Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

Zum Fest der Reformation, 31. Oktober 1999

Offenbarung 14:6,7

"Der Engel des ewigen Evangeliums"

von Pastor Timothy H. Bülow

 

Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern. 7 Und er sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!

Am 18. Februar, 1546 ist Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben in Sachsen gestorben, nach einem der berühmtesten Leben des vergangenen Jahrtausends. Soeben in Amerika, unter der säkularisierten Presse, wird Martin Luther dieses Jahr als der wichtigste Person des Jahrtausends genannt. Ein Paar Tage nach seinem Tod wurde er in der Schloßkirche in Wittenberg, unter dem Kanzel zur Ruhe gelegen. Es ist kein Wunder, daß der Prediger bei der Trauergottesdienst, Johannes Bugenhagen, diesen Text für seine Predigt gewählt hat. Luther ist ein Engel des ewigen Evangeliums gewesen, der laut und klar Jesu Einladung zum kostenlosen himmlischen Fest verkündigte.

1. Das ewige Evangelium hat immer ertönt

Das ewige Evangelium hat immer ertönt, durchaus die Geschichte der Welt, als der Engel des ewigen Evangeliums, das heißt, als Christi Boten durch die ganze Welt gegangen sind, und haben es verkündigt. Gott ließ es zuerst für Adam und Eva erschallen, als sie, gerade in die Sünde gefallen und dem Tod unterwarfen waren. Er versprach ihnen seinen Sohn, Jesus Christus, daß er kommen würde sie von der Sünde und dem Tod zu erlösen. Sie weitergab diese Botschaft ihren Kindern. Einige glaubten und bekamen das ewige Leben. Einige glaubten nicht, wie Kain, und wollten die schöne Evangeliumsversprechung übertönen, bis nach Generationen das wunderbare Versprechen von dem Heiland fast verschwunden war, und niemand auf der ganzen Erde glaubte, außer Noah und seiner Familie—acht Menschen.

Also zerstörte Gott die Urwelt durch das Wasser der Sündflut und begann von neuem. Nochmals flog der Engel des ewigen Evangeliums und sagte der Leuten der Welt daß das Festmahl des Himmels kostenlos und bereit war, denen, die nur glauben würden.

Nach kurzer Zeit wurde die Botschaft wieder übertönt. Die Leute banden sich zusammen und rebellierten gegen Gott. Sie bauten sich einen Turm zu Babel, um die Himmel selber zu erreichen. Bald wäre der Glaube wieder verloren, sondern Gott sandte Abraham seinen Engel und verkündigte nochmals sein Versprechen. Er versprach ihm einen Sohn, und durch seinen Sohn Isaak machte Gott sich ein Volk zum Eigentum, dadurch das Evangelium durch die Zeitalter noch erschallen würde, bis der Messias kommen sollte. Einige glaubten. Viele abfielen. Zehn der Stämme Israels verließen das Evangelium ganz und gar, und wurde in Vergessenheit verlassen. Juda blieb, sondern nur durch vieles selbstgemachtes Elend, als sie den Engel des ewigen Evangeliums mißachteten, der nichtsdestoweniger durch die Propheten immer rief: Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! 2 Warum zählt ihr Geld dar, da kein Brot ist und tut Arbeit, davon ihr nicht satt werden könnt ? Höret mir doch zu und eßt das Gute, so wird eure Seele am Fetten ihre Lust haben. (Jes 55:1-2).

Zu der Zeit da Jesus endlich kam, war das Evangelium fast wieder ganz verschwunden. Während einige Seelen wie Simeon und Anna noch fromm und gottesfürchtig und auf den Trost Israels warteten, hatten die Meisten schon den Glauben aufgegeben, oder wie die Pharisäer den Glauben in eine neue Religion der Selbstgerechtigkeit verändert, und versuchten den eigenen Weg ins Himmelreich zu verdienen.

Sondern Christus kam und verkündigte das Evangelium von neuem. Nochmals erscholl die Botschaft des ewigen Evangeliums, und bat die Mühseligen zum himmlischen Fest. „Kommt her zu mir", sagte Jesus, „alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken" (Mat 11:28). Der Heilige Geist kam am Pfingsten und ermächtigte Jesu Boten die Gute Nachricht weit und breit zu verkündigen, nämlich daß Jesus für die Sünde der Welt gestorben und am dritten Tag wieder auferstanden war.

Und die Kirche wuchs und verbreitete sich mit Freude.

Aber das Wort war bald wieder übertönt. Die Mohammedaner kamen mit ihren Schwertern und auslöschten die ersten christlichen Gemeinden in Kleinasien und im Mittelosten. Sondern nicht all die Feinde des Evangeliums kamen von draußen. Innerhalb der Kirche jede mögliche Abweichung falscher Lehre kam in die Kirche, als Satan den Glauben an kostenloser Gnade auszurotten versuchte. Bald anbeteten die Leute die Beinen der toten Heiligen und beteten zu Maria. Sie kauften Ablaßbriefe, ihre tote Verwandten von dem mythologischen Fegefeuer wiederzukaufen. Nochmals war das schöne Evangelium von falschen Botschaften übertönt, als Leute die eigenen Melodien spielten, um zu hören nach was ihnen die Ohren juckten.

