Träger dieses Wappens in direkter, männlicher Linie abstammen.
Wie kann ich das feststellen? Durch Familienforschung: Angehörige befragen, bei Standes- und Pfarrämtern nachforschen. Aus den gewonnen Daten eine Ahnenliste erstellen. Danach prüfen, ob eine direkte Verbindung zu einem Wappenträger besteht. Evt. Mitglied in einem genealogischen Verein werden.
Durften oder dürfen nur Adlige Wappen führen? Nein, auch Bürgerliche durften und dürfen Wappen führen. Die Adligen machten jedoch schon immer mehr Gebrauch von diesem Recht.
Worauf sollte ich bei einem Neu-Wappenentwurf achten? Daß es den heraldischen Regeln entspricht. Daß es in einer seriösen Wappenrolle registriert wird. Daß es evt. einen Bezug zur Familiengeschichte hat (z.B. ein redendes Wappen, Name Hirsch und Hirsch im Wappenbild, dies muß aber nicht sein).
Literaturtips zum Thema Heraldik (und Genealogie)? Eine Literaturliste für Wappen- und Ahnenforscher finden Sie hier.

Ich hoffe, dass durch diese kleine Einführung in die Wappenkunde der Schleier des Geheimnisvollen etwas gelüftet wurde. Selbstverständlich erhebt dieser Text keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit usw.


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