Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

5. Sonntag nach Epiphanias, 7. Februar 1999

Jesaja 58:5-9a

"Im Lichte wandeln ist mehr als 'Religion'"

von Pastor Timothy H. Bülow

Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen läßt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat? 6 Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Laß los, die du mit Unrecht gebunden hast, laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! 7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! 8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. 9 Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.

Liebe Gemeinde:

„Er ist so religiös. Jede Woche sehe ich ihn zur Kirche gehen". Hast du je gehört jemand so besprochen? Ich wäre der letzte jemand zu kritisieren, daß er jede Woche zum Gottesdienst kommt, das versteht ihr. Sondern religiös zu sein bedeutet etwas mehr. „Im Licht zu wandeln" oder Christ zu sein ist mehr als „Religion".

Wenn es um Religion geht, urteilen Leute oft mit den eigenen Ideen. Einigen bedeutet „religiös sein" daß man nicht raucht oder trinkt oder tanzt. Anderen bedeutet es daß man nie schwört. Noch anderen bedeutet es das man jeden Tag mit einer großen Bibel herumgeht.

Einige Sachen verbleiben immer gleich. Zu Jesu Zeit, sahen die Pharisäer religiös aus wegen ihrer besonderen Umhängetücher, ihrer Fasten, und daß sie oft im offen an der Straßenecke beteten. Noch früher, vor noch 700 Jahren, findet man die gleiche falsche Urteilen über was religiös heißt. Ihr habt oft von der Rebellion der Israeliten gegen Gott zu Jesajas Zeit gehört. Aber das bedeutet nicht daß sie nicht religiös waren. Das gerade Gegenteil. Einige ihrer schlimmsten Sünden waren religiöse Sünden.

Die gleiche Gefahr droht uns noch heute. Wenn Satan uns nicht von den Gottesdiensten zurückhalten kann, dann versucht er uns unsre Anbetung ohne wahren Glauben zu machen. Dies was das Problem Gott sandte Jesaja in unsrem Text zu behandeln. Seine Botschaft war aber nicht nur für sie, sondern auch für uns. Niemand kann Gott mit falscher Frömmigkeit betrügen. „Im Lichte zu Wandeln ist mehr als ‚Religion‘"—viel mehr!

1. Gott verdammt falsche Frömmigkeit

Früher in der gleichen Kaptitel, hören wir der Leute Klage, daß Gott keine Beachtung ihrer äußerlichen Frömmigkeit schenkte. »Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst’s nicht wissen?« Sondern niemand betrügt Gott. Seine Antwort? Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie begehren, daß Gott sich nahe. Sondern was taten sie wirklich? Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen läßt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat?

Heuchelei hieß es damals. So heißt es noch heute. Doch waren sie religiös. Gläubig waren sie aber nicht. Sie waren Nichtchristen. Keine Absicht hatten sie sich zu verändern. Der allmächtige Shekel blieb ihr Gott. Und ihre bösen Taten waren nur das sichtbare Zeichen des großen Problems in ihren Herzen. Sie liebten Gott nicht über alles anderes. Sie liebten ihn überhaupt nicht. Er war ihnen nur noch einer Kunde in ihrem Geschäft. „Gott, ich gebe dir einige Zeremonien im Austausch gegen Wohlstand und Schutz". Gib mir deinen Preis, Gott. Laßt uns feilschen." Wie furchtbar gotteslästerlich!

Und was tun wir? Wir sind hier heute in der Kirche—und hier sollen wir tatsächlich sein. Aber ist es nur Scheinheiligkeit? Spiegelt es die wahre Religion in unsren Herzen? Zeigen unsre Leben die Woche durchaus die gleiche Interesse an Frömmigkeit? Oder gehen wir aus der Kirche nach dem Gottesdienst und sofort wieder das Schimpfen und Verleumdung anfangen? Lassen wir die Vorlesungen rutschen in das eine Ohr und dann sofort aus dem anderen rinnen, und dann nie wieder eine Bibel rühren bis den nächsten Sonntag. Denken wir „schöne Predigt" und dann nicht Gottes Mahnung zu Herze nehmen? Nach zehn Tagen beginnen wir die Fastenzeit. Was für eine Fastenzeit wird es für dich sein? Eine Zeit für Buße?

Gott interessiert sich für das, was in unsren Herzen ist. Er erwartet nicht Entschuldigungen. Seine Forderungen bleiben. Gott will Buße und Glauben in unseren Herzen sehen, und das echte christliche Leben das daraus fließt. „Gott gegen dich und dich allein habe ich gesündigt—mehr als ich je wissen kann, nicht nur mit Taten, Worten und Gedanken, sondern auch indem ich nicht getan habe was ich sollte. Vergib mir meine Schuld, um Jesu Blutes willen, und gib mir die Kraft gegen Versuchung und gegen meine natürlich Faulheit gegen gute Werken zu kämpfen. Gib mir die Stärke dein Wille zu tun".

Es war das, das Gott von Israel erwartete. Er erwartet noch dasselbe von uns heute. „Im Lichte zu wandeln ist mehr als ‚Religion‘"—viel mehr!

