Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

3. Sonntag in Advent, 13. Dezember 1998

Jesaja 35:1-10

"Auf, auf, ihr Reichsgenossen, eur König kommt heran"

von Pastor Timothy H. Bülow

Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. 2 Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unsres Gottes. 3 Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Saget den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« 5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 6 Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 8 Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 10 Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.

Liebe Freunde in Christus. Das Alte Testament erzählt uns die Geschichte Israels. Im Neuen Testament werden wir gelehrt von ihrem Beispiel zu lernen. In einer Weise, dann, dient Israels Geschichte wie ein Gleichnis: das ist, eine irdische Geschichte mit einer himmlischen Bedeutung. In Jesajas Buch, sind Prophezeiungen oft wie die berühmte russische Schichtpuppe. Es gibt verschiedene Schichte der Bedeutung—mehrere Schichte der Erfüllung. Es gibt zuerst die Erfüllung für die alte Israeliten. Es gibt die Erfüllung in der ersten Ankunft des Christus als unser Erlöser. Letztlich gibt es die Enderfüllung in Jesu Wiederkunft das Erdreich zu richten, und uns mit ihm zum Himmel zu nehmen. Diese mehreren Bedeutungen kommen zusammen als wir jedes Jahr Advent und den heiligen Christtag feiern. Die werden summiert in den Advents und Weihnachtslieder wir singen. Heute wollen wir diese Jesajas Prophezeiung betrachten, unter dem Thema: „Auf, auf, ihr Reichsgenossen, eur König kommt heran".

1. Auf, ihr betrübten Herzen

Auf ihr betrübten Herzen

Der König ist gar nah;

Hinweg all Angst und Schmerzen,

der Helfer ist Schon da.

Israel war betrübt. Sie waren im Exil, weit von ihrer Heimat, im fernen, heidnischen Babylon. Hör die schmerzliche Worte des 137ten. Psalms zu: An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. Unsere Harfen hängten wir an die Weiden dort im Lande. Denn die uns gefangen hielten, hießen uns dort singen und in unserm Heulen fröhlich sein: »Singet uns ein Lied von Zion!« Wie könnten wir des Herrn Lied singen in fremdem Lande?

Wir kennen ihre Schmerzen. Manchmal sind wir zu traurig zu singen, als wir im Exil in diesem einsamen fremden Land sitzen, und uns sehnen nach unserem richtigen Heim. Wir sind auch gefangengenommen. Genau wie die Sünden der Vätern die Gefangenschaft von Israel verursachte, so sind wir auch in Gefangenschaft geboren wegen der Sünde unserer ersten Eltern. So lange wir mit Sünde und Mit Satans Versuchung noch leben müssen, werden wir betrübte Herzen haben. Wir sind betrübt wenn wir den Tod eines Beliebten erleben müssen. So ist das in diesem fremden Land. Wir werden betrübt wegen unzählbarer Leiden, von der Sünde verursacht. So war es nicht in der echten Heimat unserer ersten Eltern.

Aber der Herr wird kommen uns zu retten:

2. Er will euch Hilf erweisen, ja dämpfen gar den Tod.

Auf, auf ihr Vielgeplagten, der König ist nicht fern;

Der Herr will in der Not mit reichem Trost euch speisen,

Er will euch Hilf erweisen, ja dämpfen gar den Tod.

Gottes Wort seinen Kindern in Babylon war eine Freudenbotschaft. Sie würden nicht immer da bleiben. Sie waren nicht hilflose Opfer ohne Hoffnung. Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Saget den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.«

Gott würde Israels Fänger vernichten. Das Babylonische Reich würde schnell und entscheidend in einer Nacht aufhören, als der besoffene König in seinem Schlaf getötet wurde von Attentäter der Meden und Persern. Aber es gibt mehr in dieser Prophezeiung.

Diese Worte wurden nicht nur für sie geschrieben, sondern auch für uns. Unsere Gefangenschaft unter Sünde und Satan würde genau so schnell aufhören, an dem Tag der Karfreitag heißt, da Jesus dem Satan den Kopf zertreten würde. Das Reich dieser Welt wird dadurch in „das ewige Reich unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" verwandelt werden.

»Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« Er hat uns Hilf erwiesen, ja gar den Tod gedämpft. Satan ist schon besiegt. An dem kommenden Tag des Herrn wird er, zusammen mit all seinen Helfern offen erniedrigt werden und in die ewige Verdammnis gesandt werden, während Gottes Freunde werden vor aller Welt endlich geehrt werden und ihren Lohn bekommen.

3. Er öffnet uns die Bahn nach Himmel

So hier sind wir, unser Erzfeind, der Teufel, hat den Schlüsselkampf des Kriegs verloren. Er kann nicht mehr gewinnen. Aber wie kommen wir gut Heim?

Nach der Babylonische König getötet wurde, dauerte es noch eine Weile vor dem Zurückgehen nach Jerusalem organisiert wurde. Der neue König, der König Persiens—Kores oder Kyrus—mußte zuerst das Dekret geben, daß die Israeliter frei waren ihrer Heimat zurückzukehren. Gott würde bildlich eine Bahn bauen in der Wüste von Babylon nach Jerusalem. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 8 Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird.

