Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA

Des heiligen Stephanus Tag, 26. Dezember 1999

Apostelgeschichte 6:8-15, 7:1,51-60

„Ein Geschenk würdig dem, der uns alles gegeben hat."

von Pastor Timothy H. Bülow

Stephanus aber, voller Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. 9 Da standen einige auf von der Synagoge der Libertiner und der Kyrenäer und der Alexandriner und einige von denen aus Zilizien und der Provinz Asien und stritten mit Stephanus. 10 Doch sie vermochten nicht, der Weisheit und dem Geist zu widerstehen, mit dem er sprach. 11 Da stifteten sie einige Männer an, die sprachen: „Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen Gott“. 12 Und sie brachten das Volk und die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, traten herzu und ergriffen ihn, und führten ihn vor den Hohen Rat 13 und stellten falsche Zeugen auf, die sprachen: Dieser Mensch hört nicht auf zu reden gegen diese heilige Stätte und das Gesetz. 14 Denn wir haben ihn sagen hören: „Dieser Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und die Ordnungen ändern, die uns Mose gegeben hat“. 15 Und alle, die im Rat saßen, schauten ihn an und sahen sein Angesicht wie das Angesicht eines Engels. 1 Da fragte der Hohepriester: „Ist das so?“ Er aber sprach: „Liebe Brüder und Väter, hört zu. ...51 Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. 52 Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor das Kommen des Gerechten verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. 53 Ihr habt das Gesetz empfangen durch Weisung von Engeln und habt es nicht eingehalten“. 54 Als sie das hörten, ging es ihnen durch’s Herz, und sie knirschten mit den Zähnen über ihn. 55 Er aber, voll des heiligen Geistes, sah zum Himmel auf und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen 56 und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“. 57 Sie schrien aber laut und hielten sich ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, 58 stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Und die Zeugen entledigten sich ihre Kleider den Füßen eines jungen Mannes, der Saulus hieß, 59 und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ 60 Er fiel auf die Knie und schrie laut: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Und als er das gesagt hatte, verschied er.

Liebe Freunde in Christus: Noch einmal Frohe Weihnachten! Ist es nicht gut, dass heute Sonntag ist? Normalerweise ist der zweite Feiertag ein Tag, der schnell wieder in den Materialismus verläuft; da gehen wir alle wieder in die Kaufhäuser und tauschen unsere Geschenke zu ein, gegen etwas, was man eigentlich erwartet hatte. Zumindest bekommen wir eine kleine Begnadigung dieses Jahr. Vor vielen Jahren feierten die Christen nicht nur den Christtag, sondern auch den zweiten und den dritten Christtag. Heute wollen wir einem anderen alten Brauch folgen. Heute feiern wir des Heiligen Stephanus Tag. Wir gedenken des Tages, da er sein Leben aufgeben haben soll.

Das ist passend, denn das Geschenk des St. Stephanus ist das größte Geschenk, die ein Christ seinem Retter geben kann. Er bot seinem Herrn sein Leben an: Ein Geschenk würdig ihm, der uns alles gab.

1. Wie passend, St. Stephani Tag am zweiten Christtag zu feiern

Weihnachten ist ein so homogenisiertes Fest. Alles ist so sauber und ordentlich mit dem weltlichen Fest. Aber wie Christen wissen, dass Weihnachten der Anfang einer nicht so sauberen und ordentlichen Geschichte ist, der Geschichte des Sohnes Gottes auf Erden. Um zu verstehen, warum der heilige Stephanus so bereitwillig war, das größte Opfer zu bringen, wollen wir zuerst bedenken, wie groß das Opfer ist, das Jesus uns die erste Weihnacht brachte.

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Christus uns alles gab. Um unser Heiland zu sein, mußte Gottes Sohn den Himmel selbst aufgeben. Er mußte seinen Thron mit einer Krippe im Kuhstall austauschen. Er tauschte seine königliche Robe mit Windeln. Er tauschte den Wein beim himmlischen Festessen mit dem Muttermilch der Jungfrau Maria. Er gab die preisende Menge der himmlischen Scharen auf für die Gesellschaft von Vieh.

