Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA
7. Sonntag nach Pfingsten, 14. Juli 1999
2 Mose 33:12-33
"Hier, O Herr, sehe ich Dich von Angesicht zu Angesicht"
von Pastor Timothy H. Bülow
12
Und Mose sprach zu dem Herrn: Siehe, du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf! und läßt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, so du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. 13 Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so laß mich deinen Weg wissen, damit ich dich kenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und siehe doch, daß dies Volk dein Volk ist. 14 Er sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; damit will ich dich leiten. 15 Er aber sprach zu ihm: Wo nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von dannen hinauf. 16 Denn wobei soll doch erkannt werden, daß ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, außer wenn du mit uns gehst, auf daß ich und dein Volk gerühmt werden vor allem Volk, das auf dem Erdboden ist? 17 Der Herr sprach zu Mose: Was du jetzt geredet hast, will ich auch tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. 18 Er aber sprach: So laß mich deine Herrlichkeit sehen. 19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen des Herrn Namen vor dir. Wem ich aber gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wes ich mich erbarme, des erbarme ich mich. 20 Und sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. 21 Und der Herr sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir; da sollst du auf dem Fels stehen. 22 Wenn denn nun meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in der Felskluft lassen stehen und meine Hand ob dir halten, bis ich vorübergehe. 23 Und wenn ich meine Hand von dir tue, wirst du mir hintennach sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.Meine Freunden! Wie sehr wünschen wir, daß wir den Herrn sehen könnten, wie Thomas, oder ihn halten wie Maria Magdalena in Josephs Garten wollte. Oder, wäre es nicht besonders, da zu gewesen sein, als Solomos Tempel eingeweiht wurde, und der Herr selbst sichtbar in den Tempel als Rauch und Feuer kam?! Solche besondere Sichten werden uns ausweichen, solange wir in dieser Welt leben. Aber einige haben diese Sachen gesehen, davon wir nur hören und glauben.
Mose, der größte Prophet des alten Testaments, sah Gott in einer besonderen Weise, ungleich alle andere. Der Herr war ihm sehr gnädig, diesem, der Gottes Volk von Ägypten fuhr und sie in der Wüste 40 Jahre leiten müßte. Er war es, der würde ihnen das Gesetz Gottes, und die erste fünf Bücher der Bibel übertragen müssen. Weil Gott ihm solche überschwengliche Werken zu tun gab, brauchte Mose besondere Beruhigung. Für solche Privilegien, betet Mose in unserem Text. Diese gab ihm der Herr. Auf daß wir nicht uns als unterprivilegiert fühlen, werden wir sehen auf wie viele Weisen wir noch mehr als Mose gesegnet sind. Mehr darüber später. Erstens wollen wir sehen was Mose vor ihm hatte.
Nach der entspannten Ausgang aus Ägypten durch das Rote Meer, mit Pharao hart auf den Fersen, hatte Mose das Volk nach Sinais Berg geführt, wo sie jetzt gehalten hatten, Gottes Gesetz zu empfangen. Gott behielt Mose eine lange Zeit auf dem Berg, und inzwischen, wie ihr euch wohl erinnert, bieten das Volk Moses Bruder Aaron den goldenen Kalb zu machen. Als Mose endlich niederkam, wurde er so voll von Zorn, daß er die Zehn Geboten zerbrach. Mose war nicht aber der einzige der Zornig war. Gott war in Wut versetzt. Nach 3000 Israeliten von den Leviten getötet wurde, verweigerte Gott noch mit den Israeliten nach dem verhießenen Land zu gehen. Er war nicht bereit sie ganz und gar überzugeben, aber noch würde er mit ihnen nicht reisen. Er sagte: Ich will vor dir her senden einen Engel und ausstoßen die Kanaaniter, Amoriter, Hethiter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter, dich zu bringen in das Land, darin Milch und Honig fließt. Ich will nicht mit dir hinaufziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk; ich möchte dich unterwegs vertilgen. (2 Mose 33:2-3)
Denk eine Moment darüber. Engel sind wunderbar, und ich bin sicher daß wir alle ganz froh sind, daß Gott sie sendet uns zu schützen. Aber es wäre bloß nicht das Gleiche, wenn Gott dir sagen würde, er sende gerne Engel über dir Wacht zu halten, aber er gehe nicht mit dir weil er so zornig mit du sei, daß er vielleicht dich töten würde, wenn er mitkomme.
