Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

19. Sonntag nach Pfingsten, 3. Oktober 1999

Matthäus 21:28-32

„Eine dritte Sorte Kind"

von Pastor Timothy H. Bülow

Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. 29 Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn, und er ging hin. 30 Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr! und ging nicht hin. 31 Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan? Sie antworteten: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. 32 Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr's saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, so daß ihr ihm dann auch geglaubt hättet.

Es gibt eine alte jüdische Legende, daß Gott sein Gesetz allen 70 Ländern der Welt anbot. Die Moabiter erhoben Einspruch gegen das sechste Gebot und antworteten: „Unser Volk ist durch Ehebruch entstanden, wir sind geboren das sechste Gebot zu brechen". Die Edomiter ablehnten, weil Stehlen immer ihrer Kultur gehört hatte. Sie konnten sich nicht vorstellen ohne Stehlen zu leben. Und so antworteten alle die Nationen der Welt. Mit Ausnahme von Israel natürlich. Israel versprach all die Geboten zu halten.

Die Juden in Jesu Tagen, die diese Legende sich vorstellten, waren sehr stolz auf ihren privilegierten Status unter den Völkern. Sie waren stolz, daß nur sie das Torah, das Gesetz Moses, hatten. Die harte Tat war, aber, daß Israel als Ganzes nicht nach dem Bund Gottes lebten. Wahrlich waren sie überhaupt nicht anders als die Heiden um sie. Viele der jüdischen Führer waren äußerlich gerecht und fromm, sondern sie ausschlugen Gottes Weg von wahrer Buße, wie es von Johannes dem Täufer gepredigt wurde, dessen Leben und Worten Jesus erinnert sie an in den Versen unsres Textes. Sie haben Gottes Heil durch Jesus Christus verschmäht.

Vielleicht glauben einige von uns heute daß wir Glieder von Gottes Bund sind, weil wir, ungleich andere, versprochen haben Jesu Lehre zu gehorchen. Wir könnten vielleicht glauben, daß wir von Natur besser sind als jene, die das Evangelium ablehnen und öffentliche Sünden begehen. Wir könnten glauben, daß unsre Wahl von Gott und ein aufrichtiges Leben haben uns einen Ehrenplatz im Reich Gottes verdient, und daß wir kein dringendes Bedürfnis nach herzlicher Buße haben.

Um uns zur Selbstprüfung zu führen, teilt Jesus mit uns eine einfache, sondern starke Geschichte. Durch dieses Gleichnis ruft uns der Herr ihm zu dienen als eifrige, gläubige Kinder.

1. Jesu Gleichnis hatte viel über Israel zu sagen

Die Auslegung dieses Gleichnisses ist klar, weil Jesus selbst es erklärt. Die zwei Söhne des Vaters darstellen zwei verschiedene Weise Leute antworten den Beruf unsres himmlischen Vaters. Dieser Beruf kam Jesu Zuhörern durch Johannes den Täufer und durch Jesus selbst. Der Sohn, der so laut sagte, daß er nicht arbeiten würde, nur später ins Feld zu gehen, darstellt die Zöllner und Huren von Jesu Zeit. Sie waren lärmende Sünder, die laut und klar mit ihren Leben sagten, daß sie den eigenen Weg gehen wollten. Später rührte sie der Heilige Geist, so daß sie schließlich Jesu Weg gingen.

Bemerkenswerte Dinge geschahen, als Johannes in der Wüste predigte. Er war anders—sichtbar anders. Er wollte nichts mit der Welt um ihn zu tun haben, und viele kamen einen solchen zu sehen. Sie reisten von weitem. Meistens, war es die Leute die nicht aufrichtig oder wohlbekannt in den Augen der Nation waren. Sie könnten von Außen wie verhärteten Sünder ausgesehen haben, sondern von innen tat es ihnen weh. Sie waren Leer. Sie kamen gefüllt zu werden, und gefüllt wurden sie. Sie fielen auf die Knien vor dem allmächtigen Gott und bekannten die Sünden Johannes durch sein Predigen geoffenbart hatte. Sie abwendeten sich von ihren sündhaften Leben und ließen sich zu Nachfolger Jesu taufen.