2. Wahres christliches Leben

Gott zurückließ kein Mysterium über seine Erwartungen von seinem Volk. Wir kennen alle, wovon er uns verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat: von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels. Oft aber vergessen wir wozu er uns erworben und gewonnen hat: damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebt und regiert in Ewigkeit.

Gott wußte wie kläglich schlecht die Israeliten ihm zu dienen versäumten. Sie durchfielen, indem daß sie ihren Mitmenschen nicht liebten. Was hatte Gott von ihnen erwartet? Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Laß los, die du mit Unrecht gebunden hast, laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! 7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Aber solches kann nur von einem wahren Herzen kommen, von einem Gott durch den Glauben gewidmetem Herzen, wie das Herz dafür David betete, als er die Worten schrieb die wir so oft singen: „Schaffe in mir ein reines Herz, O Gott, und gib mir einen neuen, beständigen Geist."

Was Gott von uns heute erwartet ist weder anders, noch weniger. Die alttestamentliche Vorlesung letzte Woche summierte es so gut: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6:8)

Alles beginnt mit dem „demütig sein vor Gott". Es ist kein bloßer Zufall, daß die erste Tafel des Gesetztes mit unsrem Verhältnis zu Gott zu tun hat. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt." Wenn das unsere vornehmste Priorität ist, dann wird das Rest leicht. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Es ist leicht, sage ich, weil in unsren Nächsten wir die Gelegenheit Christus selbst zu dienen sehen. Jesus wird uns am jüngsten Tag erinnern: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Mat 25:40)

Wann war das letzte Mal du jemand Hungrig gesehen hast, oder „im Elend" oder „ohne Obdach", oder Rats- oder Ermunterung- oder Hilfsbedürftig? Jesus will daß wir sehen, suchen und helfen.

Hast du einige Ideen bekommen für die Fastenzeit. Das hoffe ich. Ja, ich hoffe du Ideen kriegst für heute, morgen und das Rest des Lebens. „Im Lichte zu Wandeln ist mehr als ‚Religion‘" Es geht um das Selbstopfern. Der große Apostel Pauls selbst schrieb: „Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst." (Röm. 12:1)

Verrückt! Dumm! Fremd! Ja, einige heißen es vielleicht so. Gewiß wird der alte, sündhafte Adam in dir es so heißen. Aber was weiß er, außer weltlich gesinnt und böse sein?

Ja, aber anderen werden „eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen", wie Jesus in dem heutigen Evangelium sagt.

Meine Freunde, Gott hat uns zu einem Leben berufen, das fremd dieser Welt ist. Er hat uns berufen, jeden Tag zu leben, als ob wir auf dem Weg nach Himmel seien. Und das sind wir! Es scheint uns nur fremd, wenn wir gläuben, daß niemand für uns sorgen würde, wenn wir nicht es selber tun. O Ihr Kleingläubigen! Hör Gottes Versprechen:

1. Gottes Versprechen an wahren Christen

Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten.

Ist es nicht ein Paradox, daß Leute streben mit allen Kräften nach dem, was sie glauben ihnen Freude bringen wird, und dann, wenn sie es endlich haben, fühlen sie von innen ganz Leer? Andere haben endlich all ihre Finanzen in Ordnung, die Kinder sind aufgewachsen, sie lassen sich pensionieren, und dann plötzlich schwinden Kräfte und Gesundheit. Oder Leute streben nach Ruhm, und dann finden sich ganz allein mitten unter Leibwächter und Fotografen. Oder wir kaufen endlich das neue Spielzeug, sicher daß wir endlich glücklich sein werden, sondern das prickelnde Gefühl ist bald weg und wir erleben daß wir wirklich nicht Freude kaufen konnten jedenfalls.

Geld könnte nie kaufen, Selbstsucht könnte nie erzielen dem, was Gott denen verspricht die ihn über alles lieben, und den Nächsten wie sich selbst: nämlich wahren innerlichen Friede und Freude und Zufriedenheit. Das können wir haben, aber, wenn wir nur alles in Gottes Händen legen, und freilich für ihn und den nächsten leben. Wie die mittelöstliche Sonne, die schnell und hell und warm aufgeht wird unser Leben sein, sagt der Herr, und glühen vor der ganzen Welt. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten.

Dann wird…deine Gerechtigkeit vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. 9 Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wie er zwischen den Israeliten und den verfolgenden Ägyptern in ihren Streitwagen stand, so wird die hw"hy> dAbK., die Herrlichkeit des Herrn, die Feuer- und Wolkensäule uns vor und hinten stehen, und uns von jedem Übel schützen. Und er wird unser jedes Gebet hören und antworten! Das sind Gottes unwiderrufliche Versprechen seinen wahren Christen.

Gott gebe jedem von euch „in seiner Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi zu wachsen", auf daß wir ihn und die Wahrheit seiner Versprechen jeden Tag besser kennenlernen, jeden Tag allein für ihn leben, und immer noch in seinem Licht wandeln, und unter seiner Segensreichen Hand immer ruhen! Amen.