Die Cannon-Filme
A Golan-Globus Production

Wer erinnert sich nicht an die goldenen achtziger Jahre,
als beihnahe jede Woche ein neuer Actionkracher in den Videotheken
auftauchte, dessen Credits mit diesen Worten begannen.

Regelmäßig kam es zu tumultartigen Szenen vor den Regalen, wenn man
sich mit 20 oberlippenbärtigen Mantafahrern um den neuesten
Kanonenschlag mit Charles Bronson, Chuck Norris oder
Michael Dudikoff balgen mußte.

Jaja, das waren noch Zeiten, als die Videotheken nur jeweils EINE EINZIGE
Kassette eines neuen Films der Meute zum Fraß vorwarfen und die weniger
Glücklichen sich mit den Plätzen 36-58 auf der Vorbestell-Liste zufriedengeben mußten.

Hatte man das begehrte Tape aber erstmal in den Recorder geschoben,
kam sofort ein Gefühl des Geborgenseins auf.

Der Cannon-Schriftzug bürgte halt für...äh... einen gewissen Grad an Qualität...
Naja, man wußte einfach, was einen erwartete.

Dazu gehörte allerdings meist auch
eine mehr oder weniger große Zahl von Schnitten.

Dieser Umstand, zusammen mit einer ordentlichen Portion Nostalgie
sowie meiner Liebe zu doofen Filmen, bringt mich
heute dazu, die Geschichte der Cannon Films kurz aufzurollen und
einige hübsche Fallbeispiele mit Schnittberichten zu illustrieren.

Auf geht´s.

"Cannon Films - We´re Dynamite !"

Anfang der achtziger Jahre hatten
die beiden israelischen Filmproduzenten
Menahem Golan und Yoram Globus mit ihrer
endlosen "Eis am Stiel "-Reihe dermaßen
viel Kohle gescheffelt, daß sie einem
akuten Anfall von Größenwahn erlagen
und meinten, nach Hollywood gehen zu müssen.

Dort machten sie sich schnell einen
Namen, als sie 1981 für die Columbia
das Sequel zu Michael Winners sieben Jahre altem
"Death Wish" (dt. "Ein Mann sieht rot ") produzierten.

"Death Wish"(dt. "Ein Mann sieht rot)
schlug ein wie eine Bombe, machte den
ehemals einigermaßen respektierten
Charles Bronson zu DEM neuen Actionstar
und bescherte unseren beiden Glücksrittern
die Erfolgsformel, an der sie fast
zehn Jahre lang festhalten würden.

Ein Arschloch sieht rot

Es ist immer das Gleiche:

Unschuldige Familien / Kriegsgefangene / allgemeine Amerikaner
werden Opfer sinnlos ausufernder Gewalttätigkeiten, während
Polizei / Justiz / Regierung absolut nichts dagegen tun
können / wollen / dürfen.

Ein Mann hat dann irgendwann die
Schnauze voll, schnappt sich einen grotesk
überdimensionierten Penisersatz und bläst
jeden vom Bildschirm, der wie ein
Verbrecher/Vergewaltiger/Vietnamese
aussieht.

Manchmal reicht es auch schon, wenn man einfach nur häßlich ist.
Zugegeben, das ist nicht gerade politisch korrekt.
Man könnte sogar sagen, das ist ganz schön faschistoid.
Aber den Zeitgeist der Achtziger trifft dies ausgesprochen gut, und
wirklich ernst nehmen kann man diese Schund
heute eh nicht mehr.

Im Gegenteil: Trash-Liebhabern bietet
sich hier eine echte Fundgrube für
gnadenloses Ablachen bei gleichzeitiger
Befriedigung der niedersten Instinkte.
Boah, ey !

Enter the Michael

Ebenfalls 1981 und ebenfalls für die
Columbia legten Golan-Globus den
Grundstein für ihre zweite Actionschiene
neben den Faschofilmen.