Kein Wunder, daß Mose nicht vergnügt war! Und so beginnt er in unserem Text mit Gott zu flehen. Und Mose sprach zu dem Herrn: Siehe, du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf! und läßt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst.
Mit anderen Worten, sagte Mose, "Ich will Dich vor uns haben, nicht einen unbekannten. Dich kenne ich. Mit Dir hab ich gesprochen. Ich habe noch nie mit einem Engel gesprochen. Nein, das reicht nicht. Warum? fragst du, O Gott. Weil du mir gesagt hast daß ich Dein persönlicher Freund bin. Erinnerst Du Dich nicht, O Herr?" Hör mal: Du hast doch gesagt: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. 13 Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so laß mich deinen Weg wissen, damit ich dich kenne und Gnade vor deinen Augen finde. Sondern tu es nicht mir um Meinetwillen. Tu es um deines Volks Willen. Ich weiß daß sie keinen Grund haben, sich Dein Volk zu heißen. Sie haben nichts gutes von dir verdient. Aber daß ist belanglos, O Gott. Du bist der Gott der Barmherzigkeit. Du hast sie zu deinem Volk gemacht. Nun, Herr, siehe doch, daß dies Volk dein Volk ist.
Und wenn das nicht genug ist, O Herr, gibt es noch mehr. "Ich gehe nicht selbst, wenn du nicht mitkommst. Ich werde absolut nicht dieses Volk weiter führen, wenn du nicht mir beiseite bist." Wo nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von dannen hinauf. Aber noch mehr. Wie soll all die andere Völker wissen können, daß du der einzige, wahre Gott bist, wenn du nicht mit uns bist? Denn wobei soll doch erkannt werden, daß ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, außer wenn du mit uns gehst, auf daß ich und dein Volk gerühmt werden vor allem Volk, das auf dem Erdboden ist?
Hörst du wie Mose mit dem Herrn im Gebet rang? Es war viel wie die Nacht, darin Jakob mit dem Herrn rang, da er sagte: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Man kann sehen, daß Mose ein Nachkomme Jakobs ist.
Na, laß nie man dir sagen, daß Gebet—ernstes Gebet—nicht zugute dient. Gott hört zu, und sogar "reut ihm" es, wie die Schrift Gottes Denken mit menschlichen Worten beschreibt. Der Herr sprach zu Mose: Was du jetzt geredet hast, will ich auch tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. Warum? Weil Mose betete und flehte. Und weil der Herr barmherzig ist, und die Gebeten seines Volks zuhört.
Es ist nicht schwierig, einige persönliche Bedeutungen hier zu finden. Vielleicht nehmen wir es für selbstverständlich daß der Herr immer uns beiseite ist. Aber vorstelle dich eine Moment wie es wäre ohne ihn zu sein. Wie schrecklich! Aber es gibt sie, die freiwillig die Hilfe und den Trost des Herrn aufgeben. Es gibt sie, die von dem Herrn fallen, oder sogar von ihm laufen. Was tun sie für sich! Sie bitten nicht nur die Welt einsam zu begegnen, sondern auch den Teufel selbst. Sie bitten Gott sie allein für alle Ewigkeit in der Hölle zu entlassen!
Ich bin sicher keiner von uns hier heute will das haben. Ich bin sicher im Gegensatz daß wir alle wie Mose beten wollen. Laßt uns nie des Herrn Gegenwart für selbstverständlich nehmen. Er erklärt uns klar, daß ob wir nicht ihn mit uns haben wollen, ob wir gegen ihn und sein Wort reagieren, ob wir so ihn beiseite setzen, endlich wird er uns zuhören, und tun was wir wollen. Dann werden wir einsam sein.
Wir müssen alle zugeben, daß wir den Herrn zu viel selbstverständlich genommen haben. Wie Mose, wollen wir ihn beten, daß er uns gnädig sei und bleibe. Zu einem solchen Gebet, wird er gewiß hören, und ja antworten. Wir brauchen ihn vor uns den ganzen Weg im Leben.
2. Ja, du darfst mich klarer als vor sehen (vv.18-23)
Mose war glücklich daß der Herr ihm ja geantwortet hatte—so glücklich, tatsächlich, daß er noch mehr Gutes hören wollte. "Prima," dachte er, "du gehst mit uns, O Gott. Aber jetzt will ich noch mehr Ermunterung haben."