2. Das Evangelium erscholl wieder durch die Reformation

Bis, allein durch die Gnade, Gott sah barmherzig nieder auf unsre elende Not und sandte wieder seinen Engel des ewigen Evangeliums, nochmals laut und klar zu ertönen: Das Festmahl ist kostenlos, und ist allen offen, den Reichen und Armen, den Guten und Bösen, Leuten von jedem Land, von jedem Stamm, von jeder Sprache und von jedem Volk, allein durch den Glauben an Jesus Christus.

Heute erinnern wir uns an Martin Luther, und loben Gott, daß durch ihn das schöne Evangelium wieder erscholl, wie es in dem Brief an die Römer steht: Denn in dem Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.« (Röm. 1:17)

Alles was Gott die ganze Zeit gewollt hatte, war die Leute die er geschaffen hat zu erretten. Er bereitete sein wunderbares Festmahl im Himmel, wegen seiner unstillbaren Liebe für Menschen. Er sandte seinen eigenen Sohn in die Welt für die Sünde jedes Menschen auf Erden zu zahlen. Er erbat Vergebung um Jesu Willen absolut jedem Menschen, auf daß jede Person vor ihm am jüngsten Tag unerschrocken stehen dürfe, in den Hochzeitskleidern von Jesu Gerechtigkeit. Alles was Gott die ganze Zeit wollte, war aus Gnade von aller Ungerechtigkeit selbst ein Volk zum Eigentum zu erlösen und reinigen, das ihn anbeten würde, und das eifrig wäre zu guten Werken. Hör mal wieder die Worte unseres Textes: Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern. 7 Und er sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!

Heute loben wir Gott, daß in diesem ständigen Zyklus von Abfallen und Übertönen von dem Evangelium, Gott seinen auserwählten Diener, Martin Luther erhob, das Predigen der Guten Nachricht von freier Vergebung allein durch den Glauben an Christus zu Restaurieren, vor 482 Jahren.

3. Wird das ewige Evangelium auch in Zukunft erschallen?

Das war dann, aber, und dies ist jetzt. Noch einmal heute ist das Evangelium verdunkelt worden, so daß es kaum zu finden ist. Leute wollen noch heute ins Himmelreich zu den eigenen Bedingungen kommen. Leute streben noch heute die eigenen Religionen zu erfinden. Leute wollen nicht dem Wort Gottes verbunden sein. Sie wollen die eigenen Eintrittskarten kaufen, so daß sie ihre Sündhaftigkeit und Hilflosigkeit vor Gott nicht bekennen müssen, und um seine Gnade bitten.

Heute, innerhalb der sichtbaren christlichen Kirche, finden wir jede mögliche Irrlehre und Ketzerei. 95% der 60 Millionen die sich heute „lutherisch" heißen haben keine Ahnung was das bedeutet—einschließlich die Geistlichen. Genau heute in Augsburg Deutschland, an diesem genauen Denktag der Reformation, in der genauer Stadt da das Augsburgische Glaubensbekenntnis vor dem Kaiser vorgelesen wurde, treffen Repräsentanten des Papsts mit den Leitern des lutherischen Weltverbundes, auf daß die Lutheraner die Hauptlehre der christlichen Kirche aufgeben können und dem Papst kapitulieren. Der Papst hat gewonnen.

Die christliche Kirche ist von innen aus verrottet worden. Auch jene, die das Problem merken, suchen falsch nach der Antwort. Anstatt zur reinen Quelle des Evangeliums in der Bibel, fliehen sie zur charismatischen Bewegung und suchen nach Gott in Schwärmerei, in falschen Wundern und in der eigenen Erregung. Wie ein gigantischer Baum, von oben bis unten mit Termiten befallen, ist die sichtbare Kirche bereit umzukippen und in sich selbst mit einer großen Staubwolke zusammenzustürzen. Und nur eine kleine Reste wird übrigbleiben. Es ist nahe gekommen das Ende.

Jetzt ist die Zeit zu beten, daß Gott wieder den Engel des ewigen Evangeliums aussende, daß er wieder durch die Kirche das wunderbare süße Evangelium verkündige, die süße Einladung zum ewigen Festmahl. Möge die Einladung wieder durch die Welt erschallen, daß Jesus für aller Sünden gestorben ist, daß er durch seine Auferstehung den Tod gesiegt hat, und daß alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben als kostenloses Geschenk, nicht durch die eigenen Werken, sondern aus lauter Gnade, allein durch den Glauben.

Lobe Gott, daß wir noch die Botschaft der Reformation in unsren Kirchen haben. Wir haben das nicht geleistet, sondern Gott selbst aus lauter Gnade hat es uns gegeben.

Hinnehme es nicht als selbstverständlich. Der Unterricht der Geschichte ist klar. Decke nicht die Augen und Ohren, während die Ganze Welt ihren Gott verläßt. Bete für deine Welt. Bete daß Christus bald komme, vor das Evangelium wieder ganz und gar verschwunden ist, wie in den Tagen des Noah. Bete, daß Gott seinen Engel senden würde, und das Evangelium durch die Welt erschallen lasse, und schwache, mühselige Seelen zum ewigen Feste einlade, allein durch die Gnade, allein durch den Glauben, allein durch die Schriften.

Und bete für dich selbst. Aus Gnade bist du ein Teil der Reste, die noch das reine Evangelium hat und daran glaubt. Die Gefahr ist klar und ominös. Verbinde dich zum Wort. Schätze das Sakrament. Bleibe in deinem Reformationsglauben, bis du festlich bewirten mit all den triumphierenden Heiligen an dem Tisch droben. Gott gebe es, um Jesu willen. Amen.