Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

13. Sonntag nach Pfingsten, 22. August 1999

Matthäus 13:44-52

"Schätze das Evangelium"

von Pastor Timothy H. Bülow

Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. 45 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. 47 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. 48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg. 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 51 Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. 52 Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

Liebe Freunde in Christus,

Man weiß nicht was er hat, bis es weg ist. So wird’s gesagt. Und es ist oft wahr. Leute die durch die Depression oder den zweiten Weltkriegs lebten, besonders sie die alles verloren haben, haben den Wert ihrer Schätzen gelernt. Nicht zu viele von uns können uns erinnern wie das Leben vor dem Glauben war. Die Meisten von uns wurden schon als kleine Babys getauft. Wie Sankt Timotheus haben wir von Kind auf die heilige Schrift gekannt, die uns unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. (2 Tim 3:15)

Schade daß das bedeuten muß, daß wir in Risiko stehen vor dem Abfallen vom Glauben. Weil wir nicht persönlich kennen, wie schrecklich es sein kann ohne Hoffnung und Glauben zu leben, ansehen wir oft unsren Glauben als gegeben. Daß will Gott nicht. In Matthäus, Kapitel 13, spricht Jesus viele Gleichnisse von dem Himmelreich—was es sei, wie man darein komme, wie man Bürger bleiben möge. Das heutige Evangelium enthält vier dieser Gleichnissen. Alle vier können summiert werden: Schätze das Evangelium. Ansehe es nicht als gegeben. Betrachte es nicht als selbstverständlich. Erkenne was du hast. Halt es fest. Und erzähle der Welt darüber, auf daß sie auch es haben mögen.

1. Erkenne was du gefunden hast

Das erste der vier Gleichnissen ist kurz und einfach. Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Was Jesus uns lehren will ist einfach: Erkenne was du gefunden hast.

Auf einer oder anderer Weise, suchen all nach dem, was Gott uns in seinem Wort anbietet. Nicht daß Leute wissen was sie suchen. Sie wissen nicht. Dennoch wissen alle eine Sache. Sie wissen daß ihnen etwas fehlt. Etwas Lebenswichtig. Es gibt eine Sehnsucht, eine Leere, ein Loch im Herzen, daß muß repariert werden. Die Dummen suchen nach Glück bei Drogen oder Alkohol. Sie, die etwas klüger sind, suchen nach Freude und Erfüllung bei Philosophen und Gurus. Letzte Woche kamen Tausende von Leute in New Yorks Central Park zusammen, den Dalai Lama zu hören, in der Hoffnung daß eine Perle der Weisheit von seinen Lippen tropfen würde, die ihre Leere füllen würde. Sie haben schon Geld, Autos, Sachen und Unterhaltung ausprobiert. Sie sind Leer geblieben. Sie wußten nicht genau was sie suchten, hofften aber daß sie es wiedererkennen würden, wenn sie’s fänden.

Der Mensch im Gleichnis wußte auch nicht genau was er suchte, sondern als er den Schatz im Feld fand, wußte er Bescheid was er wollte. Jesus sagt uns genau was der wahre Schatz sei. Er ist das Himmelreich, und wir haben’s gefunden. Jesus haben wir gefunden. Weißt du, das große Loch in unsren menschlichen Herzen wurde von Sünde verursacht, und nur die Vergebung kann es reparieren. Und nur Jesus kann uns Vergebung geben. Geld kann es nicht tun. Mohammed kann es nicht tun. Der Dalai Lama kann es nicht tun. Nur Jesus kann, denn nur Jesus lebte ein heiliges Leben an unsrer Statt. Nur Jesus starb um unsre Sünden zu bezahlen. Nur Jesus auferstand von den Toten. Nur Jesus ist vor uns in den Himmel hingegangen uns eine Stätte zu bereiten. Sachen und Philosophien und falsche Religionen können vielleicht jemanden überzeugen, keine Notiz von dem Loch zu nehmen, sondern nur Jesus kann es zusammenflicken. Du hast Jesus gefunden—oder besser gesagt—er hat dich gefunden und hat dir das Himmelreich gegeben.

