Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA
1. Sonntag nach Weihnachten, Die unschuldigen Kindlein, 27. Dezember 1998
Matthäus 2:13-18
"Gedenke der ersten Märtyrer für Christus"
von Pastor Timothy H. Bülow
Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. 14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten 15 und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.« 16 Als Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte. 17 Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht : 18 »In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«
Liebe Freunde in Christus,
Ich hoffe ihr alle ein frohes Fest hattet. Ich hoffe auch, aber, daß das Christfest für euch nicht schon fertig ist. Ich meine damit nicht nur die Freude, Besuche und Gemütlichkeit. Ich meine das Feiern von Christi Geburt. Ihr kennt schon daß es zwölf Tage zum Weihnachtsfeiern gibt. Wir sind heute so säkularisiert, daß wir die Laden und Geschäfte bestimmen lassen, wann und wie wir feiern sollen. Aber das eigentliche Christfest beginnt erst mit dem Christtag und dauert bis zum Fest der Erscheinung—Epiphanias, am 6. Januar. Also, während viele ihre Weihnachtsbäume schon raus aus dem Fenster werfen, wartet! Wir haben nur die Festtage begonnen, die das Feier des Herrn Geburt umgeben.
Eine gute Festmahlzeit anbietet eine Mischung von dem Süßen und dem Sauren. Es geht nicht nur Süßigkeiten zu essen. Das ist auch wahr wenn es um ein Christliches Fest geht. Deshalb bringen uns die Zwölf Weihnachtstage eine Mischung von Wahrheiten, beide traurig und froh. Gestern war der Festtag des heiligen Stephanus. Er war der erste Blutzeuge, der erste Märtyrer der christlichen Kirche. Dabei werden wir erinnert, daß wir uns verpflichtet haben einer todernsten Übergabe unserem Herrn. Bei unserer Konfirmationen gelobten wir lieber alles zu leiden, auch den Tod, als von dem einen wahren Glauben und einem klaren Bekenntnis davon abzufallen. Weil er genau das getan hatte, wurde Sankt Stephanus, ein Diakon der Urkirche zu Jerusalem getötet, von haßerfüllten Rotten gesteinigt. Die Glieder des hohen Rats wußten was sie taten. Viele aber in dem Mob, auch jener der eines Tages St. Paulus heißen würde, wußten nicht. Als er starb, schrie aus Stephanus wie sein Erlöser ein Gebet: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Ihnen, die später Buße taten, wie Paulus, wurde es vergeben.
Am 28. Januar, werden wir von dem Kirchenkalender an noch anderen Märtyrer erinnert, dessen Tod wir heute bedenken wollen. Das ist die unschuldige Kindlein von Bethlehem. Die Rotfarbe auf unserm Altar und Kanzel heute erinnern uns an ihrem Blut. Laßt uns dann heute „Die erste Märtyrer für Christus bedenken".
1. Es gibt ein Herodes in uns allen.
St. Matthäus macht so gern seine Leser aufmerksam auf die Erfüllung von alttestamentlicher Prophezeiung. So ist das in unsrem Text. Nachdem er den grausamen, schrecklichen Befehl des Herodes beschreibt, schreibt er: Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: 18 »In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«
Dies war nicht das erste Mal, daß ein Geschrei von der Müttern Israels gehört wurde, auch nicht würde es das letzte Mal sein. Sie weinten in Jerusalem als ihre Kinder getötet, oder ins Gefangenschaft geführt wurden, zur Zeit des Propheten Jeremia. Sie weinten auf Golgotha, als Jesus litt und starb am Kreuz. Sei weinten um ihre zu Tode marterte Söhne und Töchter, um Stephanus und Jakobus, um Petrus und Paulus, um Ignatius und Polykarpus—alle die litten, weil sie Jesus Christus als Messias und Erlöser bekannten. Mütter weinen noch heute um die viele moderne Blutzeuge der ganzen Welt, dessen Namen nur ihre Mütter kennen—in China, im Mittelosten, in Asien und in Afrika. Sei leiden und sterben wegen der modernen Herodes, die nochmals den Christus kreuzigen wollen, und seine Kirche mit ihm.
