herbsttag
ein nachmittag; entlang des weges wispert fern das laub
ganz leise summt es melodien, fast melancholisch matt
im einklang wanken bäume würdig mit, die alt und taub
im winde spielen; zwischen ihnen tanzt ein goldnes blatt
die sonnenstrahlen weben hellblau einen bunten kranz
in rote buchen; vögel fechten aus ihr'n letzten streit
mit heiterem gesang; so zeigt sich stolz in spätem glanz
das jahr und für momente nur trägt es sein schönstes kleid
indes betäubt mich kurz dies bild, ringsum ist alles still
sekundenlanger halt; bin schwerelos erstarrt und klein
weitab huscht schattenhaft ein leben, das ich halten will
doch sehnsucht treibt mich schwindlig fort, gedankenleer allein
Giorgio
Wenn bitterkalt der Morgen blaut
zerkräuselt sich die Gänsehau.
Es blaut hinein den Tag ins Land,
ein Gähnen streckt die müde Hand
Die Flocken rieseln leis Beton,
geweißelt sind die Wege schon,
und puderzuckrig himmelweit
ist alle Erde eingeschneit.
So winterschlafig müdematt
polieren wir die Augen glatt.
Gehn hinaus mit Bibbergrumm
zu stromgeheiztem Lichtgesumm.
Wenn kirchturmfern die Glocke bellt,
verzuckert sich die Wunderwelt.
Schneeknirschig fassen Schuhe Fuß
und geben Flockenleichen Kuß.
Ein handgeformter Kugelmann
trägt stummen Gruß an uns heran.
Der Mantel pelzt sich im Genick:
Da pudelwohlt der Augenblick.
Roland
Letzte Sonnenstrahlen umgleiten
den Hirten und seine Herde,
in diesen ganz sich ergänzenden Weiten
ist es nur Ruhe und Glück, was zählt auf der Erde
Glitzernde Diamanten
hängen an Halmen und Blattwerk dort,
zitternden Luftgirlanden
gleichen die Gräser an diesem Ort
Will man nicht weilen für immer hier
und erblicken der Natur schönste, ergreifende Zier ?
Alles ein einziges friedliches Bild
in dem dieser Lobgesang scheu erschillt !
Lisa
Jahresende
Ich sehe nach vorn,
mein Blick wandert weit -
keine Halme, kein Korn,
erstarrte Einsamkeit
Jetzt sind die Äcker leer
in weißes Tuch gehüllt,
der Spatz fliegt auch nicht mehr,
kein Zwitschern, das die Stille füllt
Auch mein Weg ist verschneit
wer weiß, wohin er führt ?
Das zeigt wohl nur die Zeit -
Sanft wird meine Hand berührt:
Ein zarter Hauch im Genick,
ich hör ein Lachen ganz nah,
und ich blicke zurück:
meine Liebe ist da
Roland
Nachts
Nachts,
wenn die Eule ihren Platz verläßt
um auf lautlose Jagd zu gehen
Stehe ich am Weiher
um ihr schweigend zuzusehn
Grüne Wiesen liegen schwarz
unter einem einsamen Mond
Nachts
wenn in meinem Herz
die Sehnsucht wohnt
Flüsternde Winde
schwarze Schwingen
sanft wie der Regen im Mai
Ein Traum kam vorüber
Nun ist er vorbei
Nachts
wenn die Welt legt ihr Haupt zur Ruh
sehen Augen klar wie Bergseewasser
der Vergangenheit zu
Ein kleines Boot
hat mich ans Ufer gebracht
ich hab ihr zugelächelt
der stillen Nacht
Nachts
wenn die Nebel über den Weiher wehn
hab ich den Morgen
In den Augen der Eule gesehn
Sonja
düstrer himmel über stille acker karg und kahl
weitab die kalte weite unbewohnt
im dunkeln sieht uns nur ein ruhiger mond
sein antlitz leuchtet milde müd und fahl
beschützend er uns weise schimmert
die wir sitzen scheinbar vereint
sieh! wie seltsam traurig für uns er weint
und bei leisem klange an beider leid erinnert
indessen draußen schwere bäume ächzen
durch alte äste reif nach ruhe lechzen
so flüstern sie göttliche befehle
in finstre nacht hinaus, leblos verlassen
ihre ewigkeit läßt uns erblassen
geliebte! einsam harrt meine seele
Giorgio