Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

5. Sonntag der Passionzeit, 21. März 1999

Römer 8:11-19

"Lebe wie Lazarus"

von Pastor Timothy H. Bülow

Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. 12 So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, daß wir nach dem Fleisch leben. 13 Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben. 14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. 15 Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! 16 Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. 17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. 18 Denn ich bin überzeugt, daß dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. 19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, daß die Kinder Gottes offenbar werden.

Meine liebe Brüder und Schwester in Christus,

Ihr habt das heutige Evangelium gehört. Kannst du dich vorstellen, wie es wäre jenen Tag dort zu sein, als Lazarus auferweckt wurde? Jesus hatte schon viele Wunder getan. Er hatte Aussätzigen geheilt. Er hatte die Blinden sehend gemacht. Er hatte sogar schon Toten auferweckt—aber nie nachdem sie vier Tage im Grab liegend waren. Was die Leute jenen Tag sahen, würde sie für immer ändern. Leute die schon eine Interesse für Jesus hatten, verloren ihre letzten Zweifeln. „Viele glaubten an ihn," berichtet Johannes. Leute die schon Jesu Feinde waren, planten im Ernst Jesus bei der erstbesten Gelegenheit zu töten. Sondern niemand verblieb unbewegt. Und Lazarus—der im Zentrum der ganzen Szene war? Wie, glaubst du, würdest du dich gefühlt haben, Lazarus zu sein?

Er war schwerkrank. Er wußte daß Jesus ihn heilen konnte, wenn er wollte. Seine Schwester erinnerten ihn immer wieder darüber, in einem Versuch ihn zu trösten. Sondern Jesus war nicht einmal in derselben Gebiete, und Lazarus wurde immer kränker, bis endlich er schließ seine Augen im Tod.

Das nächste das er wußte, hörte er Jesu Stimme riefen: „Lazarus, komm heraus!" Er weckte auf, mit Grabtüchern um sich, und ging gegen das Licht und die Stimmen. Das ist alles was er durch das Kopftuch erkennen konnte. Er hörte lautes Schreien und Weinen. Er hörte Fußstapfen als Leute zu ihm liefen, ihn von den Grabkleidern zu befreien. Und dann endlich konnte er sehen. Er war nicht länger zu Hause, welches das letzte war das er sich erinnern konnte. Er schaute umher und begann zu erkennen was geschah. Er ist bei dem Familiengrab. Es gibt Menschenmassen umher in Trauerkleidern. Seine Schwester laufen zu ihm und umarmen ihn und küssen ihn. Sie haben Träne auf den Backen. Und dann sieht er Jesus. Er kann sehen daß Jesus auch geweint hat. Und wie bei einem Pressekonferenz, beginnen die Mengen Tausende Fragen zu stellen. „Wie fühlte es, tot zu sein"?

Nach dem Sonnenuntergang, fing es endlich an, ruhiger zu sein. Er hatte endlich die ganze Geschichte der jüngsten vier Tagen gehört. Endlich hatte er die Ruhe zu denken. Es ist kaum greifbar was geschehen ist, denkt er.

Glaubst du diese Erfahrung Lazarus veränderte? Er wurde nie der gleiche Mensch sein. Jede Moment seines Lebens danach, mußte so viel wertvoller gewesen sein. Dennoch, mußte er nie wieder fürchten, daß die Zeit zu kurz war, weil er wußte klar, daß der Tod nicht das Ende des Lebens ist. Keine Angst könnte ihn überwältigen. Ob sein Heiland ihn von den Toten auferwecken könnte, was sonst könnte ihn erschrecken?

In der heutigen Epistel, drängt Paulus uns zu Leben wie Lazarus. 1. Zu leben als solche die von den Toten auferweckt sind. 2. Zu leben als solche die von den Toten auferstehen werden.

1. Wir sind schon von den Toten auferweckt worden

Paulus will nicht daß wir phantasieren, wenn er drängt uns zu leben, als solche die von den Toten auferweckt worden sind. Überhaupt nicht. Wir sind schon auferweckt worden, so sicher wie die Auferstehung des Lazarus. Ohne den Glauben, ohne Christus, waren wir nichts anderes als Tote Seelen. Es ist nicht nur eine Sprachfigur, wenn die Bibel sagt „Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden". Ohne Christus zu leben, ist in totaler Hoffnungslosigkeit zu leben. Du erinnerst dich vielleicht nicht einer Zeit, da du nicht geistlich lebendig warst, sondern denk mal daran. Ob du keine Hoffnung auf Leben nach dem Tod hättest, wäre es alles du tun könntest, nur dich vor paralysierenden Depression zu schützen. Was würdest du mit deiner Schuldgefühle tun? Anderen tadeln? Dein Gewissen zu schweigen befehlen? Was würdest du mit den Mahnungen tun daß du jeden Tag älter wirst? Plastische Chirurgie bestellen? Tausende Dollar für Kosmetik ausgeben? Dafür sorgen, daß dein Leib gefroren werde nach deinem Tod, mit der Hoffnung das eine Zukünftige Generation dich heilen und wieder lebendig machen könnte?

Wie Hilflos würdest du sein, ohne zu wissen daß ein allmächtiger, all-liebender Heiland deine Gebete hört. Deine einzige Hoffnung würde sein, daß die American Heart Association und die American Cancer Society endlich perfekte Medizinen erfinden würden. Du würdest von panischem Schrecken erfaßt über die neue Bakterien, davon man Berichte hört. Du hättest schreckliche Angst vor Krieg und würdest Lebensmittel in dem Keller horten, vor der Jahrtausendwende, und die ganze Weile wissen, daß du wirklich hilflos bist.