Jesus lebte nicht wie Johannes. Aufrichtig und ohne Sünde, wohnte Jesus nicht in der Wüste. Statt dessen, ging er vom Dorf zur Stadt zur Küste um die Leute da sie waren zu finden. Sondern Jesus predigte die gleiche Botschaft wie Johannes. Er sprach mit Huren auf der Straße und aß mit berüchtigten Zöllnern in ihren Häusern, sondern abstumpfte nie die Botschaft des Gesetzes als er mit ihnen sprach. „Tut Buße", sagte er „und wendet von ihren sündhaften Wegen. Laßt euch taufen und folgt mir nach". Und viele taten es. Leute, die mit ihren Leben einmal Gott „Nein!" geschrieen haben, begannen gerne und eifrig im Weinberg des Herrn zu arbeiten.

Der andere Sohn, der so eifrig „Ja!" sagte, sondern arbeitete nie im Weinberg, darstellt das untreue Volk Israel im Ganzen und besonders ihre religiöse Führer. Sie waren eifrig und stolz ihren Gehorsam zu versprechen, sondern ihre Taten glichen ihren Worten nicht. Sie machten Lippenbekenntnis sondern kein Glaubensbekenntnis.

Während viele in Israel der Predigt von Jesus und Johannes gehorchten, waren viele andere wie dieser zweite Sohn und gehorchten nicht. Viele wurden böse und haßerfüllt gegen Jesu Ruf nach Buße. Jesus erzählte dieses Gleichnis während der Stillen Woche, und die Planung war schon unterwegs Jesus festzunehmen und zu kreuzigen. Jesu Worte zu gehorchen wäre ein Schuldeingeständnis vor dem heiligen Gott gewesen, der Heiligtum von seinem Volk verlangt. Das waren sie nicht bereit einzulassen.

Es ist interessant, daß der Sohn der „Ja Herr!" antwortete, anredete seinem Vater mit keiner Zuneigung. Er tat das Aufrichtige, sondern sein Herz war nicht dabei. Es gab keine Liebe da. Die Bibel sagt uns „Laßt uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt." (1 Joh. 4:19) Sondern diese Leute verstanden nicht daß oder wie Gott liebt. Sie hatten keine Ahnung daß Gott etwas für sie tun konnte, weil sie nicht bekannten, daß sie Bedarf an Gott hatten.

Auf seiner Seite, liebte Gott sie noch. Jesus sprach dieses Gleichnis weil er noch sie retten wollte. Er sagte ihnen, Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr, nicht anstatt euer. Es gab noch Raum, und es gab noch Zeit. So geduldig ist der Herr!

2. Dieses Gleichnis hat etwas allen zu sagen

Jesu Gleichnis bespricht aber mehr als die Lage, da er zuerst es sprach. Es war kein bloßer Zufall, daß Jesus ließ den ehemaligen Zöllnern Matthäus diese Worte für die ganze Welt niederschreiben. Und diese Worte wecken noch die gleiche zwei Reaktion bei Leute.

Einige, wie der erste Sohn, zeigen keine Interesse für den Herrn und seinen Ruf. Ihre erste Reaktion ist stumpf, ja auch streitlustig. Dennoch wirkt Gottes Geist in ihnen, bis endlich, vielleicht während einer persönlichen Krise, sie glauben und antworten seinen Ruf. Sie die am schlimmsten in der Sünde gefangen waren, werden manchmal die eifrigste Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Andere, wie der zweite Sohn, versprechen alles was der Vater bittet zu tun, sondern ihr Bekenntnis ist viel besser als ihre Taten. Sie zeigen äußerlich große Frömmigkeit und Eifer, sondern ihre Leben ermangeln weit des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.

Wie der zweite Sohn, denken sie an Gott als einer Herr, sondern kennen ihn nicht als ihr liebreicher Vater, der sie von Verdammnis gerettet hat. Ihre äußerliche Förmlichkeit zeigt daß sie für eine Scheinreligiosität sich interessieren, sondern ihre Verweigerung Gottes Geboten zu gehorchen zeigt, daß ihre Herzen nicht wirklich dabei sind. Und Jesus sagt „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" (Mat 7:16). Wenn die Sorgen der Welt und der betrügerische Reichtum und die Begierden nach allem andern dringen ein und ersticken das Wort, dann lassen sie Gott und zeigen ihre wahre Absicht durch ihre Taten. Sie kennen nicht den Vater als ihr Vater. Sie lieben nicht ihn, weil sie verstehen nicht wie dringend nötig sie ihn brauchen, und wie viel er sie liebt.