Was für einen Tag, da diese neue Bahn nach Jerusalem endlich voller Leute war! Es war wie wenn eine neue Autobahn endlich nach vielen Jahren eröffnet wird. Die Kinder Israels könnten endlich die lange Reise nach Hause beginnen.

Aber wie die russische Schichtpuppe, gibt es noch eine andere Geschichte hier. Die Eröffnung der neuen Bahn nach Jerusalem war ein Bild von der Bahn die Gott uns nach der himmlischen Jerusalem außer unsrem Exil in dieser Welt bauen würde. Gott begann die Bau dieser Bahn als sein Sohn zu Bethlehem geboren wurde, und sie wurde fertig mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen.

Nicht jeder Jude kam von der Gefangenschaft zurück. Keiner der Gott abgelehnt hatte ist zurückgekommen. Keiner der sich bequem in Babylon gemacht hatte ging mit. Die Leute, die nach der 70-jährigen Gefangenschaft wiederkamen waren ein heiliges Volk—ein Volk dem Herrn ganz und gar gewidmet. Gott sandte Juda ins Exil und da „reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken" (Titus 2:14b).

Wir, die wir auf der Bahn nach himmlischer Jerusalem gehen, sind auch gereinigt worden. Wir sind durch den Glauben an Jesu vollkommenes Leben und seinen unschuldigen Tod gereinigt worden. Keiner der diese Welt liebt wird den Weg zum Himmel gehen. Gott selbst aussiebt die Heuchler, genau wie er dem Israel in Babylon getan hatte. Der Prophet Maleachi vorhersagte es alles: Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr Zebaoth. 2 Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher. 3 Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen, er wird die Söhne Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Opfer bringen in Gerechtigkeit, 4 und es wird dem Herrn wohlgefallen das Opfer Judas und Jerusalems wie vormals und vor langen Jahren.

Christus hat die Bahn nach Himmel eröffnet für alle. Er hat uns gereinigt durch das Blut seines Sohnes und wir alle —und nur wir, die nach dieser besseren Heimat uns sehnen—gehen auf diesem Weg.

4. Die Erlöseten des Herrn werden wiederkommen

Als die im Exil lebende ihre Heimkehr begannen, war es eine große Freudenzeit. Aber es war eine schwere Reise, mit schweren, langen Tagen als sie viele Monate durch die Wüste reisten. Was für einen wunderbaren Tag es gewesen sein muß, als sie, zusammen mit Esra dem Priester, ihrem Leiter, endlich an Jerusalem gekommen waren.

Ihre festliche Ankunft da ist ein Bild des phantastischen Tages, da wir endlich unser Reiseziel erreichen werden. Ich meine die neue, himmlische Jerusalem. Gewiß ist die Reise lang und schwer, sondern es mehr als lohnt sich, denn wir werden in einem Augenblick alle Sorgen und Leiden vergessen, wegen der übertreffenden Freude.

Unser Text schließt mit einer Beschreibung jenes Tages:

Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.

Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott ich wär in dir.

Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat, und ist nicht mehr bei mir.

Weit über Berg und Thale, weit über blaches Feld,

Schwingt es sich über alle, und eilt aus dieser Welt.

O schöner Tag und noch viel schönre Stund,

wann wirst du kommen schier,

da ich mit Lust, mit freiem Freudenmund

die Seele geb von mir

in Gottes treue Hände, zum auserwählten Pfand,

daß sie mit Heil anlände in jenem Vaterland.

Erinnerst du dich der russischen Schichtpuppe? Paulus schrieb: Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. (Röm. 15:4) Und Jesus sagte: Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt. (Joh. 5:39)

Jesaja vorhersagte eine Zeit, da der Herr selbst eine neue Bahn in der Wüste eröffnen würde, da die Erlösten des Herrn wiederkommen würden von Babylon nach Jerusalem. Sie würde eine schwere Reise sein, sondern die Freude nach der Ankunft würde so groß sein, daß sie alle Sorgen vergessen würden. Gleichzeitig beschrieb Jesaja eine noch größere Wahrheit. Der Herr selbst würde zu dieser Erde, zu unserem Land des Exils, niederkommen eine Bahn für uns zu bauen nach Himmel, nachdem er unseren Fänger getötet hatte. Unsere Reise ist auch schwer, aber wir werden auch all Mühe und Sorge und Schmerzen vergessen an dem Tag da wir in unsere Heimat ankommen. Die Schrift verheißt ein himmlisches Fest in der Luft, da all die wahre Israeliten wiedervereinigt werden. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. (1 Thess. 4:17)

Verstehst du die Doppelbedeutung von Advent? Wir zelebrieren die Zeit da Gott sein großes Bauprojekt begann. Gleichzeitig bedenken wir die kommende Zeit da wir in unsere neue Heimat ankommen. Mit dieser Hoffnung, können wir dennoch singen, auch da wir noch auf der Bahn sind:

So lauft mit schnellen Schritten, den König zu besehn,

Dieweil er kommt geritten, stark, herrlich, sanft und schön;

Nun tretet all heran, den Heiland zu begrüßen,

Der alles Kreuz versüßen und uns erlösen kann.

Amen.