Und wie nutzlos wäre dein Leben. Welcher dauernde Wert könnte es wirklich geben, von all der Arbeit deines Lebens? Solomo schrieb: „Da wandte ich mich dahin, daß ich mein Herz verzweifeln ließ an allem, um das ich mich mühte unter der Sonne. Denn es muß ein Mensch, der seine Arbeit mit Weisheit, Verstand und Geschicklichkeit mühsam getan hat, es einem andern zum Erbteil überlassen, der sich nicht darum gemüht hat. Das ist auch eitel und ein großes Unglück." (Pred. 2:20-21)

Wie furchtbar ein lebendiger Toter zu sein! Aber das sind wir nicht länger, Gott sei Lob und Dank! An unsrem Tauftag sind wir von den Toten auferweckt worden, genau so dramatisch wie Lazarus. Paulus schrieb: „So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln". (Röm. 6:4) Du warst tot, sondern jetzt bist du lebendig.

Lazarus würde nie wieder derselbe Mensch sein. Das können wir auch nicht sein. Paulus sagt in unsrem Text: So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, daß wir nach dem Fleisch leben. 13 Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben. 14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Wir wollen leben, wie Lazarus den Rest seines Lebens lebte—völlig übergeben dem, der ihn von den Toten auferweckt hatte. Mit jedem Schritt, mit jedem Biß, mit jedem Atemzug, wußte er daß er auf entlehnter Zeit lebte—die Zeit eines anderen—Gottes Zeit. Wie könnte er die kostbare Minuten verschwenden? Wie könnte er sie benutzen für Sündigen, Untätigkeit oder Weltlichkeit? Er lebte jeden Tag mit einer klaren Zukunftsvision. Jeden Tag, lebte er ohne Angst. Jeden Tag lebte er mit Gebet. Und Paulus befehlt uns dasselbe zu tun. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! 16 Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind.

Wir sind durch den Heiligen Geist lebendig gemacht worden. Wir sind von dem Tod der Sünde zu dem Leben der Gerechtigkeit auferweckt worden. Darum sind wir schuldig für Ihn zu leben, Der uns auferweckt hat. Wir sind schuldig die Taten des Fleisches zu töten. Als Christen wollen wir jede Moment leben, in Gemeinschaft mit Ihm Der uns Leben gegeben hat, und Der unsere Leiber lebendig machen wird am jüngsten Tag. Und das bringt uns zu der anderen wichtigen Tatsache, darüber Paulus uns erinnern wird.

2. Wir werden von den Toten auferweckt werden.

Lebe wie Lazarus, mit dem Verstehen, daß wir werden von den Toten auferweckt werden.

Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. Du bist versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, als einer der am jüngsten Tag von dem Grab auferstehen wird, um ewig mit dem Herrn im Himmel zu leben. Wir werden eine Szene erfahren, genau wie an dem Tag zu Bethanien, da Jesus Lazarus auferweckte. Du wirst nicht dich vorstellen müssen wie es war Lazarus zu sein. Du wirst es selber erfahren! Dieselbe Hände du jetzt im Schoß hast—die selbe Augen und Ohren die du gerade jetzt benutzt diese Predigt zu hören, werden auferweckt werden, wiederhergestellt—nur besser. Die Auferstehung des Lazarus war phantastisch, sondern er verblieb sterblich. Er blieb empfänglich zu Krankheiten. Er würde nochmals sterben. Er wohnte noch in einem staubigen Dorf mit sündhaften Menschen. Da wir auferstehen, werden wir verherrlichte Leiber haben in einer verherrlichten Welt.

Wir werden Freude kennen, über unsre beste Phantasie. Bei dem Grab des Lazarus, sogar Jesus selbst weinte. Im Himmel wird es keine Träne geben. Keine Schmerzen, kein Leiden, kein altern, kein irgend etwas das von der puren Freude uns ablenken kann. Wir können uns kaum vorstellen wie es sein wird!

Unser Text fährt fort: Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. 18 Denn ich bin überzeugt, daß dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Als ewige Leute, mit solchen Freuden vor uns, sind wir bereit mit Christus zu leiden, auf der Reise nach Himmel. Warum? Weil wir keine Angst haben vor dem, was uns geschehen könnte. „Was kann mir ein Mensch tun?" (Heb. 13:6) „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?" Was auch immer Leiden wir durchgehen müssen, es dauert nur eine kurze Weile und ist nicht der Rede wert im gleichen Satz wie die zukünftige Freude die uns erwartet.

Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, daß die Kinder Gottes offenbar werden. Wie können wir nicht gerade so erregt sein?

Meine ewige Freunde, wir haben schon eine Auferstehung erlebt. Wir waren tot und jetzt leben wir. Wir werden noch eine Auferstehung erleben. Wir werden da sein, wenn all die Toten stehen auf. Durch den Glauben an Christus, werden wir zu seiner rechten Hand versammelt und eingeladen werden, die neue Erde und den neuen Himmel zu besitzen. Wie kann das nicht beeinflussen wie wir jeden Tag glauben und leben? Können wir mit ewigen „Auferstehungshänden" sündigen? Können wir unsre ewige Ohren und Augen benutzen für etwas weniger als ewige Sachen?

Letzten Dienstag hatten wir einen Trauergottesdienst in unsrer Kirche. Beim Grab danach, lasen wir das folgende Gebet: „O Herr Jesu Christe, der du kommen wirst die Lebendigen und die Toten zu richten, auferwecke uns von dem Tod der Sünde zu dem Leben der Gerechtigkeit, so daß, wenn wir von diesem Leben abfahren, wir in dir ruhen, und am Jüngsten Tag auferweckt werden zum ewigen Leben und das Reich ererben das du bereitet hast für alle die an dich Glauben."

Laß das heute und jeden Tag auch unser Gebet sein. Amen.