Er gab seine Ewigkeit im Himmel, um in unser sterbliches Leben hereinzukommen. Der allwissende Gott mußte zur Schule gehen. Der Schöpfer aller Welt paßte auf, als sein Vater ihn lehrte, Möbel zu bauen von dem Holz der Bäume, die er selbst ins Dasein brachte. Er wurde von dem Teufel versucht, den er einmal als Engel des Lichtes geschaffen hatte. Er wurde ignoriert, verachtet, verspottet und am Ende gekreuzigt von den Menschen, deren Urvater er vom Staub geformt hatte, und deren Urgroßmutter er mit Liebe von seiner Rippe gemacht hatte. Demütigend wie das alles war, war es genau so schmerzend, als Jesus eines grausigen Todes am Kreuz starb.

Das sind die Geschenke, die Jesus zu Weihnachten brachte. Unsere sauberen und ordentlichen Festtage erinnern an den Beginn einer schmerzlichen und blutigen Geschichte. Schon am achten Tag nach seiner Geburt, als Jesus unseretwillen in vollkommener Erfüllung des Gesetzes beschnitten wurde, prophezeite der alte Simeon, überglücklich dass er seinen Heiland mit eigenen Augen sehen konnte: „Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden“. (Lukas 2:34-35)

Nicht lange danach sah diese Prophezeiung seine erste Erfüllung, als die unschuldigen Kinder zu Bethlehem niedergemetzelt wurden. Johannes der Täufer verlor seinen Kopf wegen seines treuen Zeugnisses über Gottes Lamm. Nach Christi eigenem Leiden und Sterben, war der heilige Stephanus der erste in der Urkirche als Zeuge des auferstandenen Christus getötet zu werden. Vor seine Generation vergehen würde, würden 11 der Apostel des Todes der Märtyrer sterben. Noch Tausende starben in den Zirkussen von Rom, da sie Gladiatoren und Löwen unbewaffnet gegenüber gestellt wurden, um die zu amüsieren, die das Christuskind haßten. Und es wird bis heute fortgesetzt. Es ist immer noch lebensgefährlich, den König der Himmel anzubeten in solchen irdischen Königreichen wie Saudi-Arabien, Iran, Sudan, China und Afghanistan. Sie, die den 2000sten. Feiertag der christlichen Ära in der Stadt seiner Geburt feiern wollen, werden von unserer Regierung vor anti-christlichem Terrorismus gewarnt.

Wie passend, den Festtag des heiligen Stephanus am Tage nach Weihnacht zu feiern. Wie passend, heute vor die Frage gestellt zu werden, ob wir bereit wären, das größte Geschenk ihm zu geben, der uns alles gegeben hat. Wie wichtig, dass wir uns wieder zum Gebet begeben, für unsere Mitchristen, die um des Glaubens Willen leiden, wo immer sie heute im der Welt sich befinden.

2. Wer War Stephanus?

Wer war Stephanus? Im 6. Kapitel der Apostelgeschichte kriegen wir die Antwort: In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die Hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. 2 Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, daß wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen. 3 Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst. 4 Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. Stephanus war ein Laie, gewählt, um den Dienst des Wortes zu erleichtern, dadurch dass er andere wichtige Diensten der Kirche aufpaßte. Er wurde gewählt, so die Apostelgeschichte, weil er „voll heiligen Geistes und Weisheit“ war. Und die Bibel macht klar, genau wie man „voll heiligen Geistes und Weisheit“ wird. Die Gabe des heiligen Geistes kommt durch die Gnadenmittel. Stephanus war einer der wunderbaren Laien, nach denen Pastoren sich sehnen in ihren Gemeinden zu haben – Männer, die gerne im Wort suchen und studieren, Gott anbeten und das Abendmahl nehmen. Stephanus war ein Laie, der seinen Glauben ernst nahm und es praktizierte dadurch, dass er seinen Herrn diente durch die Arbeit der Kirche. Er wußte, wie wichtig der Dienst des Wortes ist, so machte er alles, was er konnte, so dass die Pastoren und Apostel der Gemeinde zu Jerusalem sich damit engagieren könnten.