"Enter the Ninja" (dt. "Ninja - Die Killermaschine"),
in loser Anlehnung an Bruce Lees "Enter the Dragon"
(dt. "Der Mann mit der Todeskralle") betitelt,
sollte weniger den kleinen Nazi als
den kleinen Kampfkunstfan ansprechen.

Dummerweise holte man sich für den
Einstand in das Genre des Ninjafilms
einen so unpassenden Hauptdarsteller,
daß es rückblickend fast idiotisch wirkt:
Ex-Django Franco Nero!

Den ganzen Film über fragt sich
der irritierte Betrachter, wo der
Kerl wohl seinen Cowboyhut gelassen hat.
Das Publikum sah dies aber nicht so eng
und machte den Film trotzdem zu einem
Erfolg, wohl fasziniert von den
beinahe übernatürlichen Fähigkeiten
der Ninja (wie z.B. bei abgeschalteter Kamera
einfach aus dem Bild zu latschen).

Für die folgenden Ninjafilme holte
sich Cannon aber zum Glück neue Darsteller.

Den japanischen Actionstar Sho Kosugi
und den amerikanischen Milchbubi
Michael Dudikoff.

Speziell Dudikoff in der Rolle des
"American Ninja" (dt. "American Fighter")
kam bei den Videokunden in Amerika und
Europa sehr gut an.
Kein Wunder, eignete er sich doch
hervorragend als Identifikationsfigur,
die all das konnte, was man selbst
im Judokurs nicht auf die Reihe bekam.

Es sollte allerdings nicht unerwähnt
bleiben, daß die Cannon-Ninjafilme
von äußerst unterschiedlicher Qualität
sind, viel mehr noch als die
Kuck-mich-nich-an-sonst-blas-ich-dich-weg-Filme.

Over the Flop

Tja, so ging´s einige Jahre lang höchst
erfolgreich weiter, eine mehr oder
weniger austauschbare Actionplotte
jagte die andere.

Damit auch bloß niemand auf neue Ideen
kam, legte man bei Cannon das uralte
Prinzip des Hausregisseurs wieder auf.
Männer wie J. Lee Thompson, Sam Firstenberg
oder Albert Pyun (der sich davon bis
heute nicht erholt hat) verkauften ihre Seele,
arbeiteten wie am Fließband und sorgten so
für permanentes Kassenklingeln.

Dies verursachte bei Golan-Globus
allerdings einen erneuten Anfall von Größenwahn.
Das Geld pickliger Halbstarker war ihnen wohl nicht mehr gut genug,
deswegen nahmen sie sich diesmal vor ihre Cannon Films aus dem
Schummerschatten der Videotheken zu tragen und
den Major-Studios Konkurrenz zu machen.

Sie begannen, pseudoanspruchsvolle
Semi-Kunstfilme ("Tough Guys Don´t Dance"),
überbudgetierte Fantasyepen
("Masters of the Universe"), kotzniedliche
Kinderfilme ("Hänsel and Gretel") und einfach
nur grottenschlechte Starvehikel
("Over the Top") zu fabrizieren und so
ihr ehemals florierendes Geschäft
langsam aber sicher in die roten Zahlen zu
manövrieren.

So um 1989 herum war dann endgültig
Schicht, Cannon ging Pleite, und
Golan-Globus trennten sich, um den
alten Erfolg allein mit neuen
Firmengründungen zu wiederholen.
Aber sowohl Menahem Golan mit seiner
21st Century Entertainment als auch
Yoram Globus mit seinen Golan-Pictures
gingen recht flugs erneut baden.
Jüngsten Meldungen zufolge sollen sich
die beiden aber wieder zusammengerauft
haben, um abermals billige Actionware
hervorzuzaubern.
Erster "Star" des neuen Studios ist
der Sohn von Steven Seagal.

Manche Leute lernen´s eben nie...