In Herodes, sehen wir was geschieht, wenn der Mensch sein eigener Herr sein will. König Herodes war ein solcher, der bereit war alles zu tun, seine Macht und Rang zu schützen. Er ermordete seine eigene Frau, seine drei Söhne, seine Schwiegermutter, seine Schwager, seinen Onkel und sonst jeden der nach seiner Meinung seinen Thron haben wollen könnte. Er ordnete den Mord eines seiner Söhne als er auf seinem eigenen Sterbebett lag. Und in seinem letzten Wille, ließ er den Befehl, daß all die führende Männer des jüdischen Landes hingerichtet sein sollen, auf daß eine richtige Trauer seinem Begräbnis begleite. Der Kaiser Augustus grinste einmal, daß es sicherer wäre ein Schwein im Stall des Herodes zu sein, als ein Sohn in seinem Haus.
Wir leben in viel edleren Zeiten, oder so dünken wir. Bis wir in der Zeitung gucken, und das Bild eines Zweijährigen Kinds sehen, voll von Blut im Wald Kosovos, mit der zerbrochenen Puppe noch in der Hand. „Sicher nicht hier" hoffen wir, bis wir unseren Präsident hören, wie er den grausamen Angriff auf schuldlose Kinder im Mutterleib rechtfertigt und verteidigt. Wie sie rückwärts ausgezogen sind, Tage vor der Geburt, eine Schere unterm Kopf gestoßen, und das Gehirn mit einem kunstvollen Staubsauger herausgesaugt—das alles weil sie das unerhörte Verbrechen begehen haben, daß sie die Freiheit der Eltern gehindert haben, Herr des eigenen Lebens zu sein!
Aber noch schockierender, sehen wir in Herodes was in uns ist. Wir seien vielleicht nicht Babymörder. Aber es gibt eine dunkle Seite in jedem von uns, das Herr sein will über das eigene Leben—gleichgültig was es kostet, gleichgültig welches Gebot gebrochen werden muß, gleichgültig welche gute Werke ungetan bleiben müssen.
Verstehst du warum Jesus auf diese Erde kommen mußte? Wegen des mörderischen Hasses und des mit sich selbst beschäftigten und selbst zerstörenden Egoismus des Sündhaften Menschen. Wir sehen es überall, und wenn wir ehrlich sind, sehen wir es auch in uns selbst. Danket dem Herrn für Jesus Christus, in Bethlehem geboren und für unsre Sünden in Jerusalem gestorben! Nur er kann uns von diesem schrecklich sündhaften Leben erretten und uns von dieser elenden Welt befreien. Und das hat er getan, Gott sei Lob!
2. Christus kam uns von unsrer schrecklichen Sündhaftigkeit zu befreien
Was taten jene kleine Bübchen? Nichts außer, daß sie in jener Zeit in jener Ort geboren wurden. Sie wurden getötet, nur weil sie Jesus glichen. Sie waren Jungs und sie waren jung—und einer von ihnen könnte der neugeborene König sein, den die Weisen vom Osten kamen zu ehren und anbeten. Für solches wurden sie Märtyrer, Blutzeuge. Und wir heißen sie so mit Recht, weil mit ihrem Blut zeugten sie von Jesus, dessen Blut vergossen würde für unsre schreckliche Sünden.
Sind wir Märtyrer, oder Zeuge für Jesus? Sind wir bereit lieber alles, auch den Tod für Jesus zu leiden, als vom Glauben abzufallen, wie wir gelobten bei unserer Konfirmationen? Bezeugen unsere Leben Jesu Kreuz? Jesus sagte einmal: „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein." (Lukas 14:27) Diese Säuglinge glichen Jesus in seinem Tod. Daß wir Jesus gleichen sollen, bedeutet daß wir auch das Kreuz tragen müssen, und unser Leben verlieren um seinetwillen, um es zu finden (Mt 10:39). Durch unsre Taufe, sind wir dazu gewidmet, gleich wie die Kindlein zu Bethlehem—das ist wenn wir nicht unsre Ähnlichkeit mit Jesus nicht unter einen Scheffel verbergen. Wenn wir es wagen, unser Licht vor den Leuten durch heiliges Leben und treue, salzige Worte leuchten zu lassen, werden wir auch die Meinung kennen des wagemutigen Satzes des Apostels Paulus: „Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde" (Kol. 1:24). Oder wie St. Petrus schrieb: „Freut euch, daß ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt" (1 Petrus 4:13).