Heute, als wir das wunderbare Beispiel des Stephanus betrachten, bietet sich uns eine gute Gelegenheit, dir solche Fragen zu stellen, zum Beispiel: „Bin ich voll heiligen Geistes und Weisheit?“ Ist es dir das wichtigste Ziel im Leben, immer geistlicher zu werden durch ernstes Studieren des Wortes? Erleichterst du den Dienst des Wortes durch das Helfen mit den verschiedenen anderen Diensten in deiner Gemeinde? Wir haben auch Witwen, zum Beispiel, die jemanden brauchen, der ihnen die Kassetten von unseren Gottesdiensten ausliefern kann. Wir brauchen Leute, die mit der Pflege und dem Reparieren unserer Gebäude helfen können. Wir brauchen Leute, die mit ihren Bekannten sprechen können, die nicht oft zur Kirche kommen – nicht nur die Ältesten, sondern andere, die bereitwillig sind, des Bruders und der Schwester Hüter oder Hüterin zu sein.

Diese sind alle dauerhafte Geschenke, die du Jesus geben kann, der dir alles gegeben hat. Was für ein wunderbares Weihnachtsgeschenk, wenn du dich heute wieder hingeben würdest, dass du „voll heiligen Geistes und Weisheit" werdest. Was für ein dauerhaftes Geschenk es wäre, aufs neue zu geloben, mit den verschiedenen Diensten der Kirche persönlich zu helfen, auf dass der Dienst des Wortes nicht verhindert werde, weil der Pastor alles mögliches selber machen muß.

3. Stephani Martyrium

All die Geschenke, die Stephanus seinem Herrn gab, kulminierten in dem größten Geschenk von allen. Er gab sein Leben auf für seinen Heiland. Das Wort „Märtyrer“ kommt aus dem griechischen und bedeutet „Zeuge.“ Stephanus, war ein „Märtyrer“ – ein Zeugnis – bevor er sein Leben aufgab. Obwohl er ein Diakon war und nicht der Diener des Wortes, benutzte Stephanus jede Gelegenheit, seinen Glauben mit seinen Mitmenschen zu teilen. Er zeugte durch sein Leben, und machte sich seitdem ein Beispiel für christliche Laien jeder Generation. Als er vor dem Sanhedrin gebracht wurde, um für seinen christlichen Glauben Antwort zu geben, zeugte er von seiner großen Kenntnis der Bibel über Gottes Erfüllung aller Prophezeiungen des alten Testamentes in Jesus Christus. Seine ganze Predigt steht im 6. Kapitel der Apostelgeschichte geschrieben. Wie gründlich und wunderbar seine Auslegung von alttestamentlicher Geschichte ist. Wie klar er scheidet und erklärt Gesetz und Evangelium. Zuletzt bezeugte Stephanus über den festen Grund seines Glaubens durch sein Tod. Er war bereitwillig, auch zu sterben, weil er wußte, dass sein Erlöser ihn am selben Tag annehmen würde. Nicht einen Moment, zweifelte er, was er zu tun hatte. Er wußte, dass denen, die getreu bis an den Tod bleiben, Jesus die Krone des Lebens geben wird. Und als er starb, sah er Jesus selbst ihm willkommen heißen. Noch heute dient der Tod des Stephanus und all der anderen Märtyrer als Zeugnis zur ewigen Wahrheit des christlichen Glaubens, woran sie so fest glaubten. Deshalb werden sie „Blutzeugen“ genannt.

O dass auch unser Leben wie das des Stephanus als klare Zeugnissen über Jesus dienen soll. Was für ein wunderbares Geschenk für Jesus das wäre, der uns schon alles gegeben hat. Streben wir, unsere Bibel so gut zu kennen, dass wir auch, wie dieser Laie Stehanus, eine gute Predigt über die ewigen Wahrheiten des Glaubens predigen können. Seien wir bereitwillig, wie Stephanus, unsere Zeit und Arbeit aufzugeben im Dienst des neugeborenen Königs. Und seien wir bereitwillig, alles zu erleiden, auch den Tod, um des Privilegs willen, ein Märtyrer – ein Zeuge – für den Glauben zu sein: Ein Geschenk würdig dem, der uns alles gegeben hat. Amen.

 

(Vielen Dank meinem neuen Freund Wolfgang Henning in Sydney, für die „Rechtschreibungsreform“.