Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

Erscheinungsfest, 2. Januar 2000

 Matthäus 2:1-12

„Komm, siehe den Morgenstern, der über Bethlehem aufgeht!“

von Vikar Michael Paul Sullivan

 

Gnade und Friede vom unsern Herrn Jesus Christus. Amen. Unser heutiger Text finden wir im zweiten Kapitel des Evangeliums des Matthäus aufgezeichnet. Da lesen wir:

 

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten : 6 »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut 11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.  Das Herrn Wort.

 

Liebe Mitchristen,

 

Es werde Licht.  Wäre es nicht wunderbar gewesen, zu sehen, wie Gott das Licht schuf?  Es wäre herrlich gewesen, zu betrachten, wie das Licht das dunkle Weltall durchflutete.  Das Licht ist wahrscheinlich die wichtigste Kreatur überhaupt für die Welt und das Leben im allgemeinen.  Es hat ganz besondere Eigenschaften, z.B. das Licht bewegt sich ganz schnell.  Es durchdringt alles.  Es kann uns entweder sanft oder gewaltsam vom Schlaf erwecken.

 

Wenn wir an diese Eigenschaften des Lichts denken, wundert es uns nicht, daß Gott das Licht oft als eine Illustration benutzt.  David sagte, daß Gottes Wort ein Licht ist.  Jesus sagte, „Ich bin das Licht der Welt", und auch, daß wir Lichter in der Welt sind.  Daß Gottes Wort, Jesus selbst, und Christen Lichter genannt werden, ist sehr verständlich.  Jesus, unser Licht, hat uns vom geistlichen Tode erweckt.  Das Licht des göttlichen Wortes hat unser ganzes Leben durchdrungen.  Das Licht des Evangeliums leuchtet in der ganzen Welt, so daß wir sagen können, daß die Sonne über die Christenheit nie unter geht.

 

Heute feiern wir das Erscheinungsfest.  Wir werden gleich sehen, wie Gott seinen Sohn vor  Israel und der ganzen Welt als König, Gott und Heiland erscheinen ließ.   Vom Text her wissen wir daß das Licht des Evangeliums schon in anderen Ländern leuchtete.   Es ist eigentlich merkwürdig, daß Gott Heiden als Licht für die Juden benutzte, um ihnen zu offenbaren, daß ihr Heiland geboren war.  Gott hat das durch die Weisen aus dem Morgenland gemacht, wegen der Blindheit und Selbstzufriedenheit der Juden.  Mit den Weisen, dann, Komm, siehe den Morgenstern, der über Bethlehem aufgeht.  Folge sein Licht.  Bete ihn an, als deinen König, deinen Gott, und dein Sünopfer.

 

1)      Folge sein Licht.

 

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nachJerusalem.  Wer waren die Weisen?  Eigentlich kann Niemand ganz sicher sagen, wer sie waren und woher sie kamen.  Wir können vom Text her raten, daß die Weisen Sternforscher waren, weil unser Text darauf hin weißt, daß sie auf einen Stern warteten.  Es gibt zwei gute Vermutungen, woher die Weisen kamen.  Manche denken, daß sie aus Babylon kamen.  Vielleicht, als Daniel 600 Jahre früher das Oberhaupt der babylonischen Weisen war, hatte er auch den Heiden vom kommenden Heiland geweissagt.  Vielleicht wußten sie durch die Überlieferung vom solchen Weissagungen, daß der Heiland kommen sollte.  Babylon war 500 Meilen von Bethlehem entfernt.

 

Andere denken, daß die Weisen aus Saba kamen, wegen der Prophezeiung in Jesaia (die auch unsere erste Lesung war), die sagte: Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.  Wir wissen, daß die Königin von Saba den Salomo 950 Jahre früher besucht hat. Höchstwahrscheinlich hatte er ihr vom kommenden Messias erzählt.  Dann hatte sie wahrscheinlich auch ihren eigenen Leuten die wichtige Botschaft erzählt.  Saba ist heute das Land Jemen, das ungefähr 1500 Meilen südöstlich von Israel liegt, südlich von Saudi Arabien.

 

Ein anderes Geheimnis dieser Erzählung, ist die Aussage der Weisen: „Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten."   Es gibt keinen klaren Text im ganzen Alten Testament, der von einem Stern spricht, der bei der Geburt des Messias erscheinen sollte.  Vielleicht dachten die Weisen an den Spruch des Bileams, der sagte, Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel aller Söhne Sets.  Aber, auch in diesem Spruch handelt es sich eigentlich um den König David oder den Messias selbst, und nicht um einen Stern.  Aber irgend wie wußten die Weisen daß ein Stern erscheinen wurde, der sie zum Messias führen würde.

 

Generationen von Weisen haben sich während Jahrhunderten in einem heidnischen Lande auf den kommenden Heiland gefreut.  Als der besondere Stern im Himmel erschien, waren sie voller Freude, und sind gleich gegangen, um ihren Retter anzubeten.  Großer Glaube bewegte sie.