Erkenne was du hast und schätze es hoch! Ja, es kann sein daß Gott an deinem Loch im Herzen schon als Kind operiert hat. Wenn so, dann hast noch keine Erinnerung mehr von dem blutenden Loch, du einmal im Zentrum deines Herzens hattest. Das bedeutet nicht, daß du Jesu Heilung als selbstverständlich betrachten mußt. Der Teufel und die Welt und das eigene sündhafte Fleisch will dich zwingen, zu vergessen wie gut Gottes Gabe ist. Du brauchst nicht dumm sie leiden. Erkenne was du hast und schätze es über alles anderes!

2. Schätze es über alles anderes!

Das ist die Meinung von Jesu zweitem Gleichnis. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Jesus gleicht den Schatz seines Reiches mit einer kostbaren Perle. Du hast die kostbare Perle. Du hast das Himmelreich. Die Frage ist, was willst du damit tun? Jesus sagt uns ganz klar in seinem Gleichnis, was wir damit tun sollen. Wir sollen dem Käufer nachmachen. Laß nicht der Teufel dich betrügen, daß es etwas kostbarer gäbe als die Vergebung und deine Bürgerschaft in dem Himmelreich.

Was tat der Käufer? Jesus sagt er ging hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. Nein, du brauchst nicht das Himmelreich kaufen. Es ist schon dir umsonst als Geschenk von Gottes Gnade gegeben. Sondern es zu behalten—das ist was Jesus bespricht. Jesus will daß du all deine Mittel brauchst, die kostbare Perle zu behalten. Gottes Reich kommt uns und bleibt in uns durch Gottes Wort und Sakrament. Das bedeutet, daß das Studieren und Betrachten von dem Wort, und das Empfangen von dem Sakrament, für jeden Christ das absolut wichtigste ist. So bedeutet es, alles zu verkaufen und die kostbare Perle zu kaufen. Es war genau das, was St. Petrus besprach als er sagte: bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen (2 Pet 1:10). Petrus hätte nie das gesagt, wenn es keine Chance gäbe, daß man vom Glauben abfallen könnte. Das kann man aber, und ich glaube daß jeder von Euch mir eine Geschichte erzählen könntest, von jemand der einmal gläubig war oder Kirchenglied, der nicht länger glaubt oder dem Gottesdienst beiwohnt. Eins oder alle von den unheiligen Drei—Teufel, Welt, und sündhaftem Fleisch—hat sie vom Glauben weggeschleppt. Warum und wie? Weil sie nicht alles verkauften um die kostbare Perle zu kaufen. Sie benutzten nicht all ihr Vermögen und Geld und Kraft in dem Dienst von der wichtigsten Arbeit, nämlich, das behalten von dem Himmelreich. Sie liebten nicht den Herrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen ihren Kräften. Sie haben den Glauben verloren. Sie haben ihre Stätte im Himmelreich aufgegeben.

Wir beginnen die volle Seriosität von Jesu Ermahnung zu begreifen, wenn wir hören was der Herr im nächsten Gleichnis zu sagen hat.

3. Sei nicht ein dummer und törichter Heuchler

Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. 48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg.

Jesus bespricht hier nicht die Welt. Er bespricht noch sein Reich. Er bespricht die Kirche. Es gibt alle Sorten Fische in der Kirche, sondern Jesus klassifiziert sie alle nur zweifach: Gläubiger und Nichtgläubiger. Wie du weißt, gibt es ein besonderes Wort für Ungläubiger innerhalb der Kirche: Sie heißen Heuchler. Jesu Botschaft in diesem Gleichnis ist: Sei nicht ein dummer und törichter Heuchler.

Es gibt gewiß Heuchler die wissen daß sie Heuchler sind. Sie haben absichtlich entschieden, in die Kirche einzutreten, wenn auch sie nicht glauben was Jesus lehrt. Solche Heuchler, würde ich meinen, sind seltener als sie, die nie durchgedacht haben, was es bedeutet Heuchler zu sein. Wir besprechen solche die wegen der Ehegattin oder Ehegatte Kirchenglieder geworden sind. Oder sie, die Glieder geworden sind, weil sie meinen es geschäftlich vorteilhaft sei.