Cannon:
Ausgewählte Filmografie

Titel (dt. Titel, Regie)

1980

Schizoid (dito, David Paulsen)

1981

Death Wish II (Der Mann ohne Gnade, Michael Winner)
Enter the Ninja (Ninja - Die Killermaschine, Menahem Golan)
X-Ray (dito, Boaz Davidson)

1982

The Last American Virgin (Boaz Davidson)

1983

10 to Midnight (Ein Mann wie Dynamit, J. Lee Thompson)
House of the Long Shadows (Das Haus der langen Schatten, Pete Walker)
Revenge of the Ninja (Die Rückkehr der Ninja, Sam Firstenberg)
The Wicked Lady (Die verruchte Lady, Michael Winner)

1984

The Ambassador (Der Ambassador, J. Lee Thompson)
Exterminator 2 (dito, Mark Buntzman)
Missing in Action (dito, Joseph Zito)
The Naked Face (Das nackte Gesicht, Bryan Forbes)
Ninja III: The Domination (Die Herrschaft der Ninja, Sam Firstenberg)
Ordeal by Innocence (Tödlicher Irrtum, Desmond Davis)
Over the Brooklyn Bridge (dito, Menahem Golan)

1985

American Ninja (American Fighter, Sam Firstenberg)
Death Wish 3 (dito, Michael Winner)
The Delta Force (Delta Force, Menahem Golan)
Hot Chili (dito, William Sachs)
Hot Resort (Heiße Ferien, John Robbins)
Invasion U.S.A. (dito, Joseph Zito)
King Solomon´s Mines
(Quatermain - Auf der Suche nach dem Schatz der Könge, J. Lee Thompson)
Lifeforce (dito, Tobe Hooper)
Missing in Action 2 (dito, Lance Hool)
Nine Deaths of the Ninja (Die 9 Leben der Ninja, Emmett Alston)
Runaway Train (Expreß in die Hölle, Andrei Konchalovsky)
Thunder Alley (Straße des Donners, J.S. Cardone)

1986

52 Pick-Up (dito, John Frankenheimer)
America 3000 (dito, David Engelbach)
Avenging Force (Night Hunter, Sam Firstenberg)
Cobra (Die City-Cobra, George P. Cosmatos)
Dangerously Close (Teuflische Klasse, Albert Pyun)
Firewalker (Feuerwalze, J. Lee Thompson)
Invaders from Mars (Invasion vom Mars, Tobe Hooper)
Murphy´s Law (Murphy´s Gesetz, J. Lee Thompson)
The Texas Chainsaw Massacre Part 2 (Tobe Hooper)

1987

Alien from L.A. (Flucht aus Atlantis, Albert Pyun)
Allan Quatermain and the Lost City of Gold
(Quatermain II - Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt, Gary Nelson)
American Ninja 2: The Confrontation (American Fighter II, Sam Firstenberg)
Assassination (Der Mordanschlag, Paul Hunt)
The Barbarians (Die Barbaren, Ruggero Deodato)
Bloodsport (dito, Newt Arnold)
Death Wish 4: The Crackdown (Das Weiße im Auge, J. Lee Thompson)
Down Twisted (Hetzjagd in St. Lucas, Albert Pyun)
Going Bananas (Im Urwald ist die Hölle los, Boaz Davidson)
The Hanoi Hilton (Hanoi Hilton, Lionel Chetwynd)
Masters of the Universe (dito, Gary Goddard)
Mercenary Fighters (Freedom Fighters, Riki Shelach Nissimoff)
Number One with a Bullet (Berserker, Jack Smight)
Over the Top (dito, Menahem Golan)
Street Smart (Glitzernder Asphalt, Jerry Schatzberg)
Superman IV (dito, Sidney J. Furie)
Tough Guys Don´t Dance (Harte Männer tanzen nicht, Norman Mailer)

1988

Appointment with Death (Rendezvous mit einer Leiche, Michael Winner)
Braddock: Missing in Action III (dito, Aaron Norris)
Hanna´s War (dito, Menahem Golan)
Haunted Summer (Verdammter Sommer, Ivan Passer)
Messenger of Death (Das Gesetz ist der Tod, J. Lee Thompson)

1989

Cyborg (dito, Albert Pyun)
Kinjite: Forbidden Subjects (Kinjite - Tödliches Tabu, J. Lee Thompson))


(C) Matthias

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