Er aber sprach: So laß mich deine Herrlichkeit sehen. Noch einmal, sehen wir wie ähnlich Moses seinem Urvater Jakob war. War er zu gierig? Nein, es ist keine Gierigkeit wenn man sagt er mehr Glauben haben wolle. Das ist wie der man der zu Jesus sagte: "Ich glaube lieber HERR, hilf meinem Unglauben!" Es ist nicht gierig, weil Gott uns schon gesagt hat, daß er uns immer mehr Glauben geben will. Der Herr freut sich wenn wir ihn auf seinem Wort nehmen.
Der Herr war froh über das neue Gebet des Mose. Er aber sprach: So laß mich deine Herrlichkeit sehen. 19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht alle meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen des Herrn Namen vor dir. Wem ich aber gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wes ich mich erbarme, des erbarme ich mich. 20 Und sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. 21 Und der Herr sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir; da sollst du auf dem Fels stehen. 22 Wenn denn nun meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in der Felskluft lassen stehen und meine Hand ob dir halten, bis ich vorübergehe. 23 Und wenn ich meine Hand von dir tue, wirst du mir hintennach sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.
Kein sündiger Mensch kann Gottes entdeckte Heiligkeit völlig sehen, und doch leben. Sondern Gott ließ Mose sehen so viel wie möglich. Gott proklamierte seinen Namen, Jahweh, der Herr, welcher bedeutet: Wem ich aber gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wes ich mich erbarme, des erbarme ich mich. Auch wenn er nur die Rückseite von Gottes Herrlichkeit sah, war es schon Wochen vor das Volk an Mose gucken konnte ohne daß er einen Schleier über dem Kopf trage, weil er so hell glühte.
Wie für Mose, hat der Herr uns auch seinen Name ausgerufen. Er hat zu uns die Botschaft über seine unverdiente Barmherzigkeit in Christus Jesus, unserem Heiland ausgerufen. Denk wieviel mehr wir gesehen haben, als Mose! Wir haben die Vollziehung aller alttestamentlichen Opfer von Mose und Aaron, und allen ihren Nachkommen gesehen. Wir haben die Vollziehung in Jesu Tod auf dem Kreuz gesehen. Mose konnte nur darüber von der Ferne hoffen.
Wir treffen den Herrn zu Hause, wenn wir die Bibel oder Andachten lesen. Er kommt direkt in unsere Küche und Wohnzimmer! Was ein Privileg! Es ist nicht zu verstehen, daß einige würden das nicht hochschätzen. Aber es geschieht, auch in unseren Heimen, nicht wahr? Wir treffen den Herrn von Angesicht zu Angesicht wenn wir hierhin in seinen Tempel kommen wo wir seinen Namen ausgerufen hören. Aber am Besten, empfangen wir den Herrn selbst im Sakrament des Altars. Hier treffen wir den Herrn von Angesicht zu Angesicht in all seiner Herrlichkeit, weil Gottes größte Herrlichkeit ist, daß er willig unsere Erden zu besuchen war, Mensch zu werden, und für uns zu leiden und sterben—der Unschuldig für die Schuldige—Er für uns.
Wie Mose, Gott will daß wir nach diesem Privileg fragen und flehen, und es froh und eifrig nehmen, wenn wir die Möglichkeit haben. Jesaja, der Prophet, wurde einmal dem König Ahas von Gott gesandt, um zu sagen: "Fordere dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott." "Es sei unten in der Hölle oder droben in der Höhe! Aber Ahas sprach: Ich will's nicht fordern, daß ich den Herrn nicht versuche." Voll mit Zorn wurde des Herrn Prophet, weil es der Herr selbst war, der Ahas es zu fordern eingeladen hatte. "Da sprach er: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist's euch zu wenig, daß ihr die Leute beleidigt, ihr müßt auch meinen Gott beleidigen?"
Gott sagt dir "Fordere dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott." "Frage nach dem Wort, ich werde es dir geben. Fordere mein Angesicht und meine Herrlichkeit zu sehen, ich gebe dir meinen Sohn selbst, für deine Sünden aufgeopfert, in dem heiligen Sakrament. Hier kriegst du das, dafür Mose nur hoffen konnte."
Wie privilegiert wir sind! Wir unheilige Sünder haben den Herrn Herrn uns beiseite als unser Wegleiter. Wir hören den Herrn mit uns sprechen, genau wie Mose. Wir sehen den Herrn von Angesicht zu Angesicht im Sakrament des Altars. Beleidige nicht deinen Gott wenn er dir spricht. Hör ihn zu. Beleidige nicht den Herrn wenn er dir ein Zeichen in seinem heiligen Abendmahl geben will. Nimm es gerne wie Mose; werde vergeben, und so gerettet. Amen.