3. Dieses Gleichnis hat viel uns persönlich zu sagen.

Genug über andere. Wir haben nicht wirklich das Gleichnis gehört oder verstanden, es sei denn wir geführt sind, das eigene geistliche Leben zu untersuchen. Wir wiedererkennen die eigene Geschichte vielleicht in einem der zwei Söhnen. Als wir uns erinnern wie wir auf den Ruf des Vaters mit unsren Worten, und mit unsren Taten geantwortet haben, ist es wichtig einige Sachen zu bedenken.

Des Vaters Einladung in seinen Weinberg ist eine offene, beständige Einladung. Trotz den feindlichen Antworten von einigen, des Vaters erstaunliche Gnade und Liebe bestehen. Der Schöpfer will so gerne daß jeder seiner irdischen Kinder in seinem Weinberg arbeite, daß er auch seinen eigenen Sohn in den Tod gab, es zu ermöglichen. Wir verdienen den ewigen Tod für unsre Sünden, genau wie die Hure und der Zöllner. Sondern Jesus hat für unsere Verbrechen den Straff bezahlt. Er hat uns vom Tod befreit. Christ Tod und Auferstehung haben uns von der schweren Bürde und Lethargie der Sünde befreit, so daß wir produktiv und mit Freude in seinem Weinberg arbeiten können. In seinem Sakrament, kommt er uns allen und sagt, „Mein Sohn, meine Tochter, durch meine Wunden bist du von der zerstörenden Krankheit der Sünde geheilt. Du bist von den Flammen der Hölle gerettet worden. Durch mein Blut bist du erlöst mit und für deinen Gott ewig zu leben". Heute, durch sein Wort sagt er jedem von uns, „Sohn, Tochter, komm bitte und arbeite in meinem Weinberg."

Der Tor des Weinbergs steht offen allen die Buße tun und glauben. Es ist der gleiche Ruf Johannes kund machte, als er predigte Buße und taufte zur Vergebung der Sünden (Luk 3:3). Wenn auch die öffentliche Sünder bereitwilliger antworteten als die fromme Stolzen, dennoch steht der Tor durch Jesu Tod und Auferstehung offen, nicht nur dem skrupellosen Zöllner und der schlechtesten Ehebrecherin, sondern auch dem hartnäckigsten religiösen Heuchler. Der Vater folgt dem wohlbekannten Grundsatz: „Besser spät als nie" und auch der letzte einzutreten, wird das gleiche Heil bekommen als der erste.

Was wenn wir heute das Beste von den beiden Söhnen kombinieren würden? Jesus lehrt nicht, daß wir zuerst „nein" sagen müssen, vor wir den Wille des Vaters tun. Was wenn es einen dritten Sohn gäbe, der sofort „Ja!" sagt, und dann schnell und eifrig des Vaters Arbeit tut? Vielleicht gibt es nicht viele solche Leute. Gewiß gibt es keine, die ehrlich an ihre Leben schauen können, und nicht Male sehen, da sie „nein" gesagt haben. Wir haben alle öfter „nein" gesagt, wie wir recht bekannt haben beim Anfang des Gottesdienstes. Sondern durch Gottes Gnade und Kraft, heute, jetzt, wenn wir Gottes Ruf zur Erlösung durch den Glauben an Jesus Christus wieder hören, können wir „Ja!" antworten und aufs neue unsre Arbeit in seinem Weinberg sofort beginnen.

Heute, nochmals, ruft der Vater uns in seinen Dienst, gleichgültig wie wir in der Vergangenheit geantwortet haben. Er reicht uns seine liebende, rufende Einladung und seine Barmherzigkeit. Noch wieder heute, einlädt er uns zur Buße und zum Glauben. Er hielt vor uns seinen Sohn, der zum Kreuz genagelt wurde zusammen mit unsren Sünden, um unsrer Erlösung willen. Auch hielt er vor uns zwei verschiedene Reaktionen auf seine liebende Bitten. Heute sagt der Vater jedem von uns. „Mein Kind geh heute und arbeite in meinem Weinberg". Führt von seiner Gnade und ermächtigt von seinem Heiligen Geist durch Wort und Sakrament, laßt uns heute antworten, „Ja, Herr, das will ich!" und dann sofort gehen und eifrig tun, was er will. Dann werden wir eine dritte Sorte Kind sein. Gott gebe es. Amen.