 

Niemand erwartete die Erscheinung der Weisen in Jerusalem.  Unangemeldet kamen Würdenträger wie sie nicht so oft nach Jerusalem.  Es war eine große Überraschung.  Die Weisen haben in der Stadt eine große Aufregung verursacht.  Wir können es uns vorstellen: Die Weisen gehen in den Straßen herum und fragen alle, „Wo ist der Messias?  Wir sind hunderte von Meilen gegangen, um den neugeborenen König der Juden anzubeten.  Wir haben sein Stern gesehen.  Wo ist euer König"?  Was für eine schreckliche Überraschung für die Weisen, daß die Juden selbst von der Geburt ihres eigenen Heilands nichts wußten.  Wir können uns die verblüfften Gesichter der Juden vorstellen !

 

Der König Herodes hat sich gefürchtet, als er hörte, daß eine Botschaft aus einem andern Lande den neugeborenen König der Juden anbeten wollte.  Herodes war ein Edomiter, und nicht ein Jude. Die Römer hatten ihn als König über die Juden gesetzt.  Er war sehr eifersüchtig.  Wir können ihn mit Stalin vergleichen.  Herodes hat seine eigenen Söhne umgebracht, weil er dachte, daß sie einen Putsch machen würden.  Jerusalem hatte Recht, Angst zu haben, als Herodes sich beunruhigte.  Sie wußten, wie leicht es ihm war, Blut zu vergießen.

 

Herodes ließ den Hohen Rat versammeln, um heraus zu finden, wo der Messias geboren werden sollte.  Schon schmiedete er Pläne, den Heiland umzubringen.  Die Schriftgelehrten des Hohen Rates haben gleich geantwortet.  Es ist merkwürdig daß sie überhaupt kein Interesse an der Nachricht von der Geburt des Messias hatten.  Sie wußten von den Weisen, daß sie gekommen waren, den Heiland anzubeten, aber die Mitglieder des Hohen Rates machten keine Bemühung, entweder mehr Information von der Nachricht heraus zu finden, oder den Heiland zu besuchen.  Es machte ihnen nichts aus.

 

Der Evangelist Johannes schrieb im ersten Kapitel seines Evangeliums: Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.   Der lang erwartete Messias ist gekommen, der, von dem alle Propheten weissagten, und den jeder Jude erwarten sollte.  Er kam, und sein eigenes Volk hat ihn nicht empfangen.  Wie viele Juden haben den Herrn Jesus bei seiner Geburt oder kurz danach angebetet?  Wir hören nur von den  Hirten, von Simeon und Anna.  Ich bin sicher, daß es doch mehr gab, aber von einer offiziellen  Delegation von Pharisäern, Schriftgelehrten, oder Führern der Juden ist nicht der Rede.  Sie wußten eigentlich nicht, daß der Heiland geboren war.  Aber heidnische Weisen, von einen ganz andern Land, die den Zugang zum Alten Testament und zum Tempel nicht hatten , wie die Juden, kamen Jesus anzubeten.  Sie warteten auf den kommenden Heiland und sahen die Zeichen seines Kommens.  Sie wußten, wie wir gleich sehen werden, genau wer dieses Kind war und was es machen würde.  Sie waren von Gottes Licht geleitet.

 

Wenn ich sage, daß sie von Gottes Licht geführt waren, meine ich nicht den Stern.  Das Licht, daß sie zum Morgen Stern geführt hat, ist dasselbe Licht, das uns fuhrt.  Es ist Gottes Wort.  Nur wegen Gottes Verheißung, verbunden mit dem Stern, sind sie hunderte von Meilen nach Jerusalem gegangen.  Der Glaube an Gottes Wort trieb sie, und brachte sie endlich zu Jesus selbst.

 

Gottes Licht (sein Wort) führt auch uns zu Jesus.  Gottes Licht hat uns unseren Sündenschmutz geoffenbart, und unsere Not für einen Heiland.  Gottes Licht hat uns auch die Liebe Gottes gezeigt, eine Liebe, die den Sohn Gottes in die Welt sandte, damit Er für unsere Sünden verspottet, angespieen, geschlagen, geprügelt, gepeitscht und durchbohrt würde.  Gottes Licht hat uns geoffenbart, wer der Heiland ist - nämlich Jesus - und was er noch weiter für uns tun wird.  Auch wenn ihr heute morgen nicht durch einen besonderen Stern zur Kirche geleitet wurdet, so hat doch das göttliche Licht, das vom Stern, der aus Jakob aufgegangen ist (nämlich der Herr Jesus selbst), euch alle durch den Glauben hier her geführt.  Lobt Gott dafür!  Lobt Gott, weil Er euch von der Selbstzufriedenheit, die die Juden verblendete, gerettet hat. Gott hat einem Jeden unter euch denselben Glauben gegeben, und dasselbe Licht, wodurch die Weisen geleitet wurden.  Kommt!  Seht den Morgenstern, der über Bethlehem aufgeht!  Folgt das Licht!  Betet ihn als euren König, Gott und euer Sünopfer an.