Dann gibt es den Heuchler der keine Ahnung hat, daß er Heuchler sei. Solche sind am alltäglichsten. Er will Kirchenglied sein wegen irgendeines Grunds und ist ganz sicher er wird in Himmel eingelassen werden. Er glaubt daß Mitgliedschaft bei der Kirche hat mit äußerlichen Taten und einer warmen Fühlung zu tun, die er mit Glauben verwechselt. Ein solcher kann sein ganzes Leben zur lutherischen Kirche gehört haben, und dennoch kann nicht antworten, genau wie man selig werde. Ob gefragt wie man ins Himmelreich kommt, antwortet er „Weil ich so gut wie möglich versuche ein guter Mensch zu sein. Gott wird das akzeptieren". Trotz seines Konfirmationsunterrichts, Trotz der Jahren da er vor der Kanzel gesessen hat, versteht er noch nicht. Er versteht nicht daß auch unsre besten Werken wie befleckte Kleider sind, vor Gottes Gericht. Er versteht nicht daß nur durch Jesu Gerechtigkeit und Blut wir in den Himmel kommen kann. Trotz allem Jesus dagegen sagt, glaubt er noch daß alle Religion zum gleichen Himmel führen und daß alle Menschen relativ gut sind. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. 48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg. 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. Leute die jede Gelegenheit die Wahrheit zu hören gehabt haben, und dennoch nicht gehört und geglaubt haben, werden nicht nur zum Tode geurteilt werden, sondern ihre Strafe wird noch strenger und schwerer sein, gerade weil sie die Gelegenheit in Überfluß hatten, und dennoch vertaten sie. Laß das nicht dir geschehen, sagt Jesus Schätze das Evangelium!

4. Teile es mit anderen

Jesu viertes und letztes Gleichnis in unsrem Text gibt uns sicheren Rat, wie wir versichern können, daß wir nicht im Haufe der schlechten Fischen landen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. 52 Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt. Diese Worten gelten für jeden, der Jesu Jünger geworden ist. Jünger teilen das Evangelium, sondern vor wir es teilen können, müssen wir beständig lernen und über das Himmelreich völlig unterrichtet werden. Solcher Unterricht dauert das ganze Leben. Es beginnt weder, noch endet mit der Konfirmation. 20 minutenlange Predigten geben nicht ausreichende Gelegenheit für völligen Unterricht. Deshalb haben wir Bibelstunden. Ob das Evangelium wirklich die kostbarste Perle ist—wenn es wirklich sich lohnt, alles aufzugeben die Perle zu erhalten, dann ist es nicht genügend es nur als nachträglicher Einfall zu behandeln. Wir müssen täglich in der Schrift suchen. Wir brauchen tägliche Andachten zu Hause halten. Wir brauchen der Bibelstunde beiwohnen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. (Mat 6:21)

Dann werden wir aus unsrem Schatz Neues und Altes hervorholen. Dann werden wir altertümliche Bibelstellen und moderne Einsichten mit den Nachbarn, Freunden, Verwandten und Mitarbeitern teilen können. Dann werden wir nicht verlegen sein, wenn jemand uns über unseren Glauben fragt. Dann werden wir das edle Ziel erfüllen, dafür Gott uns die Priester gemacht hat davon Petrus redet: Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. (1 Pet 2:9) Versichere daß du über das Himmelreich völlig unterrichtet bist, auf daß du die Schätze der Seligkeit teilen kannst.

Es ist eine allgemeine Tendenz unter den Menschen, gute Sachen als gegeben anzusehen. Wir sehen es in verzogenen Kindern. Wir sehen es in verzogenen Erwachsenen. Laß Gott es nicht in dir sehen. Ansehe nicht Gottes Geschenk des Heils als gegeben. Schätze das Himmelreich. Schätze deinen Heiland. Schätze das Evangelium. Amen.