Wir heißen sie unschuldig mit Recht, nicht weil sie ohne Sünde waren. Wir wissen von der Schrift daß wir alle in Sünde empfangen und geboren sind. Auch das kleinste Baby braucht Gottes Gnade und Vergebung. Aber diese kleinen jüdischen Jungen waren Kinder des Bundes. Sie waren beschneidet, das ist, sie waren getauft nach dem alten Bund. Also starben sie unter der Gnade und Vergebung Gottes.
Sie sind nicht vergessen worden. Ihre Leben wurden früh in den Dienst des Herrn aufdrängt, genau wie unsre, und sie blieben Treu bis zum Ende, obwohl ihr Ende ganz früh ankam. Und jetzt sind sie zu den Heiligen droben gerechnet, genau wie wir sein werden, wenn wir bis zu unsrem Ende treu bleiben.
Diese ganze Episode ergibt keinen Sinn ohne Jesus. Ohne Jesus, ist dies nur noch ein Beispiel von des Menschen Grausamkeit gegen den Menschen, ein sinnloses Schlacht von schuldlosen Kindern. Matthäus erzählt sondern das es geschehen ist in Erfüllung von Prophezeiung. Zweimal in unsrem Text erinnert Matthäus uns wie Gott sein alttestamentliches Wort erfüllt. Die Flucht nach Ägypten: »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.« und der Tod der Babys: »Rahel beweinte ihre Kinder«.
Nichts in dieser Welt geschieht zufällig oder ohne Gottes Erlaubnis. Gott ist an der Kontrolle. Hinter der Tragödie auf Erden liegt geheim der Triumph des ewigen Sieges: Der Sieg dieser jungen Heiligen, die jetzt in Herrlichkeit leben, und der Endsieg des Heilands, der ihre Erlösung möglich machte, als er sein eigenes Blut für sie und uns vergoß.
„Das ist nicht fair" protestieren oft Leute. Fair ist es aber. Ja, Jesus entkam, während sie starben, aber nur auf daß er später, bereitwillig, sein Leben für die Welt aufgeben könnte, nachdem er ein vollkommenes Leben an unsrer Stelle geführt hatte, nachdem er das Evangelium verkündigt hatte, nachdem er sein ewiges Reich gegründet hatte. Ja, die Kindlein zu Bethlehem starben—unfair nach der menschlichen Vernunft—dennoch aber fair. Wie wir alle, verdienten sie nichts. Dennoch gab Gott ihnen aus lauter Gnade das Privileg für ihn zu sterben, und jetzt hat er ihnen den Siegerkranz des ewigen Lebens gegeben.
Weder ich, noch der Evangelist Matthäus will ihre Weihnachtsfreude wegnehmen. Sondern wir müssen uns erinnern was Weihnacht wirklich bedeutet. Jesus kam in diese Welt ein unschuldiges Blutopfer zu sein, wegen des Königs Herodes in jedem von uns. Er kam grausam getötet zu werden, auf daß wir durch alle Ewigkeit mit ihm im Himmel leben dürfen.
»Rahel beweinte ihre Kinder« Wir beweinen auch die Kinder die jeden Tag in unsrem Lande sterben. Spare aber die größten Tränen für sie die ewig sterben, ungetauft, ohne Glauben—entweder Kinder oder Erwachsene. Wir weinen wenn wir denken daß dieses Baby Jesus aufwachsen wird gehaßt zu sein und endlich getötet. Aber Jesus sagte den Frauen Jerusalems am Tag seiner Kreuzigung: „Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder" (Luk. 23:28) Beweine sie, die den richtigen Jesus von Bethlehem ablehnen—den Sohn Gottes der als Blutopfer geboren wurde. Wie Zentral das vergossene Blut ist, wollte Jesus uns nie vergessen lassen. Deshalb feiern wir das heilige Abendmahl besonders fleißig in dieser Jahreszeit, nach seinem eigenen Befehl.
Möge unser Weihnachtsliebe immer für den „Allerverachtetsten und Unwertesten, für den Man voller Schmerzen" sein, der geboren war um zu sterben (Jes 53:3). Und möge unser Glaube an ihn immer treu und fest bleiben, im Leben und im Sterben, daß wir immer seine Zeuge bleiben, und endlich auch selber zu den Heiligen gezählt sein. Amen.