 

2)      Betet ihn als euren König, Gott und euer Sünopfer an

 

Unser Text sagt, daß die Weisen gekommen sind, Jesum anzubeten.  Das griechische Wort, das hier mit dem Wort „anbeten" verdeutscht ist, bezog sich ausschließlich auf die Anbetung der Gottheit.  Es wurde nie von gewöhnlichen Menschen gebraucht, nicht einmal von Königen oder Kaisern.  Das beweist, daß die Weisen genau wußten, wer dieses Kindlein zu Bethlehem war.  Sie wußten, daß  Es der eine, wahre, menschgewordene Gott war, der gekommen war, sie von ihren Sünden zu retten.

 

Nicht allein zeigt uns die Anbetung der Weisen, was sie von Jesu wußten, auch ihre Gaben sagen uns etwas. Gold, Weihrauch und Myrrhe sind doch seltsame Gaben für ein Kindlein, damals sowie auch heute. Aber sie brachten diese Gaben aus einem besonderen Grunde: diese Gaben zeigen uns, daß die Weisen genau wußten, wer dieses Kind war und was es tun würde.

 

Gold ist eine Gabe für einen König.  Mit dieser Gabe erkannten die Weisen dieses Kindlein als ihren König an.  Weihrauch war eine besondere Zugabe zu den Brandopfern im Tempel ein Bestandteil des besonderen Öls, womit die Priester geweiht wurden. Das Rezept für dieses Öl war so besonders, daß die Juden, laut des alt testamentlichen Gesetzes, dieses Rezept für eigenen Gebrauch nicht benutzen durften.  Der Weihrauch,  mit ihrer Anbetung verbunden, zeigte, daß sie dieses Kind als den wahren Gott und das Sünopfer für die Sünde erkannten.  Myrrhe war ein gewöhnliches Gewürz, das bei Beerdigungen gebraucht wurde.

 

Die Geschenke und die Anbetung der Weisen zeigen, daß sie Jesum als ihren König und Gott, und ihr vollkommenes Sünopfer für die Sünde erkannten.  Sie reisten hunderte von Meilen, nur um das Christkind kurz anzubeten.  Da sie nun den Heiland gesehen hatten, konnten sie mit Freude heimkehren, mit der Erkenntnis, daß Gott gekommen war, seine Verheißung, die Welt von der Sünde zu erlösen, zu erfüllen.

 

Die Weisen erkannten ihre Sünde und daß sie einen Heiland brauchten.  Diese Erkenntnis bewahrte sie vor Selbstzufriedenheit, und trieb sie, ständig nach dem Heiland zu schauen, der sie von der Sünde erretten würde.  Welch ein Beispiel für uns!

 

Viele heute, wie auch viele zur Zeit Jesus, erkennen ihr Heilsbedürfnis nicht.  In jedem Menschen steckt die natürliche Neigung, zu denken, daß wir unsere eigene Seligkeit schaffen können, und daß wir nicht SO böse sind.  Wir sind aber SO böse! Gottes Wort sagt, daß wir tot sind durch unsere Übertretungen und Sünden.  Tot!  Tote Leute können sich nicht selbst retten - das ist klar!  Nur wenn der Mensch erkennt, daß er geistlich tot ist und daß alle Hoffnung der Selbstrettung ausgeschlossen ist, wird er

gewahr, daß er einen Heiland und Retter braucht.  Wenn er diese Not und dieses Bedürfnis erkannt hat, flieht er nicht mehr vor Gottes Licht, sondern das Licht Gottes erfaßt ihn, weckt ihn auf und zeigt ihm den Heiland, Jesus Christus.

 

Das Licht des Morgensternes, Gottes Gesetz und Evangelium, erweckte die Weisen aus ihrem geistlichen Todeszustand.  Gottes Licht führte die Weisen zu ihrem  Heiland in Bethlehem. Gottes Licht erleuchtete sie mit der Erkenntnis dieses Kindes: Er ist ihr Gott, ihr König und ihr  Sünderheiland.  Geschieht es etwa anders mit uns?  Gottes Licht, Gesetz und Evangelium, hat uns von unserem geistlichen Tode auferweckt.  Gottes Licht hat uns mit der Erkenntnis des Heils und des Heilands erleuchtet.  Durch Gottes Licht kennen Jesus als unser einmaliges Sünopfer  und beten ihn als unseren ewigen Gott und König an.

 

Mit demselben Licht seines Wortes hat Gott euch heute hier her geleitet, daß ihr Jesum anbetet.  In demselben Geist der Freude, habt ihr Jesu Lob gesungen und zu ihm gebetet.  In demselben Geist der Dankbarkeit, werdet ihr gleich eure Gaben euerem König, Gott und Heiland darbringen. 

 

Ist es nicht wunderbar, daß Gott uns jeden Sonntag zur Kirche führt, wie Er die Weisen führte, daß wir daselbst seinen Sohn als unseren Heiland, König und Gott erkennen und anbeten?  Gott sei Dank für seine Liebe und sein Licht, die uns zu seiner Anbetung führen und bewegen.  Gott gebe, daß wir niemals das Licht des Morgensterns aus unserem Herzen verlieren und behüte uns vor fleischlicher Sicherheit und Selbstzufriedenheit. Amen.